Elisabeth
Zu meiner Überraschung fühlte ich mich, nachdem ich Alissa meine Lebensgeschichte anvertraut hatte, etwas wohler. Doch so sehr es mich erleichtert hatte, schien es Alissa zu belasten.
"Möglicherweise habe ich dir mit meiner Geschichte zu viel zugemutet. Manchmal ist Wissen eine Bürde und manchmal bedeutet es Macht. Du weißt nun alles über meine Vergangenheit, da ich mein Vertrauen in dich lege. Es stellt für dich möglicherweise momentan eine Bürde dar, doch im Laufe der Zeit wirst du entdecken, dass dieses Wissen dir Macht verleiht. Sowohl über mich, als auch über Verwandte, der Betroffenen in meiner Geschichte.
Was mir in meinem Leben widerfahren ist, war nicht unbedingt einfach zu bewältigen, doch es war überaus lehrreich. Ich verstand früh, dass es nur einer falschen Entscheidung bedarf, um fälschlicherweise eines Komplotts beschuldigt und hingerichtet zu werden. Des Weiteren sollte ich früh lernen, dass man sich nicht von seinen Gefühlen blenden lassen durfte und dass man die Leute in seinem Umkreis klug auswählten sollte. Vor meiner Krönung war ich mir, aufgrund der Beispiele der früheren Herrscher, sicher, dass es ein großes Maß an Selbstkontrolle, Geduld, Intelligenz und diplomatisches Geschick erforderte, ein guter Monarch zu sein. Doch das wichtigste um seine Regentschaft zu sichern, war die Gunst des eigenen Volkes. "Das Mitleid und die Wut auf Alissas Gesicht verschwanden und wurden durch einen anderen Ausdruck ersetzt. Könnte es Bewunderung gewesen sein? Bevor ich weiter darüber nachsinnen konnte, ergriff Alissa meine Hand. Zum ersten Mal seit wir uns getroffen hatten, suchte sie direkten Blickkontakt.
"Jetzt, da ich Eure Geschichte kenne, glaube ich Euch und Eure Handlungen besser zu verstehen. Ich fühle mich Ihnen, bereits seit dem Tag an dem Sie mich vor dem schrecklichen Schicksal als Sklavin gerettet hatten, zutiefst verbunden. Doch durch ihre Geschichte wurde ich abermals in meiner Entscheidung gestärkt, Ihnen für den Rest meines Lebens zur Seite zu stehen. Möge das Volk, oder einer Eurer Vertrauten, oder selbst Gott sich gegen Euch wenden, Ihr werdet stets meine Königin sein."
Ich errötete unwillkürlich, aufgrund ihrer Worte. Alissa bemerkte es und lächelte beseelt. Ihr Blick war so rein, so treu...so vertrauenserweckend. Bereits jetzt vertraute ich ihr mehr, als jedem anderen hier am Hof. Obwohl ich durch die Geschehnisse meiner Kindheit bei der Entscheidung, welche der Personen ich mein Vertrauen schenken konnte, sehr sorgfältig war, wusste ich aus irgendeinem Grund, dass ich Alissa alles anvertrauen konnte.
"Ich danke dir, Alissa. Es ist eine große Erleichterung dich am meiner Seite zu wissen."
Diesmal errötete Alissa, da ihr offensichtlich etwas in den Sinn gekommen war, das sich für eine Zofe nicht schickte. Ihr Blick ruhte auf meiner Hand, die sie noch immer in ihrer hielt und sie ließ sie zögerlich und etwas schüchtern los. Ich vermisste das Gefühl ihrer warmen Hand auf meiner, sobald sie sie losgelassen hatte, daher griff ich nun mit beiden Händen nach den Ihren. Sie war irritiert, als sie erkannte was vor sich ging, doch gleich nachdem sich meine Hände um ihre gelegt hatten, spürte ich wie Alissa sich entspannte.
"Welche Art der Verbundenheit empfindest du mir gegenüber?"
Ihr Blick haftete auf unseren vereinten Händen und ich wartete sehnsuchtsvoll auf Alissas Antwort.
"Ich...hege große Bewunderung für Eure Majestät...schließlich seid ihr die Königin von England. Ihr seid eine sehr starke, selbstbewusste und einzigartige Frau... Ich meine... Das habe ich von anderen über Eure Hoheit vernommen...und das ganze Volk findet euch außerordentlich attraktiv und ch-charmant... "
Alissa wurde immer nervöser. Es schien, als kämpfte sie mit sich selbst, ob sie ihre Gefühle offen aussprechen sollte oder nicht.
Es war eine Qual ihr bei ihrer verzweifelten Suche nach den angemessenen Worten zusehen zu müssen. Ich war des Wartens müde geworden und entsann mich, dass es Zeit für Taten war. Ich lehnte mich etwas vor, ergriff sanft ihren Nacken, schloss meine Augen, zog ihre Lippen auf die Meinen und brachte sie so zum stillschweigen.
Wir verharrten einige Momente in dieser Haltung und als ich meinen Griff um ihren Nacken wieder löste und den Kuss unterbrach erwartete ich erneut, vor mir ein erstauntes Gesicht zu erblicken, doch Alissas Gesicht strahlte vor Euphorie und wirkte glücklich und erfüllt. Sie so euphorisch zu sehen versetzte mich in eine ebenso wohlgemute Stimmung und ehe ich mich erkundigen konnte, ob ihr der Kuss gefallen hatte, küsste Alissa mich erneut. Der Kuss war sanft, warm und ließ mich alle meine Sorgen und königlichen Pflichten vergessen...
(Vielen Dank fürs Lesen und für eure vielen Votes! Es freut mich wirklich, dass ihr Interesse an meiner Geschichte zeigt. ; ) )
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Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)
RomansaDie Königin Elisabeth regiert verantwortungsvoll ihr Königreich, doch ab und zu braucht auch sie eine Pause. Also verkleidet sie sich als einfache Bürgerin und schleicht sich aus der Burg. Eines Tages sieht sie dort eine Sklavin, die ihr Leben stär...