Kapitel 23

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Elisabeth

Der Minister und ich waren im Begriff den Thronsaal zu betreten, als er sich mir zu wandte.

"Ich wollte Ihnen mein Beileid aussprechen. Wir alle bedauern das Ableben von Berater Johann Churchill zutiefst, doch alle am Hof wissen wie sehr Eure Hoheit ihn und seine treuen Dienste geschätzt hatten.
Zugleich möchte ich jedoch auch betonen, wie erleichtert das ganze Parlament darüber ist, dass Eure Hoheit den Giftkomplott wohl überstanden haben."

Ich setzte ein leichtes Lächeln auf. Es tat noch immer weh über den Tod Johanns zu sprechen.

"Ich danke Ihnen, Sir Cecil."

Wir betraten den Thronsaal und der französische Herzog erwartete uns bereits.

"Eure Hoheit, "

Er verbeugte sich leicht.

"Die letzten Tage an Eurem Hof waren nur zu amüsant, doch leider hat man mir aus Frankreich eine wichtige Nachricht zukommen lassen, die dringend meiner Aufmerksamkeit bedarf. Deswegen habe ich es vorgezogen bereits morgen abzureisen. Ich entschuldige mich zutiefst für diese unangenehme Unterbrechung dieses so wunderschönen Aufenthalts."

"Das ist in der Tat äußerst bedauernswert. Ich wünsche Ihnen eine sichere und komfortable Heimreise. War dies ihr einziges Anliegen?"

Er lächelte breit, doch es wirkte aufgesetzt und gezwungen, denn der Ausdruck in seinen Augen verharrte kalt. Ich konnte diesen Mann nicht ausstehen. Er war unehrlich und es schien, als würde er stets seine wahren Intentionen verbergen.

"Nun, ich bin auch neugierig, ob Eure Hoheit bereits über mein Angebot einer Vermählung nachgedacht hat."

Ich entschied mich dazu ihn etwas zu provozieren. Ich fand es schon immer höchst interessant Personen leicht zu reizen. Die Reaktionen der Personen, sagten viel über diese aus. Ich hatte mir während den letzten Tagen bereits ein recht gutes Bild von dem Herzog machen können. Soweit ich mit meinen Einschätzungen richtig lag, war er impulsiv und falls ich ihn ehelichen würde, müsste ich mich ihm unterordnen, da er nach Macht strebte und Frauen nicht als ebenbürtig ansah.

"Gewiss habe ich bereits über das Angebot in Ihrem Brief nachgedacht, sonst hätte ich Sie wohl kaum auf den königlichen Hof eingeladen und Sie während der letzten Tage mit Schachpartien und Tänzen unterhalten.
Doch ich wage es zu bezweifeln, dass diese Information es vermag Ihre Neugier zu stillen, denn das Wissen, das Sie tatsächlich begehren, ist doch, ob ich bereits eine Entscheidung gefällt habe, nun, da mir die Ehre zuteil wurde persönlich Ihre Bekanntschaft zu machen. Nicht wahr? "

Er schien etwas erzürnt. Ich sah, dass es ihm nicht gefiel, dass ich mehr Macht besaß als er. Ich war es gewohnt, dass es den meisten Männer schwer fiel sich einer Frau unterordnen zu müssen und sie deshalb sehr unterschiedlich reagierten, sobald ich sie leicht provozierte.

Nur so konnte ich sehen was für eine Art Mann, sich tatsächlich hinter ihren Masken verbarg und einem Mann wie diesem Herzog würde ich nie die Krone Englands verschaffen. Ich war mir sicher, es würde sowohl meiner Wenigkeit, als auch England zu Gute gekommen, diesen Franzmann* wieder nach Hause zu schicken.

"Wohl war, also zu welcher Entscheidung sind Eure Majestät gekommen? "

"So verlockend Euer Angebot, auch war, bedauere ich es Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich leider davon abgeneigt bin sie zu ehelichen, Herzog, Henri von Anjou.
Aber es war mir eine wahre Freude Sie kennenzulernen. Sie sind ein überaus interessanter Mann und ich bin mir sicher Sie haben eine große Zukunft vor sich, bedauerlicherweise beinhaltet diese aber nicht, König von England zu werden.

Ich hoffe jedoch zutiefst, dass die Ablehnung ihres Antrags die zukünftigen Beziehungen zwischen Ihnen und England nicht negativ beeinflussen wird.
Letztendlich sind wir ja beide vernünftige und gut gebildete Menschen, die besser wissen, als sich unnötig Feinde zu machen, die einem in ihrer Stärke auch noch weit überlegen sind.
Meinen Sie nicht auch?"

Ich lächelte leicht. Doch mein Lächeln sollte in keiner Weise Wärme ausstrahlen. Es hatte den gewünschten Effekt, als die nun deutlich erkennbare Wut auf dem Gesicht der Herzogs einer leichten Furcht wich.

"Selbstverständlich. Es war mir ebenfalls eine Ehre die berühmte Königin von England persönlich kennenzulernen. Ich bedanke mich für die fantastische Unterhaltung. Möge Gott Ihnen weiterhin Beistand leisten."

Er drehte sich um und verließ in schnellem Schritt den Thronsaal. Sobald die Tür hinter ihm zugefallen war, war die intensive Spannung, die vor einer Minute noch den Raum gefüllt hatte, verschwunden. Ich atmete erleichtert aus und wandte mich dem Minister zu.

"Nun da unser Gast uns verlassen hat, kann ich mich wieder ganz den Staatsgeschäften widmen. Also setzen Sie mich bitte darüber ins Bilde, was in den vergangenen Tagen vorgefallen ist, Sir William Cecil."

"Alle Weinfässer wurden, auf ihren Befehl hin, an die Grenze des Königreichs befördert und dort zerstört.

Ich bedauere jedoch Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir noch immer nicht wissen wer für das Attentat verantwortlich ist. Es sind mehrere Wachen auf der Suche nach dem Schuldigen. Das einzige dessen wir uns sicher sind, ist, dass der Täter katholisch war."

"Wie können Sie sich dessen gewiss sein?"

"Das englische Volk liebt euch. Nur die Katholiken erkennen euch nicht als rechtmäßige Königin an.
Ihr müsst Maßnahmen ergreifen, um den Katholiken zu zeigen, dass ihr Verhalten nicht tolerierbar ist."

"Was schlagt Ihr vor?"

"Zwingt sie dazu den Glauben zu wechseln und Euch als Königin und Oberhaupt der Kirche anzuerkennen. Wenn sie dessen nicht gewillt sind, lassen sie den Verrätern ihre gerechte Strafe zuteil werden."

"Ich werde nicht die selben Fehler begehen wie meine Halbschwester und die Gunst meines Volkes verlieren, weil ich es in Angst und schrecken versetze. Meine Halbschwester, Bloody Mary, lies über 300 Leute auf dem Scheiterhaufen verbrennen und mich in den Tower einsperren. Alles nur aufgrund des Glaubens. Und was hat es ihr genützt? Nicht einmal die Katholiken trauerten um ihren Tod."

Sir Cecil schwieg und überlegte. Er schien meine Worte ernst zu nehmen und andere Lösungen in Betracht zu ziehen. Ich wusste es sehr zu schätzen, dass er auf mein Argument einging und nicht einfach versuchte mich von seiner Meinung zu überzeugen.

"Sir Cecil, mir kommt noch eine andere Möglichkeit in den Sinn, doch sie garantiert nicht, dass die Katholiken mich akzeptieren werden. Jedoch würde ich es vorziehen, nicht alle Katholiken für die Verbrechen eines einzelnen zu strafen."

"Was haben Eure Majestät im Sinne?"




*Franzmann ist ein abwertender Begriff für einen Franzosen

Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt