Stummer Abschied

89 7 5
                                    


Als Yuri wieder zur Schule ging, bzw. krüppelte, wie er es selbst nannte, suchten seine Augen nach Otabek, doch dieser war nirgends zu finden. Seine Klassenkameraden sprachen ihn auf seine Verletzung an, doch er hörte kaum zuu und träumte vor sich hin. Wo war Beka gerade? Hielt er sich wegen ihm fern? Wollte er.. Yuri nicht mehr?


Yuri konnte ein schluchzen nicht unterdrücken, erstickte es jedoch in dem Ärmel seines Pullis. "Yuri, alles in Ordnung?" - "Ehm.. Ja, entschuldigt Herr Olynth (Mein Nasenspray stand neben mir, als ich den Namen des Lehrers brauchte.. 😀), ich würde.. Gerne ins Krankenzimmer gehen, mein Fuß tut so weh." - "Natürlich, soll dich jemand begleiten?" - "Nein.. Es geht schon."


Unter Schmerzen erhob sich die blonde Fee, doch der schmerz kam weniger von seinem Fuß, als von seinem Herzen. Verdammter Otabek, was hatte er nur mit ihm gemacht. Langsam humpelte die Fee aus dem Klassenzimmer und ging noch einige Schritte weiter, bevor er schließlich sich an der Wand entlang auf dem Boden niederließ. Seine Augen hielt er mit seinem rechten Ärmel verdeckt und hielt sich mit der anderen Hand seinen pochenden Knöchel. Er wollte schreien. Schreien und weinen. Warum? Warum tat Otabek ihm das nur an? Yuri biss sich auf die Lippen und konnte leichte Schluchzer nicht unterdrücken. "Yuri-chan?" Yuri sah auf und nahm nur verschwommen, durch die Tränen JJ wahr. Er schluckte mehrmals, bevor er seine brüchige Stimme wiederfand.


"JJ?" Der ältere kniete vor ihm nieder und strich ihm seine blonden Haare aus dem Gesicht. "Was machst du hier JJ?" - "Ich wollte nach dir sehen und das war anscheinend gut so. Was machst du hier im Flur?" - "I..Ich.." Yuris Stimme versagte und er schluckte schwer, bevor JJ die Arme um ihn legte und Yuri sich an seiner Schulter leise ausweinte. Das Yuri dies machte, zeigte JJ wie fertig die kleine Wildkatze war. Normalerweise fauchte diese blonde Schönheit ihn nur an und hielt ihn auf Abstand, doch jetzt..


Sanft hob JJ den blonden hoch. Er war leicht wie eine Feder und schlang die Arme um JJ's Hals. Erschöpft lehnte sich Yuri an ihm und schloss die Augen. Mit viel Phantasie konnte Yuri sich vielleicht vorstellen, JJ wäre jemand anderes..


JJ trug die kleine Fee aus der Schule raus und brachte ihn nach Hause. Was beide nicht bemerkten, dass jemand anderes Ihnen zuschaute. Otabek stand am Schultor und sah, wie ein unbekannter Mann Yuri in den Armen hielt und die Fee sich an ihn schmiegte. Hatte Yuri geweint? Das Gesicht des blonden war aufgequollen, doch seine Augen geschlossen und entspannt. Anscheinend fühlte der blonde sich in der Gegenwart dieses Mannes wohl. Otabek versteckte sich vor den beiden und sah zu, wie der junge Mann Yuri in ein Auto setzte, es umrundete und mit ihm wegfuhr. Otabek wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte, dass Yuri anscheinend einen anderen gefunden hatte, oder traurig und eifersüchtig. Otabek ballte seine Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Er sollte Yuri vergessen.


Er hatte Yuri nichts als Leid gebracht und Tequila hatte seine Besitzansprüche deutlich gemacht. Als Otabek ihn zur Rede gestellt hatte, hatte Tequila es nicht geleugnet Yuri gequält zu haben und hatte dabei sogar noch gelächelt. Otabek wäre beinahe auf ihn losgegangen, aber die anderen hielten ihn zurück. Otabek schüttelte es immer noch, wenn er an den Abend zurückdachte. Er sollte sich von Yuri verabschieden, aber das würde nur Kummer für sie beide bringen. Schließlich schritt Otabek langsam zur Schule hinauf. Ein letztes Mal.

Liebe braucht ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt