Alissa
Als ich aufwachte, fiel mir zunächst die Kälte auf. Ich drehte mich um, nur um die andere Betthälfte leer vorzufinden. Vermutlich war Elisabeth bereits mitten in einer Sitzung mit dem Parlament. Ich erhob mich nur widerwillig aus dem komfortablen Himmelbett und kleidete mich.
Ich musste meinen täglichen Pflichten nachkommen, obwohl ich wusste, dass es Elisabeth nicht erzürnen würde, falls ich meine Pflichten nicht erfüllen würde, jedoch würde das dem Hofstaat erneut einen Anlass geben die Art unserer Beziehung in Frage zu stellen und daher begann ich damit das Bett zu richten und anschließend das Gemach zu säubern.
Nachdem ich das Gemach der Königin erneut in einen annehmlichen Zustand versetzt habe, verließ ich das Gemach und erledigte ein paar Beschaffungen, um welche Elisabeth mich gebeten hatte. Es waren bereits mehrere Monate vergangen, seit Maria Stuart in England angekommen war und es haben sich noch keine Aufstände der Katholiken ereignet. Ich begann anzunehmen, dass Elisabeth mit ihrer Einschätzung der Gefahr, welche von Maria Stuart ausging, falsch lag und die Frau tatsächlich nichts verwerfliches im Sinn hatte.
Sie war nun bereits seit Monaten auf diesem Grundstück gefangen, und obwohl Elisabeth ihr Wort gehalten hat und Maria anscheinend jeden Tag gute Speisen vorgesetzt bekam und ihr angeblich auch ansonsten an nichts fehlte, war ich trotzdem noch nicht komplett davon überzeugt, dass dieser Hausarrest tatsächlich notwendig war.
Jedes Mal, als ich jedoch versuchte, mit Elisabeth darüber zu sprechen, wich sie dem Thema aus oder versicherte mir so wie die Situation nun war, war sie für alle Involvierten am besten. Sie betonte mehrmals, dass es ihr Anliegen an mich war, dass ich mich in Bezug auf die politischen Angelegenheit zurückhalte und in der Öffentlichkeit keine Stellung dazu beziehen sollte.
Ich war empört, dass Elisabeth dies von mir verlangte, da ich zuvor zu jeder Zeit den Eindruck hatte, sie wäre verständnisvoll und würde es tolerieren, dass Menschen verschiedene Ansichten vertraten, als sie selbst. Ich hätte nie erwartet, dass sie mir meine Meinung verbieten würde.
Ich lief über den Markt und erinnerte mich zurück an das erste Treffen zwischen Elisabeth und mir. Sie hatte mich damals gerettet und vor einem grausamen Schicksal als Sklavin bewahrt. Durch sie habe ich erneut Hoffnung und eine neue Perspektive auf das Leben gewonnen. Ich hatte ihr vieles zu verdanken und doch wünschte ich in letzter Zeit oft unsere Beziehung wäre wieder wie früher.
Mittlerweile berichtete sie mir kaum noch von irgendwelchen Geschehnissen. Sie gewährte mir keinen Einblick mehr in die politischen Probleme, mit denen sie sich befasste. Sie schlief wieder unruhig, oft auch gar nicht.
Es war nicht ungewöhnlich, dass ich morgens aufwachte und die andere Betthälfte, wie an diesem Morgen, leer vorfand.
Sie stürzte sich in ihre königlichen Pflichten, ohne jegliche Rücksicht auf sich und ihre Gesundheit zu nehmen.
Sie hatte oft keinen Appetit und Maria war bereits besorgt es läge an ihren Mahlzeiten, woraufhin Elisabeth ihr stets vehement versicherte, dass dies wahrlich nicht der Grund für ihren schwindenden Appetit war und Marias Mahlzeiten sie stets mehr als zufrieden gestellt hatten.Elisabeth kümmerte sich noch immer, um ihre Mitmenschen. In Audienzen war sie noch immer großzügig und sobald sie bemerkte, dass mir nicht wohl war oder ich bekümmert wirkte, bat sie sofort ihre Hilfe an und pflegte mich vor ein Paar Wochen auch gesund, als ich erkrankt war und aufgrund eines Fiebers mehrere Tage Bettruhe genoss, doch auch als sie mich pflegte, sprachen wir nur über mich und triviale Geschehnisse am königlichen Hof, aber nicht über die politische Lage oder Elisabeths Sorgen.
Sie verließ in der Woche, als ich krank war, kaum meine Seite. Es rührte mich wie sehr sie sich um mich kümmerte und besorgte mich zugleich, da sie dadurch ihren Pflichten nachkommen musste, als ich schlief und somit selbst nur wenige Stunden am Tag an meiner Seite in einem Stuhl schlief. Glücklicherweise war die Königin dafür bekannt, die ihr nahen Untergebenen im Falle einer Erkrankung wieder gesund zu pflegen, daher hatte es nicht allzu viele Fragen aufgeworfen, als sie sich so um mich gekümmert hatte.*
Ich besorgte einige Pergamente für die Königin und auch mehrere Kräuter und Zutaten für den Medicus, der in letzter Zeit erneut Tränke für die Königin anfertigte, um ihr den Schlaf zu erleichtern.
Nachdem ich vom Markt zurückgekehrt war, beschloss ich zuerst die Zutaten bei dem Medicus abzuliefern und mich anschließend zu Elisabeths Gemach aufzumachen.
Ich klopfte an der soliden Holztür der Kammer des Medicus.
"Wer wagt es, meine Arbeit zu stören?"
"Nun, wie es sich zuträgt, bin ich hier, um die Arbeit des königlichen Medicus voranzutreiben, doch mir scheint, dieser bedarf keinerlei weiteren Zutaten, daher werde ich diesen äußerst unfreundlichen Medicus nicht weiter mit meiner unerwünschten Anwesenheit belästigen."
Die Tür öffnete sich schnell und der Medicus blickte mir mit einem breiten Lächeln entgegen.
"Oh nein! Entschuldige bitte, mein Kind. Du bist doch jederzeit willkommen, Alissa."
Er forderte mich mit einer geschmeidigen Armbewegung dazu auf, in seine Kammer einzutreten und ich lächelte.
"Ich sehe, wann immer ich diese Kammer auch betrete, eine von Tag zu Tag zunehmende Unordnung. Mich dolcht, dass sie nicht die Intention besitzen, dieses Chaos je zu beseitigen."
Er lächelte etwas verlegen und zugleich war auch ein Hauch von Stolz auf seinem Gesicht zu erkennen, als er verkündete:
"Du weißt doch, nur ein geordneter Geist kann -""in Unordnung leben. Diesen Satz kenne ich nur allzu gut. Ich weiß jedoch nicht, wie oft Sie diesen Spruch bereits als ein Vorgeben, für ihre Unfähigkeit Ordnung zu halten, genutzt haben."
Er lachte laut auf und ich konnte ebenfalls ein kurzes Lachen nicht unterdrücken, da ich den Medicus nach all diesen Monaten immer mehr als einen Freund betrachtete, denn dieser sehr ungewöhnliche Geselle, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und gerade in solchen Zeiten konnte ich dies durchaus brauchen.
"Wohl war, mein Kind. Du kamst mir auf die Schliche. Du hast meine größte Schwäche enthüllt, denn ich verfüge wahrlich nicht über die Disziplin, Ordnung in meiner Kammer zu halten."
Er lachte erneut und ich lächelte.
"Es freut mich, dass Ihnen erneut zu scherzen beliebt. Jedoch erweckten Sie, als ich eintreten wollte, den Anschein, als wären Sie verärgert."
Er seufzte leise und lies sich auf den knarrenden Holzstuhl vor seinem robusten Lesepult nieder.
"Es peinigt mich, dir schlechte Nachricht verkünden zu müssen, doch ich bin zutiefst besorgt um die Königin. Ihre Majestät hat in letzter Zeit stark an Gewicht verloren und auch trotz meines Schlaftrunks kaum Schlaf gefunden. Doch wer bin ich, dir von ihrer Verfassung zu berichten? Ich bin mir sicher, du selbst hast dies bereits vor Wochen bemerkt."
Ich nickte nur leicht, da mir die Worte fehlten, um Elisabeths Zustand zu beschreiben. Er blickte mir voller Verständnis und eigener Besorgnis entgegen und sprach dann erneut.
"Nun, angesichts der momentanen politischen Lage verwundert mich das alles jedoch nur wenig."
Nun trat ich einen Schritt näher und war komplett aus meinen vorherigen Gedanken gerissen.
"Worauf deutet Ihr hin, Medicus? Würdet Ihr die Güte besitzen, eure Worte weiter auszuführen?"
Er erblich und wirkte schockiert.
"Oh Gott! Ihre Majestät hat dich nicht darüber in Kenntnis gesetzt? Ich ging von der Annahme aus, sie habe es dir bereits erzählt..."
*Elisabeth hat tatsächlich kranke Personen am königlichen Hof (vor allem die Hof- und Ehrendamen) besucht und gepflegt, sofern sie ihnen nahe stand.
(Hey! Wow. Ich hab endlich Mal wieder ein Kapitel veröffentlicht XD und das sogar noch in diesem Jahr. Ich hätte es wirklich nicht mehr für möglich gehalten. Es scheint als wäre ich unfähig regelmäßig zu veröffentlichen und es tut mir ernsthaft leid, aber es wird vermutlich auch leider nicht besser werden. Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Wie immer freue ich mich über Rückmeldungen und Votes und bedanke mich bei euch fürs Lesen! Ich hoffe ihr hattet alle schöne Feiertage und wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, falls ich in 2018 kein neues Kapitel veröffentliche. ;) )
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Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)
Lãng mạnDie Königin Elisabeth regiert verantwortungsvoll ihr Königreich, doch ab und zu braucht auch sie eine Pause. Also verkleidet sie sich als einfache Bürgerin und schleicht sich aus der Burg. Eines Tages sieht sie dort eine Sklavin, die ihr Leben stär...