Ein Rucken, das ihren Körper abrupt zum Beben brachte. Wie elektrisiert fuhr Mona in die Höhe und warf ihre Haare dabei so schwungvoll durch die Luft, dass sich einige Strähnen frech vors Gesicht legten und ihr somit die Sicht erschwerten. Entnervt stieß sie ein hörbares Seufzen aus und hob die Hand, um die störenden Bestandteile ihres Kopfes zurück an deren richtigen Platz zu streichen, ehe sie es schließlich wagte, ihre Augen auf die Umgebung zu lenken. Ein dunkler Raum, allein durch die winzigen Lichtpunkte erhellt, die sich durch die halbwegs heruntergelassenen Jalousien an die gegenüberliegende Wand quälten, getüncht mit einer spärlichen Einrichtung von einem Teppich, einem Schreibtisch und einem Fernseher, der einen blutigen Shooter aus der Ego-Perspektive inmitten eines Schlachtfeldes repräsentierte... Rubys Zimmer!
Entsetzt fuhr das Mädchen zusammen und spürte dabei einige Sekunden zu spät, wie sich ein gewaltiger Schmerz von ihrer Hand ausgehend durch den gesamten Körper zog. Qualvoll verzog sie das Gesicht, während ihre gesunden Finger der anderen reflexartig das verletzte Gelenk umschlossen. Es war genau dasselbe Leid, unter dem sie noch kurz vor ihrem Eintritt in Claritas gestanden hatte, doch anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, weshalb diese Beschwerden so schlagartig zurückgekehrt waren, glitt ihr gehetzter Blick zu Ruby hinüber, die nach wie vor lässig im Bürostuhl lag und ihre Finger elegant über die Tasten ihres Controllers gleiten ließ.
,,Na, Kleine?", äußerte sie amüsiert, ohne die wachsamen Augen vom Fernseher zu wenden. ,,Überrascht mich zu sehen, nachdem du ganz offensichtlich gerade seltsameren Wesen begegnet bist, als mir?" Irritiert blinzelte Mona, wobei ihre Pupillen zitterig ihr Umfeld begutachteten. Tatsache. Sie täuschte sich nicht. Sie hockte auf dem zerknitterten Bettlaken desselben Bettes, auf dem sie gelegen hatte, bevor sie sich plötzlich in Claritas wiedergefunden hatte und war nun wieder zurück. Wie zur Hölle war das nur passiert? Wie konnte sie soeben noch in einem fremden, magischen Land verweilt haben und sich jetzt von der einen auf die andere Sekunde zurück in Rubys vier Wänden wiederfinden? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn!
Schwer atmend schloss Mona die Augen, fest bemüht, das nervöse Zittern unter Kontrolle zu bringen, das ihren Körper in Gewahrsam nahm. Sie musste sich beruhigen, auch wenn diese Situation zurzeit alles andere als schonend auf sie einwirkte, weswegen sie ihren Geist zur Besinnung zwang und tiefe Atemzüge durch die Lungen gleiten ließ. Alles war gut, sie würde mit Sicherheit eine Antwort auf dieses eigenartige Mysterium finden, wenn sie nicht gleich wieder verrückt am Rad drehte...
,,So habe ich ehrlich noch niemanden erlebt, der soeben das erste Mal von Claritas zurück in die Menschenwelt gesprungen ist!" Ethans schmunzelnde Stimme schickte einen weiteren Stromstoß durch ihre Glieder, wodurch sie erneut die Augen aufriss und mit einem erschrockenen Quietschen zu dem jungen Mann herumwirbelte. Das Stechen, das von der hektischen Bewegung ihren Kopf zum Dröhnen brachte, interessierte sie in dem Moment herzlich wenig, denn anstatt sich fluchend an die Stirn zu greifen, blinzelte sie bloß die aufkommenden Sterne weg und richtete ihre Aufmerksam auf Ethan, der auf dem Boden sitzend mit dem Rücken halbwegs bequem am Kleiderschrank lehnte und seine Beine dabei lässig auf dem Teppich ausstreckte. Verschlafen strahlte er sie aus matten Augen an. ,,Hast dich ganz gut geschlagen, kleine Lady! Nicht jeder von uns ist an seinem ersten Tag direkt einem Tenebraner begegnet und hat sich dabei so standhaft bewiesen! Lass dich von dem, was Brutus gesagt hat, nicht einschüchtern! Er mag Neulingen gegenüber etwas... misstrauisch gegenüber sein, aber auch er wird noch feststellen, was wirklich hinter deiner niedlichen Fassade liegt!"
Etwas grobkantig ist gut..., dachte das Mädchen grimmig, konnte jedoch nicht die heiße Röte verhindern, die ihr verräterisch ins Gesicht kroch. Meinte der Typ das etwa wirklich... ernst? Sie und standhaft? Hatte er die bisherigen Stunden etwa nur die Augen verschlossen oder war sie sich selber und ihrer eigenen Gefühle bereits nicht mehr bewusst? Vertraute Wärme begann ihre verwirrten Nerven zu umgarnen und ließ ihre Lippen zu einem dankbaren Lächeln in die Breite zucken. Auch wenn sie nicht wirklich daran glaubte, dass sie eine tapfere Person war, lösten seine aufmunternden Worte eine riesige Euphorie in ihrem Inneren aus, die sie nur selten zu spüren bekommen hatte, weshalb sie einfach nicht anders konnte, als Ethan sprachlos anzustarren. Sein dichtes, rabenschwarzes Haar bedeckte seine Stirn knapp über den eisblauen Augen, die sie mithilfe des frechen Grinsens verführerisch anstrahlten...
Mona widerstand schwerfällig dem Bedürfnis, ein tiefes Seufzen auszustoßen, während sich ihr Blick heimlich auf den muskulösen Körper des Mannes verlor. Wie angespannte Sehnen stachen seine trainierten Lieblinge, von dessen Anblick so manche Frauen mit Sicherheit der Ohnmacht verfielen, unter seinem schwarzen T-Shirt hervor, und Mona musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen und sie zu berühren. Er sah so verdammt gut aus, weshalb das Mädchen den Drachenreiter wie in Trance atemlos beäugte, ohne sich auch nur für eine Sekunde von ihm losreißen zu können.
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Dream - Die Sage der Traumwandler
FantasiNie hätte Mona McGalen damit gerechnet, den Boden jemals unter den Füßen zu verlieren. Doch als sie eines Morgens aus einem haarsträubenden Albtraum erwacht und plötzlich dem Monster im eigenen Garten gegenübersteht, von welchem sie zuvor noch geträ...