Kapitel 7: Ein blutiges Halloween

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Erst einmal ein dickes Dankeschön an euch alle! Alle die für mich gevoted, kommentiert und die Geschichte zur Leseliste hinzugefügt haben. (200 Votes!!! Wenn ich könnte, würde ich ein Rad schlagen) Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber war, als ich mich nach Island wieder einloggte! Das Kapitel ist für euch alle, fantasy_stories, Antharia, Hoffnungsschimmer, struppi33, ChristinaGewagner, juju 002, Mardrepersia und alle anderen, auch jene, die ich nicht aufgezählt habe (teils weil es zu viele sind und es übersichtlich wird, teils aus Faulheit ;)) und die anonymen Leser. Ihr seid mega-super-klasse-spitze!!
Außerdem habe ich den Vorschlag von juju 002 beherzigt und den Titel sowie das Cover geändert. Das liegt vor allem daran, dass die FF wohl doch ausführlicher wird als gedacht, vielleicht wird auch ein Mehrteiler draus, mal sehen. ;-)  

Eure Evynne

***

Der September ging rasch vorrüber. Der Oktober zog ins Land und mit ihm kamen die kalten Winde und feuchten Nebel, die für Schottland üblich waren. Alles andere als angenehmes Wetter, für Schüler wie auch für Lehrer. 
Ginny und Veronica kamen gerade von ihrer letzten Besenflugstunde. Sie hatten sich beide alles andere als schlecht angestellt, trotz der Kälte, dennoch war es schade, dass von nun an Schluss mit dem Besenreiten war. 
Vica schlang sich ihren blauen Ravenclawschal enger um den Hals, während Ginny ein paar Mal nieste.
"Gesundheit"
"Danke...", erwiderte die Rothaarige halbherzig und unterdrückte einen erneuten Nieser. 
"Werde bloß nicht krank"
"Ich doch nicht" Es klang nicht gerade sehr überzeugt. Vica musterte ihre Freundin besorgt. Sie war noch blasser als sonst und unter ihren Augen lagen dicke Ringe, als hätte sie in letzter Zeit nur sehr wenig geschlafen. Sie beeilten sich, aus der Kälte zu kommen und liefen direkt Ginnys großem Bruder Percy in die Arme. Er hielt die beiden natürlich sofort an und ermahnte sie, in den Gängen gefälligst nicht zu rennen. Als er Ginny gerade noch eine Predigt halten wollte, bemerkte er erstmals, dass sie etwas kränklich aussah.
"Du solltest wirklich zu Madam Pomfrey gehen. Vorsicht ist besser als Nachsicht", erklärte er ihr väterlich und zog sie, ohne auf Ginnys Proteste zu achten, unbarmherzig in Richtung Krankenflügel, aus dem bereits andere Schüler heraustraten, allesamt mit heftig rauchenden Ohren.
"Ich will diesen dummen Trank nicht nehmen!", rief Ginny bei deren Anblick und Vica konnte ihr da nur zustimmen. Madam Pomfreys Aufpäppel-Trank war zwar ohne Zweifel effektiv, aber dieser unerwünschte Nebeneffekt war einfach zu lächerlich. Wer mochte es schon, wenn einem stundenlang die Ohren qualmten? Zu Ginnys großem Unglück begegneten sie vor dem Krankenflügel auch noch Harry, Ron und Hermine, die alle gespannt den kleinen Kampf zwischen Bruder und Schwester verfolgten, aus dem Percy schließlich als Sieger hervor ging. 
Sobald er Ginny ein paar Schlücke abgenötigt hatte, begannen ihre Ohren bereits heftig zu rauchen und in Verbindung mit ihrem flammendroten Haar hätte man auch meinen können, ihr Kopf stehe in Flammen.
"Na, also", sagte Percy zufrieden. "War doch gar nicht so schlimm"
Ron lachte bei dem Anblick lauthals los und erntete einen strafenden Rippenstoß von Hermine dafür. Harry war wie immer voller Verständnis, niemals würde er in schadenfrohes Gelächter ausbrechen. Vica dagegen musste darum kämpfen, sich das Lachen zu verkneifen und biss sich zur Sicherheit fest auf die Unterlippe.
"Komm, Ginny. Gehen wir lieber", presste sie hervor und führte das vor Scham hochrote Mädchen am Ellenbogen von der Gruppe fort. 
"Ich würde am liebsten im Erdboden versinken", quietschte Ginny, sobald sie außer Hörweite waren. 
"Ach komm schon, du bist immerhin nicht die Einzige in Hogwarts, deren Ohren dem Hogwarts-Express Konkurrenz machen", sagte Vica tröstend. "Jeder Dritte läuft doch momentan so rum, sogar die Lehrer. Du siehst also, du bist voll im Trend"
Tatsächlich rang sich Ginny daraufhin ein kleines Lächeln ab. "Vielleicht sollte ich mir den Trank für die Halloweenfeier noch einmal ausleihen"
"Eine fabelhafte Idee", stimmte Vica trällernd zu und warf ihr Haar spielerisch zurück. "Du wirst rauchen wie eine Bombe. Da kannst du ja nur der Mittelpunkt des Festes sein"
Endlich lachte Ginny. "Du bist eindeutig zu viel mit diesen Ravenclaw-Püppchen zusammen"
"Ich bitte dich Ginny, ich bin die Königin der Ravenclaw-Püppchen"
Es tat Vica gut, so ausgelassen mit ihrer Freundin zu reden. Vor allem, weil die dadurch das Gefühl hatte, ein kleines Stückchen Normalität zurück zu bekommen. Seit dem Tag, an dem Vica die unheimliche Stimme im Flur vernahm, litt sie fast schon unter einer ausgewachsenen Paranoia. Jedes Mal, wenn sie nachts etwas länger in der Bibliothek blieb und alleine zum Turm der Ravenclaws stieg, meinte sie, die Stimme zu hören. Und mit jedem Mal wurde selbige wütender und ungeduldiger, als würde sie auf etwas warten, den richtigen Moment vielleicht...
Es ging soweit, dass Vica ständig jemanden in ihrer Nähe haben musste, obwohl sie inzwischen wusste, dass es keinen Unterschied machte: Sie war nach wie vor die Einzige, die etwas hörte und der Stimme war es egal, ob sie alleine war oder nicht. Vica ließ sich von Fred und George sogar sämtliche Geheimgänge zeigen, nur um dann enttäuscht festzustellen, dass die wenigsten in der Nähe der Orte lagen, an denen sie die Stimme meist vernahm. 
Vielleicht hatten die Zwillinge ihr Unwohlsein gespürt, denn sie weihten sie zudem in ihr größtes Geheimnis ein: Einer magischen Karte, die ganz Hogwarts zeigte und die sie aus Filchs Büro gestohlen hatten. Sie nannten sie die Karte des Rumtreibers und für solche war sie auch wirklich ideal. Nicht nur, dass sämtliche Geheimgänge auf ihr vermerkt waren, nein, sie zeigte auch jeden Schüler und jeden Lehrer im Schloss an und wo er sich gerade befand. Genial, doch trotzdem half sie Veronica nicht weiter. Fred und George leihten ihr die Karte nicht und wenn sie diese nicht bei sich hatte, wenn die Stimme erneut erschien, konnte sie auch nicht herausfinden, ob ein Schüler dahinter steckte oder ob sie nun wirklich verrückt wurde. Bisher sprachen alle Beweise für letzteres. 
Nachdem sich Vica von Ginny verabschiedete, beschloss sie, zur Eulerei zu gehen um einen Brief an ihren Vater abzuschicken, der, zugegebener Maßen, eine ganze Weile schon in ihrem Schlafsaal vor sich hin staubte. In letzter Zeit hatte sie soviel zu tun, dass sie ihren Vater ganz schön vernachlässigte. Außerdem hielt sich Morgentau desöfteren in der Eulerei auf und es wurde langsam Zeit, seinen Schweigezauber aufzufrischen und sein Gefieder neu einzufärben. Oder zu entfärben, besser gesagt.
Die Eulerei befand sich in der Spitze des Westturmes. Über eine Außentreppe gelangte man dorthin, war allerdings die meiste Zeit des Aufstiegs über der Witterung ausgesetzt. Eigentlich kein Problem, die wenigsten dachten bei ihrem Aufstieg über diesen Umstand nach, es sei denn, es regnete. Zufälligerweise war ausgerechnet dies der Fall, als Veronica die nassen Stufen des Turmes hochhastete, notdürftig ihre Tasche als Regenschutz über den Kopf haltend.
"Verfluchter Oktober", murmelte sie und bemühte sich noch schneller zu laufen als sie merkte, dass der Regen bereits ihren Umhang durchdrang. "Einen Regenschirmzauber. Den sollte mal jemand erfinden"
Während sie in Gedanken weiter über den Regenschutzzauber nachdachte und dabei eher auf die Stufen als auf das, was vor ihr lag, achtete, bemerkte sie die ihr entgegen kommende Gestalt erst, als sie schon volle Wucht gegen sie prallte. 
"Verdammte Kacke", fluchte Vica wild, als sie unsanft mit ihrem Hintern auf der kalten Steintreppe landete. Die Tasche löste sich aus ihren Händen und schlitterte ein paar Stufen hinunter, sodass der Regen nun ungehindert auf ihr Haupt niederprasseln konnte. 
"Hast du dich verletzt? Warte, ich helfe dir auf"
Veronica hob den Kopf und erkannte zuerst den gelb-schwarzen Schal und das Abzeichen der Hufflepuffs, die sich kontrastreich vom üblichen Schulumhang abhoben. Natürlich. Nur ein Hufflepuff konnte sich nach einem Zusammenstoß so höflich verhalten, statt sich fluchend zu beschweren, wie sie selbst es tat. Fordernd streckte sie die Hand aus und ließ sich hochziehen.
Der Junge, der überhaupt erst Schuld an ihrer Lage war, lachte verhalten. Er musste mindestens zwei Jahrgänge über ihr sein, wenn nicht noch mehr. Sobald sie sicher auf ihren Füßen stand, bückte er sich, um einen Gegenstand hinter ihr aufzuheben.
"Deine Tasche"
Er reichte sie ihr und schenkte ihr einen erwartungsvollen Blick aus seinen grauen Augen. Er wurde genauso nass wie sie, trotzdem machte er keine Anstalten, beiseite zu treten um sie durchzulassen. Vermutlich wartete er darauf, dass sie sich bei ihm für seine Hilfe bedankte. Veronica umklammerte ihre Tasche mit einer Hand und strich sich mit der anderen ihre tropfenden Haare aus dem Gesicht.
"Ähm... Danke. Ich habe es jetzt aber wirklich eilig, also könntest du...", sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen und deutete eine Schiebebewegung mit der Hand an. 
Der Hufflepuff-Junge grinste schief und trat beiseite. "Der Weg ist frei"
"Danke" Sie verkniff es sich, ein 'endlich' hintendran zu setzen. Die Hufflepuffs waren im Großen und Ganzen ein sehr höflicher und freundlicher Haufen und ihre miese Laune an ihm auszulassen, war nicht richtig. Sie nickte dem Jungen noch einmal kurz zu und stürmte dann an ihm vorbei. Je eher sie aus dem Regen wieder draußen war, desto besser. 
Als sie dann im Eulenturm ankam, beugte sie sich erst einmal vornüber und stütze ihre Hände an ihren Knien ab, bis sie wieder zu Atem kam. Im Eulenturm war es, aufgrund der vielen Fenster, natürlich kein Stückchen wärmer als draußen und Veronica fror ganz schön in ihren durchweichten Klamotten. Um sich etwas aufzuwärmen, sprang sie auf und hüpfte ein wenig auf der Stelle umher, während sie sich die Hände rieb. Die Bewohner des Eulenturms fanden diese Aktion aber eher nicht so toll, schlugen unruhig mit den Flügeln und klapperten mit ihren Schnäbeln. 
"Ihr wollt eure Ruhe, ich weiß. Bin schon so gut wie wieder weg", sagte Veronica zu den Eulen und suchte sich einer der schuleigenen heraus, die zwar ein wenig zerrupft aussah, dafür aber groß und kräftig war. Zwischen den kleinen Augen verlief ein weißes X aus hellen Federn, was ihr einen etwas finsteren Blick verlieh. 
"Du bist ein Bartkauz, oder? Und bestimmt einer von der streitsüchtigen Sorte", redete Vica auf die Eule ein und streckte ihren Arm aus, damit diese sich darauf niederlassen konnte. Das Gewicht der recht großen Eule drückte sie ganz schön runter. "Bitte, bitte sei schön brav und beiß mich nicht"
Der Bartkauz plusterte sich auf und warf ihr einen ziemlich misstrauischen Blick zu, als sie den Brief aus ihrer Tasche zog und Anstalten machte, ihn um das kleine Eulenbein zu binden. Sie hatte gerade damit begonnen, als der Kauz das erste Mal nach ihren Fingern schnappte.
"Lass das!", drohte Vica ihm. "Sonst binde ich ihn dir extra fest um"
Der Kauz war noch immer unruhig, aber zumindest ließ er sich nun die Pozedur ohne weitere Zwischenfälle gefallen. Zum Dank dafür bekam die Eule von ihr auch noch einen halbaufgelösten Keks mit auf den Weg, den sie aus ihrer feuchten Rocktasche fischte. 
Kaum hatte Vica den Kauz mit dem Keks gefüttert, als sich auch schon etwas Scharfes in ihre Schulter krallte. Sie drehte den Kopf und entdeckte Morgentau, der ihr prompt mit seinem Köpfchen wütend gegen die Wange schlug. 
"Was? Bist du etwa eifersüchtig?"
Der Fwuuper flatterte von ihrer Schulter und klackerte missmutig mit dem Schnabel. Vereinzelt traten auch leicht quietschende Laute hervor, was für Vica ein Hinweis war, dass sie mit der Auffrischung des Schweigezaubers keinen Tag länger mehr warten durfte. Sie zog den Zauberstab aus ihrer Gürtelschlaufe und lief zurück zum Eingang des Eulenturmes um sicherzugehen, dass sich kein Schüler gerade auf dem Weg zu ihr befand. Morgentau hatte sich derweil wieder beruhigt und putzte sich das Gefieder. Inzwischen war von dem Farbzauber nicht mehr viel übrig geblieben. Das triste Grau wich unübersehbar einem kräftigen Türkis mit dem unverwechselbaren Silberschimmer, der Morgentau damals seinen Namen einbrachte. 
Vica räusperte sich und richtete den Zauberstab auf ihren Vogel. 
"Silencio!" Mit einer kurzen, leichten Stoßbewegung führte sie den Zauber aus und wie immer schreckte Morgentau danach auf und öffnete anklagend den Schnabel, aus dem nun nicht einmal mehr der leiseste Quietschton erklang. 
"Es tut mir leid, mein Großer, aber so ist nun mal das Gesetz" Inzwischen brach es Vica nicht mehr jedes Mal das Herz, wenn sie Morgentau mit dem Zauber belegte. Es war einfach eine Sache der Gewöhnung. Früher, als ihre Mutter es noch für sie erledigte, war es etwas anderes. Einmal hatte sie es vergessen und Vica hatte sie absichtlich nicht daran erinnert. Als Kind fand sie es ungerecht, den Vogel jeden Monat so zu bestrafen. Morgentaus Stimme wurde schließlich mit jedem verstrichenen Tag etwas kräftiger, bis er Vica eines Morgens mit seinem wunderschönen Gesang aus dem Schlaf riss. Sie war ganz fasziniert davon gewesen, hatte sich keinen Millimeter mehr gerührt und nur noch andächtig ihrem Vogel gelauscht, bis ihre Eltern schließlich wach wurden und ins Zimmer stürmten. 
Ihre Mutter kümmerte sich um Morgentau während ihr Vater Vica an den Armen aus dem Zimmer schleifte. Er riss und zog an ihr, weil sie sich so sehr wehrte und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Es hatte Stunden gedauert, bis sich Vica wieder beruhigt hatte, dabei hatte sie dem Vogel gar nicht mal so lange zugehört. Morgentau wollte sie nicht in den Wahnsinn treiben, das wusste sie, das wusste und verstand sogar ihr Vater, aber trotzdem war der Vogel ohne Schweigezauber gefährlich, besonders für ein Kind. Dieser Zwischenfall hätte um ein Haar dafür gesorgt, dass ihr Vater Morgentau weggab. Es war ein Glück, dass ihre Mutter sich für den Vogel einsetzte, denn gegen sie kam auch kein besorgter und fuchsteufelswilder Anthony Harrison an.  
Vica streichelte Morgentau sachte über das weiche Gefieder, bis er sich wieder entspannte. Auch er bekam einen Keks von ihr und schon war vergessen, dass er ihr eigentlich böse war. Während er also fraß, hatte Vica die ideale Gelegenheit, den Farbzauber anzuwenden. Fast schon gedankenverloren probierte sie mehrere Grautöne aus, ließ hin und wieder ein paar blaue Punkte auf den Federn oder ein paar schmale Streifen. Es machte ihr Spaß, sein Gefieder so zu verändern, auch wenn sie letztendlich wieder zu dem tristen Grau zurückkehren musste, immerhin sollte Morgentau in der Eulenmasse nicht unnötig auffallen. Schließlich war seine Körperform bereits auffällig genug. 
Seufzend streichelte sie Morgentau ein letztes Mal und wandte sich dann zum Gehen. Es war höchste Zeit, dass sie aus diesem triefenden Umhang rauskam, sonst würde sie die nächste sein, die dank Madam Pomfreys Aufpäppel-Trank mit rauchenden Ohren herumlief. 

Harry Potter und das Erbe Slytherins (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt