Es war dunkel und Hermine konnte kaum etwas erkennen. Sie saß auf einer Holzbank, die Beine angezogen in die Arme um ihre Knie gelegt. Ihren Rücken hatte sie an die Holzwand angelehnt. Sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich schwach, wollte aber nicht schlafen und versuchte zwanghaft ihre Augen geöffnet zu halten. Sie verstand nicht, was gerade mit ihr passierte. So viele Fragen schwirrten ihr im Kopf, dass sie das Gefühl hatte, er wurde jeden Moment explodieren. Ron hatte sie hier rein gebracht und war dann wieder verschwunden. Sie wusste nicht, ob er sie ganz alleine gelassen hatte, oder ob er nur den Raum verließ.
Überwältigt von der Enttäuschung liefen ihr die Tränen über das Gesicht. Wie konnte sie sich Jahre lang in ihrem besten Freund so getäuscht haben? Was hat ihn nur dazu bewogen, sich so zu verhalten? Ihr nur so wehtun? Zu ihrer Enttäuschung mischte sich nun auch Verzweiflung. Wie sollte sie jemand finden? Es war eine hoffnungslose Situation, in der sie sich befand.
Mit einem lauten Knarren ging die Tür auf und Ron betrat den Raum. Er hatte einen Teller in der Hand und kam auf Hermine zu. „Hey, du musst was essen", sagte er mit sanfter Stimme und näherte sich langsam, bis er den Teller vor Hermine auf den Tisch stellte. „Ich will nichts essen", antwortete sie und ihre Stimme klang brüchig. Ron machte eine Handbewegung auf Hermine zu, doch diese zuckte zurück. Er ließ seine Hand wieder sinken und setzte sich mit einem Stuhl zu ihr an den Tisch. „Hermine, ich versuche nur, dir zu helfen", erklärte er ihr. „Malfoy hat dich manipuliert, er benutzt dich für seine krummen Spielchen", redete er weiter, doch Hermine wollte diese Anschuldigungen nicht hören. Sie kannte Draco und wusste, dass es nicht so war, wie Ron sagte.
Wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen. Sie hatte schon lange nicht mehr so geweint wie jetzt. Das letzte mal, nachdem sie ihre Eltern mit dem Obliviate Zauber belegt hatte um sie während des Krieges in Sicherheit zu wissen. Damals hatte es ihr das Herz gebrochen, ihre Erinnerungen an ihr einziges Kind auszulöschen, doch es war das beste für sie. Ron stand auf und verließ den Raum, nun war sie wieder alleine mit sich und der Dunkelheit. Dann fiel sie in einen unruhigen, traumlosen Schlaf.
Als sie wieder erwachte, war es immer noch dunkel. Mittlerweile hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Es konnte sein, dass sie erst ein paar Minuten hier war, vielleicht zwei Stunden, oder eben auch mehrere Tage.
Sie war immer noch schwach, da sie das Essen, welches Ron ihr brachte nicht anrührte. Außerdem trank sie nur so viel, wie es unbedingt nötig war.
Jedes Mal, wenn Ron zu ihr kam, redete er auf sie ein. Er entschuldigte sich bei ihr und versuchte sein Verhalten zu rechtfertigen, doch Hermine hörte ihm irgendwann einfach nicht mehr zu. Sie wollte ihn nicht mehr sehen und auch nicht mehr hören. Sie wollte einfach nur weg von ihm.
Es vergingen mehrere Tage. Hermine schlief kaum und es ging ihr Stunde um Stunde schlechter. Sie war inzwischen so schwach, dass Ron nicht mal mehr die Tür abschloss, da sie eh nicht weglaufen konnte. Gerade, als er wiedermal mit einem Teller voll Essen vor Hermine stand, den sie eh nicht anrühren würde, und wieder mit seinen Entschuldigungen und Rechtfertigungen anfing, klopfte etwas ans Fenster.
Ginnys PoV:
Seit Hermine verschwunden war, vergingen nun mehrere Tage. Alle waren in Sorge und inzwischen wusste die ganze Familie von der Situation. Sogar Draco wurde mit der Zeit akzeptiert und so saßen sie, der Verzweiflung nahe, zusammen im Fuchsbau und überlegten, wo sich Ron und Hermine aufhalten könnten.
Aus lauter Frust nahm Ginny schließlich eine Feder und ein Stück Pergament. „Was tust du da?", fragte Harry sie, der durch ihre plötzlichen Bewegungen aufgeschreckt wurde. Sie tauchte ihre Feder in das Tintenfässchen und fing an zu schreiben.
Ron,
egal wo du bist, komm wieder nach Hause. Tu Hermine nicht weh, sie hat es nicht verdient, wie du sie behandelst. Wir wissen nicht, wo ihr seid, also bitte tu uns den Gefallen und komm wieder nach Hause. Wir können über alles geschehene reden.
Wir machen uns Sorgen um euch.
Ginny
Sie las das Geschriebene mehrmals durch und merkte selber, wie verzweifelt es klang. Doch wenn sie einmal einen Entschluss gefasst hatte, würde sie ihn auch verwirklichen. Sie rollte den Brief ein und lief in den Garten, wo die Eulen der Familie Weasley saßen und auf Aufträge warteten. Errol, der große, alte Bartkauz kam schon auf sie zugeflogen, doch Ginny ging an ihm vorbei. „Tut mit leid, Errol, aber das ist eine Aufgabe für Rio." Sie ging weiter, bis sie zu der kleinen Eule ankam, die gemütlich auf einem Ast saß und schlief. „Hey, Rio. Ich habe einen Auftrag für dich", flüsterte Ginny dem Vogel sanft zu. Dieser öffnete verschlafen die Augen und betrachtete sie dann aufmerksam, während sie den Brief an seinem Beinchen fest band. „Bring diesen Brief bitte zu Ron. Und schau, ob es Hermine gut geht. In Ordnung?", erklärte Ginny ihrer kleinen Eule den Auftrag. Diese schien zu verstehen, denn Ginny dachte für einen Augenblick, die Eule würde nicken. Dann breitete sie die Flügel aus und flog davon.
Ginny schaute ihr hinterher und bemerkte eine Hand auf ihrer Schulter. „Meinst du, er findet Ron?", fragte Harry, der nun hinter sie getreten war. „Ich hoffe es", antwortete sie und schloss ihn in die Arme.
Ron PoV:
Das Klopfen am Fenster ließ ihn zusammenzucken. Sofort verspannte er sich und schaute hinaus. Draußen saß eine kleine Eule, mit einem Brief. Langsam öffnete er das Fenster und sah dabei zu, wie die kleine Eule hindurch hüpfte, doch anstatt ihm den Brief zu geben, hüpfte sie an ihm vorbei und direkt auf Hermine zu. Diese hob erschöpft den Kopf und ihr Gesicht erhellte sich, als sie den kleinen Kauz von Ginny erkannte. Fast schon liebevoll blickte das Tier sie an, ehe sie sich wieder Ron widmete und ihm den Brief entgegen hielt.
Er nahm ihn und fing an zu lesen. Während er in die Zeilen vertieft war, wandte sich Rio wieder Hermine zu. Er kam auf sie zu gehüpft und ließ sich kurz von ihr streicheln. Dann pickte er in ihre Haare und zog eine Strähne raus. Schockiert sah sie den Vogel an, der sich nun wieder auf den Weg zum Fenster machte und ohne Weiteres wieder verschwand.
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So etwas wie Freunde. - Dramione
Fiksi PenggemarHermine hat es nach ein paar Jahren geschafft, den Krieg hinter sich zu lassen und ein normales Leben zu leben. Sie arbeitet in einem Maklerbüro in London und führt ein glückliches Leben, bis sie eines Tages einen Auftrag bekommt, der ihr Leben gewa...