Grelles Licht strahlte ihr entgegen, als das Mädchen ihre Augen aufschlug. Überrascht blinzelte sie und hielt sich die Hand vors Gesicht, um ihre Netzhaut von den hellen Strahlen zu schützen. ,,Was zur Hölle?", murmelte sie irritiert, wobei sie trotz des blendenden Lichts mit zusammengekniffenen Augen zu allen Seiten schielte. Sie lag auf dem Rücken und spürte unter sich, wie ihr lange Grashalme in die Haut piksten, während sich über ihr ein strahlend blauer Himmel auftat. Verwirrt blinzelte Mona erneut. Wo zum Teufel war sie gelandet? Und die viel größere Frage war, wie war sie hier überhaupt gelandet? Die Nervosität begann an dem Mädchen zu kitzeln, während sie sich mit zittrigen Armen langsam vom Boden aufstützte und versuchte, ihre Situation im Schneidersitz besser zu überblicken. Sie befand sich inmitten einer riesigen Lichtung, die von etlichen Tannen umschlossen und vom strahlenden Sonnenlicht auf eine magische Art und Weise beschienen wurde. Die Luft war warm, prickelte von angenehmen Düften aller Art und wurde vom fröhlichen Vogelgezwitscher erfüllt, doch nichts dergleichen konnte Monas Stimmung ansatzweise heben. Ängstlich verkrampften sich ihre Finger in der grasigen Erde, wobei das Herz in ihrer Brust immer schneller zu schlagen begann. Aus irgendeinem Grund machte ihr dieser Ort ziemlich Angst, sodass sie all der Schönheit kaum wirklich ein Auge zuwenden konnte. Ich habe doch gerade eben noch in Rubys Zimmer gelegen... ,,Das kann nur ein Traum sein!", murmelte sie verblüfft. ,,Das... das ist doch völlig unmöglich! Ich kann nicht einfach von jetzt auf gleich an einem anderen Ort sein!" Doch irgendwie schien ihr Unterbewusstsein ganz anderer Meinung zu sein, denn so sehr sie sich auch einzureden bemühte, dass dies alles nicht real sei, so fühlte es sich seltsamerweise ziemlich echt an. Noch nie zuvor hatte sie in einem ihrer Träume erlebt, dass sich das Gras unter ihr so wirklich anfühlte und der Wind ihr so energisch über die Haut strich, als befände sie sich im echten Leben.
Fassungslos blickte Mona sich zu allen Seiten um. Nein, das konnte doch nicht wahr sein, das durfte nicht einmal wahr sein! Sie konnte doch nicht einfach aus einem Zimmer in eine ganz andere Umgebung verschwinden und schon gar nicht auf einer Lichtung landen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Tausende Gedanken und Fragen jagten wild in ihrem Kopf umher und brachten ihn damit so sehr zum schmerzen, dass sich das Mädchen an ihren Schläfen massieren musste. Das war einfach alles zu viel für sie! Es war schon seltsam genug gewesen, wie sich diese eigenartige Wärme auf ihrer Kopfhaut angelagert hatte, als Mrs. Peterson sie mit ihren Händen dort berührt hatte und ganz besonders, wie sie dann in diese bodenlose Schwärze gefallen war. Doch noch ehe sie ihre Gedanken ausführen konnte, stutzte sie auf einmal. Perplex hielt sie den Atem an, als sie ihre Hände langsam von ihrem Kopf abnahm und sie sich vor Augen führte. Wie kam es nur dazu, dass sie auch ihr verletztes Körperteil problemlos an ihrer Haut hatte reiben können, ohne, dass sie jeglichen Schmerz empfanden hatte? Ihr Körper begann bei dieser Einsicht nervös zu zittern, während sich ihre Augen entsetzt zu weiten begonnen, als sie auf ihre Hände blickte. Beide sahen völlig gesund aus und trugen keinerlei Anzeichen davon, dass eine von ihnen in der Tür eingequetscht wurde. Makellose Haut umgab ihre Fingerspitzen und sonderte auch keine Form von Schmerz ab, sodass sich Monas ungutes Gefühl nur noch verstärkte. Eigentlich hätte sie sich ja freuen sollen, dass es ihr wieder gut ging, doch die Tatsache, dass es von jetzt auf gleich auf einmal verheilt war, jagte ihr mehr Unbehagen ein, als ihr lieb war.
In ihrem Kopf überschlugen sich ihre Gedanken und Fragen. Was zur Hölle war hier nur los? Wie konnte das alles nur möglich sein, wie konnte nur der gesamte Tag der Wahrheit entsprechen? Verzweifelt kniff Mona die Augen zusammen. Das musste alles ein furchtbarer Albtraum sein, in dem sie sich befand und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich in ihrem Bett aufzuwachen und festzustellen, dass sie alles bisherige nur geträumt hatte. Dass sie keine Monster zum Leben erwecken konnte, beinahe von einem getötet worden wäre und schon gar nicht, dass sie auf einmal an einem völlig unbekannten Ort erscheinen würde. Doch noch ehe sie ihre Hoffnungen weiter ausbrüten und beten konnte, dass das alles nicht wahr war, ertönte plötzlich ein Rascheln im Gras zu ihrer Rechten, sodass sie wie elektrisiert zusammenschrak. Panisch riss sie ihre Augen wieder auf und fuhr mit ihrem Kopf in die Richtung, aus der der Laut gekommen war. Zuerst konnte sie nichts als die sich im Wind wiegenden Grashalme entdecken, als sich im hohen Gras mit einem Mal ein Rascheln regte, was Monas Herzschlag stetig beschleunigte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf diese Stelle in der Wiese, aus der sich plötzlich, scheinbar wie in Zeitlupe, ein großer pelziger Körper zu heben begann, der sich auf seinen vier Beinen in voller Größe vor ihr aufrichtete und seinen Kopf wild schüttelte, um sich die losen Grashalme aus seinem Fell zu schütteln und Mona anschließend neugierig seine Schnauze entgegen streckte.
DU LIEST GERADE
Dream - Die Sage der Traumwandler
FantasíaNie hätte Mona McGalen damit gerechnet, den Boden jemals unter den Füßen zu verlieren. Doch als sie eines Morgens aus einem haarsträubenden Albtraum erwacht und plötzlich dem Monster im eigenen Garten gegenübersteht, von welchem sie zuvor noch geträ...