Kapitel 2: Wie vom Schlag getroffen

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Der Sonntag verlief ruhig. Hermine saß auf ihrem kleinen Balkon, den sie von der Küche aus betreten konnte und blickte auf die Themse. Ihre Wohnung lag in einer top Lage in London und die Miete wäre utopisch gewesen, wenn ihr Vermieter nicht auch gleichzeitig ihr Chef wäre, der nun mal das Marklerbüro leitete. Sein Motto lautete: Glückliche Mitarbeiter, glückliche Kunden. Und so bot er ihr die Wohnung nach den ersten paar Wochen an und Hermine nahm dieses Angebot dankbar an. Sie freute sich jeden einzelnen Tag darüber. Lächelnd nippte sie an ihrer Tasse Tee und ließ den Blick über den Fluss und die Häuserdächer gleiten.

„Guten Morgen, Larry, Diane", begrüßte Hermine den Nachtwächter und die danebenstehende Empfangsdame und nickte beiden einmal zu während sie mit ihrem Coffee-to-go Becher an ihnen vorbeieilte um noch schnell in den Fahrstuhl zu springen, bevor dieser nach oben fuhr. Im 6. Stock angekommen stieg sie aus und setzte sich, wie gewohnt, an ihren Arbeitsplatz um die eingegangenen Anfragen vom Wochenende zu beantworten.

„Ah Ms. Granger, schön, dass Sie da sind", begrüßte ihr Chef sie freundlich „Wie war ihr Wochenende?" „Guten Morgen Mr. Parker. Mein Wochenende war sehr erholsam, danke der Nachfrage", erwiderte Hermine freundlich, auch wenn sie derartige Fragen normalerweise unkommentiert ließ, da sie nicht zu viel von ihrem Privatleben in der Firma teilen wollte.

Sie war gerade im Begriff, sich an ihren Schreibtisch zu setzen, als ihr Chef mit einem Umschlag wieder auf sie zu kam. „Ms.Granger, sie brauchen sich gar nicht hinzusetzen. Sie werden heute ein sehr, und ich wiederhole, sehr  wichtiges Meeting mit einem neuen Kunden haben. Der Termin wurde schon vereinbart, Sie werden sich also direkt auf den Weg zum Treffpunkt machen, welcher im übrigen das Great Northern Hotel ist. Der Kunde erwartet sie in der Lobby." Mit diesen Worten schob er schon fast die überrumpelte Hermine Richtung Ausgang.

Auf dem Weg zum Ausgang fragte sie sich, um welchen Kunden es sich wohl handeln würde. Es musste wohl ein wohlhabender Kunde sein, wenn er in einem der besten Hotels der Stadt wohnte.

Im Taxi, auf dem Weg zum Treffpunkt bändigte sie mit stummer Magie ihre Haare zu einem ordentlichen Dutt und kontrollierte ihr dezentes Make- Up. Sie war froh darüber, dass sie sich heute morgen für die edle dunkelblaue Seidenbluse und den schwarzen, knielangen Rock entschieden hatte, statt für den sehr viel bequemeren orangenen Rollkragenpullover.

Das Taxi hielt direkt vor dem Eingang des Hotels. Sie bezahlte die Fahrt und stieg aus.

Auf dem Weg in die Lobby fiel ihr ein, dass sie sich garnicht über den Kunden informiert hatte. Schnell überlegte sie, ob sie sich draußen noch schnell die Unterlagen durchlesen sollte, die Mr. Parker ihr in die Hand gedrückt hatte, bevor sie gegangen war, doch dafür war es zu spät, denn sie stand bereits mitten in der Lobby und wartete darauf, angesprochen zu werden.

Hätte Mr. Parker ihr denn nicht einfach sagen können, um welchen Kunden es sich handelt oder wie er aussieht, damit sie sich darauf vorbeireiten kann?

„Entschuldigen Sie, sind Sie vom Maklerbüro Parker?", jemand legte Hermine eine Hand auf die Schulter. „Ja genau, wir waren verabredet." Sie drehte sich um „Wie war noch gleich Ihr Na-", weiter kam sie nicht, denn als sie sich umgedreht hatte traf sie fast der Schlag. Vor ihr stand niemand geringeres als Draco Malfoy. Sie erkannte ihn sofort. Dieses Gesicht und die platinblonden Haare wird sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen. „Malfoy. Mein Name ist Draco Malfoy und Sie sind?", fragte er mit einem Lächeln und reichte ihr die Hand. War das jetzt sein Ernst? Konnte er sich wirklich nicht an sie erinnern? Das konnte Hermine nicht glauben, immerhin waren sie sieben Jahre lang gemeinsam zur Schule gegangen und auch wenn er sie nur aus der Entfernung beleidigt hatte, würde er sich doch wohl an ihr Gesicht erinnern, oder?

Hermine war so in Gedanken, dass sie nicht bemerkte, wie er seine Hand immer noch zu ihr ausgestreckt hatte, doch sie konnte sich einfach nicht bewegen.

„Malfoy?", fragte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. Ihre Gedanken schwirrten und sie hatte kurz überlegt, ihm einen falschen Namen zu nennen und ihre Tarnung aufrecht zu halten, doch das schien ihr auf Dauer zu kompliziert zu werden.

Nun schien es auch bei dem ehemaligen Slytherin langsam zu dämmern, denn seine Augen weiteten sich und sein Ausdruck im Gesicht verkrampfte sich kaum merklich.

„Granger? Was tust du hier?!", wollte er wissen. Er hatte seine Hand mittlerweile wieder zurück gezogen und Hermine hatte auch nichts Anderes erwartet. „Nun, ich arbeite bei dem Maklerbüro und was machst du hier?", immer noch verwundert aber mit klareren Gedanken schaute sie ihn an. „Naja, ich bin dann wohl der Kunde, der eine Wohnung oder ein Haus kaufen will", schlussfolgerte er.

Hermine wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Das eben geführte Gespräch war wohl das längste was die beiden je geführt haben, ohne dass er sie beleidigt hatte.

„Wollen wir uns setzen?", fragte Malfoy nach einer Weile „Du siehst irgendwie blass aus." Und tatsächlich fühlte sich Hermine nicht sonderlich gut. Nachdem der erste Schock verschwunden war und sie realisierte, wer dort vor ihr stand, wurde ihr übel.

Hermine nickte und ging langsam und mit zitternden Händen auf einen der Sessel zu und ließ sich dort nieder. Malfoy folgte ihr, doch nicht, ohne vorher ein Glas Wasser von der Hotelbar zu besorgen. Er reichte es ihr und setzte sich schräg neben sie in den Sessel. Dankend nahm sie das Wasser an und leerte es fast in einem Zug. Es schien zu helfen, denn nach ein paar weiteren Minuten, in denen Malfoy glücklicherweise nichts sagte, fühlte sie sich schon besser.

„Tut..tut mir leid", fing Hermine an und hielt sich eine Hand mit dem Handrücken an die heiße Wange „Ich brauchte gerade einen Moment um das zu verdauen..", gab sie etwas kleinlautzu und traute sich nicht, ihren Gegenüber anzusehen.

„Ist schon okay", erwiderte Malfoy und Hermine hört ein seiner Stimme etwas, was sich als Verbitterung deuten lässt. „Geht es dir besser?", wollte er wissen und nun schaffte Herminees auch ihn wieder anzusehen. Sie nickte und brachte ein leichtes Lächeln zu Stande.

Während sie ihn ansah, fiel ihr auf, dass er sich kaum verändert hatte, er war etwas muskulöser geworden, aber sein Gesicht und seine Haare hatten sich nicht verändert.

Hatte sie sich denn so stark verändert? Fragte sie sich. Sie hatte ihre Haare etwas aufhellen lassen und sie in Form schneiden lassen, aber im Großen und Ganzen war es das auch schon mit ihren Veränderungen.

„Wenn es dir besser geht, können wir dann mit dem eigentlichen Grund unseres Treffens anfangen?", fragte der blonde Zauberer. „Ja klar, natürlich!", entgegnete Hermine und kramte ihre Unterlagen aus ihrer Tasche. Sie öffnete den Ordner und überflog schnell die erste Seite, auf der immer die Eckdaten und Fakten zum Kunden gesammelt wurden.

„Na gut Mr. Malfoy", fing Hermine geschäftlich an zu reden, was Malfoy tatsächlich ein kurzes Lächeln über seine Lippen trieb. „Sie suchen also eine große Wohnung oder ein Haus. Sind sie alleine oder beziehen sie das Objekt dann mit einer Partnerin?", fragte Hermine weiter um sich entsprechende Notizen auf dem Blatt zuvermerken. „Ich bin derzeit nicht in einer Beziehung, falls das ihre Frage war, Ms. Granger. Oder sollte ich lieber sagen Mrs.Granger?" „Also gut, sie wollen das Objekt also alleine beziehen, das vermerke ich hier", erklärte sie ihm immer noch in geschäftlichem Tonfall „und es heißt Ms. Granger", fügte sie widerwillig und etwas leiser hinzu.

„Na gut Ms. Granger", er betonte es mit Absicht so übertrieben, doch sie achtete da nicht drauf und stellte ihm einige andere grundlegende Fragen zu seinen Wünschen.

Nachdem sie alles erfahren hatte, was sie wissen wollte, verabschiedete sie sich von ihm mit einem Handschlag und ergänzte zu ihrer Verabschiedung noch, dass sie ihn benachrichtigen würde, sobald sich passende Objekte zum Verkauf stehen würden. Dann machte sie sich auf den Weg nach Hause.

So etwas wie Freunde. - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt