Krankenhausalltag auf der KMT-Station
Die Routine in den nächsten Wochen war manchmal sehr nervenaufreibend. Ich war schrecklich demotiviert und hatte kaum Lust, etwas zu tun. Morgens wurde ich geweckt, oftmals hatte ich aber nach der Blutabnahme um 5 Uhr nicht mehr einschlafen können und lag dann wach und dachte durchgehend an Amir. Was macht er? Wie gehts ihm? Hat er mich schon vergessen und jemand besseres gefunden? Wie läuft seine Arbeit?
Um ca. 7 Uhr kam eine Schwester um das Bett frisch zu beziehen während ich mich wusch. Duschen durfte ich nicht, da ich ja das Zimmer nicht verlassen konnte. Ich bekam jeden morgen neun Waschlappen, die auf die einzelnen Körperteile aufgeteilt wurden. Aufzustehen um mir die Zähne zu putzen und mich zu waschen habe ich fast jeden Tag geschafft. Ich glaube, dass ich nur ein einziges Mal zu schlecht drauf war um aufzustehen. Da die Schwestern erzählt hatten, dass es den Leuten oftmals so schlecht geht, dass sie gar nicht aufstehen können oder wollen, war das für mich schon ein Zeichen, dass ich es ganz gut hatte.
Nach dem Zähneputzen bekam ich irgendwann das Frühstück. Ich sollte ja essen, weigerte mich aber die meiste Zeit. Um ungefähr neun Uhr schrieb mir Riad jeden Tag, er fragte ob er jetzt besuchen könnte oder ob ich jetzt raus darf. Er würde direkt kommen. Abends fragte er mich immer noch einmal wie es mir geht und was heute alles passiert war
Zwischendurch sollte ich immer wieder auf das Ergometer um vielleicht ein bisschen Kraft aufzubauen. Sport hilft wohl viel bei der Genesung
Tagsüber musste ich jeden Tag mindestens eine Stunde an ein Gerät, dessen Namen ich leider nicht kenne. In der Klinik nannte man es nur „die Niff", an der man eben „niffte". Es war zur Vorbeugung gegen Lungenentzündung und half dabei, die Lungen zu belüften, indem beim Einatmen ein bisschen Luft in die Lunge gepustet wurde. Zu Beginn wurde mir dabei immer schlecht, aber nach ein paar Tagen bemerkte eine Schwester, dass das Gerät einfach nicht richtig eingestellt war und ab da ging es dann. Den Schwestern war es sehr wichtig, dass ich das Gerät jeden Tag benutzte und da ich keine Probleme mit der Lunge hatte wird es sicher auch was gebracht haben.
Ich habe immer gern gegessen und oft auch mehr als ich gebraucht hätte. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Essen so schwer sein kann. Aber es kann. Da ich aber immer mehr Tabletten nehmen musste anstelle der Infusionen musste ich auch essen. Ich habe mich oft gesträubt, weil es mir danach nicht gut ging und ich absolut keinen Appetit hatte
Nach einer Stammzelltransplantation darf man ja noch weniger essen als während der Aplasie (nach einer Chemotherapie). Frisches Obst und Gemüse geht gar nicht. Gewürze auch nicht. Alles wird total zerkocht und auch das Besteck kommt extra doppelt verschweißt. Das Essen darf nur eine Stunde aufgehoben werden. Babygläschen durfte ich essen, Zwieback auch und Cola trinken. Die Geschmacksnerven spielen auch total verrückt und nichts schmeckt so, wie es eigentlich soll.
Immer mal wieder durfte ich das Zimmer doch verlassen, aber leider auch nur, wenn ich zum CT musste um eine Nebenhöhlenentzündung oder sonst was auszuschließen. Dann wurde ich eingepackt und vermummt, mit einem extrasicheren Mundschutz ausgestattet und nach unten gebracht. Diese Ausflüge waren total anstrengend. Einmal bekam jemand eine Nachricht und es war der selbe Nachrichtenton wie der von Samira, das löste dann für den Rest des Tages auch ein heulkrampf aus
Letztendlich besserte sich mein Zustand tatsächlich, obwohl ich nicht mehr daran geglaubt hatte und einige Tage später kam mein Arzt und teilte mir eine gute Nachricht mit: „du darfst mit offizieller Genehmigung in den Krankenhauspark, um kleine Spaziergänge zu unternehmen. Das aber wieder vermummt und mit Sonnenschutz mit LSF 50, da die UV-Strahlung eine Graft-vs-Host-Disease auslösen kann. Wenn sich das Transplantat gegen den Empfänger wendet und ihn abstößt kommt es zu einer GvHD. Das kann schlimm ausgehen, muss es aber nicht. Es gibt verschiedene Grade 1 bis 4 und herausfordern sollte man das nicht"
Ich verstand wieder nur die Hälfte aber ich freute mich und erzählte es auch Riad am Abend, der sich für den nächsten Tag ein Ticket gebucht hatte
Und wieder ein paar Tage später sagte mein Arzt, dass ich langsam alle Medikamente von Infusionen auf Tabletten umstellen müsste, denn ich sollte ja auch irgendwann wieder nach Hause. Da konnte ich meinen Ohren kaum trauen. Die Infusionen wurden reduziert, die Tabletten immer mehr, ich bemühte mich nach Kräften, zu essen und zu trinken und durfte dann nach langer Zeit endlich wieder nach Hause
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Der Traum
RomanceEs kann passieren, dass ein Traum mehr als einfach nur ein Traum ist. Es kann sein, dass ein Traum sehr viel bedeutet und eine wichtige Rolle in einem Leben spielt. Es kann auch passieren dass man nach langer Zeit erneut träumt und dieser Traum erne...