Kapitel 22: „Er will es nicht verstehen"

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Ginnys PoV:

Ginny rannte so schnell sie konnte aus dem Krankenhausum zu sich nach Hause zu apparieren. Sie huschte in eine kleine Seitengasse und versuchte sich einen Moment zu beruhigen. Dann schloss sie die Augen und war verschwunden.

Als Ginny das Wohnzimmer betrat, blickte Harry von der Zeitung auf, die er gerade las. „Gibt es was neues von Hermine? Du siehst so gehetzt aus", stellte er fest und erhob sich auf seinem Sessel. „Allerdings, es gibt Neuigkeiten. Sie ist aufgewacht", sagte Ginny schnell, sie war immer noch ziemlich außer Atem. „Das ist doch super, dann lass und direkt zu ihr", schlug Harry vor und wollte schon in Richtung Ausgang gehen. „Nein", Ginny hielt ihn am Arm zurück. „Wir müssen etwas klären." In Harrys Blick lag Verwirrung und er verstand nicht, warum seine Freundin ihn nicht zu Hermine lassen wollte. „Harry", setzte Ginny an, „sie weiß, was passiert ist und du solltest dich besser setzen." Noch immer etwas verwirrt setzte sich Harry auf den Platz gegenüber von Ginny und schaute sie erwartungsvoll an. Ginny atmete noch einmal tief durch.

„Ron" brachte Ginny hervor. „Was ist mit ihm?", fragte ihr Freund immer noch verwirrt. „Er war es. Ron hat Hermine geschlagen", sagte Ginny und schaute zu Harry. Sein Blick war ungläubig auf sie gerichtet. „Nein, das kann nicht sein. Ron würde Hermine nie etwas antun", behauptete er, doch Ginny bemerkte dasser selbst nicht ganz von seiner Aussage überzeugt war. „Wir sollten mit ihm reden", schlug Ginny vor. Harry nickte zustimmend und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Fuchsbau.


„Hi Mum, ist Ron hier? Wir müssen unbedingt mit ihm reden!" Ginny fiel direkt mit der Tür ins Haus, als sie in die Küche lief, wo Molly Weasley gerade dabei war, das Abendessen vorzubereiten.

„Hallo mein Schatz, ja er ist oben in seinem Zimmer. Aber er wollte nicht mit mir reden", begrüßte Molly ihre einzige Tochter. „Hallo Harry, wie geht es dir?", fragte sie mit einem lieblichen Lächeln, während sie sein Gesicht in die Hände nahm. „Gut, danke Ms. Weasley, aber wir müssen wirklich unbedingt mit Ron reden", erwiderte Harry und entzog sich ihrer Umarmung. „Wie gesagt, er ist oben in seinem Zimmer. Aber mit mir wollte er nicht reden", wiederholte Ms. Weasley besorgt und sah den beiden zu, wie sie die Treppen des Hauses erklommen.

Oben vor Rons Tür blieben sie stehen, warfen sich noch einen Blick zu, ehe sie anklopften. Von Inneren des Zimmers war ein missmutiges Stöhnen zu hören, gefolgt von den Worten: „ Mum, ich will nicht mit dir reden und ich habe auch keinen Hunger. Lass mich einfach in Ruhe!"

„Wir sind es Ron", erwiderte Harry auf die Aussage seines besten Freundes. „Ginny und Harry."

„Dann geht weg. Ich will euch nicht sehen", wiederholte er. „Ronald Weasley, mach jetzt deine Tür auf, sonst sprenge ich sie mit einem Bombada in die Luft!", rief Ginny durch die Zimmertür ihres Bruders und wartete noch ein paar Sekunden. „Drei!", fing sie an zu zählen, „Zwei!", sie richtete ihren Zauberstab auf die Tür „Eins!", sie wollte gerade den Zauberspruch aufsagen, als die Tür vor ihnen geöffnet wurde. „Ist ja schon gut" murmelte Ron, ließ sie eintreten und verschloss sie wieder hinter ihnen. Unschlüssig standen seine Schwester und ihr Freund im Raum und wussten nicht, wie sie anfangensollten, ihn auf die Geschehnisse anzusprechen.

„Ron, es geht um Hermine", brach Harry nach einiger Zeit das Schweigen. „Das habe ich mir schon gedacht. Wie geht es ihr?", fragte Ron und blickte zu Boden. In seiner Stimme konnten sie eindeutig Anzeichen von Reue hören. „Sie ist wach und es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Aber was genau ist denn passiert?", wollte Ginny nun wissen und setzte sich auf sein Bett.

Ron schwieg noch eine Weile, ehe er tief durchatmete und ihnen alles erzählte: „Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Ich hatte schon ziemlich viel getrunken und dachte, Hermine und ich könnten uns an dem Abend wieder näher kommen. Doch dann hat sie mir von sich und diesem Frettchen erzählt und da bin eiversüchtig geworden und ausgerastet."

Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, so als wäre das Geschehene nur eine Kleinigkeit. „Ron, ist dir klar, dass Hermine wegen dir zwei Tage im Krankenhaus lag und bewusstlos war?!", fragte Harry ihn mit ernstem Ton. Rons Reaktion erschien ihm wie ein Witz und er erkannte seinen besten Freund nicht wieder. „Du hast sie geschlagen. Wie konntest du so die Kontrolle verlieren, dass du auf sie einschlägst und sie Krankenhausreif prügelst?! Hätte Draco sie nicht gefunden, dann..", sprach Harry weiter, doch bei dem Namen des Slytherins sprang Ron auf und unterbrach ihn. „Ich will seinen Namen nicht mehr hören!", rief er und machte eine drohende Bewegung mit seinem Zeigefinger zu Harry.

„Ron, was ist denn nur los mit dir? Ich erkenne dich gar nicht wieder. Du bist im Moment nicht der Bruder, den ich so liebe", setzte Ginny verzweifelt an, doch auch sie wurde von ihm unterbrochen. „Bin ich denn der Einzige hier, der hier erkennt, dass dieses Frettchen nur mit Hermine spielt? Er nutzt sie aus um seinen Ruf wieder aufzupolieren und sie ist so blind und fällt auf seine Masche rein. Sie musste doch mal zur Vernunft gebracht werden", rief er und blickte abwechselnd in das Gesicht von Harry und dann von Ginny.

Mit dieser Aussage ging er eindeutig zu weit. „Ron, du bist mein bester Freund. Und du bist auch Hermines bester Freund, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, über ihr Leben und ihre Entscheidungen zu urteilen und schon gar nicht zu bestimmen! Sie ist glücklich mit Draco und anstatt sie deswegen zu verprügeln, solltest du dich eigentlich für sie freuen, denn das machen Freunde so. Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt, sie mit einem anderen zu sehen, und dass es ausgerechnet Malfoy ist, macht die Sache nicht besser, aber sie ist immer noch deine beste Freundin und sie hat es einfach nicht verdient, so wie du sie behandelst", Harry war mittlerweile auf Ron zugegangen und nahm mit beiden Händen seine Schultern. Auf Rons Stirn hatten sich Wutfalten gebildet und Ginny merkte, dass es keinen Sinn mehr hatte, auf ihn einzureden. Er würde ihnen eh nicht zuhören.

„Harry, lass gut sein", richtete sie das Wort an ihren Freund. „Er will es nicht verstehen. Aber Ron", jetzt ging sie auf ihren Bruder zu, „solange du deine Einstellung bezüglich Hermines und Dracos Beziehung nicht änderst, hältst du dich von ihr fern. Sie hat es nicht verdient, wie du dich ihr gegenüber verhältst. Überdenke deine Entscheidungen, denn sonst wirst du sie als Freundin verlieren und ich kenne dich so gut, dass ich weiß, dass das das Letzte ist, was du willst. Wenn du dann soweit bist und dich damit abgefunden hast, kannst du versuchen, dich bei ihr zu entschuldigen, aber es würde mich nicht wundern, wenn sie nichts mehr mit dir zu tun haben will." Ginny war mittlerweile wieder zur Tür gegangen und auch Harry war ihr gefolgt. Nun standen beide in der Zimmertür und blickten traurig und enttäuscht auf ihren besten Freund und Bruder. Dann wandten sie sich ab und verließen das Zimmer, ohne zu bemerken, wie die verbitterten Tränen über Rons Wangen rollten.

So etwas wie Freunde. - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt