Kapitel 16

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Froh kam ich zuhause an und schmiss mich als erstes aufs Bett. Selbst wenn ich alleine bin, fühle ich mich zuhause doch am wohlsten. Ich genoss jede Minute Zuhause, vielleicht würde ich nie wieder hier her zurück kommen..

An diesem Ort hatte ich so viel erlebt. Ich lebe schon so lange hier. Damals vor 9 Jahren sind meine Mutter, mein Bruder und ich hier her gezogen, weil wir nicht mehr in der alten Wohnung bleiben wollten, alles erinnerte uns an unser Vater und meine Mutter konnte nicht mit dem Tod umgehen. Sie wurde krank, älter und schwächer. Irgendwann konnten wir uns es auch nicht mehr leisten. Ich erinnere mich noch ganz genau als wir unsere Wohnung besichtigen gingen, wir liefen erst langsam mit Mama und dann oben als wir ankamen stürmten wir rein und suchten uns schnell das beste Zimmer

Das wird meins" rief mein Bruder damals und hatte sich das Zimmer welches heute immer noch direkt neben meinem steht. Ich sah es vor mir wie er darin stand und siegessicher mich angrinste. Ich bin dann auch rein und lachte ihn aus

„Ha, nimm doch, ich hab ein besseres" hatte ich gesagt, dann wollte er meins sehen und es war besser. Als wäre es gestern gewesen..

Ich lief zu Tür meines Bruders und legte vorsichtig meine Hand auf die Türklinke. Seit dem Tag an dem er mich verlassen hatte, hab ich es nie wieder betreten. Alles steht noch genau so wie an dem Tag.

Es kostete mich viel Kraft und Mut, aber letztendlich schaffte ich es die Tür zu öffnen und rein zu schauen. Ich stand am Türrahmen und schaute rein. Egal wo ich hinsah, sah ich irgendein Moment. Als mir dann noch der Duft meines Bruders in die Nase stieg, liefen mir wieder Tränen über die Wangen, ich dachte ich hätte keine mehr. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich schloss die Tür wieder. Rein traute ich mich nicht und in das Zimmer meiner Mutter traute ich mich nicht mal die Tür zu öffnen. Die Kraft hat gerade mal für das Zimmer meines Bruders gereicht..

Ich setzte mich kraftlos und schwach auf mein Bett und nahm mein Teddy in den Arm. Es war immer da wenn ich allein war. Öfter dachte ich darüber nach ob mein Bruder nicht recht hatte. Ich war vielleicht doch schuld am Tod meiner Mutter. Aber immer sobald ich diese Gedanken anfing lenkte mich Samira sofort ab. Aber jetzt wo ich darüber nachdachte ohne Ablenkung, hatte er vielleicht doch recht. Ich hätte im Auto sitzen sollen, ich hätte einkaufen fahren sollen. Vielleicht hätte ich einen anderen weg genommen, vielleicht wäre ich aber auch ums Leben gekommen. Ich wollte ins Kino mit Klassenkameraden. Mit denen hab ich mich auch nie wieder getroffen und im Kino war ich auch nie wieder. Mein Mutter legte nur sanft ihre ältere Hand an meine Wange und sagte ‚geh du nur, ich mach das schon'. Ich bot ihr dann doch an schnell einkaufen zu fahren und dann nach zu kommen oder nach dem Kino einkaufen zu fahren aber meine Mutter bestand drauf. Den Film hab ich letztendlich sowieso nicht geschaut, gerade als ich ankam rief mein Bruder mich weinend an. Meine Mutter starb am selben Abend und zuhause schrie mich mein Bruder dann an. Alles warf er mir vor und am nächsten morgen verschwand er..

An dem throwback erstarrte ich. Mein Herz zog sich zusammen und alles war plötzlich ruhig. Meine schreienden Gedanken schwiegen. Meine Tränen flossen stumm und meine Bewegung hielt inne. Ich wäre an seiner Stelle auch gegangen. Wer will mit so einer egoistischen Person leben. Jemand der Schuld am Tod seiner Mutter ist.

Ich schloss meine Augen. Ich lauschte meinem schnellen Herzschlag der immer langsamer wurde, ich spürte meine Tränen intensiver den Weg nach unten suchen, ich lauschte dem Wind an meiner Fensterscheibe pfeifen.. irgendwann schlief ich ein

Der TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt