Zelten 2.0

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Kapitel 11 ~ Zelten 2.0

Der Abend bricht an. Tobias und Tom sind schon fleißig am Heizen, während die Kinder spielen und der Rest sich um das Abendessen kümmert. Wir haben den Grill schon aufgestellt und die Kohle glüht auch bereits, sodas wir nur noch das Fleisch auflegen müssen. Für Dani gibt es frisch geangelten Fisch. Andreas ist extra nochmal los zum Flüsschen unten am Wald. Während der Fisch im Eimer ist und immer noch zappelt, sieht Ludwig ihn traurig an. Er steckt einen Finger in den Eimer und als der Fisch wieder zum zappeln beginnt, kreischt er los und rennt schreiend zu mir. “Daddy, der wollte mich angreifen”, ruft er und streckt die Arme zu mir hoch. Kili steht auf, nimmt den Eimer und geht rüber zum Wald. Kurze Zeit später kommt er mit dem ausgenommenen Fisch wieder, legt ihn auf ein Stück Alufolie, würzt ihn und gibt frische Kräuter hinzu. Streicht noch ein wenig Butter obenauf, wickelt ihn in die Folie und legt auch das Päckchen auf den Grill.

Das Essen ist wirklich köstlich. Grillen können wir, denk ich mir und muss schmunzeln. Naja mich haben sie ja nicht an den Grill gelassen. Ich kann wirklich gut kochen, sagt zumindest Jona immer, aber Grillen ist dann doch ein ganz anderes Niveau. Zumindest für mich. Gerade spielen wir ein Spiel “Räuber und Gendarm”. Komisches Spiel muss ich sagen, haben sich Josh und Robin gewünscht, die letztes Jahr zum ersten Mal im Zeltlager dabei waren, es geht von Kolping aus. Jona hat erwähnt, dass sie dort früher auch zweimal dabei war. Wir haben Valentina und Sophia auch schon angemeldet für dieses Jahr, denn wir ziehen schon im Juli zurück, damit sie sich ein wenig eingewöhnen können. Ich bin gespannt, wie es ihnen dabei geht. Dani und Kili sind voll dabei. Sie flitzen mit den Jungs um die Wette, lassen sich zu boden fallen und wälzen sich mit ihnen im Gras. Die beiden wollen einfach nicht älter werden. Es macht richtig Freude ihnen dabei zuzusehen, und manchmal wünsche ich mir, auch so unbedarft frei sein zu können. Sie lassen sich einfach immer noch vom Kind in ihnen steuern.  Die Kinder haben gewonnen, was auch kein Wunder ist. Danach bereiten wir Stockbrot und Marshmallows vor. Sobald es dunkel wird, fangen wir an diese ins Lagerfeuer zu halten und sie natürlich auch zu essen. Es ist einfach fantastisch.

(Dani)

Ich lehne gemütlich an Kili und höre dem knistern des Feuers zu. Mittlerweile sind die unter siebenjährigen am Schlafen. Sophia tippt mich an. “Onkel Dani kannst du uns die Geschichte von eurem Silvester mit Mama erzählen”, fragt die kleine Lex. Ich sehe sie schockiert an und sehe zu Nico der grinsend zu mir herüber schaut. “Hm ich weiß nicht so recht”, murmel ich und sehe verzweifelt zu Kili. Ich kann mich genauestens an die Nacht erinnern. “Bitte Onkel Dani, Papa hat uns gestern den Tag aus seiner Sicht beschrieben. Das wäre so cool”, ruft sie und sieht mich mit dem typischen Dackelblick an. “Okay schon gut Süße”, schnaube ich und rapple mich bisschen auf. Ich räuspere mich, sodass die Aufmerksamkeit auf uns liegt und sage: “Die liebe Sophia hat sich eine Geschichte aus früheren Zeiten gewünscht.” Somit fange ich an zu erzählen.

Es war ein kalter Wintermorgen, an diesem Silvestertag. Für die Party haben sich Tom, Sophia, Ivonne und Verena angemeldet, und ich freue mich auch schon auf sie. Wir haben schon länger keinen gemeinsamen Jahreswechsel mehr verbracht, seit ich mit Kili in USA lebe. Inge, Jona´s Mama hat schon früh am Morgen das Feld, also die Wohnung, geräumt und übernachtet heute bei einer Freundin, so dass wir feiern können. Kili und ich stehen schon früh in der Küche, um das Silvestermenü vorzubereiten. Fingerfood, so wie wir “Ami´s” es lieben. Alles nur praktisch und handlich in den Mund zu schieben. Aber eben trotzallem nicht langweilig und mit gewissen Finessen. Kili ist irgendwie eben ein fantastischer Koch.Den ganzen Tag stehen wir in der Küche, während Jona uns vergnügt zusieht.

18 Uhr, es klingelt Sturm. Jona geht zur Tür, und schon stürzt die ganze Meute in die Wohnung. Alle auf einmal. Kili und ich haben es gerade noch geschafft uns frisch zu machen und für die Party zu kleiden. Ja und er hat mir wieder in die Sneaker geholfen, weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche ich tragen soll. es war eine riesige Freude die Truppe mal wieder zu sehen. Fröhlich umarmen wir uns und herzen uns so als wenn wir uns schon 100 Jahre nicht mehr gesehen haben. Es ist wirklich erstaunlich, was für eine Freundschaft aus so einer kleinen Urlaubsbekanntschaft gewachsen ist. Kili kommt mit den vorbereiteten Begrüßungsdrinks aus der Küche und beginnt nachdem das Tablet leer ist auch alle zu umarmen und zu begrüßen. Smalltalk hier, Smalltalk da und dann eröffnen wir auch schon das Buffet. Hätte ich tatsächlich nie gedacht, dass es so gut wird, nach der Mehl Schlacht oder unserer fehlenden Aufmerksamkeit die auf den jeweils Anderen gerichtet war.

Gegen 21 Uhr fangen wir an zu spielen. Erst Phase 10 und zum Schluss Flaschendrehen, was sehr chaotisch war. “Wahrheit oder Pflicht Kili”, meint Tom und sieht ihn gemein grinsend an. Kili grinst ebenfalls und sagt: “Pflicht!” “Dani darf dir etwas auf den Bauch malen, egal was, es soll aber pervers sein”, meint Tom. Die Mädels fangen an zu kichern und nippen hin und wieder an ihrem Wodka Lemon. Kili zieht sein Shirt aus und legt sich auf den Rücken. Mir wird ein Edding in die Hand gedrückt, der wohl nicht so schnell abwaschbar sein wird. Somit zeichne ich ihm etwas schönes auf den Bauch. Kili meint noch zu mir, dass ich mir aber auch Mühe geben soll, für den Fall, dass er es sich dann als Tattoo stechen lassen wolle.

“Jungs, Mädels, tut mir leid wenn ich uns jetzt unterbrechen muss aber es sind nur noch 10 Minuten”, meint Verena und sieht auf die Uhr. “Schon so spät”, ruft Tom erstaunt und springt sogleich auf. Wir ziehen uns alle etwas Warmes an, greifen die Sektflaschen und gehen nach draußen. Der Countdown läuft.

Punkt 0:00 Uhr starten wir mit dem einsetzenden Feuerwerk ins neue Jahr. Wir stoßen mit dem Sekt an, und lassen die 3 Flaschen reihum gehen. Ich umarme meinen Kili und gebe ihm erst einmal wieder einen richtigen Zungenkuss. Der letzte war ja nun bereits im letzten Jahr.

Kili beugt sich zu Dani und küsst ihn genau in dem Moment, wo Dani mit diesem Satz geendet hat.

Eng umschlungen genieße ich mit meinem Schatz das Feuerwerk,und er flüsterte mir zu, dass er mich nie verlassen wird. Jona fragt, ob wir noch runter in die Disco am Markt gehen wollen und schon setzen wir uns in Bewegung. Es ist noch richtig Stimmung und wir tanzen auch gleich was der Körper hergibt bis in den frühen Morgen. Wir hatten wirklich ein Menge Spaß und auch noch nicht gerade wenig Alkohol. Zurück bei Jona zu Hause haben wir dann auch noch den restlichen Alkohol vernichtet, den wir noch vom Abend hatten.

Von Würgegeräuschen wurde ich geweckt. Ich stehe auf, in meinem  Kopf dreht sich noch alles, obwohl ich schon geschlafen habe. Aber scheinbar nur eine Stunde. Ich gehe ins Bad und sehe Tom über dem Toilettenbecken hängen. Jona streicht ihm über den Rücken und zieht sein Hemd aus, das er heute getragen hatte. Es ist total angekotzt. “Kann ich etwas helfen”, frage ich und setze mich zu ihnen auf den Boden. “Ja bitte, könntest du dich kurz um ihn kümmern, ich hole ein Shirt von Nico und muss den Boden schnell reinigen”, sie springt auf und hält sich kurz den Kopf, dann geht sie in ihr Zimmer und holt ein Shirt und wirft es mir zu, ich helfe Tom das Shirt anzuziehen und merke wie Tom mit dem Kopf auf dem Beckenrand einschläft. Ich stehe auf und wackel kurz herum und gehe dann wieder schlafen. Ich lege mich zwischen Kili und Sophia, die einen Pups ablässt, der nach ner weile echt zum stinken anfängt. Ich drücke sie weg und meckere: “Sophia geh weg du stinkst.” Danach schlafe ich gleich ein.

Am späten Morgen muss ich auf die Toilette und zwar sehr dringend. Ich spähe ins Badezimmer und sehe immer noch Tom über dem Becken hängen. Verdammt. Ich gehe ins Wohnzimmer, in dem Jona frisch und munter sitzt und mit Nico telefoniert. Ich deute ihr an, dass ich auf die Toilette muss, sie zeigt mir ihren Zeigefinger und redet einfach weiter. Ich springe auf und ab und sehe sie bittend an. Seufzend erklärt sie die Sachlage und legt kurz darauf auf.

“Hilfst du mir, Tom liegt immer noch schlafend auf´m white chair und ich muss pullern”, meckere ich und sehe sie hilflos an. “Aber natürlich mein kleines Baby”, meint sie und sieht mich belustigt als auch ein wenig genervt an.

Die Mädchen fangen an zu kichern und auch der Rest der Gruppe erinnert sich nur zu gern an das Geschehen des Abends und Morgens. Tom sieht gar nicht begeistert aus sondern starrt nur grimmig in den Boden. Das war sein erster und letzter Rausch.

Love JonaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt