Elisabeth
Als ich mein Gemach betrat, saß Alissa auf der Bettkante und wartete auf mich. Ich schenkte ihr ein Lächeln, doch sie erwiderte es nicht. Sie stand auf und bewegte sich durch den Raum. In ihrem Blick erkannte ich Besorgnis.
"Was betrübt dich, Alissa? "
"Ich habe heute mit dem Medicus über Eu... deinen Schlafmangel gesprochen. Er berichtete mir, dass er nicht Stande sei dir wirkungsvollere Tinkturen zu verabreichen als den Trank, den du momentan bereits zu dir nimmst. Laut dem Medicus könnte ich dir jedoch zu Schlaf verhelfen, indem ich dir nachts nicht von der Seite weiche und dir meine körperliche Nähe schenke."
Ich konnte ihren Gedanken nicht ganz folgen.
"Du bist also betrübt, da du mir körperliche Nähe leisten musst? "
"Nein, selbstverständlich nicht! So wahr mir Gott helfe, ich liebe es dir nahe zu sein."
Aufgrund der Vehemenz mit der sie meine Aussage dementierte, konnte ich ein kurzes Lachen nicht unterdrücken.
"Nun was ist es dann, das dich belastet?"
"Ich mache mir einfach viele Gedanken.
Was passiert zum Beispiel, wenn tatsächlich Gerüchte am Hof entstehen, sobald ich die ganze Nacht in deinem Gemach verbringe?"
"Dann kann der Medicus sie ersticken, indem er verkündet, dass ich für mein Wohlergehen deiner Nähe bedarf. "
"Aber was ist falls wir durch diese Nähe dazu verleitet werden etwas zu tun, das du später bereuen würdest?
Was ist falls ich wieder zu weit gehe und mich von meinen Gefühlen einnehmen lasse?"
Ich legte beruhigend meine Hand auf ihre Wange und küsste sie sanft, um sie zum Schweigen zu veranlassen.
"Wir werden nur das tun, womit wir beide einverstanden sind. Ich vertraue dir und weiß, dass du dich mir nicht aufdrängen würdest."
Sie lächelte, doch schien dann wieder von ihrer Unsicherheit eingenommen zu werden.
"Aber... "
Ich legte meinen Zeigefinger auf ihre Lippen.
"Äußere keine Bedenken mehr. Lass all das meine Sorge sein. Du hast den Medicus gehört deine einzige Pflicht ist es mir deine Nähe zu schenken."
Ich grinste und legte meine Hände um ihre Taille, um sie in einen leidenschaftlichen Kuss zu ziehen. Sie erwiderte ihn und ihre Zunge erkundete langsam meinen Mund. Nachdem wir den Kuss beendet hatten, lächelte sie. Erleichterung kam über mich, als ich sah, dass es mir gelungen war, Alissas Bedenken zu besänftigen.
"Weshalb hat der französische Herzog mir dir eine Unterredung ersucht?"
Ich lächelte.
"Er hat mir seine Abreise verkündet. Morgen früh wird er bereits von dem Hof abgereist sein"
Alissas Augen leuchteten auf.
"Das heißt demnach ich kann nun unbesorgt sein, dass du ihm deine Gunst schenkst."
"Das einzige, das ich diesem Mann mit Vergnügen geschenkt hätte, sind die Staatsschulden, die meine Halbschwester mir hinterlassen hat."
Alissa lachte auf und es veranlasste mich dazu erneut leicht zu lächeln. Ihr Lachen klang so unbeschwert und natürlich. Sie verstellte sich nicht. Es war wirklich erfrischend sich in dem Umfeld so einer Person zu befinden. Ich blickte in ihre Augen und sah Euphorie und eine gewisse Naivität. Sie war ein sehr gutmütiger Mensch und nahm die Welt anders wahr als ich. Die Täuschungen, Intrigen und Probleme, denen ich mich als Königin täglich stellen musste, waren ihr fremd.
Das wollte ich aufrecht erhalten. In diesem Moment gelobte ich mir deshalb insgeheim, Alissas Unschuld und Naivität zu schützen, sodass sie weiterhin diese unbekümmerte Freude ausstrahlen konnte.
Aus diesem Grund teilte ich auch nicht meine Sorgen mir ihr, denn es würde sie bekümmern und ich wollte sie davor bewahren in politische Machenschaften verwickelt zu werden.
Als uns beide die Müdigkeit überkam, entschieden wir uns dazu schlafen zu gehen. Alissa wollte bereits auf dem Stuhl neben meinem Bett Platz nehmen, doch ich deutete auf das Bett.
"Ich kann den Anblick nicht länger ertragen, wie du in diesem unkomfortablen Stuhl nächtigst. Geselle dich zu mir ins Bett, wenn du planst die Nacht hier zu verbringen. "
Etwas unsicher legte sie sich neben mich und ich küsste sie auf die Wange. Kurz darauf legte ich meinen Arm um sie und ihre Augenlider schlossen sich langsam. Als Alissa schlief, studierte ich ihr Antlitz. Sie wirkte entspannt und ihre leicht gelockten, langen, braunen Haare harmonierten perfekt mit ihrer sanften, hellen Haut und ließen sie sehr jung wirken. Ich verlor mich für ein paar Augenblicke in dem Anblick ihrer Schönheit, bis meine Gedanken wieder zu dem Gespräch mit Sir Cecil zurück kehrten.
Ich war besorgt, das mein Plan nicht die gewünschten Folgen hervorrufen würde und die Katholiken mich noch immer nicht als ihre rechtmäßige Königin anerkennen würden und selbst die Protestanten England aufgrund meines Plans verstimmt wären.
Doch ich musste etwas tun und die grundlose Verfolgung von Katholiken war mir zuwider. Die Konfession sollte nicht dafür verantwortlich sein, dass ich, als Königin von England, englisches Blut vergießen muss.
Deshalb hatte ich beschlossen ein paar katholische Bräuche wieder in den protestantischen Glauben aufzunehmen. Als Oberhaupt der reformierten englischen Kirche konnte ich schließlich über die Bräuche der Protestanten verfügen. Ich konnte nur hoffen, das mein Volk mir treu bleiben würde und die katholischen Bräuche akzeptieren würde. In dieser Nacht wurde es mir erneut vergönnt, ruhig schlafen zu können.
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Verpflichtungen oder Liebe? (Girl X Girl)
RomanceDie Königin Elisabeth regiert verantwortungsvoll ihr Königreich, doch ab und zu braucht auch sie eine Pause. Also verkleidet sie sich als einfache Bürgerin und schleicht sich aus der Burg. Eines Tages sieht sie dort eine Sklavin, die ihr Leben stär...