Kapitel 12: Gefühlsreichtum in Teelöffelgröße

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Dracos PoV:

Nachdem Hermine gegangen war erfüllte eine bedrückende Leere seine eigentlich freundlich und offen gestaltete Dachgeschosswohnung. Er lief, besser gesagt, er schlurfte zurück ins Wohnzimmer und nahm die Flasche Whiskey aus dem Schrank. Das war jetzt genau das, was er brauchte, um seine Nerven zu beruhigen.

Eigentlich hätte er es sich von Anfang an denken können, immerhin haben die beiden in der Schulzeit einiges durchgemacht und das nicht zuletzt wegen ihm, sie waren schon mal ein Paar gewesen und anscheinend sind die Gefühle wiedergekommen.

Trotzdem war Draco enttäuscht. Hermine hatte sie ihm genähert und er genoss ihre Anwesenheit sehr. Doch dann kommt plötzlich dieses Wiesel und macht ihm alles kaputt.

Draco leerte sein Glas in einem Zug und füllte es direkt wieder voll. Er dachte darüber nach, was eine so schlaue Hexe wie sie es war, von so einem Trottel wie Weasley wollte. Darauf fand er keine Antwort.

Er hatte mittlerweile einige Gläser Whiskey geleert und schwankte nun die Treppe nach oben in sein Schlafzimmer. Im Zimmer angekommen sah er den großen Blumenstrauß aus Rosen auf dem Nachttisch stehen. Er hatte ihn für Hermine gekauft und hatte gehofft, dass sie die Nacht über bleiben würde. Wie er sich nur getäuscht hatte...

Wütend über sein gefühlgesteuertes Denken nahm er die Blumen und schmiss sie mit samt der Vase gegen die Wand. Dabei schnitten ihm die Dornen die Handfläche auf, doch das war ihm egal. Betrunken und traurig legte er sich ins Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.


Hermines PoV:

Auf dem Heimweg liefen ihr immer noch die Tränen über die Wange. Hermine war es egal. Es war ihr auch egal, ob irgendwer sie so sah.

All das war Rons Schuld. Wieso hatte er sie geküsst? Und wieso hatte er nicht bemerkt, dass sie das gar nicht wollte? Vielleicht hat er es ja bemerkt, aber wollte es nicht wahrhaben, dachte sie einen Moment. Nein, so etwas würde Ron doch nicht tun. Obwohl sein Gefühlsreichtum ja bekanntlich auf einen Teelöffel zu passen schien, war das eine Sache, die sie ihm nicht zutrauen würde.

Dazu kommt noch, dass jetzt seine ganze Familie denkt, sie wären wieder zusammen. Es wird ihnen genau wie damals das Herz brechen, wenn sie sich wieder trennen, obwohl sie ja nicht mal wieder zusammen sind.

Hermine erreichte endlich ihre Wohnung. Drinnen zog sie ihre Schuhe aus und warf den Mantel achtlos über die Sessellehne, ehe sie auf direktem Wege in ihr Bett ging. Sie schlief nicht gut und drehte sich von einer Seite auf die andere.

Am Montagmorgen war sie alles andere als erholt, doch sie musste zur Arbeit. Mühsam schleppte sie sich in ihr Büro und sprach dabei mit so wenig Leuten wie möglich. Sie wollte mit niemandem reden.
Gegen Mittag flatterte eine ihr bekannte Eule auf sie zu und landete vor ihr auf dem Schreibtisch. Es war Rio, die kleine Eule von Ginny.  Hermine löste den Brief von seinem Fuß und kraulte das Tier kurz am Kopf, ehe sie sich den Brief vornahm.

Hallo Hermine,

ich wollte mal hören, wie es dir geht. Du bist gestern so schnell abgehauen, dass ich keine Zeit hatte, noch mal mit dir zu reden und ich mache mir Sorgen.
Stimmt es, dass du wieder mit Ron zusammen bist? Und wenn ja, was ist dann mit.., du weißt schon?

Ich würde dich gerne bald mal zum Essen einladen und in Ruhe mit dir darüber reden.

Alles Liebe,

Ginny

Hermine lächelte kurz und kritzelte eine schnelle Antwort unter den Brief. Sie würden sich Donnerstagabend in einem Café in der Nähe von Hermines Wohnung treffen. Sie band den Brief wieder am Fuß der Eule fest, die immer noch auf ihrem Schreibtisch saß - offenbar hatte das Tier etwas Training bekommen um nicht wieder ohne Antwort abzuhauen - und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit.

So etwas wie Freunde. - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt