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Vor dem Bett meiner Mum steht ein älterer Mann, der einen Strauß Rosen in der Hand hält. Er sieht mich und Harry an und lässt die Rosen fallen.

"I-ist das Aria?"

"Ja Bryan."

Bryan? Den Namen habe ich schon mal gehört.
Ich sehe ihn an und es kann nur eine bestimmte Person sein.
Dieser Bryan ist mein "Vater".
Er kommt einen Schritt auf mich zu und hält sich die Hand an die Stirn.

"Dass ich das nochmal erleben darf. Wie geht es dir mein Schatz?"

Er will mich umarmen, aber ich reagiere schnell und mache einen großen Schritt nach hinten, sodass ich fast über Harry's Füße stolpere. Erschrocken hält Harry mich fest und sieht verwirrt zwischen mir und Bryan hin und her.

"Darf ich vorstellen? Irgendein Mann der nach 22 Jahren, merkt dass er eine Familie hat."

Während ich die Worte ausspreche, sehe ich ihn wütend an.

"Aria!"

Meine Mum versucht sich hinzusetzen, doch sie ist zu schwach und fällt wieder zurück auf das Bett.
Ich stelle mich neben das Bett und helfe ihr.

"Nein Mum. Es ist doch so. Wo war er die ganzen Jahre?"

"Aria es tut mir leid."

"Mit dir habe ich nicht gesprochen."

Enttäuscht setzt er sich auf die andere Seite des Bettes und ich versuche ruhig zu bleiben.

"Brauchst du noch irgendwas, Mum?"

"Ja. Ich möchte, dass ihr euch vertragt. Ich möchte nicht sterben mit dem Gedanken, dass die zwei Menschen, die ich liebe, sich hassen."

"Wie meinst du das? Ihr liebt euch?"

"W-wir haben uns letztes Jahr wieder angenähert und seitdem sind wir wieder zusammen."

"Ich brauche ja wohl nicht fragen, warum ich nichts davon wusste. Ich hätte ja nur wieder gestört."

"Nein Aria Schatz. Das verstehst du falsch."

Bryan erhebt sich und sieht mich streng an.

"Es reicht! Deine Mutter stirbt und du machst hier so einen Aufstand!"

"Ich mache einen Aufstand? Tut mir leid, dass ich damals nicht in euer Leben gepasst habe und jetzt die restliche Zeit mit meiner Mutter genießen möchte, ohne einen Lügner vor mir zu sehen!"

Wütend stellt er sich genau vor mich.

"Noch ein Wort und ich schwöre dir."

"Was? Willst du mir drohen?"

Er hebt seine Hand und will ausholen, als Harry seinen Arm packt.

"Du wirst sie nicht anfassen, haben wir uns verstanden?!"

Wütend zieht Bryan seinen Arm zurück und ich verlasse das Zimmer. Die Tränen brennen in meinen Augen und ich kann sie nicht mehr zurückhalten.
Harry kommt schnell hinterher und zieht mich in eine Umarmung. Ich habe keine Kraft mehr und lasse mich einfach auf den Boden sinken. Harry setzt sich zu mir auf den Boden, lässt mich aber nicht los.
Um mich zu beruhigen, wischt er mir die Tränen weg und streicht über meine Haare.

"Okay ich kann diesen Kerl absolut nicht leiden. Aber deine Mum braucht anscheinend euch beide, also schaffen wir das zusammen, okay?"

Ich atme einmal tief ein und aus und nicke dann.

"Okay ich versuche es."

Wir stehen langsam auf und gehen zurück zu dem Zimmer.
Harry gibt mir noch einen schnellen Kuss auf die Wange und öffnet dann die Tür.
Ich sehe Bryan nicht an und gehe nur zu meiner Mum.

"Tut mir leid. Die Situation ist einfach nur zu viel für mich."

"Ich weiß, mein Schatz."

Sie streicht mir über die Wange und lächelt etwas.
Harry setzt sich neben mich und nimmt meine Hand.

"Tut mir leid. Ich hätte mich beherrschen sollen."

Bryan sieht mich an und wischt sich ebenfalls Tränen weg.

"M-mir tut es auch leid."

Eigentlich tut es mir nicht leid, aber ich habe keine Kraft mehr mich aufzuregen. Außerdem hat Harry Recht. Meine Mum soll die letzten Tage, die sie noch hat glücklich sein. Solange muss ich mich zusammenreißen.

Harry's Handy vibriert und er zeigt mir die neue Nachricht von Liam.

Die nächsten 3 Konzerte werden verschoben, auf das Ende der Tour. Haben mit Simon gesprochen, aber nichts von euch gesagt, nur das du eine fiese Erkältung mit Fieber und sowas hast. Er hat es geglaubt und keine doofen Fragen gestellt. Falls ihr noch was braucht sagt Bescheid 😔

"Hört sich doch gut an."

Harry packt sein Handy wieder weg und nimmt wieder meine Hand.

"Seit ihr schon lange ein Paar?"

Bryan sieht uns beide an und spielt nervös an seiner Uhr.

"Nein. Erst seit ein paar Tagen."

"Oh, das ist ja noch ganz frisch. Wie kriegt ihr das geregelt, zwischen Konzerten, Interviews und sowas?"

Als ob ihn das wirklich interessieren würde. Zum Glück antwortet Harry ihm, sonst würde ich wahrscheinlich wieder ausrasten.

"Naja, irgendwie haben wir uns bei der Arbeit kennengelernt. Außerdem haben wir auch genug Freizeit zwischendurch. In 2 Wochen fliegen wir zum Beispiel auch zusammen in den Urlaub."

"Das hört sich doch wunderbar an."

Ich beiße mir auf die Lippe, um meine Wut zurückzuhalten.
Aber was er vorspielen kann, kann ich auch.

"Und was hast du so die ganzen Jahre gemacht?"

Harry drückt leicht meine Hand, weil er genau weiß, dass ich ihn provozieren möchte.

"Ich war viel in Europa unterwegs, weil ich an verschiedenen Universitäten als Professor für Psychologie gearbeitet habe."

"Oh was ein Zufall. Aria ist ebenfalls Psychologin."

Ich werfe Harry einen genervten Blick zu und sehe dann zu Bryan.

"Echt?"

"Ja. Habe das Studium vor ein paar Monaten abgeschlossen."

"Und? Hast du eine eigene Praxis?"

"Ja, aber die übernimmt zur Zeit eine Freundin, da ich einen Job angenommen habe für eine 24 Stunden Beratung."

"Was hat der Patient denn?"

Ich sehe kurz zu Harry und dann wieder zu Bryan.

"Das kann ich noch nicht genau sagen."

Harry lächelt etwas dankbar und streicht über meine Hand.

"Achso, schade."

Meine Mum lächelt zufrieden und ich muss ebenfalls lächeln.

"Harry? Wärst du so lieb und machst ein Foto von uns?"

Bryan hält ihm sein Handy hin und Harry nimmt es.
Wir setzen uns links und rechts neben unsere Mum und ich lächle etwas. Harry schießt das Foto und gibt das Handy dann zurück an Bryan.

"Danke."

Wir sitzen noch bis in die Nacht neben dem Bett und reden über alles mögliche. Es fühlt sich irgendwie gut an und meine Wut gegen Bryan verdränge ich so gut, wie es geht.
Um 22 Uhr ist die Besuchszeit vorbei und Harry und Byran müssen das Zimmer verlassen.

"Ich komme morgen früh wieder."

Harry küsst meine Stirn und geht dann. Bryan winkt mir und meiner Mum noch einmal zu und verschwindet dann ebenfalls.
Ich decke meine Mum zu und sie schläft ziemlich schnell ein. Das war ein anstrengender Tag für sie.
Ich gehe in das kleine Badezimmer und dusche mich. Mein Koffer steht zum Glück mit im Zimmer und ich nehme mir eine Jogginghose heraus und das Shirt von Harry.
Schnell ziehe ich die Sachen drüber und setze mich auf den Stuhl, ich winkle meine Beine an,  lege den Kopf auf meine Knie und schlafe ziemlich schnell ein.






Love by detours (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt