~Rezos Sicht~
"Toni?", rief Nia in sein Handy. "Toni, sag was!", meinte er ein paar Sekunden später. Ich schaute auf den Boden und spielte nervös mit meinen Händen. "Ich bin morgen früh wieder da", nuschelte der Italiener und legte auf.
Besorgt raufte ich mir die Haare. Toni war allein irgendwo in Köln, eine Stadt in der er sich nicht auskannte, spät am Abend und es war meine Schuld. Nur weil ich, verdammte Memme, mich nicht einfach mal hatte zusammen reißen können, bis ich zuhause war.
Immerhin wusste ich jetzt, dass ich ihm wenigstens noch irgendetwas bedeutete. Doch gleich nachdem mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, verfluche ich mich schon wieder dafür. Ich war so verdammt selbstsüchtig. Toni war allein in einer fremden Stadt und ich dachte nur an mein absurdes Bedürfnis nach seiner Liebe.
"Rezo?", fragte Viktor. "Hm", machte ich und schaute zu ihm hoch. "Nia hat dich gefragt was los war", meinte der Weißhaarige. Ich schluckte stark. Ich kannte Nia gar nicht, vielleicht war es nicht so intelligent es ihm zu erzählen. Andererseits hätte er nach diesen Theater das Recht, es zu erfahren. "Toni wurde früher von seinen Eltern geschlagen, ich hab ihm geholfen, halbes Jahr Beziehung, er musste zu seinen Großeltern, hat sich anderthalb Jahre nicht gemeldet und jetzt das", rasselte ich herunter und atmete dann auf. Erschöpft legte ich mich zurück, schloss die Augen und fuhr mir mit den Händen übers Gesicht.
"Oh", war das einzige, was Nia nach einiger Zeit herausbekam. "Habt ihr Schluss gemacht, als er ging?", fragte Nia vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf, lehnte mich wieder nach vorn und stützte meine Ellenbogen auf meine Knie. "Dann hörst du das hier vielleicht nicht gern, aber du hast das Recht es zu erfahren. Toni war nicht bloß Badboy, mit allem was dazu gehörte, also Sixpack, stinkreich, sportlich, viele Partys, sondern auch Fuckboy. Er hat die meisten Striche der gesamten Oberstufe." Er schaute mich mitleidig an. "Striche?",fragte ich verwirrt. "Ein Strich ist ein Mädchen, oder bei Toni auch Junge, mit dem man geschlafen hat", erklärte Nia. Ich schluckte einen schon wieder aufkommenden Schluchzer runter. Er brauchte mich also wirklich nicht mehr.
Nachdem wir ewig geschwiegen hatten, holte Nia sein Handy raus, tippte kurz darauf rum und streckte es mir danach entgegen. Es zeigte ein Bild, von einem komplett vernarbten Arm. "So sah Toni aus, bevor er sich was drüberstechen lassen hatte", meinte Nia. "Vielleicht hat er ja auch um dich getrauert und bloß versucht das ganze zu überspielen.", fügte er hinzu. Ich seufzte bloß. Selbst, wenn es so war, war das auch nichts gutes. Dann hatte Toni sich wegen mir verletzt und das wollte ich keinesfalls. Er sollte glücklich sein und wenn er ohne mich glücklicher war, dann war es so. Dann sollte ich ihn in Ruhe lassen.
"Sagt mir einfach Bescheid, wenn Toni ko-. Nein, das ist Quatsch. Sagt mir Bescheid, ob Toni noch lebt und ja. Schön dich kennengelernt zu haben Nia. Bis dann Vik. Äh...ja.", und nach diesen Worten verließ ich fluchtartig die Wohnung, sprang die Treppen hinunter und pfefferte die Haustür hinter mir ins Schloß. Tief atmete ich durch.
Ich wollte grade um die Ecke sprinten, als ich gegen jemanden knallte und, wie hätte es mir auch nicht passieren können, war es Toni. Total perplex blieb ich stehen und starrte ihm in die Augen. Er starrte zurück.
Unüberlegt warf ich mich ihm in die Arme. Feste drückte ich ihn an mich und wollte ein letztes Mal seinen wunderbaren Geruch von... Alkohol? Er roch sehr stark nach Alkohol. Ich löste mich von ihm und schaute ihn kurz fragend an. Doch ich besinnte mich wieder und lief einfach weiter an ihn vorbei.
Ich rannte, bis ich nicht mehr konnte. Dannn blieb ich stehen und schaute mich kurz um. Doch dann der Tränen, die sich in meinen Augen gesammelt hatten, könnte ich nichts erkennen. Erst das laut gebrüllte Wort:"HINLEGEN!", ließ mich zusammen zucken und tun, was die tiefe Stimme sagte.
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658 WörterWer hat das Kapitel einen Tag zu spät hoch geladen? Ich.
Wer hat euch trotzdem, ohne schlechtes Gewissen, einen Cliffhänger geliefert? Auch ich.
Und wer ist morgen bei Julias Treffen in Köln und stirbt vor Aufregung? Also ja definitiv nicht... oder doch xD.Stay strong little fighters <3
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Farbe kommt und geht || Rezoni
FanfictionZweiter Teil der FarbSaga Hey Kleiner, du bist jetzt seit über einem Jahr weg und es tut verdammt weh. Immer und immer wieder Träume ich davon dich wieder in die Arme schließen zu können. Dich wieder zu haben und wie im Märchen mit dir in den Sonnen...