|13| Tick Tack, Tick Tack

1K 64 13
                                    


Mit zitternden Fingern und einem rasend schnellen Puls, wischte ich einmal über den Bildschirm und nahm so das Gespräch an. Dann hielt ich zitternd mein Handy an mein Ohr.

„Hallo Süße, Interessante Flucht, die du da mit deinem Kater hingelegt hast. Mein Respekt! Doch deine Eltern haben das nicht so spektakulär geschafft...
Ich denke, dass du weißt, wo sie sich befinden. Solltest du sie wiedersehen wollen, dann würde ich dir raten jetzt ganz genau zuzuhören: Erstens, erzähl deinem Kater nichts davon! Zweitens, leg deine Ohrringe ab und pack sie weg. Drittens, komm heute um Punkt 13 Uhr zu dem Speicher an der Seine an der Dritten Brücke von eurem Hotel aus gesehen! Die Tür steht offen. Sollte der dumme Kater auftauchen, war's das mit deinen Eltern...", erklärte eine tiefe, männliche Stimme und Tränen bahnten sich ihre Wege über meine Wangen. „Alles verstanden? Punkt 13 Uhr am Speicher an der dritten Brücke von euerem Hotel aus gesehen. Kein Kater und kein Marienkäfer!", wiederholte die Stimme erneut und in einem unterdrückten Schluchzen brachte ich ein "Ja" hervor. „Nicht weinen, Süße!", fügte die Stimme noch hinzu und dann ertönte ein langgezogenes Tuuuut. Zitternd rannte ich, samt Handy, ins Bad, verschloss die Tür hinter mir und brach zusammen.
Er hatte meine Eltern... Es gab keine Chance diese Gang irgendwie zu hintergehen! Es war vorbei...
Verzweifelt winkelte ich meine Knie an, schlang meine Arme darum und vergrub meine Gesicht in meinen Oberschenkeln. Einige Minuten saß ich so da, bis mein Gehirn begann Pläne zu schmieden, mich hier wegzuschleichen ohne, dass es Adrien auffiel. Möglichkeit eins wäre, jetzt schon zu verschwinden aber dann wäre das Risiko größer, dass Adrien mich fand, da es erst halb zehn war. Also schied diese aus... Möglichkeit zwei wäre, Adrien bis halb eins hinzuhalten, ihn dann zum schlafen zubringen und dann zu verschwinden. Zwar war es riskant, denn was wenn ich es nicht schaffen würde, ihn zum einschlafen zu bringen aber es war die einzige Möglichkeit.
Langsam beruhigte ich mich und sah auf. Okay... Jetzt musste ich nur noch eine gute Show bis um 12 Uhr hinlegen und ihn dann zum einschlafen bringen... Das schaffst du Marinette!
Ich nahm einen tiefen Atemzug, richtete mich auf und ging zum Waschbecken hinüber. Dort wusch ich mir mein Gesicht und versuchte mein verweintes Gesicht wieder normal
wirken zu lassen. Und es klappte auch ganz gut.

Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, ließ ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden, schloss ich die Badezimmertür wieder auf und verließ das Bad. Mit einem perfekt gefakten Lächeln verließ ich das Bad und sah hinüber zum Bett. Adrien war bereits zurückgekehrt und lag, mit einem Teller Spiegelei, auf dem Bett. Seine Augen sagen mich wachsam an und er fragte lächelnd: „Was hast du so lange darin gemacht?" Während ich, immer noch lächelnd, zu ihm hinüber ging, erwiderte ich: „Mädchendinge." Schmunzelnd deutete er mit dem Kopf auf den Nachttisch, der auf meiner Seite des Bettes stand. „Wie gewünscht, der Tee und das Müsli.", meinte er und mein Blick wanderte hinüber zu dem Nachttisch, auf dem eine dampfende Tasse Früchtetee stand und ein Schälchen Müsli mit Kirschjoghurt stand. „Dankeschön.", lächelte ich und ließ mich auf das Bett fallen. Dann begann ich mein Müsli zu Essen, obwohl mir jeder Hunger durch den Anruf vergangen war, und trank, nachdem der Tee etwas kühler geworden war, meinen Tee. Plagg hatte sich mit einem Stückchen Camembert in der Pfote zu Tikki gekuschelt, die immer noch seelenruhig schlief.

Mit schief gelegtem Kopf sah ich zu Adrien hinüber, der mich ebenfalls ansah. Er sah nicht müde aus...
Verdammt! Er musste aber müde werden!
„Wie viel Uhr ist es?", fragte ich, da in dem Zimmer keine Uhr hing. Adrien warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. „Kurz vor zehn. Wieso? Hast du heute noch etwas vor?", erwiderte ich und ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein... Hab ich nicht. Wollte es nur mal wissen", gab ich nervös zurück und hoffte, dass er nicht bemerkte, dass ich log.
Kurz vor zehn... Adrien sah noch zu wenig müde aus...
Nachdenklich ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Es musste eine Möglichkeit geben, ihn bis zum Mittag so auszupowern, dass er sich nicht gegen Schlaf wehren konnte.

„Woran denkst du?", riss mich Adrien aus meinen Grübeleien und ich sah auf. „An nichts...", erwiderte ich knapp und sah erneut weg. Trotzdem spürte ich Adriens Blick auf mir und sah zurück zu ihm. Schweigend sahen wir uns einige Zeit einfach nur in die Augen, bis ich den Blickkontakt abbrach und meine leere Teetasse auf den Nachttisch neben mir stellte. Dann krabbelte ich zu Adrien hinüber und legte mich auf ihn drauf. Sofort schlang er seine Arme um mich und eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus. „Ich liebe dich", flüsterte ich laut genug, dass Adrien es hörte. „Ich dich auch!", flüsterte er zurück und ich spürte wie seine Lippen über meine Haare strichen.
Es tat gut, es nochmal zu hören, denn ich war mir ziemlich sicher, dass die Gang mich nicht mehr lebend gehen lassen würde. Wie würde Adrien reagieren?

Okay okay, ich musste aufhören daran zu denken, sonst würde ich womöglich noch anfangen zu weinen und dann wäre er futsch, mein schöner Plan. Ich hob den Kopf und sah hinauf zu Adrien. Er sah mich ebenfalls an und ich setzte mich auf. Während ich meine Beine um seine Hüfte schlang, zog Adrien mich näher zu sich und ich küsste sanft seine Lippen. Sofort wurde der Kuss erwidert und meine Hand wanderte wie von selbst in seinen Nacken.
Während wir den Kuss vertieften, kam mir plötzlich eine Idee, wie ich Adrien müde bekommen könnte.

»Verdammt Marinette! Das kannst du nicht tun!«, ermahnte mich mein Gewissen und sie hatte verdammt noch mal Recht...
Trotzdem behielt ich sie im Hinterkopf und forschte nach anderen Ideen in meinem Kopf.

Doch die Idee blieb die einzige. Die Stimme in meinem Kopf zeterte herum und auch wenn sie Recht hatte, fiel mir nichts besseres ein. »Wag es nicht! Auch wenn du stirbst, kannst du doch nicht jetzt auch noch deine Ehre verlieren!«, schimpfte die Stimme, doch ich ignorierte diese, mit dem Gedanken an meine Eltern...

Trotzdem küsste ich Adrien weiter und strich mit meiner Zunge über seine Lippen. Meine Gewissen verstummte mit der Zeit und trotzdem fühlte ich mich, als ob ich gleich Hochverrat begehen würde.
Aber irgendwie stimmte das ja auch, denn wenn ich jetzt mit Adrien schlafen würde, nur ihn müde zu bekommen, wäre das schon fast Hochverrat.

Doch ich tat es. Ich ließ meine Küsse fordernder werdend und sie wurden ebenso erwidert. Dann gingen wir weiter...

Natürlich fühlte es sich wahnsinnig gut an, doch ich konnte es nicht genießen, denn ich fühlte mich wie ein Verräter und ich wusste, dass 13 Uhr mit jeder Sekunde näher rückte...
Tick Tack...Tick Tack...Tick Tack...

Wie findet ihr das Kapitel?😊

⭐️Danke für Votes und Kommentare.⭐️

❧❉❦Because you are my everything❦❉❧ #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt