Warten

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Tut mir leid, dass in letzter Zeit nichts kam. Die Arbeit schlaucht mich einfach zu sehr.
Trotzdem wollte ich euch das nächste Kapitel nicht vorenthalten :3
Viel Spaß beim Lesen.


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Yuri lag schon seit einer Woche im Krankenhaus und starrte lustlos aus dem Fenster. Natürlich war sein Trainer sauer gewesen, doch es war nichts daran zu ändern. Sein Fuß war gebrochen und er würde Wochen nicht laufen können. Stumme Tränen liefen dem blonden Jungen über die Wange, bevor er sie sich wegwischte. Nein, er würde nicht wieder heulen. Er war doch nicht das kleine Schweinchen! Seufzend lehnte er sich nach hinten, in die weichen Kissen und schloss die Augen.


Jeden Tag empfing er Besuch, doch er sprach nicht mit ihnen, auch wenn sie ihm viele Geschenke und Genesungswünsche mitbrachten. Der, den er wirklich sehen wollte, war bisher noch nicht aufgetaucht. Otabek. Aber komischerweise kam er einfach nicht.. Ob ihm etwas passiert war? Vorsichtig berührte Yuri seine geschwollene Lippe. Dieser miesere Typ, Tequila hatte ziemlich fest zugeschlagen und sein halbes Gesicht war blau/lila, seine Lippe aufgeplatzt und auch sein restlicher Körper sah nicht wirklich besser aus. Überall hatte er kleine Prellungen und blaue Flecken. Sein Geschlecht tat ihm unheimlich weh, weil der Grobian so fest zugepackt hatte, doch am schlimmsten war sein Fuß.. Würde er jemals wieder aufs Eis können...?


Ob er Beka etwas von der Aktion der Band sagen sollte? Eigentlich schon, doch das würde Beka wahrscheinlich seinen Job kosten. Er würde sich für Yuri entscheiden und damit höchstwahrscheinlich seine Karriere aufs Spiel setzen...


※ ※ ※


"Yurochka.." Yuri drehte schnell den Kopf und öffnete seine Augen. "Opa...", wimmerte der blonde Junge und sein Großvater kam schnell auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und drückte ihn liebevoll. Endlich ließ Yuri seinen Tränen freien Lauf und weinte sich den Schmerz und Kummer, die Angst davor nie wieder Eislaufen zu können und eine unsichere Liebe vom Herzen. Als er lange geweint hatte, beruhigte er sich und schmiegte sich nur noch in die Arme seines geliebten Menschen.


"Geht's besser Yurochka?" Yuri nickte und lächelte seinen Großvater schwach und roten Augen an. "Ich habe dir etwas mitgemacht. Iss, damit du wieder zu Kräften kommst." Nikolai übergab ein Katsudon-Pirozhki seinem Enkel. Sein Leibgericht, seitdem er in Japan ein Katuson gegessen hatte. Der Kleine hatte ihm so davon vorgeschwärmt, dass er einfach auf die Idee kam, die beiden Lieblingsgerichte seines Enkels zu kombinieren. Das Leuchten in den Augen Yuris bestätigten die Annahme und er biss genießerisch darein.


"Danke.." - "Iss nur und werde wieder gesund." - "Ich .. werde nie wieder laufen können.." - "Doch das wirst du. Du bist ein Kämpfer! Ich glaube an dich Yuroschka." Yuri nickte und der trotzige, kämpferische Ausdruck kehrte in den Augen des jungen, blonden Mannes zurück. Er würde hier drin nicht vor sich hinvegetieren, sondern kämpfen und sich zurück aufs Eis schwingen! Aber zuerst musste er mit Otabek sprechen! Hoffentlich würde dieser ihn irgendwann besuchen kommen...


※ ※ ※



Weitere zwei Wochen musste Yuri warten. Er durfte sich auf Krücken vorsichtig durchs Krankenhaus bewegen, doch nach wenigen Schritten konnte er meist nicht mehr und musste sich irgendwo hinsetzen. Es nervte ihn tierisch und er ließ seinen Frust meist an den Krankenschwestern aus. Er war nach wenigen Tagen bekannt gewesen, als das mürrische Wildkätzchen.


Als er versuchte sich alleine aus dem Krankenhaus zu schleichen, stolperte er und fiel der Länge nach hin. "Verdammte.." Yuri verstummte, als vor ihm ein paar Schuhen auftauchte. "Yura..?" - "Beka?", hauchte Yuri und sah hoch. So vom Boden aus, erschien ihm der 18 Jährige sogar noch größer als sonst. "Beka.." Gerade zu sanft half Otabek dem 16-Jährigen hoch und trug ihm auf seinen Armen zurück in sein Zimmer. Die Leute schauten den beiden hinterher und Yuri vergrub seinen Kopf an Otabeks Halsbeuge, während er seine Arme um dessen Nacken schlang.


Yuri liebte Otabeks Geruch und wollte am liebsten den ganzen Tag.. Was dachte er da durch?! Er schüttelte den Kopf über seine Gedanken. Otabek stand in Yuris Zimmer und wollte ihn eigentlich auf sein Bett setzen, doch Yuri machte keine Anstalten, als ob dieser herunter wollte, im Gegenteil, er klammerte sich noch näher an ihn, als Otabek seinen Griff etwas lockerte.


"Yura, wir sind in deinem Zimmer." Langsam drehte Yuri den Kopf zum Bett, bevor er schließlich nach oben in Otabeks Gesicht sah. Mit glasigen Augen schaute er ihn an. Otabek zog leicht sie Luft ein und schaute in die verträumten Augen seines Gegenübers, der leicht geöffnete Mund lud einem zum Küssen ein und unbewusst beugte er sich etwas nach vorn. Yuri schloss langsam seine Augen und kam ihm entgegen. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, stoppte Otabek. "T..tut mir leid Yura. Ich kann das nicht. Wegen mir.." Vorsichtig setzte er den blonden Jungen aufs Bett und verließ fluchtartig das Zimmer. Yuri sah ihm verdattert und zutiefst verletzt hinterher..


※ ※ ※



Weitere drei Wochen vergingen und Yuri bekam keine Antwort mehr von Otabek. Er verfluchte sich selbst, dass er Beka nicht sofort geschrieben hatte, doch zu Anfang war er unsicher gewesen und nun diese Reaktion. Immer wieder schaute Yuri auf sein Handy, doch es kam nie eine Nachricht und Yuri wagte es nicht den ersten Schritt zu machen, waren die beiden denn nicht zusammen? Setzte seine Band ihn unter Druck? Hatten sie ihm möglichweise Lügen erzählt? Wusste Otabek überhaupt, wer ihm das angetan hatte? Fragen über Fragen und an Yuri nagte die Ungewissheit und Verzweiflung.


Vorsichtig versuchte Yuri seine ersten Schritte ohne Krücken und zischte schmerzhaft auf. Victor und das Schweinchen halfen ihm ein paar Schritte, doch das machte die Sache nicht wirklich besser.
Yuri sehnte sich mit nichts mehr nach als wieder auf Eis zu kommen. Es war immer noch die beste Methode um abzuschalten. Natürlich freute er sich, wenn andere ihn besuchen kamen, aber wenn sein Großvater kam, war es immer noch am besten.


Als er endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, durfte er zumindest wieder selbstständig laufen, aber Sport war weiterhin tabu. Yuri verfluchte alles und jeden und beschimpfte jede Schwester und jeden Arzt im Krankenhaus. Sie waren ebenfalls froh, die kleine Wildkatze loszuwerden.

Liebe braucht ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt