Alissa
Das Gefühl, als die Lippen der Königin meine bedeckten, war unbeschreiblich. Ihre Lippen waren so geschmeidig und ich spürte ihre Zuneigung. Ich war mir nun sicher, dass die Königin mir gegenüber auch Gefühle hegte, doch ich wusste nicht wie ich diesen Kuss zu deuten hatte.
Begehrte sie mich und wurde von ihren Gefühlen dazu verleitet mich zu küssen, obwohl sie sich später eines besseren besinnen würde und mir erklären würde, dass es ein Fehler gewesen war und diese Beziehung nicht möglich wäre?
Fand sie mich attraktiv, aber küsste mich nur zu ihrer Belustigung?
War es möglich, dass sie tatsächlich vorhatte mir ihre Gunst zu schenken? Hatte sie bemerkt, wie sehr ich sie begehre?
Hatte sie bemerkt, dass ich meinen Blick so oft in den vergangenen Tagen nicht von ihrer Schönheit abwenden konnte?
Hatte sie bemerkt, dass ich sie sogar noch mehr bewunderte, nachdem ich vernommen hatte, was sie alles bereits hatte ertragen müssen?Ich errötete. Wollte ich das denn tatsächlich? Sollte sie wissen was ich für sie empfand? Ich war mir unsicher.
Die Königin unterbrach den Kuss und lächelte leicht. Sie muss wohl davon Kenntnis genommen haben, dass der Kuss mich mit Freude erfüllt hatte. Sie wollte etwas sagen. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Was wenn sie nun verkünden würde, dass ich mir keine Hoffnungen machen sollte und dieser Kuss ein Fehler war? Von der Angst überwältigt lies ich sie gar nicht zu Wort kommen, indem ich sie sanft küsste. Sie wehrte sich nicht dagegen, deshalb ging ich von der Annahme aus es sei ein gutes Zeichen. Sie legte sanft ihre rechte Hand auf meine Wange und zog mich näher zu sich, um den Kuss zu vertiefen.
Mein Verstand war wie benebelt und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das einzige, wessen ich mich in diesem Moment besinnen konnte, war sie. Die Königin. Meine Königin. Und Ihre Lippen. Ich legte meine Hände auf ihre Taille und lehnte mich weiter nach vorne und somit in den Kuss. Ich versank in ihren Lippen. Mein Verstand hatte ausgesetzt und mein Körper agierte unwillkürlich. Ich lehnte mich nun soweit vor, dass ich die Königin mit dem Rücken auf das Bett presste und ich begann sie, ihre Wange hinunter bis zu ihrem Nacken, zu küssen. Mein Verlangen war noch immer nicht gestillt. Die Königin, diese bewundernswerte, intelligente und unglaublich attraktive Frau, gestattete es mir sie zu küssen. Doch wie lange, bevor sie sich anders besinnte? Diese Angst veränderte die Art, in der ich die Königin küsste. So zart und sanft die Küsse zuvor gewesen waren, so voller Verlangen und Ungeduld waren sie jetzt. Plötzlich hörte ich die Stimme der Königin.
"Bitte...hör auf. "
Ich verharrte sofort in meiner Bewegung, richtete mich auf und stand von dem Himmelbett der Königin auf. Als ich ihren Hals sah, erblickte ich rote Flecken, die meine Küsse hinterlassen hatten. Als mein Blick ihre Augen traf, waren sie nicht mehr gefüllt mit Euphorie, sondern Trauer und Schmerz.
Oh, diese Scham war unerträglich. All die Hoffnungen, die ich mir vor wenigen Augenblicken noch ausgemalt hatte, habe ich soeben selbst zerstört. Ich hatte es nun nicht mehr verdient, die Geliebte der Königin zu sein. Ich hatte zu schnell gehandelt, zu unbedacht und ich hätte es besser wissen sollen. Die Wut, die ich zuvor für Thomas Seymour empfand, richtete sich nun gegen mich. Auch ich hatte mich der Königin aufgedrängt....
"Es...es tut mir leid. "
Ja, das waren die Worte, die mir auf der Zunge lagen, doch ich hatte sie noch nicht geäußert. Erstaunt erblickte ich die Königin, wie sie mich beschämt ansah. Ich war verwirrt.
"Eure Hoheit! Ihr habt keinen Anlass Euch bei mir zu entschuldigen. Ich bin diejenige, die sie demütig um Entschuldigung bitten sollte. Mein Verhalten war in keiner Weise akzeptabel. Ich kann es verstehen, falls ich Ihnen nicht wieder unter die Augen treten soll."
Nun blickte sie mich verwirrt an.
"Was sprichst du denn, du Narr?! Ich werde dich nicht für meine Ängste bestrafen. Für wahr, dein Verhalten erweckt den Anschein, als hättest du dich von deiner Leidenschaft überwältigen lassen, doch ich habe begonnen dich zu küssen. Also wer kann es dir verdenken?
Es war meine Schuld. Meine Erinnerungen - an jenen verhängnisvollen Morgen - wurden durch deine leidenschaftlichen Küsse an meinem Hals geweckt. Es scheint, als sei ich noch nicht bereit jemand anderes die Kontrolle zu überlassen. "
Ich starrte fassungslos in ihr vollkommenes Antlitz.
"Eure Hoheit, haben sich in keiner Hinsicht falsch verhalten. Ich war nur zu aufdringlich und aggressiv Ihnen gegenüber. "
Die Königin lächelte leicht.
"Wohlan, dann sollten wir anscheinend beide an unserem Verhalten arbeiten."
Es beruhigte mich etwas zu wissen, dass sich die Königin nicht mehr alle Schuld zuwies.
"Ich werde mein Bestes geben, meine Leidenschaft für Sie unter Kontrolle zu halten."
"Gut, jedoch verberge deine Leidenschaft nicht zu sehr. "
Sie küsste mich kurz und sanft auf meine Wange.
"Wie sie wünschen, Eure Majestät."
Ich lächelte und reagierte mit einem zärtlichen Kuss auf ihre Hand.
"Doch was wir hier tun ist gefährlich, sowohl für mich, als auch für dich. Deshalb benötigen wir bestimmte Regeln."
Ich nickte verständnisvoll.
"Die 1. Regel wird sein, dass wir uns nie außerhalb dieses Gemaches küssen dürfen.
Die 2. besteht daraus, dass es dir nicht mehr gestattet sein wird mich so zu zeichnen."Sie deutete auf die geröteten Flecken an ihrem Hals.
"Es ist zu auffällig und schwer zu verbergen.
Die 3. Regel ist eine Selbstverständlichkeit. Wir gehen nur soweit, wie der andere Partner einverstanden ist und sobald dieser Widerspruch einlegt, halten wir sofort inne und beenden das, was wir im Begriff waren zu tun.
Die 4. Regel ist, dass du endlich beginnst mich Elisabeth zu nennen, jedoch nur in diesem Gemach. Nicht dass die Hofangestellten Verdacht schöpfen und Gerüchte entstehen.
Damit kommen wir zur 5. Regel.
Du darfst niemandem davon berichten, was in diesem Gemach vor sich geht.
Und nun kommen wir zur 6. und meiner Meinung nach der wichtigsten Regel. Du musst dich mit dem Personal am Hof vertraut machen und ihre Gunst gewinnen. Die Bedeutung dieser Regel ist so stark, da weniger Gerüchte über beliebte Personen, als über am Hof verhasste, oder unbekannte Personen, in Umlauf gebracht werden."Alles was sie aufgezählt hatte, war einleuchtend gewesen. Ich war nun wieder euphorisch gestimmt, denn ich würde jede Regel befolgen, sofern das hieße, dass ich und sie eine Chance hätten...
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Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)
RomanceDie Königin Elisabeth regiert verantwortungsvoll ihr Königreich, doch ab und zu braucht auch sie eine Pause. Also verkleidet sie sich als einfache Bürgerin und schleicht sich aus der Burg. Eines Tages sieht sie dort eine Sklavin, die ihr Leben stär...