Kapitel 6: Schneckenschleim und Drohungen

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Irgendwie hat es Kapitel 6 als eigenständige Geschichte angezeigt. Ich habe es also gelöscht und nochmal angefügt, leider gingen dabei alle Kommentare und Votes verloren... :'(
***

Die Tage der ersten Schulwoche zog in Windeseile an Veronica vorüber. Alles war für sie neu und aufregend, nahezu jedes Fach interessant und sie stürzte sich mit Feuereifer ins Schulleben. Sogar die Unmengen an Hausarbeiten, die sie bereits jetzt aufbekamen, störten sie nicht, eher im Gegenteil, es machte ihr Spaß, für Themen zu recherchieren und die Schulbücher von vorne bis hinten durchzuwälzen. Nur der Unterricht Lockharts dämpfte ihre Begeisterung und oft genug beschwerte sie sich lautstark über seine Arroganz und darüber, wie gerne sie sein Haar mit ein paar gezielten Flüchen ruinieren würde.
In Luna hatte sie nicht nur eine interessante Gesprächspartnerin, sondern auch eine gute Lernkameradin gefunden. Stundenlang saßen sie manchmal in der Bibliothek oder in ihrem Gemeinschaftsraum, häufig über Bücher gebeugt oder Feder und Pergament in den Händen haltend. Auch wenn Lunas Lernmethoden manchmal etwas gewöhnungsbedürftig waren. So bevorzugte sie es, kopfüber vom Sessel hängend schwierige Textpassagen zu lesen, weil sie dachte, dass sie sich diese so besser merken könne. 
"Wenn das ganze Blut in den Kopf schießt, kann man besser denken", behauptete sie stur. "Mein Vater hat es mir gesagt"
Auch mit Pixie und den anderen war Veronica inzwischen gut befreundet, was ganz praktisch war, denn Pixie und Cammie kannten praktisch die halbe Schule und hielten sich über sämtliche Gerüchte auf dem Laufenden. Als Erstklässler wurden sie nicht sonderlich viel beachtet und das bot ihnen offenbar die idealen Voraussetzungen zum Lauschen, auch wenn es zu Schuljahresbeginn kaum Nennenswertes zu erzählen gab. Einmal hatte Veronica Fred und George scherzhaft vorgeschlagen, die beiden als ihre Spione zu engagieren. Doch es hatte auch weniger schöne Seiten. 
Zum einen weigerten sich Cammie und Jocelyn immer noch strikt, Lunas Existenz mit mehr als einem Augenrollen oder abfälligem Schnauben zur Kenntnis zu nehmen. Pixie war ein wenig toleranter, doch auch sie war von Luna alles andere als begeistert. Oft hatte Veronica das Gefühl, zwischen ihnen wählen zu müssen und das gefiel ihr ganz und gar nicht. 
Die andere unschöne Seite ihrer neugewonnenen Freundschaften war die Tatsache, dass ihre alten merklich darunter litten. Es kam häufig vor, dass Veronica ihren Tag in Zeit mit Luna und Zeit mit den anderen Ravenclawschülerinnen einteilte und dann kaum noch Freizeit übrig blieb, die sie mit Ginny, Colin, den Zwillingen oder Harry und den anderen verbringen konnte. Die einzige Tageszeit, abgesehen vom Unterricht, die Veronica voll und ganz den Gryffindors schenkte, war ironischerweise das Frühstück. Es hatte sich so eingebürgert, dass sie bereits früh in der Großen Halle saß und sich zwischen ihre Freunde setzte, statt an den meist noch leeren Ravenclawtisch. 
Mehrmals hatte sie Luna angeboten, es ihr gleichzutun, doch das hellhaarige Mädchen hatte jedes Mal dankend, aber bestimmt abgelehnt.
Auch heute hatte Veronica es sich zwischen den Zwillingen bequem gemacht. Ihr gegenüber saß Lee Jordan, gähnend und mit halbgeschlossenen Augen. Es war Samstag und eigentlich schliefen die meisten Schüler an ihrem freien Tag gerne aus, doch die Gryffindors hatten dank den neuen Trainingsplänen ihres Kapitäns bereits kurz nach dem Morgengrauen auf dem Platz zu stehen.
"Verstehnichwiesoichwachseinmuss", nuschelte Lee in seinen Becher hinein und gähnte ein weiteres Mal. "Bin nich mal im Team"
"Morgenstund hat Gold im Mund", tönte Fred als Antwort, obwohl er selbst reichlich verschlafen aussah, ebenso wie sein Bruder. Ihre roten Haare standen in alle Richtungen ab, wie sonst eigentlich nur Harrys, die Augen waren geschwollen, als wären sie die ganze Nacht durchs Schulhaus geschlichen. Was, zugegebener Maßen, durchaus sein konnte. 
"Willst du einen Bowtruckle fangen, musst an seinen Baum dich hangen", zitierte George und Veronica schüttelte den Kopf. 
"Was hat das denn jetzt mit dem frühen Aufstehen zu tun?"
George zuckte grinsend mit den Schultern. "Mehr ist mir im Moment nicht eingefallen"
"Und wie wäre es mit: Nur der frühe Vogel fängt den Wurm?", schlug sie belustigt vor und erntete verwirrte Blicke.
"Noch nie gehört" "Was soll das denn überhaupt bedeuten?"
Das Mädchen winkte ab. "Nicht so wichtig. Nur eine Redewendung unter Muggeln. Zurück zum Thema"
Sie wandte sich Lee zu und beugte sich über den Tisch. "Wir beide werden auf der Tribüne sitzen und zusehen. Das ist das erste Training im Jahr, das werde ich nicht verpassen... und du auch nicht!"
"Es ist nicht mal deine Hausmannschaft", maulte Lee. Der sonst so fröhliche Junge mit den wilden Rastalocken schien wirklich an seinem Schönheitsschlaf zu hängen, doch Veronica kannte kein Erbarmen.
"Aber es ist deine. Wir sehen zu, Ende der Diskussion. Und jetzt iss deinen Toast"
Fred und George sahen sich vielsagend an, während Lee ohne weitere Widerrede sein Frühstück beendete. 
Veronica nippte zufrieden an ihrem Tee, als ihr etwas auffiel.
"Wo ist eigentlich Harry? Er ist doch auch im Team?"
"Schläft vermutlich noch. Wood wird ihn schon holen"
Daran hatte Veronica keinen Zweifel. Der stämmige Sechstklässler und Mannschaftskapitän der Gryffindors hatte sicherlich keine Probleme damit, seine Mannschaft aus den Betten gescheucht zu bekommen. "Und Ginny? Wo steckt sie? Ich habe sie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen und Harrys erstes Training wird sie doch wohl kaum verpassen wollen"
Tatsächlich war ihre rothaarige Freundin diese Woche nur selten pünktlich zum Frühstück erschienen. Meist kam sie als Letzte und ging als Erste, ohne dass Veronica viele Worte mit ihr wechseln konnte. Fast schon könnte man meinen, Ginny mied sie mit voller Absicht, doch im gemeinsamen Unterricht war alles so wie immer. Außerdem war Ginny nun sehr eng mit Colin Creeve befreundet, da sie beide eine große Leidenschaft teilten: Harry Potter. Es war wirklich ein Wunder, dass die beiden nicht schon längst ihren eigenen Fanclub gründeten. Colin sorgte für Bilder und Autogramme, um die er Harry des Öfteren bat und Ginny himmelte ihn weiterhin aus der Ferne an oder löcherte ihren Bruder mit Fragen über ihn.
"Ginny ist wahrscheinlich auch noch im Bett. Außer uns ist doch niemand so blöd, freiwillig aufzustehen, abgesehen von dir", antworteten die Zwillinge ihr.
Ein Geräusch ließ sie alle ihre Blicke auf den Eingang richten, wo Oliver Wood auf sie zugestiefelt kam.
"Seid ihr etwa immer noch am Essen? Aufs Feld mit euch", befahl er den Zwillingen. Der Qudditch-Ehrgeiz hatte ihn gepackt, die Begeisterung loderte förmlich in seinen Augen. Folgsam erhoben sich die Weasleys und verließen mit Wood die Halle, Lee und Veronica folgten.
Sie gingen aus dem Schlosstor und über den Rasen in Richtung des Quidditch-Feldes. Vor den Umkleidekabinen machte Wood Halt und drehte sich zu Lee und Veronica um. Er musterte das Mädchen mit finsterem Blick.
"Bist du nicht eine Ravenclaw?", fragte er streng.
Veronica hob lässig die Schultern. "Na und?"
"Na und?", wiederholte Wood ungläubig und schnappte nach Luft. "Denkst du, ich lasse meine Mannschaft zum Spaß in aller Herrgottsfrühe trainieren, nur damit eine kleine Ravenclaw unsere Taktik brühwarm ihrem Kapitän Kendrick O'Neill erzählen kann?" 
"Reg dich ab, Oliver. Ronnie ist cool", meinte George zwinkernd. 
"Außerdem spielt sie nicht mal in ihrer Hausmannschaft", ergänzte Fred. Wood wirkte absolut nicht überzeugt.
"NOCH spielt sie nicht. Vielleicht hat O'Neill ihr eine Position im Gegenzug für Informationen angeboten..."
"Werd nicht paranoid", meinte George und wandte sich ab um in die Umkleide zu gehen. Sein Bruder folgte ihm, für sie war die Sache anscheinend erledigt. Wood warf Veronica einen letzten warnenden Blick zu. 
"Ich mag das ganz und gar nicht", murmelte er, während er den beiden Treibern nachging. Sobald er außer Sicht war, grinste Veronica Lee strahlend an.
"Also... Suchen wir uns mal die besten Plätze", schlug sie ihm enthusiastisch vor und schleifte Lee kurz darauf zur Tribüne. Eigentlich hätten sich die beiden Zeit lassen können denn es ging eine ganze Weile, ehe das Team sich endlich auf dem Platz blicken ließ.
Inzwischen hatten sich sogar Ron und Hermine, mit  vom Frühstückstisch geklauten Toastbroten bewaffnet, zu ihnen gesellt.
"Sind sie schon fertig?", fragte Ron, wie immer mit halbvollem Mund, und besah sich das menschenleere Quidditch-Feld. Veronica schüttelte den Kopf. 
"Sie haben noch nicht einmal angefangen"
"Immer noch nicht? Was dauert denn da so lange?"
"Da fragst du die Falsche"
In diesem Moment trat die Mannschaft aus der Umkleide. Harry sah zu ihnen hoch und schielte neidisch auf das Toast in den Händen seiner Freunde, ehe er sich auf seinen Besen setzte und vom Boden abstieß. Aufgeregt klatschte Veronica in die Hände. Gleich würde sie das erste Mal in ihrem Leben ein echtes Training beobachten, nicht nur darüber lesen oder ein paar bewegte Bilder ansehen. Ein metallisches Klicken erregte ihre Aufmerksamkeit. Links von ihr, etwas weiter hinten, saß Colin und schoss eifrig Bilder von Harry, der jedoch alles tat, um mit seinem Besen möglichst weit von der Kamera zu kommen. 
"Colin könnte sich glatt den Paparazzi anschließen", entfuhr es ihr und mal wieder erntete sie verständnislose Blicke, diesmal von Lee und Ron. "Ich bitte euch! Habt ihr etwa keine Paparazzi in der Zaubererwelt? Es gibt doch hier auch Stars und alles"
Hermine setzte wie üblich augenblicklich zu einer Erklärung an. "In der Zaubererwelt gibt es Paparazzi tatsächlich, doch hier werden sie nur Reporter genannt oder eben, wenn sie sich nur auf die Bilder beschränken, Fotografen. Auch wenn Pressefotografen in der magischen Welt theoretisch genauso aufdringlich auftreten können wie die Paparazzi der Muggelwelt, sogar geschickter, hat sich diese Bezeichnung niemals hier eingebürgert. Das liegt zu einem Großteil daran, dass der ursprünglich scherzhaft gemeinte Begriff auf der Romanfigur eines Muggelromanes beruht, der in der magischen Welt selbstverständlich unbekannt ist"
Veronica grinste. "Fast richtig, Hermine. Die Figur stammt aus einem Film, nicht aus einem Roman. Er gehörte zu den Lieblingsfilmen meines Dads. Der Name der Filmfigur geht jedoch auf einen Hotelbesitzer namens Paparazzo in den 60ern zurück. Aber trotzdem danke für deine Erläuterung"
Ron verschluckte sich fast an seinem Essen. "Hermine war im Unrecht?"
Hermines Gesicht lief purpurrot an. "Da hab ich mich wohl vertan"
"Passiert", meinte Veronica beschwichtigend, doch Hermines Stolz war offensichtlich verletzt. Stur starrte sie geradeaus, bis ihre Wangen wieder eine halbwegs normale Farbe annahmen. 
Lee stupste Veronica leicht in die Seite.
"Woher weißt du eigentlich soviel über Muggel, Ronnie? Ich dachte, deine Eltern wären beide auf Hogwarts gewesen"
"Beide stammen aus Zaubererfamilien, falls du das andeuten wolltest"
Lee hob abwehrend die Hände. "Nein, es hat mich nur ehrlich interessiert. Es ist ungewöhnlich so viel über die Muggelwelt zu wissen, außer man ist selbst muggelstämmig"
"Ach so" Entspannt lehnte sich Veronica zurück. "Ich bin unter Muggeln aufgewachsen. Hab eine Muggelschule besucht, habe mit ihnen in einer Straße gelebt. Die Muggelwelt kenne ich fast schon besser als die magische"
"Erwähn das bloß nicht vor meinem Dad", warnte sie Ron. "Er quetscht schon Harry über jede Kleinigkeit der Muggelwelt aus"
Veronica lachte. "Ja, das habe ich in den Ferien mitgekriegt. Dein Dad hat manchmal schon lustige Vorstellungen. Ich mag ihn"
Auf einmal hielten die Gryffindors mit ihrem Training inne und schienen zu diskutieren. Interessiert verfolgte Veronica das Geschehen, bis George auf etwas zu Boden zeigte.
Die Hausmannschaft der Slytherins, angeführt von Marcus Flint, spazierte in voller Montur über den Platz. Als Wood sie bemerkte, schoss er fast schon im Sturzflug nach unten auf die Slytherins zu und traf hart auf dem Boden auf. Harry, Fred und George sanken nun ebenfalls hinab, doch deutlich langsamer und vorsichtiger. Sie hörten Wood selbst von ihren Plätzen aus wütend brüllen.
"Kommt", sagte Hermine zu ihnen. "Gehen wir lieber runter nachsehen, was dort los ist"
So behände wie möglich kletterten sie, Veronica, Ron und Lee die Tribüne hinunter und liefen über den Platz zu den Gryffindors. Bereits von Weitem erkannte Veronica den weißblonden Schopf zwischen den grünen Umhängen der Schlangen. 
"Draco Malfoy?", fragte sie verwundert, "Seit wann spielt er in der Hausmannschaft?"
"Finden wir es raus", meinte Lee mürrisch. Der Anblick der Slytherins am frühen Morgen hatte ihm nun endgültig die gute Laune verdorben.
Als sie ihr Ziel endlich erreichten, fragte Ron atemlos:
"Was ist los? Warum spielt ihr nicht? Und was macht der da hier?"
Es war nicht schwer zu erraten, wen Ron damit meinte. Malfoy grinste gehässig und zog arrogant die Augenbrauen in die Höhe.
"Vor dir steht der neue Sucher der Slytherins, Weasley", verkündete er stolz und reckte sein Kinn etwas weiter in die Höhe. Veronica stöhnte auf und verdrehte die Augen. Malfoy warf ihr einen finsteren Blick zu. "Ihr könnt euch den Gryffindors ja anschließen. Sie waren gerade dabei die großzügige Spende meines Vaters zu bewundern"
Er reckte seinen Besen in die Höhe und Veronica musste sich anstrengen, dass ihr kein Laut der Begeisterung entfuhr. In Malfoys Händen befand sich tatsächlich der neue Nimbus 2001 und als sei das schon nicht genug, sah sie den Besen bei ausnahmslos jedem Quidditch-Spieler der Slytherins. Jeder von hob seinen Besen bewusst extra nach oben, damit auch ja jeder das teure Stück betrachten konnte.
Ron konnte seine Begeisterung nicht so gut verstecken. Mit offenem Mund klebte sein Blick an Malfoys Besen, was dieser selbstgefällig zur Kenntnis nahm. Doch das wollte ihm Veronica nicht gönnen. 
Sie schob sich leicht vor Ron und erlöste diesen damit aus seiner Starre, ehe sie abschätzig die Arme verschränkte und meinte:
"Selbst der beste Besen der Welt kann über Talentlosigkeit nicht hinwegtäuschen"
Überraschenderweise sprang ihr Hermine sofort zur Seite, während Malfoys Gesicht sich langsam zu einer wütenden Fratze verzerrte.
"In unser Team musste sich niemand mit teuren Besen einkaufen. Bei uns zählt nämlich nur das Können", sagte Hermine mit schneidender Stimme und gab Malfoy somit den Rest.
Wenn Blicke töten könnten, wären sie alle schon längst ins Jenseits gesegelt. In seinem Zorn konzentrierte er sich ganz auf Hermine.
"Niemand hat dich gefragt, du dreckiges kleines Schlammblut!", knurrte Malfoy.
Fast augenblicklich stürmten Fred und George nach vorne um sich auf ihn zu stürzen. Flint konnte sich gerade noch mit einem halben Hechtsprung vor Malfoy werfen um ihn mit seinem bulligen Körper vor den beiden zu schützen. Die Mädchen im Gryffindorteam zischten wütend und Veronica fluchte wie wild und stieß wüste Beschimpfungen aus mit einem Akzent, den sie für gewöhnlich nicht hatte. Nur Hermine war ganz still und erbleicht.
Ron holte seinen kaputten Zauberstab, der durch sein Parken in der peitschenden Weide stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, aus seinem Umhang hervor und richtete ihn auf Malfoys Gesicht, das hinter Flints dicken Armen hervorlugte.
"Dafür wirst du bezahlen", verkündete Ron drohend und schwang den Stab. Malfoy ging vorsorglich in Deckung, doch er hätte sich das auch sparen können. Rons Zauberstab hatte sich gegen ihn verschworen und statt Malfoy, erwischte der Fluch ihn selbst und traf ihn in den Magen. In hohem Bogen segelte er rückwärts und schlug hart auf dem Rasen auf. 
Hermine kreischte erschrocken auf und rannte zu ihm hin. Sie alle beobachteten wie Ron versuchte, etwas zu sagen, als stattdessen ein widerlicher Rülpser ertönte und Ron ein gutes Dutzend schleimiger, ekliger Schnecken in seinen Schoß erbrach. Angeekelt wich Hermine zurück, während die Slytherins in haltloses Gelächter ausbrachen. Sie hielten sich die Bäuche, stützten sich auf ihre Besen und krümmten sich. Malfoy warf sich auf den Boden und trommelte mit den Fäusten, während ihn das Lachen schüttelte. 
Die Gryffindors bildeten einen schützenden Kreis um Ron, der ihn abschirmen sollte, doch niemand traute sich näher an ihn ran, während er wieder und wieder große schwarze Nacktschnecken hervorwürgte. Veronica verzog missmutig das Gesicht. Es war nicht fair, dass Ron zur Lachnummer wurde, nur weil er Hermine verteidigte. Unauffällig zog sie ihren Zauberstab aus ihrem Gürtel und schwenkte ihn mit einem wortlosen Fluch in Malfoys Richtung. Mit einem Ruck hob sich sein Umhang und schlang sich fest um Malfoys Kopf. Überrascht und verzweifelt versuchte dieser, den Umhang wieder von sich zu reißen, doch der Umhang hatte ein Eigenleben entwickelt und wickelte ihn ein wie eine Boa ihre Opfer.
Als seine Mannschaftskameraden merkten, was los war, versuchten sie gemeinsam den Umhang zumindest von seinem Gesicht zu bekommen, damit der Quälgeist etwas Luft bekam. Veronica schmunzelte belustigt und stellte sich selbstzufrieden zu den Zwillingen, während die Slytherins an ihrem neuen Sucher herumzerrten und rissen. Die Weasleys nickten ihr anerkennend zu.
"Gut gemacht"
Harry und Hermine hatten währenddessen ihren Ekel überwunden und hoben Ron an den Armen in die Höhe. 
"Wir bringen dich zu Hagrid, Ron. Er wird dir helfen. Nur ein paar Schritte, dann geht's dir besser", redete Hermine beruhigend auf ihn ein, während sich immer mehr Schnecken ihren Weg durch seine Speiseröhre bahnten.
Colin schoss eifrig Fotos, bis Harry ihn unwirsch befahl, aus dem Weg zu gehen.
"Colin!", rief Veronica den Jungen. "Hier drüben hast du was zum photographieren"
Sie deutete auf den Knäuel aus grünen Umhängen, die noch immer Malfoy zu befreien versuchten. Sofort schoss Colin dahin und auch die anderen wandten sich nun diese Spektakel zu. 
Harry suchte Veronicas Blick und formte ein tonloses 'Danke' mit seinen Lippen, ehe er und Hermine den armen Ron zu Hagrids Hütte beförderten.
Wood erklärte das Training für offiziell beendet und die Menge stob auseinander, ehe er es sich anders überlegen würde. Fred packte Veronica am Kragen, noch bevor sie überhaupt davonlaufen konnte.
"Warte auf uns, wir ziehen uns nur schnell um", meinten die Brüder und Fred ließ sie los. Lee gesellte sich zu ihr und sie plauderten ein wenig, um sich die Wartezeit zu verkürzen. 
"Schade, dass du Angelina nicht wirklich in Aktion gesehen hast. Sie ist eine der besten Jägerinnen die ich kenne", sagte er schwärmerisch.
"Das wundert mich nicht. Fred und George meinten, du wärst bis über beide Ohren in sie verschossen", zog ihn Veronica sogleich auf und lachte, als sich ein roter Schimmer über sein Gesicht legte.
"Irgendwann wird sie mit mir ausgehen und dann wird sich keiner mehr von euch darüber lustig machen", verkündete er grinsend. "Wer zuletzt lacht..."
"Cool, ihr seid noch da. Nicht, dass wir etwas anderes erwartet hätten", riefen dann die Zwillinge hinter ihnen, die soeben aus den Umkleiden kamen. Lässig nahmen sie die beiden in ihre Mitte und legten die Arme um ihre Schultern, während sie zum Schloss liefen.
"Jetzt, wo wir doch noch frei bekommen... Was sollen wir machen?", fragte Fred.
"Ein zweites Frühstück aus der Küche klauen?", schlug George vor.
"Ein paar Slytherins ärgern?", spann Fred den Faden weiter.
"Neue Geheimgänge ausprobieren?"
Veronica horchte auf. "Geheimgänge? Wo?"
Die Zwillinge lachten und zwinkerten geheimnisvoll.
"Eigentlich gehört das ja zu unserem Berufsgeheimnis"
"Aber weil du es bist, Ronnie, verraten wir es dir"
"Was verraten?", mischte sich Lee in die Unterhaltung ein. "Ihr Säcke habt mir niemals irgendetwas verraten und ich bin euer bester Freund"
Er hob drohend die Faust, doch das verräterische Zucken seiner Mundwinkel ließ diese Geste recht harmlos aussehen. "Ihr lasst euch von einem Mädchen um den Finger wickeln, nur weil sie ein bisschen mit ihren hübschen Augen klimpert"
"Du findest meine Augen hübsch? Das ist ja süß", meinte Veronica und bedachte Lee mit einem unschuldigen Blick aus besagten Augen, den sie mit einem langsamen Augenaufschlag und einem Schmollmund untermalte. "Leider bin ich zu jung für dich"
"Und außerdem bist du keine Angelina", fügte George grinsend hinzu. 
"Oh je...", seufzte Veronica enttäuscht und schüttelte den Kopf. "Da sehe ich Schwarz für unser Liebesglück, Lee"
"Zum Glück sind wir ja noch da", merkte Fred an. 
"Wir trösten dich schon über Lee hinweg", meinte George.
"Oh, na dann..."
Sie erreichten die Schulkorridore, während sie ihr kleines Geplänkel fortsetzten. Eine Gruppe junger Ravenclaws lief an ihnen vorbei und Veronica stutzte, als sie zwei von ihnen erkannte.
"Pixie? Cammie?", rief sie ihnen zu und winkte kurz. Die beiden Angesprochenen lösten sich aus ihrer Gruppe und kamen auf Veronica und die anderen zu. 
"Hi, Vica", begrüßte Pixie sie. "Du warst heute aber mal wieder früh wach"
"War auf dem Quidditchfeld. Ich wollte den Gryffindors beim Training zusehen"
"Aber die Slytherins trainieren doch jetzt?", wollte Cammie wissen und runzelte leicht die Stirn.
Veronica berichtete ihnen kurz von dem gemeinen Platzklau der Slytherins, doch sie merkte gleich, dass ihre Freundinnen offenbar andere Ansichten hatten.
"Wir wollten gerade runter gehen und zusehen", meinte Cammie und Pixie fügte mit einem schnellen Seitenblick auf sie hinzu. "Cam hat ein Auge auf jemanden geworfen, der mit M anfängt und mit Y endet"
"Montgomery?", fragten die Zwillinge absichtlich dumm und ernteten dafür Todesblicke. 
"Na dann viel Glück", meinte Veronica vergnügt. "Als wir gegangen sind, waren die Slyhterins in einer etwas... verknoteten Situation"
Die beiden Mädchen blickten sie verständnislos an, zuckten mit den Achseln, verabschiedeten sich und machten sich schließlich auf zum Quidditchfeld.
"Wie kann man nur an diesem Schleimbeutel interessiert sein?", fragte Lee laut, sobald die Mädchen außer Hörweite waren.
"Er ist reich und hat einen wichtigen Namen. Manche legen Wert auf sowas", antwortete Veronica stirnrunzelnd. "Jetzt wo ich so drüber nachdenke, passen Cammie und er sicher auch noch zusammen. Sie sind beide nicht gerade sehr umgänglich"
"Nett ausgedrückt", kommentierte Lee und rieb sich den Magen. "Das Frühstück war heute so früh, ich hab schon wieder Hunger"
"Und das, obwohl du nicht einmal auf einem Besen warst", sagte Fred.
"Ihr habt heute ja auch nicht gerade viel geleistet, Jungs"
"Sag das nochmal zu Wood, Ronnie, und du bist wirklich vom Spielfeld verbannt"
Ronnie konnte nicht mit den anderen mitlachen, viel zu abgelenkt war sie von der kleinen rothaarigen Gestalt, die sich durch die Schülermengen schlängelte, einen Stapel Bücher fest an ihre Brust gedrückt. Ginny. Sie sah sich öfters um, als hätte sie Angst, jemand würde ihr folgen, während sie schnellen Schrittes ihren Weg ging. Vor was lief sie davon? Oder vor wem?
"Ich folge dir..."
Veronica zuckte erschrocken zusammen. Eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter und sie blickte in drei besorgte Gesichter.
"Ronnie? Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so bleich"
Das Mädchen schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Als Ronnie ihre Lider wieder öffnete, war Ginny nicht mehr zu sehen.
"Ich dachte nur, ich hätte etwas gehört. Eine ziemlich unheimliche Stimme. Wahrscheinlich bin ich doch müder, als gedacht"
Lee sah Veronica merkwürdig an. "Was hat die Stimme denn gesagt?"
"Gar nicht mal was wirklich Schlimmes... Es war nur 'Ich folge dir'. Aber es klang so kalt und... hasserfüllt...aber trotzdem irgendwie unterwürfig. Ich weiß nicht, es ist schwer zu beschreiben. Habt ihr denn nichts gehört?"
Die jungen Gryffindors schüttelten die Köpfe. 
"Vielleicht waren es nur ein paar Slytherins", meinte George achselzuckend. "Die blende ich grundsätzlich aus, soweit es geht"
"Hm...", Veronica zwang sich zu einem Grinsen, doch die Stimme ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie sah in die Richtung, in die Ginny vermutlich gegangen war und verabschiedete sich hastig. "Ich muss los... Wir reden später, ok?"
Sie bemerkte die verwirrten Blicke nicht, die ihr die Zwillinge und Lee nachwarfen. In ihren weiten Pullis und Hosen konnte sie sich viel besser bewegen als in der Schuluniform, das kam ihr in diesem Moment wirklich  zu Gute. Mehr als einmal rempelte sie versehentlich Schüler an, die sich lautstark beschwerten, während sie Ausschau nach Ginny hielt. 
"Ich folge dir..."
Da war sie wieder, diese Stimme, die ihr einen eisigen Schauer den Rücken runterjagte. Sie schien aus einem der Korridore zu kommen. Veronica sah sich um. Außer ihr schien niemand die Stimme bemerkt zu haben. Das konnte doch nicht wahr sein! Einmal hätte es vielleicht noch Einbildung sein können, doch ein zweites Mal genau die gleiche Stimme zu hören, ohne dass irgendjemand sonst sie vernahm... Das grenzte vermutlich an Verfolgungswahn. Langsam ging Veronica den Korridor entlang, aus dem sie glaubte, die Stimme gehört zu haben. Es waren kaum Schüler mehr im Gang, die meisten waren draußen und genossen das schöne Herbstwetter.
"Da ist niemand", sagte Veronica mehr zu sich selbst und legte eine Hand auf den kühlen Stein der Wände. Fred und George hatten vorhin Geheimgänge erwähnt. Es wunderte Veronica nicht im Geringsten, dass die Schule welche besaß, immerhin war es ein altes magisches Schloss, auch wenn sie nicht wusste, wo sie sich befanden. Vielleicht war ja einer in diesem Flur verborgen, vielleicht waren hier in der Nähe ein paar Schüler, die nur ein paar Streiche spielen wollten.
Veronica seufzte. Sie ließ sich eindeutig zu schnell verrückt machen.
"Herrin... Ich bin hier, ich folge dir... Ich bin nah"
Das war definitiv keine Einbildung. Wie konnte eine bloße Stimme nur solche Angstgefühle bei ihr auslösen? War das wirklich nur ein Streich? Obwohl sie wusste, dass es nichts bringen würde, rief sie laut:
"Wer ist da?"
"Herrin..." Diesmal schien die Stimme direkt aus den Wänden zu kommen, doch sie war schon weiter weg. Unbewusst lief Veronica der Stimme nach. "Lass mich sie töten... Zerfleischen...Reißen...Töten"
Die Stimme bewegte sich immer schneller und ehe Veronica sich versah, rannte sie ebenfalls den Gang entlang. "Nein!", sagte sie leise und ein wenig panisch. Das waren eindeutige Todesdrohungen, der Hass und die Mordlust, die ihnen zugrunde lagen, waren förmlich zu greifen.
"Ich töte sie alle... Endlich ist die Zeit nah..."
Veronica raste durch den Korridor, ihr Herz schlug ihr bis zum Hals während sie die Stimme verfolgte. Zu wem oder was auch immer sie gehörte, es war drauf und dran jemandem das Leben zu nehmen!
In ihrer Hast und Panik bemerkte sie Ginny nicht, bis sie heftig  mit ihr zusammenstieß.
"Ah!", rief das Weasley-Mädchen und rieb sich den schmerzenden Kopf. Veronica war von dem Aufprall so überrascht gewesen, dass sie das Gleichgewicht verlor und auf den Boden flog. Sofort half Ginny ihr auf.
"Danke", sagte Veronica. "Und tut mir übrigens leid, ich hab dich nicht gesehen..."
"Macht nichts", erwiderte Ginny schnell und wollte sich an ihr vorbeidrücken, doch Veronica packte sie am Arm. 
"Wo willst du so schnell hin? Und was hast du überhaupt hier im Gang gemacht?"
"Das Gleiche könnte ich dich fragen", gab Ginny etwas giftig zurück.
"Ich habe dich gesucht"
"Jetzt hast du mich ja gefunden" Ginny riss sich los und umklammerte mit beiden Händen wieder die Bücher auf ihrem Arm. Nein, es war nur ein einziges Buch, das sie hielt, wie Veronica nun feststellen konnte. Klein, schwarz und reichlich mitgenommen sah es aus, es gehörte definitiv nicht zu den Schulbüchern und für ein Notizbuch war es fast schon ein wenig zu schmuddelig.
"Schreibst du etwa Tagebuch?", fragte Veronica neugierig und deutete darauf. Ginny wurde rot.
"Hin und wieder"
Veronica lächelte, ehe ihr schlagartig bewusst wurde, dass sie nichts hörte, außer Ginny und sie. Keine unheimliche Stimme, die nach Blut lechzte. Nur der Atem zweier Mädchen.
"Ginny, als du vorhin den Korridor hier lang gelaufen bist, hast du da irgendjemanden gesehen? Kam dir jemand entgegen oder hast du etwas gehört?"
Ginny sah sie aus ihren hellbraunen Augen verwirrt an.
"Nicht das ich wüsste... Ich erinnere mich... an nichts"
Ihre Stimme wurde immer leiser und Ginny starrte abwesend ins Leere. Besorgt legte Veronica beide Hände auf die Schultern ihrer Freundin.
"Ginny? Alles in Ordnung?", fragte sie und merkte, dass sie dabei die Worte der Zwillinge wiederholte.
"Mir geht es gut", beruhigte Ginny sie, sah sie an und lächelte leicht. "Wir sollten ein wenig raus gehen, solange das Wetter noch so schön ist. Bald kommt schließlich das kalte Wetter"
"Ok, wenn du das willst...", stimmte Veronica zweifelnd zu und beobachtete Ginny genau. 
"Ja, lass uns gehen"
Ginny harkte sich bei ihr unter, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und führte sie zielsicher in Richtung Schulhof. Veronica sah über die Schulter zurück in den Gang. Er war leer, wie zuvor auch und es herrschte nichts als Stille.

***
Hallo meine supertollen lieben Leser!!^^
Erst einmal die gute Nachricht (und eine große Entschuldigung für die Verzögerung, aber ich hatte wirklich sehr, sehr viel zu tun, Abi und Abiball sind zum Glück endlich rum!): Ein neues Kapitel ist endlich da. Es gefällt mir nicht so richtig, außerdem wollte ich noch etwas mehr schreiben, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen, als ohnehin schon.
Nun zur schlechten Nachricht: Ich werde ab morgen für die nächsten zwei Monate in Island sein und das nächste Kapitel ist nicht einmal begonnen. Es wird wohl ziemlich lange gehen, bis ihr wieder etwas von mir hören werdet (vor allem, weil nach Island direkt meine Ausbildung beginnt...).
Also auch wenn es lange dauert, denkt immer daran: Das nächste Update kommt bestimmt, ich weiß zwar nicht wann oder wie, aber es wird kommen ;)
Liebe Grüße von eurer Evynne!

Harry Potter und das Erbe Slytherins (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt