Kapitel 27

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Elisabeth

Ich war nervös, denn ich hatte durch Boten im ganzen Land die Nachricht verkünden lassen, dass, ab dem heutigen Tage, die anglikanische Kirche eine Mischung aus alten katholischen Bräuchen und dem protestantischen Glauben darstellen wird. Die Reaktionen meines Volkes waren mir nun wichtiger, als je zuvor.

Um ihre Reaktionen am eigenen Leib zu erfahren und es möglicherweise zu bewältigen noch ein paar Leute in ihrer Meinung umzustimmen, hatte ich mich dazu entschlossen eine Ansprache vor dem Volk zu halten. Es ging hier um mehr als nur die Gunst des Volkes. Es drehte sich um meine Macht und Sicherheit, Frieden und Zusammenhalt im Volk und den Glauben Englands.

Meine Glieder zitterten leicht, doch bevor ich den Thronsaal betrat, setzte ich meine Maske auf. Dem Volk musste eine starke, selbstbewusste Königin gegenüberstehen, es war kein geeigneter Zeitpunkt, um Schwäche zu zeigen... das war es nie.

Ich betrat den Thronsaal in dem pompösen Kleid, in das Alissa mir zuvor verholfen hatte - Alissa - Als ich mich ihrer besann, bemerkte ich das mein Herzschlag zur Ruhe kam und die Furcht, welche ich zuvor verspürt hatte, mich nun komplett verlassen hat. Ich lief mit bedachtem Schritte und erhobenen Haupt zu meinem Thron und ließ mich darauf nieder.

Der Thronsaal war gefüllt mit meinen Ministern, meinen Beratern, mehreren Wachen, ein paar Adligen aus England, die ich selbst an den Hof eingeladen hatte, um diesen ehrwürdigen Tag mitzuerleben und ein paar meiner Bediensteten, die anwesend waren, wegen dem geplanten Mahl das nach meiner Ansprache zum Volk veranstaltet werden sollte.

Meine Gedanken wie folgt: Falls das Volk wie gewünscht reagieren sollte, gab es einen ausreichenden Anlass zum Feiern. Und falls dem nicht so wäre und dem Volk mein Plan nicht zusprechen würde, dann würde das Fest zumindest mein Gemüt erheitern.

Daher lies ich ein Festmahl vorbereiten und nun standen zwei lange, edel gedeckte Tafeln in dem Thronsaal, an denen für jeden Anwesenden ein Stuhl, der aus edlem, dunkeln Holz gefertigt wurde, bereit gestellt war.

Ich richtete meinen Blick auf Sir Cecil, dem ich meinen Plan als erstes kundgetan hatte. Er nickte mir ermutigend zu. Ich erhob mich und hob die Hand. Es kehrte sofort Ruhe in den Thronsaal ein und alle schenkten mir ihre Aufmerksamkeit.

"Wir haben uns heute hier versammelt, da ich die anglikanische Kirche erneuern werde. Euch ist gewiss allen bekannt, dass einige Katholiken in England die Meinung vertreten, mein Anspruch auf den englischen Thron wäre nicht legitim und Maria Stuart sollte als Königin über England regieren.

Doch leider ist es uns nicht möglich, all diese Verräter ausfindig zu machen, da England momentan weder genügend finanzielle Mittel, noch genügend Wachen entbehren kann. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass es besser für das Königreich ist, wenn wir davon ablassen zu versuchen dieses Problem durch eine Verfolgung der Katholiken zu lösen. Unser Volk hat in den vergangenen Jahren viel Krieg und Gewalt ertragen müssen. Daher möchte ich es vermeiden erneut edles, englisches Blut zu vergießen.

Aus diesem Grund, verwende ich meine Position als Oberhaupt der englischen Kirche, um die anglikanische Kirche zu reformieren und als Staatsreligion festzulegen."

Im Thronsaal vernahm man nun flüstern und raunen. Ich erhob erneut die Hand, um die Anwesenden zum Schweigen zu bringen. Es kehrte wieder Stille ein.

"Von nun an sollen die katholischen Bräuche weiterhin geehrt werden und der protestantische Glauben wird trotzdem das Zentrum des Kirche bilden. Das wird die Katholiken besänftigen und zugleich den Zusammenhalt des englischen Königreichs stärken."

