40

339 9 0
                                    

Mitten in der Nacht werde ich wach, weil meine Mum nach meiner Hand greift.
Erschrocken reiße ich meine Augen auf und stelle fest, dass sie aufgeregt nach Luft schnappt.

"Oh Gott Mum.... W-was ist los?"

Sie kann mir nicht antworten und ihr Körper spannt sich überall an. Schnell renne ich in den Flur und schreie nach einem Arzt.

"Dr. Sheppard? M-meine... Mum...sie...sie kann nicht atmen."

"Bringt sofort ein Beatmungsgerät!"

Dr. Sheppard rennt mit mehreren Krankenschwestern in das Zimmer meiner Mum und wirbelt hektisch um sie herum.
Ich stelle mich an die Wand und merke wie sich Tränen in meinen Augen bilden.
Wenige Augenblicke später kommt eine Schwester auf mich zu und sieht mich traurig an.

"S-sie sollten sich jetzt verabschieden."

Für einen Moment bleibt die Zeit stehen. Mein Herz zerbricht in 1000 Teile und ich bekomme schwer Luft.

"Bevor es zu spät ist."

Die Krankenschwester packt etwas fester an meiner Hand und holt mich somit zur Realität zurück.
Ich nicke, wische mir die Tränen weg und setze mich zu meiner Mum.
Sie atmet langsam und schwer und greift nach meiner Hand.

"A-Aria...Ich...Liebe...dich..."

Nach jedem Wort muss sie erschöpft ausatmen und ich muss noch mehr weinen.

"Ich dich auch Mum."

Ich drücke ihre Hand und streiche durch ihre Haare.

"H-hab keine Angst. Wir sehen uns bald wieder."

Die Tränen laufen über mein ganzes Gesicht und ich lege meinen Kopf auf das Bett neben ihren.
Sie lächelt noch einmal und dann merke ich, wie ihr Herz aufhört zu schlagen.
Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und lasse ihre Hand los.

"I-ich liebe dich."

Dr. Sheppard legt mir seine Hand auf meine Schulter und hilft mir aufzustehen.

"Ich rufe ihren Mann an. Warten sie bitte hier draußen."

Ich setze mich auf einen Stuhl, stütze meinen Kopf auf meine Hände und lasse den Tränen freien Lauf.

"Aria?"

Ich hebe meinen Kopf und sehe zu Bryan.

"I-ist sie t-tot?"

Bevor ich antworten kann, wird die Tür der Station ziemlich schnell aufgerissen und Harry kommt hereingestürmt. Die Schwester versucht ihn noch festzuhalten, aber er ist zu schnell.
Er sieht mich, kommt auf mich zugerannt und nimmt mich einfach nur in den Arm.
Ich weine noch mehr als vorher und Harry hält mich fest.

"Pssst. Ich bin da."

Er streicht mir über die Haare und drückt mich fest an sich.
Für einige Minuten liege ich nur in seinem Arm und weine. Ich kann den Schmerz in mir gar nicht beschreiben, ich fühle mich leer und zudem auch etwas schuldig.
Die ganzen Jahre hatte ich keinen Kontakt zu ihr und jetzt hatte ich 3 kurze Tage, um zu erfahren dass sie stirbt.
Das Bett mit ihrer Leiche wird von 2 Krankenschwestern herausgefahren. Sie haben ihr Gesicht mit einem weißen Laken verdeckt.
Harry drückt mich noch fester und auch ihm laufen Tränen die Wange herunter. Bryan steht wie versteinert da und starrt auf das Bett. Will er sich nicht auch verabschieden?
Die Krankenschwestern bleiben kurz bei ihm stehen, doch er schüttelt den Kopf.

"Du willst dich noch nicht mal von ihr verabschieden?!"

"I-ich kann das nicht Aria."

Ich muss meine ganze Kraft anwenden, um aufstehen zu können. Harry hilft mir dabei und steht ebenfalls auf.

"I-ich möchte jetzt weg von hier."

Enttäuscht sehe ich noch einmal zu Bryan und dann zu Harry.
Harry nickt und geht nochmal in das Zimmer, um meinen Koffer zu holen.

"Ich werde die Beerdigung planen."

Bryan nickt nur und verlässt langsam die Station. Ich weiß, dass er genauso traurig ist wie ich, aber ich kann ihm einfach nicht verzeihen.
Er hatte 22 Jahre lang, die Chance ein Vater zu sein und hat diese Chance nicht genutzt. Jetzt brauche ich ihn auch nicht mehr.

Harry kommt mit meinem Koffer heraus und nimmt mit der anderen Hand meine. Wir verlassen beide das Krankenhaus und laufen die wenigen Meter bis zum Hotel.
Die kalte Nachtluft ist angenehm auf meiner Haut und ich atme tief durch.

"Sie war eine wirklich gute Frau."

Harry unterbricht die Stille und sieht mich an.

"J-ja ich weiß."

Ein kleines Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ich sehe in den Sternenhimmel.

"Wir bleiben noch bis die Beerdigung vorbei ist und dann müssen wir dringend zurück. Tut mir leid."

"I-ist schon okay. Ich hoffe nur dass du keinen Ärger bekommst."

"Mach dir darüber keine Sorgen."

Harry legt einen Arm um mich und wir gehen weiter zum Hotel. Dort angekommen stelle ich mich unter die Dusche und lasse das heiße Wasser über meinen Körper laufen.
Ich denke noch einmal über die letzten Tage noch, bei dem Gedanken daran laufen mir die Tränen über die Wange und meine Hände fangen an zu zittern.
Ich weiß meiner Mum wird es jetzt besser gehen. Sie hat keine Schmerzen mehr und sie war so glücklich, dass wir uns vertragen haben.
Ich ziehe mir frische Unterwäsche und einen dicken Pulli von Harry an und lege mich dann ins Bett zu ihm.
Er legt einen Arm um mich und zieht mich nah an sich.

"Schlaf ein wenig du siehst müde aus."

Ich nicke und decke mich noch etwas zu. Es dauert nicht lange und ich schlafe in Harry's Armen ein.

Love by detours (H.S.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt