Kapitel 22

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Es war eine schlechte Idee, gestand sich Hermine Granger überraschenderweise selbst ein, ausgerechnet jetzt die Krankenhaus-Cafeteria aufzusuchen. Gestern wäre es sicherlich kein Problem gewesen, allerdings heute, nach Veröffentlichung dieses wahrheitslüftenden Artikels, fühlte es sich einfach nur falsch an. Das Problem war, dass die junge Frau, so schlau sie üblicherweise eigentlich war, aufgrund ihrer ganzen momentanen Sorgen einfach nicht mehr daran gedacht hatte. Erst als sie die ersten neugierigen Blicke und das beginnende murmelnde Getuschel wahrgenommen hatte, wurde es ihr deutlich und sie hätte sich am liebsten selbst für ihr unüberlegtes Handeln geohrfeigt. Sie hätten einfach im Krankenzimmer ihres Sohnes verweilen sollen.

Glücklicherweise war das Café nur sehr spärlich besucht, sodass sich die gaffende und tratschende Meute einigermaßen überschaubar hielt. Dennoch hätte die einst so mutige Gryffindor-Hexe am liebsten Reißaus genommen. Die Blicke ihrer Mitmenschen brannten heiß in ihrem Nacken, worauf sie zum wiederholten Male mit ihrer Hand darüber rieb. Aber einen feigen Rückzug würde es nicht geben, dafür war die Braunhaarige viel zu stolz.

Sie raffte ihr Kinn hoch, spannte die Schultern an und ging selbstbewussten Schrittes in Richtung Selbstbedienungstheke, um sich dort einen Kuchen auszusuchen und einen Kaffee zu besorgen. Ginny und Harry folgten ihr trottend.

Nachdem alle drei mit süßem Gepäck und koffeinhaltigem Gebräu versorgt waren, steuerten sie gemeinsam den abgelegensten Tisch des Klinikcafé's an. Sicherheitshalber zückte Hermine jedoch ihren Zauberstab und murmelte einen Muffliato-Zauber, um die in der Nähe sitzenden Personen und andere ungebetene Zuhörer davon abzuhalten, ihr privates Gespräch zu belauschen.

„So..", fing Harry überfordert an, während er eifrig Zucker in seinen Kaffee rührte. Es war nur zu deutlich, wie sehr dem Helden der Zaubererwelt die Worte fehlten, dieses Gespräch richtig zu beginnen.

Seine Ehefrau hatte da eindeutig weniger Probleme, sie fiel sprichwörtlich mit der Tür ins Haus.

„Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass meine Familie außer sich ist, wenn solche Lügengeschichten über Ron gedruckt und veröffentlicht werden. Mum hätte heute Morgen beinahe einen Nervenzusammenbruch bekommen. Wie konnte es soweit kommen, Hermine? Haben die Malfoy's ihre Finger im Spiel?", fragte die Rothaarige fordernd.

„Was?? Nein!!!", entrüstete sich Hermine überfahren.

„Nicht? Warum sollte die Presse dann solch eine Geschichte erfinden? Und ist es nicht sehr verdächtig, dass ausgerechnet die Malfoy's als Wohltäter da stehen und Ron wie der Böse?", bohrte Ginny weiter und ihre säuerliche Miene bezeugte deutlich ihren Unmut über diese leidige Geschichte.

„Ihr denkt also ernsthaft, dass dieser Bericht eine reine Erfindung ist? Und dass Draco und seine Familie diese Intrige angezettelt haben?", zischte die Braunhaarige zornig.

Sie hatte angenommen, ihre besten Freunde würden eine Erklärung zu Ron's furchtbaren Verhalten haben wollen, stattdessen klagten sie den Vater ihres Sohnes an, diese arglistige Machenschaft gestartet zu haben.

„Natürlich!", ereiferte sich ihre beste Freundin.

„Habt ihr keine Sekunde daran gedacht, dass der Artikel der Wahrheit entspricht?"

„Nein! So ein Unsinn. Wir reden hier immerhin von Ron, Hermine.", verteidigte Ginny ihre Annahme.

Ihr Ehegatte blieb weiterhin auffallend stumm und verfolgte den Schlagabtausch zwischen den beiden Frauen wie ein spannendes Tennismatch, indem sein Kopf zwischen ihnen hin und her schwenkte.

„Eben! Wir reden von Ronald. Der im Übrigen noch nie sein aufbrausendes Temperament, seine unnötige Eifersucht und seinen eklatanten Jähzorn unterbinden konnte."

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