Als Antwort auf meine Rede ertönte im Thronsaal ein lauter Applaus. Ich lächelte leicht, dann wandte ich mich von den Anwesenden ab und begab mich auf den großen Balkon. Nun musste ich nur noch mein Volk überzeugen.

Vor dem Schloss erblickte ich die versammelten Leute. Es schien als wären viele angereist, nur um meiner Rede lauschen zu können. Dieser Gedanke erfüllte mein Herz mit Euphorie und Zuversicht.

Als die Menge mich erblickte begannen sie zu klatschen und ich vernahm auch mehrere Ausrufe.

"LANG LEBE KÖNIGIN ELISABETH!"

"UNSERE SCHÖNE, REINE KÖNIGIN!"

Ich verspürte eine große Dankbarkeit und Zuneigung für mein Volk. Stolz. Das war die Emotion, die mein Innerstes in diesem Augenblick treffend beschrieb. Ich war stolz mich die Königin nennen zu können, die von ihrem Volk geliebt wurde und zugleich war ich stolz die Königin eines so liebenswürdiges Volkes sein zu dürfen.

"Mein geliebtes Volk! Ich versichere Euch, dass kein Monarch seine Untertanen mehr liebt und dass es keinen gibt, dessen Liebe der Meinen gleichkommt. Es gibt keinen Juwel, so kostbar er auch sein mag, der mir teurer wäre als der Juwel Eurer Liebe. Sie gilt mir mehr als alle Reichtümer der Welt; denn deren Wert kann man schätzen, während ich Liebe und Dankbarkeit für unschätzbar halte.

Und wenn Gott der Herr mich auch hoch erhoben hat, so sehe ich doch meinen höchsten Ruhm darin, dass ich mit Eurer Liebe regieren darf. Dass Gott mich zur Königin erkoren hat, erfreut mich so sehr, wie, dass ich die Königin eines solchen Volkes sein darf." (von mir etwas abgeändert, aber inhaltlich Orginal Rede in: Neville Williams, ebenda, S. 306).

Das Volk jubelte und ich legte eine kurze Pause ein, dann fuhr ich fort.

"Deshalb werde ich die anglikanische Kirche erneuern. Gemeinsam werden wir die Kirche in Gottes Willen verbessern und so auch England zu weiterem Ruhm verhelfen. Die alten katholischen Bräuche werden in die anglikanische Kirche übernommen werden, da sie England geprägt haben und England, wie auch Euch, zu Gute kommen. Selbstverständlich wird trotzdem der protestantische Glaube den Grundstein unserer Kirche bilden und ist somit auch zur Staatsreligion auserkoren.

Doch wir wissen es besser, als nach Rache zu sinnen, daher werden wir kein Blutvergießen der Katholiken fordern, um sie für die Gräueltaten von Bloody Mary büßen zu lassen. Wir werden gutes englisches Blut nicht so leichtsinnig verschwenden, denn ihr alle seid mein Volk und ich begehre nur das Beste für mein Volk."

Für einen kurzen Augenblick herrschte Stillschweigen. Niemand wagte es etwas zu äußern. Die Menge stand still und mein Unbehagen nahm erneut zu.

Was wenn diese Ansprache ihnen nicht gefallen hat?
Wenn sie die anglikanische Kirche ablehnen?

Dann begann jemand zu klatschen und der Rest der Menge tat es ihm gleich. Ein lauter Applaus erfüllte den Schlosshof und auch den Thronsaal. Ich lächelte erleichtert. Ich hatte noch immer die Gunst des Volkes. Nun blieb abzuwarten, ob die Katholiken sich durch die neue Kirche besänftigen lassen würden.

(Hey, wie immer, vielen Dank fürs Lesen und für die Votes! Ich weiß es echt zu schätzen und euer Feedback motiviert mich ungemein. Tut mir leid, dass das Update erst so spät kam, aber dieses Kapitel hat erstaunlich lange zu Schreiben gedauert. Ich hoffe es gefällt euch! ; ) )

PS: Sorry, falls ihr Elisabeths Rede zu kitschig fandet, aber wie ihr seht war das ein Teil der übersetzten Orginalrede, obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht weiß zu welchem Anlass Elisabeth diese Rede vorgetragen hat.

Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt