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Die ersten Klopfversuche ignoriere ich noch, doch da ich Harry lange genug kenne, weiß ich das er nicht aufhören wird zu klopfen.
Ich raffe mich etwas auf, mache die Tür einen Spalt auf und setze mich dann wieder auf den Boden.
Die Fotos liegen auf dem Boden verteilt und Harry hebt eins nach dem anderen hoch.

"Von wem hast du die?"

"Z...Zayn"

"WAS?"

"Kannst du dich bitte zu mir setzen?"

Mir ist klar, dass ich ihm jetzt alles erzählen muss und ich möchte mich auf gar keinen Fall mit ihm streiten.
Harry nickt und setzt sich neben mich auf den Boden, ich nehme vorsichtig seine Hand und halte sie fest umschlungen.

"Ich habe mich mit ihm getroffen, weil er reden wollte..."

Sofort zieht Harry seine Hand aus meiner und will aufstehen, aber ich halte ihn fest und erzähle schnell weiter.

"Er hat uns im Urlaub beobachtet und die Bilder gemacht, er will es öffentlich machen, wenn wir beide uns nicht trennen. I...Ich soll dich für ihn verlassen."

Ich habe eigentlich mit einem Wutausbruch gerechnet, stattdessen setzt Harry sich auf mein Bett, stützt die Ellenbogen auf die Knie und rauft sich durch die Haare.

"W...wieso sagst du nichts?"

Ich stehe ebenfalls auf und setze mich neben ihn auf das Bett.

"Weil ich langsam denke, es ist wirklich besser wenn wir das ganze hier sein lassen."

"W...was meinst du?"

Mir wird ganz schwindelig und ich nehme seine Hand.

"Sieh dich doch an...Dein halbes Gesicht ist blau, du kannst nicht mal mit jemanden darüber reden, du weinst mehr als du lächelst..."

"N-Nein Harry sag sowas nicht. I-ich bin glücklich wegen dir."

Seine Augen sind glasig und er beißt sich wieder auf die Lippe.

"Aria...Es soll einfach nicht sein. Es liegt nicht an dir, sondern an mir."

Er will meine Hand loslassen, doch ich kralle mich fest.

"Harry bitte, glaub mir, der ganze Schmerz ist mir wert, solange ich mit dir zusammen sein kann. Du hast gesagt ich soll dich nie verlassen, weißt du noch?"

Er steht auf und zieht diesmal fester an seiner Hand, sodass ich keine Kraft mehr habe, ihn festzuhalten. Durch den Ruck falle ich vom Bett und lande auf den Knien.
Die Tränen rollen meine Wangen herunter und ich habe das Bedürfnis einfach nur laut loszuschreien.

"Aria, bitte mach es nicht schlimmer, als es sowieso schon ist. Ich möchte auch nicht, dass es vorbei ist, aber es ist zu deinem Schutz. Du verdienst etwas viel Besseres als das."

Auch ihm fließen die Tränen herunter, kurz vor der Tür bleibt er noch einmal stehen und dreht sich um.

"Ich hoffe irgendwann treffen wir uns noch einmal. Ich werde dich nie vergessen, Aria Montgomery. Ich liebe dich."

Dann macht er die Türe hinter sich zu und er ist weg. Mein Herz zerbricht in eine Million Scherben und meine Lungen vergessen wie man richtig atmet.
Wild schnappe ich nach Luft und versuche bei Bewusstsein zu bleiben, ich will aufstehen und ihm hinterher laufen, aber ich bin zu schwach.

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Es müssen wohl Stunden vergangen sein, draußen ist es dunkel geworden und nur noch das Licht einer Straßenlaterne erhellt mein Hotelzimmer. Ich sitze noch genau an derselben Stelle wie vor Stunden, als Harry sich dazu entschieden hat, mich zu verlassen.
Ich habe endlich wieder ein Gefühl in meinen Beinen und ziehe mich am Bett hoch, um aufzustehen.
Ich hole meinen Koffer und packe die restlichen Sachen ein, die noch im Hotelzimmer rumliegen.
Schnell und ohne wirklich nachzudenken, schreibe ich Simon eine E-Mail, dass ich aus privaten Gründen kündigen muss und verlasse mein Hotelzimmer.
Normalerweise würde ich mich von den anderen Jungs verabschieden, aber ich möchte jetzt einfach nur noch alleine sein und einen Flug nach Hause erwischen.
Ich nehme mir ein Taxi, fahre zum Flughafen und buche einen Flug zurück nach London.

Nach 6 Stunden komme ich endlich in meiner Wohnung an. Ich stecke den Schlüssel in das Schloss und sehe das im Schlafzimmer Licht brennt.
Ich hoffe Spencer ist nicht sauer, dass ich mich solange nicht mehr bei ihr gemeldet habe.
Aber sie scheint gerade beschäftigt zu sein, denn aus dem Zimmer ist lautes Stöhnen zu hören.
Darauf habe ich jetzt gar keine Lust, ohne wirklich nachzudenken öffne ich die Tür meines Schlafzimmers und sehe wie Spencer irgendeinen Typen reitet.
Als der Typ mich bemerkt schubst er schnell Spencer von sich herunter und deckt sein bestes Stück zu.
Endlich reagiert auch Spencer und sieht mich an.
Mir steigen sofort die Tränen in die Augen und sie bemerkt, dass etwas nicht stimmt.

"Du solltest jetzt gehen, Ben. Ich rufe dich später an."

Sie zieht sich ihren Bademantel an und verlässt mit mir das Zimmer. Wir gehen in mein Behandlungszimmer und sie schließt die Tür hinter sich.

"Aria, was ist passiert? Was ist mit deinem Gesicht?"

Bevor ich irgendetwas antworten kann, laufen die Tränen meine Wangen herunter und das Gefühl von Atemnot breitet sich in meinem Körper aus. Spencer nimmt mich schnell in den Arm, doch ich lasse mich einfach auf den Boden sinken und weine.
Das Schluchzen wird immer lauter und ich versuche meine Trauer herauszuschreien, aber das verschlimmert den Schmerz meines Herzens nur noch mehr.

Nach über eine Stunde auf dem Boden sitzend bekomme ich langsam ein Gefühl für meine Atmung wieder und raufe mir durch die Haare.

"Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll zu erzählen, Spencer..."

Sie streicht mir liebevoll über den Rücken und reicht mir einen Tee.

"Meine Mum ist tot.... Sie hatte Brustkrebs und ich hatte 3 Tage, um mich zu verabschieden."

"Aria, wieso hast du nicht angerufen? Mein Beileid..."

Dann erzähle ich ihr von der Auseinandersetzung mit meinem "Dad" und zum Schluss, von Harry und Zayn und dem restlichen Drama.

Spencer fallen dazu auch keine Worte ein, sie rauft sich durch die Haare und umarmt mich einfach nur.
Das brauche ich gerade mehr als irgendwelche tröstende Worte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stehen wir auf, um schlafen zu gehen. Spencer bezieht schnell das Bett neu und ich lege mich sofort hinein.
Ich habe keine Kraft mehr mich umzuziehen oder sonst was. Ich möchte einfach nur noch schlafen, in der Hoffnung nichts mehr fühlen zu müssen.

Love by detours (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt