Kapitel 1: Was für eine nette Überraschung

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„Ms. Granger, gehen sie nach Hause. Es ist schon spät.", mit diesen Worten verabschiedete sich ihr Chef und verließ das Büro, in dem sie als einzige noch an ihrem Schreibtisch saß und einige Unterlagen durcharbeitete. Hermine Granger sah auf die Uhr. Schon wieder halb 10. Sie hatte wieder mal die Zeit vergessen. Schnell packte sie ihre Unterlagen in die Tasche und schaltete den Computer aus, auf dem Weg nach draußen löschte sie die Lichter und stieg in den Fahrstuhl.

Als sie die große Eingangshalle des Gebäudes durchquerte wurde sie noch vom Nachtwächter verabschiedet: „Gute Nacht, Ms. Granger. Kommen Sie gut nach Hause." „Danke Larry. Ihnen noch eine angenehme Schicht" entgegnete sie ihm freundlich und verließ das Gebäude durch die Drehtür. Auf der Straße angekommen schlug ihr die kühle Abendluft ins Gesicht und sie zog ihre dünne Sommerjacke enger um sich. Mit schnellen Schritten machte sie sich auf in Richtung ihrer Wohnung, die nur wenige Gehminuten von ihrem Arbeitsplatz entfernt lag. Sie könnte natürlich auch nach Hause apparieren, aber die kühle Luft tat ihr gut und sie genoss jeden Atemzug, da sie seit heute morgen in ihrem stickigen Büro saß und Aufträge bearbeitete.

Zuhause angekommen machte sie sich einen heißen Tee und ließ sich mit einem Buch und einer Decke auf ihren Lieblingssessel fallen. Er erinnerte sie an ihren Lieblingssessel in der Hogwartsbibliothek, in dem sie so viele Stunden verbracht hatte.
In letzter Zeit hatte sie kaum noch freie Minuten für sich.  Es wurde Zeit, dass sie wieder weniger arbeitete.
Viele Seiten konnte sie nicht lesen, denn ihre Augen wurden immer schwerer und so schlief sie mit samt ihren Klamotten auf dem Sessel ein.

Als sie aufwachte, war es mitten in der Nacht. Der Mond schien durch ihr großes Wohnzimmerfenster, in welches sich Hermine schon bei der Besichtigung der Wohnung verliebt hatte, und erleuchtete einen kleinen Teil des Regals, in dem einige von Hermines Büchern standen. Ein kleiner Teil des Lichtes fiel auf den alten Wohnzimmertisch und ihre Augen brauchten eine Weile, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Müde erhob sie sich aus dem Sessel und wanderte mitsamt ihrer Decke hinüber ins Schlafzimmer. Sie zog sich im Halbschlaf noch die Hose aus, lies sich ins Bett fallen und war sofort wieder eingeschlafen.

Am nächsten Morgen fühlte sie sich nicht wirklich erholt. Sie schaute auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Sie zeigte 9:38 Uhr und Hermine beschloss aufzustehen. Da heute Samstag war und sie nicht zur Arbeit musste, machte sie sich einen Kaffee und setzte sich ins Wohnzimmer, wo sie den Fernseher anschaltete um die Nachrichten zu sehen. Sie hatte das ein oder andere Muggelgerät in ihrer Wohnung, damit ihre Muggelfreunde nicht immer dumme Fragen stellten, weswegen sie beispielsweise keinen Fernseher besitzen würde. Abgesehen davon erwies es sich ab und zu als praktisch. Es war nichts spannendes passiert und eigentlich wollte sie das Gerät schon abschalten, als die darauf folgende Meldung sie innehalten ließ.

„...Eine gute Frage, Willy", fing der Reporter an „... Die Ursache des Brandes ist noch unklar. Doch es wurde soeben bestätigt, dass sich keine Personen in dem Haus befunden haben." Es wurden Live- Bilder eines Hausbrandes gezeigt. Ein Haus, welches Hermine nur allzu gut kannte und welches keine schönen Erinnerungen in ihr weckte.

Aus Reflex packte sie sich an ihren Arm und konnte spüren, wie ihre Narbe pochte. „Schlammblut" stand dort immer noch gut leserlich hinein geritzt. Bellatrix hatte ihr dieses Wort in den Arm geritzt, als sie, Harry und Ron kurz vor Ende des Krieges gefangen wurden und zum Haus der Malfoys geschleppt wurden, welches zu der Zeit das Versteck des dunklen Lords gewesen war.
Sie hatten in der Zeit viel Schreckliches erlebt, was sie bis heute nicht richtig verarbeitet hat und nun starrte Hermine wie gebannt auf den Bildschirm, auf dem gerade weitere Bilder des brennden Hauses gezeigt wurden. Malfoy Manor stand lichterloh in Flammen.

„Soweit wir wissen, sind die Besitzer des Hauses schon seit einiger Zeit nicht mehr dort gewesen, was die Frage nach der Brandursache nur noch weiter verstärkt. Wir werden Sie darüber auf dem Laufenden halten. Das war Peter McAward für Channel two und nun zurück ins Studio."

Hermine schaltete den Fernseher aus und starrte immernoch mit offenem Mund auf den schwarzen Bildschirm. Sie war geschockt, als sie die Bilder gesehen hatte, doch ein Teil in ihr verspürte auch so etwas wie Genugtuung und Erleichterung. Der Ort,an dem sie und ihre Freunde gefoltert wurden, wurde zerstört. Selbst, wenn sie das Haus wieder aufbauen, wird es dennoch ein anderes sein. Dieser Gedanke verschaffte Hermine Trost.
Sie trank ihren Kaffee aus, ging duschen und machte sich fertig um einige Sachen einzukaufen.

In letzter Zeit hatte sie nicht viel Freizeit, da auf der Arbeit die Hölle los war. Sie hatte nach der Schule in einem Maklerbüro für Zauberer und Muggel angefangen und stand dort unter ziemlichem Druck, da in kürzester Zeit viele Mitarbeiter ausgefallen sind und ihr die ganze Arbeit zugeschoben wurde, die sie natürlich pflichtbewusst und termingerecht erledigen wollte.

Doch heute würde sie nicht an die Arbeit denken, denn sie wollte ihren Kopf etwas frei kriegen und machte sich deshalb auf den Weg in die Stadt.

Dort angekommen machte sie einige Besorgungen im Supermarkt und holte ihre Blusen aus der Reinigung ab, dann machte sie sich auf den Weg in die Winkelgasse um dort einige Zaubererartikel zu besorgen. Momentan hatte sie die perfekte Mischung aus Muggel- und Zaubererleben und sie hoffte, das würde auch so bleiben.

In der Winkelgasse angekommen machte sie sich auf den Weg zu Flourish & Blotts um nach neuen Büchern zu suchen. Auch wenn ihr Leben sich stark verändert hatte, die Liebe zu Büchern ist nach wie vor die selbe wie damals.

„Hermine! Was für eine nette Überraschung dich zusehen", Ginny schloss ihre Freundin sofort in die Arme und gab ihr eine herzliche Umarmung. „Oh, wie lange wir uns schon nicht mehr gesehen haben!", rief Hermine erfreut, als sie sich aus der Umarmung löste und sie Ginny gegenüber stand. „Und wessen Schuld ist das?!", fragte Ginny beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ja ist weiß. Es tut mir leid, aber auf der Arbeit ist so viel los momentan und dann komme ich Abends immer erst spät nach Hause. Tut mir wirklich leid",  entschuldigte sich Hermine bei ihrer Freundin und sah traurig auf den Boden. „Ach, ist doch nicht schlimm. Wenn du Zeit hast, können wir zusammen etwas trinken gehen", schlug die rothaarige vor und mit einem eifrigen Nicken ging Hermine ihr hinterher und zusammen verließen sie den Buchladen. Hermine würde einfach später nochmal wiederkommen, jetzt wollte sie erstmal Zeit mit ihrer Freundin verbringen.

Die Zeit verging wie im Fluge und schon wurde es langsam dämmerig draußen. „Schade, dass die Zeit so schnell vorbeigegangen ist, aber es war wirklich schön, dich mal wiederzusehen", sagte Hermine zum Abschied und nahm Ginny nochmal in den Arm. „Ja es war wirklich ein sehr schöner Nachmittag", stimmte diese ihr zu und schlang ihre Arme ebenfalls um ihre Freundin.

„Wir müssen uns unbedingt öfter sehen", fügte sie dann noch hinzu, nachdem sie sich von Hermine gelöst hatte. „Ja unbedingt. Ich melde mich, sobald es auf der Arbeit etwas ruhiger geworden ist", erwiderte Hermine und lächelte Ginny an. Diese lächelte zurück und drehte sich um, um in die entgegengesetzte Richtung zu verschwinden. „Ach Ginny", rief Hermine ihr hinterher „grüß Harry ganz lieb von mir!", mit einem Nicken und einem letzten Gruß bog Ginny um die nächste Ecke und auch Hermine machte sich wieder auf den Weg nach Hause.
Der Buchladen hatte schon geschlossen. Sie müsste wohl ein anderes Mal wiederkommen.

So etwas wie Freunde. - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt