"Dieser blöder..!" Yuri war nicht vor der Klasse geblieben, sondern war einfach gegangen. Er brauchte jetzt das Eis unter seinen Füßen. Sofort machte dieser sich auf dem Weg zur städtischen Eishalle. Wenn er jetzt in der Trainingshalle auftauchen würde, würde Yuri nur wieder Ärger bekommen. Zu dieser Uhrzeit konnte doch keiner da sein.. Oder? Yuri schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 11 Uhr, also schätzte Yuri, das dort nicht viele sein würden.
Dort angekommen, gab man ihm einige Schlittschuhe und Yuri zog sich um. Er hatte zwar seine Trainingssachen nicht dabei, aber die Hose lag eng an und seinen dicken Pulli zog er aus, sodass er nur in einem lockeren Shirt bequem laufen konnte. Seine Haare ließ er offen. Die vereinzelten Menschen, die sich unsicher auf dem Eis bewegten beachteten ihn nicht weiter und so konnte Yuri sich vollkommen entspannen. Er drehte zwei, drei Runden, bevor er einen ersten Sprung wagte. Einen einfachen Rittberger, daraufhin einen zweifachen Lutz und schließlich einen Axel, wobei Yuri mit einer Hand auf dem Eis aufkam.
Fluchend richtete Yuri sich auf und lief weiter, seine Umgebung gar nicht beachtend. "Wo bist du nur mit deinen Gedanken Yuri", flüsterte er sich selbst zu, bevor er seine Augen schloss und locker durch die Halle lief. Als er schließlich zum stehen kam, seufzte er und öffnete seine Augen. Die wenigen Leute von vorher sind eine ganze Menge geworden und starrten ihn an. Einige hatten Kameras oder Handys in den Händen und nahmen ihn auf oder knipsten Bilder. "Hä?" In der Menge konnte Yuri Otabek ausmachen, der ihn grinsend musterte. Yuri lief rot an und lief zu einem Ausgang der Halle, wo niemand war.
Doch die Menschenmenge rannte um die Halle herum. Yuri zog sich schnell seine Schlittschuhe aus und rannte auf Socken zu den Umkleiden, schnappte sich seine Sachen und rannte, weiterhin auf Socken aus der Eishalle. "So eine Scheißeeeee!", schrie er. Er hätte es kommen sehen müssen!
"Yura steig auf." Vor Yuri hielt ein junger Mann mit seinem Motorrad an und schmiss ihm einen Helm zu. "Los, komm." Otabek hielt ihm eine Hand hin und Yuri stopfte schnell seinen Pulli und die Schuhe in seine Tasche, bevor er Otabeks Hand nahm und sich hinter ihm auf die Maschine setzte. Er rutsche soweit es ging an den größeren Körper ran und schlang seine Arme um Otabeks Hüften. Zum Glück sahen beide nicht das Gesicht des jeweils anderen.
Schnell fuhr Otabek los, als die Scharr von kreischenden Mädchen aus der Halle gestürmt kamen.
Otabek fuhr lange, ohne etwas zu sagen. Er hatte noch mit den Bildern in seinen Kopf zu kämpfen. Yuri war wie eine Fee übers Eis gelaufen. Jetzt wusste er auch, wieso er ihm von Anfang an so bekannt vorkam. Yuri Plisetskjy, die russische Fee des Eiskunstlaufens. Er hatte mehrere Preise geholt und flog immer regelrecht übers Eis, was er heute wieder bewiesen hatte. Was die kleine Fee oder die kleine Wildkatze hier zu suchen hatte, wusste Otabek allerdings nicht.
Als er nach der Schulstunde nicht wiederkam, hatte er sich auf die Suche nach dem kleinen Kätzchen begeben und hatte dann den Tumult vor der Eishalle bemerkt. Neugierig geworden, war er gucken gegangen und hatte ihn gefunden...
Yuri saß mit dem Kopf an Otabeks Rücken gelehnt hinter dem jungen Mann. Erst da wurde ihm bewusst, wie groß der 18-jährige wirklich war. Ob Yuri genauso rot war, wie ihm heißt war? Wie konnte so etwas passieren? Doch er genoss es auch etwas. Yuri liebte dieses Gefühl von Freiheit, die ihm diese Maschine unter seinen Beinen gab. Es war ein ganz anderes Gefühl, als auf dem Eis zu stehen, aber genauso toll. "Danke.. Beka." - "Bitte", kam nur als Antwort und die beiden fuhren schweigend weiter.
Wie lange sie fuhren, wusste keiner so genau, bis Otabek den jüngeren fragte, wo dieser wohnte. Yuri beantwortet dies und Otabek fuhr ihn dorthin. Als Yuri keine Anstalten machte um abzusteigen, drehte Otabek den Kopf und sah einen schlafenden, blonden Jungen an sich gelehnt. Das Gesicht des Blonden wirkte entspannt, doch sein Griff um seine Hüften war immer noch so fest wie am Anfang.
"Yura, wach auf. Du bist zu Hause." - "Mhmm? Eh, ich hab nicht geschlafen!" Yuri setzte den Helm ab und stieg von der Maschine. "Yura?" - "Hä?" Yuri drehte sich wieder zu Otabek um, der ihm sanft eine Strähne seines blonden Haares hinters Ohr steckte, die ihm verschlafendem Gesicht geklebt hatte und wischte dem 15-jährigen einmal über die Wange. "Da war ein sabberfaden." Otabek grinste frech, bevor sein Gesicht wieder ausdrucklos wurde. "Bis morgen Yura", flüsterte der dunkelhaarige, bevor er davon fuhr. Yuri sah ihm mit hochrotem Kopf hinterher..
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Liebe braucht Zeit
RomanceDie russische Fee wird auf eine öffentliche Schule geschickt und lernt einen stillen und doch anziehenden Rocker kennen. Doch welches Geheimnis hat der große schwarzhaarige vor dem kleinen Kätzchen? Werden sie zueinander finden oder wird das Herz de...