Princess Rainbow

Embassy

Kapitel 16

Um Punkt 14:30 Uhr traten Tommy und ich in einen der Salons, bereit für das jährliche Statement.

Irgendwie beneidete ich Phil, dass er das dieses Jahr nicht über sich ergehen lassen musste.

Und ich beneidete meine Eltern dafür, dass sie nicht dauernd in den Zeitungen zu sehen waren. Dass sie so sehr geschätzt und respektiert wurden.

Etwas, dass Thomas und ich uns erst noch erarbeiteten mussten, anders als der Kronprinz.

Tommy drückte noch einmal meine Hand und schon traten wir vor die Presse.

Wie jedes Jahr nahmen wir hinter zwei Rednerpulten Platz und dieses Jahr war es an meinen Bruder anzufangen.

Wir gingen immer nach dem Alter.

Der Prinz begann mit einer kurzen aber höflichen Begrüßung und begann dann mit den ersteren Themen.

Gespannt lauschte ich seinen Worten.

„...Prinzessin Charlene und mir ist durchaus bewusst, dass wir in der letzten Nacht nicht nach den Prinzipien gehandelt haben, die von uns erwartet werden.
Wie die Königin so schön zu sagen pflegt, haben wir eine Vorbildfunktion und dieser sind wir nicht nachgekommen.
Ein Umstand, für welchen wir uns heute entschuldigen möchten. Es ist nahezu unverzeihlich, was wir getan haben.
Es wird -hoffentlich- nicht wieder vorkommen!".

Vielleicht glaubte der ein oder andere meinem Bruder, ich jedoch kannte ihn besser.

Eigentlich tat es ihm absolut nicht leid, was letzte Nacht passiert war.

Er war einfach er selbst gewesen. Hatte getan was er wollte.

War für ein paar Stunden er selbst gewesen und nicht die Person, die er sein sollte.

Am Liebsten hätte ich ihn nun an mich gedrückt, doch das war nicht möglich. Zumindest momentan nicht.

Mit einem Seitenblick bedeutete Tommy mir, dass nun mein Part gekommen war.

„Es wird viel gemunkelt", begann ich, „Gemunkelt, was dieser Kuss zwischen Miss Sunburst und mir zu bedeuten hatte. Ob er was zu bedeuten hatte".

Ich machte eine kurze Pause und holte tief Luft ehe ich weitersprach.

Nein, für ein Outing vor der ganzen Welt war ich noch nicht bereit.

Aber ich hatte die Gelegenheit mich für meine Interessen einzusetzen.

„Dieser Kuss war eine Botschaft. Wie oft sehen Sie in der Öffentlichkeit ein gleichgeschlechtliches Paar, das Händchen hält oder sich küsst?
Selten, nicht wahr?!
Ich denke, dass in einem Land, das soweit vorangeschritten ist in den vergangenen Jahren, in einem Land wie unserem, kein Platz für Homophobie ist. Dass wir uns gegenseitig akzeptieren sollten.
Wir sollten uns die Hände reichen und füreinander einstehen.
Egal ob hetero oder nicht!".

Stolz lächelte Thomas mich an, was ich erwiderte.

Im Augenwinkel sah ich meine Freundin, die durch die Tür luscherte, dabei eine Kusshand in meine Richtung machte.

Schließlich beendete mein Bruder diesen Punkt der Tagesordnung und ehe ich es mich versah, saßen meine Eltern, Thomas, Pia und ich gemeinsam beim Tee.

Fröhlich erzählte meine Freundin alles Mögliche über sich und ihr Anblick ließ mich strahlen.

Es freute mich, dass Mom und Dad sich anscheinend gut mit ihr verstanden, denn ich hatte bereits mehrfach bei meinen Geschwistern gesehen, dass dies nicht immer der Fall war.

Tommy, welcher neben mir saß, lehnte sich zu mir und flüsterte, ohne die drei anderen aus den Augen zu lassen: „Wenn Pia und du irgendwann heiratet, dann werde ich aber den Trauzeuge, dass ist dir hoffentlich klar!".

Das Grinsen auf seinen Lippen sah schon fast feierlich aus, dennoch merkte ich ihm an, dass er auf meine Antwort wartete.

„Klar! Schließlich bist du mein Bruder, mein Seelenverwandter und bester Freund!".

Für einige Sekunden riss er überrascht seine Augen auf, ehe er zu lachen begann.

„Dann hast du den Brief also gelesen, was?!", stellte mein Bruder fest.

Schnell nickte ich.

„Habe ich. Und das kann ich alles nur zurückgeben. Also komm bloß nicht nochmal auf die glorreiche Idee vor ein Auto zu springen!".

Mit einem weiteren Lachen legte Thomas einen Arm um mich und wir begannen wieder dem Gespräch zwischen Philippa und unseren Eltern zu folgen.

Und für kurze Zeit fühlte ich mich, als wären wir eine ganz gewöhnliche Familie.