Kapitel 2: Erlenholz und Phönixfeder

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Hallo zusammen!
Erst einmal finde ich es toll, wie viele Leser meine Story hat und ich hoffe, dass es auch weiterhin so viele bleiben werden. 
Bei diesem Kapitel habe ich mich stark an die Romanvorlage gehalten, weil viele Dinge, die in diesem Band geschehen, noch wichtig für meine eigene Story sind und ich nicht die eigentliche Geschichte komplett verändern wollte. Also wird das in den künftigen Kapiteln auch noch gelegentlich der Fall sein. Immerhin seht ihr jetzt einige Handlungen aus einem anderen Blickwinkel und ich hoffe, es stört euch nicht.
Viel Spaß beim Lesen, 
eure Evynne
P.S. Das Bild an der Seite zeigt den ersten Blickkontakt zwischen Draco Malfoy und Veronica

***

"Ginny... Findest du, ich sehe schrecklich aus?" Vica drehte sich zu ihrer rothaarigen Freundin, die geduldig auf einem kleinen Hocker Platz genommen hatte, während sich Vica von Madama Malkins ihren Umhang abstecken ließ.
"Nein, gar nicht", antwortete Ginny pflichtbewusst und Vica betrachtete sich skeptisch im Spiegel.
"Aber der Umhang wirkt so groß... Als würde ich darin verschwinden"
Madame Malkins lachte auf.
"Das ist nun mal die Schuluniform, meine Liebe. Aber wenn du es tatsächlich schaffst, in dem Umhang zu verschwinden, bist du die talentierteste kleine Erstklässlerin, die ich je ankleiden durfte"
Madame Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten war heute schon der dritte Laden, den sie besuchten. Nachdem die Eulen mit ihren Einkaufslisten bereits letzte Woche ankamen, hatte Mrs. Weasley heute Morgen verkündet, dass es langsam auch höchste Zeit wäre, ihre Schulsachen zu besorgen. Es war das erste Mal gewesen, dass Vica Flohpulver verwendetete, ihr Vater hatte eine Abneigung gegen die meisten magischen Transportmittel, aber glücklicherweise erging es ihr nicht so wie Harry, der vor lauter Aufregung in der falschen Gasse rauskam. Obwohl es Vica irgendwie schon einmal reizen würde, ebenfalls die düstere Nokturngasse zu betreten, die Mrs. Weasley ihnen natürlich sofort verbot. Hätte Hagrid, der Wildhüter von Hogwarts und guter Freund der Wealseys, Harry nicht aufgegabelt würde er vermutlich immer noch dort herumirren.
Madame Malkins machte noch ein paar kleine Änderungen, ehe sie sich aufrichtete, ihr malvenfarbenes Kleid glatt strich und Vica aufmunternd die Wange tätschelte.
"So, das wär's, meine Liebe. Alles fertig"
"Dankeschön, Madame"
Eilig sprang sie von ihrem Schemel und legte den Umhang ab, den ihr Madame Malkins zuvorkommend abnahm und für sie einpackte.
Vica harkte sich bei Ginny unter, während sie warteten.
"Wieso lässt du dir keinen Umhang nähen, Ginny?"
Ihre Freundin wurde ganz rot und wandte das Gesicht ab, ehe sie antwortete:
"Mum geht mit mir nachher in einen anderen Laden für Umhänge. Wir kaufen immer gebrauchte"
"Ach so", meinte Vica nur und zahlte ihren Umhang, ohne weiter auf das Thema einzugehen. 
Als sie aus dem Laden traten, warteten bereits die Weasleys, Harry und die Grangers, die sie zuvor bei Gringotts trafen, auf die beiden Mädchen.
Mr. Weasley wollte unbedingt auf einen Umtrunk in den Tropfenden Kessel mit Hermines Eltern gehen und sie nebenbei über allerlei Dinge über Muggel und deren Welt ausfragen, Percy Weasley hatte seine Besorgungen zu erledigen und Ginny und Mrs. Wealsey mussten noch ihre Umhänge besorgen. Vica wollte sich ihnen anschließen, aber Fred und George nahmen sie besitzergreifend in ihre Mitte.
"Du willst doch jetzt nicht ernsthaft in den nächsten Kleiderladen rennen, Ronnie?", fragte Fred schockiert.
"Es gibt in der Winkelgasse so viel mehr zu sehen! Freud und Leid zum Beispiel. Du musst wenigstens einmal in einem Laden für Zauberscherze gewesen sein!", ergänzte George.
"Ronnie?", fragte Ginny skeptisch. "Das klingt wie der Name eines Hundes"
Vica zuckte mit den Schultern.
"Hab schon schlimmere Spitznamen gehört"
"Das glauben wir dir gern", meinten die Zwillinge und begannen aufzuzählen. "Wir haben auch lange überlegt, wie wir dich nennen sollen... Wir dachten an Vero..."
"...Vera..."
"Rica"
"Nica"
"Ron... Aber der Name war relativ schnell vom Tisch, viel zu gräßlich"
"Hey!", protestierte Ron lautstark, aber seine Brüder ignorierten ihn. 
"Schließlich kamen wir dann auf Ronnie. Klingt doch gleich viel besser"
"Jedenfalls für ein Mädchen...", betonte Fred mit einem bedeutungsvollen Blick auf Ron. "...Ist der Name cool"
"Ihr hättet auch einfach bei 'Vica' bleiben können", warf Veronica kopfschüttelnd ein und grinste. 
"Los jetzt, Ginny, lass uns gehen. Fred, George, ihr seid für Veronica verantwortlich. Dass ihr mir ja keinen Unfug anstellt! Wir treffen uns in einer Stunde bei Flourish&Blotts!", unterbrach Mrs. Wealsey ihre Unterhaltung, nahm ihre Tochter am Arm und zog sie in Richtung des Geschäfts für gebrauchte Umhänge. 
"In dem Fall ist ja alles klar, du kommst mit uns. Bei der Gelegenheit kannst du auch gleich noch Lee kennen lernen", meinte Fred und zog sie auch schon mit sich. Eigentlich war es sogar besser so, denn wenn Ginny mit ihrer Mutter fort war, blieben ja nur noch Harry, Ron und Hermine, zwischen die sich Veronica nun aber wirklich nicht drängen wollte. Außerdem hatte sie die Zwillinge in der kurzen Zeit, in der sie schon mit ihnen unter einem Dach wohnte, recht lieb gewonnen. Mit ihnen wurde es einfach niemals langweilig.
"Ich brauche aber noch einen Zauberstab, Jungs. Meine Einkaufsliste ist noch lange nicht abgeharkt", warf sie ein, als die Zwillinge sie unaufhaltsam durch die Winkelgasse bugsierten, geradewegs auf den Scherzartikelladen zu.
"Das machen wir später. Es geht immer so lang und wir wollen Lee ja nicht warten lassen"
Tatsächlich trafen sie vor dem Geschäft auf einen dunkelhäutigen Jungen mit wilden Rastalocken und einem einnehmenden Grinsen auf dem Gesicht. Er begrüßte die Zwillinge fröhlich und wandte sich schließlich dem Mädchen in ihrer Mitte zu.
"Hi, ich bin Lee"
"Ich bin..."
"Ronnie", fielen die Zwillinge ihr ins Wort und sie nickte grinsend. "Offenbar bin ich ab jetzt Ronnie"
"Cooler Name", bemerkte Lee anerkennend und die Weasleys bedankten sich stolz. "Bist du auch in Hogwarts, Ronnie? Ich hab dich dort, glaube ich, noch nie gesehen"
Sie schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Ich werde dieses Jahr erst eingeschult. Ich verbringe die letzten Ferienwochen bei den Weasleys"
Lee fragte ehrlich erstaunt: "Wirklich? Du siehst viel älter aus... Oder hast du etwa ein, zwei Jahre ausgesetzt?"
Er musterte sie von Kopf bis Fuß und erhielt einen warnenden Klaps von Fred, als sein Blick etwas zu lang unterhalb ihres Halses verweilte. 
"Schäm dich, Kumpel! Sie ist elf"
"Ist ja schon gut", murmelte Lee verlegen. "Kommt, gehen wir rein"
Kaum dass sie durch die Eingangstür traten, entfaltete sich vor Ronnies Augen eine Welt aus einem kunterbunten Durcheinander an Menschen, Scherzartikeln und Dekorationen. Ronnie konnte sich an dem Laden gar nicht satt sehen. Wie ein Floh hüpfte sie von einem Regal zum nächsten, sah und fasste alles an, was sie greifen konnte, und stieß hin und wieder ein paar beeindruckte "Oooh"s und "Ahhhh"s aus. Lee und die Weasley-Zwillinge hatten ihre helle Freude daran, ihr das ein oder andere Produkt vorzuführen und sie darin zu beraten, was für welchen Streich am besten wäre.
Nach einer Weile kamen sogar Harry, Ron und Hermine in den Laden und beobachteten fasziniert, wie die drei Jungs dem Mädchen nach und nach die Arme volluden. 
"Meint ihr nicht, dass ihr Veronica lieber nützliche Dinge zeigen solltet, statt sie ihr ganzes Geld für Plunder ausgeben zu lassen?", fragte Hermine vorwurfsvoll in die Runde.
"Das ist nützlich", meinte George und legte eine weitere Packung von 'Dr. Filibusters Fabelhaftem Nass zündendem Hitzefreiem Feuerwerk' auf den Stapel in Ronnies Armen. "Das gehört alles zur Grundausstattung eines Tunichtguts" 
"Ihr sollt ihr nicht jetzt schon solche Flausen in den Kopf setzen, schlimm genug, dass ihr lieber an euren Zauberscherzen bastelt, als eure Hausaufgaben zu machen"
"Hermine, du klingst wie unsere Mum!", meldete sich auch Ron zu Wort und Harry schlug seinen Freunden vor, weiter zu gehen. Beim Hinausgehen zwinkerte er Ronnie und den Jungs verschwörerisch zu. "Viel Spaß!", wünschte er ihnen.
"Werden wir haben"
Und als hätte es diese kleine Störung nie gegeben, machten sie weiter. 
"Wenn du erst einmal in Gryffindor bist, wird es viel lustiger werden, wir hatten noch nie ein Mädchen in unserer Runde, stimmt's Lee?"
"Vier Scherzbolde auf einem Haufen... Das könnte spannend werden", bestätigte er. "Vor allem, wenn endlich einer von uns auch den Mädchenschlafsaal betreten kann. Bisher sind wir immer bereits an der Treppe gescheitert"
"Vielleicht komme ich ja gar nicht nach Gryffindor", warf Ronnie ein und las das Etikett einer Stinkbombenpackung. "In meiner Familie sind momentan alle Häuser vertreten. Meine Grams war in Hufflepuff, mein Opa in Gryffindor, mein Dad und seine Familie in Ravenclaw und meine Mum in Slytherin. Da ist alles möglich"
Fred und George starrten das Mädchen mit aufgerissenen Mündern an und auch Lees Augen weiteten sich vor Überraschung.
"Oh mein Gott, du bist eine halbe Slytherin?"
"Ja, wieso?", fragte Ronnie abwesend. "Meine Mum war sogar recht beliebt und Vertrauensschülerin und, gemeinsam mit meinem Vater, wurde sie zur Schulsprecherin ernannt. Zum Glück erwartet mein Vater von mir nicht ähnliche Erfolge. Meine Mum war nämlich schon von klein auf unheimlich talentiert, hat mir Grams erzählt. Sie hätte mit Sicherheit groß rauskommen können"
Die drei Jungs sahen sich an und schienen telepathisch zu der Übereinkunft gekommen zu sein, ihre neu gewonnene Freundin nicht mit der allgemeinen Meinung über Slytherins zu belasten. Stattdessen machten sie das beste draus.
"Dann wärst du eben die erste Slytherin, mit der wir befreundet wären", meinte Lee augenzwinkernd. "Du könntest uns wöchentlich ihr Passwort verraten und wir schleichen uns dann in ihren Gemeinschaftsraum und hinterlassen ein paar nette 'Grüße'"
Sie erörterten noch eine ganze Weile weiter, was für neue Möglichkeiten ihnen eine Komplizin in Slytherin eröffnen würde, als George geschockt bei einem beiläufigen Blick auf die Uhr bemerkte:
"Verdammt, Mum killt uns, wenn wir nicht bald bei Flourish&Blotts sind"
Sie bezahlten ihre Waren, verabschiedeten sich von Lee und gingen in die Buchhandlung. In die Buchhandlung gehen, war hier vielleicht der falsche Ausdruck, denn diese quoll geradezu über vor Frauen, die meisten um die vierzig bis fünfzig Jahre, die den gesamten Laden ausfüllten und ein einfaches 'hineingehen' somit unmöglich machten.
"Gibt's hier etwa was umsonst?", fragte Fred verdutzt.
"Nicht ganz", sagte Veronica und deutete mit dem Finger auf ein Banner, das über das Fenster der Buchhandlung gespannt war. "Aber nah dran"
"Eine Signierstunde? Deswegen dieser Massenansturm?", fragte sich George ungläubig. "Müssen wir da echt auch noch rein?"
Widerwillig schlängelten sie sich durch die Masse der drängelnden Hausfrauen und atmeten erleichtert auf, sobald sie wieder halbwegs Luft zum Atmen bekamen. In einer Ecke des Ladens stießen sie dann auf Ginny, die mit ihrem Kessel, den sie wie eine Handtasche trug, offenbar ebenfalls dem Gedränge zu entkommen versuchte.
Die Mädchen begrüßten sich, während die Zwillinge nach Mrs. Weasley Ausschau hielten. Am Ende der langen Schlange befand sich schließlich der Schreibtisch, hinter dem ein blondgelockter Mann, vermutlich Gilderoy Lockhart, der Verfasser von ca. 90% ihrer Schullektüre, lächelnd Bücher signierte. Um ihn herum schwirrte ein Photograf, der ein Bild nach dem anderen schoss.
"Der Typ sieht aus wie ein eingebildeter Gockel", raunte Ronnie Ginny zu. Sie kicherte. "Lass das aber bloß nicht Mum hören, Vica. Sie ist total vernarrt in ihren Lockhart"
In diesem Moment sprang Lockhart von seinem Platz auf und griff sich jemanden aus der Menge, den er zu sich nach vorne zerrte. Der etwas schmächtige Junge hatte schwarze, zerstrubbelte Haare und eine große, runde Brille, die ihm beinahe von der Nase rutschte. Es gab keinen Zweifel, es war Harry.
"Oh Gott der Arme", meinte Veronica mitleidig als sie sah, wie unwohl sich Harry in seiner Haut fühlte, während Lockhart ihn der Presse präsentierte wie einen Braten auf dem Silbertablett. Ginny konnte ihren Blick keine Sekunde lang von Harry abwenden, aber sie nickte zustimmend. Nach einem scheinbar endlos langem Händeschütteln mit Harry, verkündete Lockhart schließlich in feierlichem Ton, dass er der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste sein würde. Sofort begann sein Publikum wie wild Beifall zu klatschen.
Veronica ließ den Blick über die verzückte Menge schweifen und fragte sich, ob sie tatsächlich die Einzige war die bemerkte, wie unglaublich selbstverliebt dieser immer lächelnde Zauberer war. Plötzlich bemerkte sie einen Jungen, der ebenfalls nicht klatschen wollte. Von seiner Größe nach zu schließen, konnte er nicht viel älter sein als sie, wenn er nicht sogar in ihrem Alter war. Sein Haar war so hell, es könnte fast als weiß durchgehen und als hätte er ihren Blick gespürt, wandte er den Kopf und blickte ihr direkt in die Augen. Sein blasses, spitzes Gesicht unterschied sich kaum von seinen weißblonden Haaren. Seine hellgrauen Augen passten perfekt zu seinem farblosen Äußeren. Für einen Augenblick starrten sie sich an, ehe Veronica wieder nach vorne sah, wo Harry, mit einem Stapel Bücher überhäuft, seinen Weg zu ihnen erkämpfte.
Als er sie erreichte, schenkte er Ginny seine Bücher und legte sie in ihren Kessel. Er meinte gerade, dass er sich seine Bücher selbst kaufen könne und sie nicht von Lockhart umsonst bekommen müsse, als sich der weißblonde Junge plötzlich hinter ihm aufbaute und einen gehässigen Kommentar losließ, von wegen, Harry sei offenbar inzwischen viel zu berühmt, um noch in einen normalen Buchladen zu gehen.
Zu Veronicas großer Überraschung, mischte sich Ginny in das Wortgefecht ein.
"Lass ihn in Frieden, er hat das alles gar nicht gewollt"
Der Junge musterte sie mit einem hämischen Grinsen und Veronica bemerkte, wie außergewöhnlich es für Ginny war, in Harrys Nähe so willensstark aufzutreten. Nach Harrys Gesichtsausdruck zu schließen, dachte er wohl das Gleiche.
"Potter, du hast ja eine Freundin", stellte der Junge geradezu keifend fest und Ginny wurde scharlachrot vor Scham.
Veronica konnte sich das nicht länger anhören, also stellte sie sich kurzerhand mit verschränkten Armen vor ihre Freundin und baute sich vor dem Jungen auf. Sie waren genau auf Augenhöhe miteinander.
"Im Gegensatz zu dir meinst du wohl. Ich kann ja verstehen, dass du neidisch bist, aber das brauchst du nicht an uns auszulassen"
Der Junge sah aus, als hätte er auf eine saure Zitrone gebissen. 
"Und wer zum Teufel bist du? Ein weiteres dieser Schlammblüter, die Hogwarts verpesten?", fragte er abgehakt und spuckte ihr die Worte förmlich entgegen. Veronica verzog ihre Lippen zu einem falschen Lächeln und schlug sich augenrollend auf die Stirn.
"Oh wo habe ich nur wieder meine Manieren gelassen! Ich sollte mich was schämen. Mein Name ist Veronica Harrison. Sehr erfreut"
Sie deutete einen spöttischen Knicks an, der ziemlich albern aussah, da sie, wie üblich, Hosen trug und sich daher nur imaginär an einem Rocksaum festhielt. 
"Und mit wem hab ich denn das zweifelhafte Vergnügen?", fragte sie weiter in einem schrecklich affektierten Ton und nun war es an dem Jungen, zu erröten, allerdings kam die Wangenröte bei ihm unzweifelhaft von seiner unterdrückten Wut.
"Das ist Draco Malfoy", klärte Harry sie auf. "Er geht auch nach Hogwarts und ist in meinem Jahrgang"
"Malfoy?", wiederholte Veronica und ihre Lippen formten ein erstauntes O, als sie sich an etwas erinnerte. 
"Das ist ja interessant", ertönte eine Stimme aus dem Hintergrund.
Hinter Draco war ein großer Mann aufgetaucht, mit demselben weißblondem Haar, das sich jedoch lang und offen über dessen Schultern ausbreitete. Er hatte sogar den gleichen überlegenen Gesichtsausdruck aufgesetzt und Veronica zweifelte keine Sekunde lang, dass er der Mann war, der diesen eingebildeten Jungen in die Welt gesetzt hatte. Seine Augen hatte Mr. Malfoy auf Veronicas Gesicht geheftet und betrachtete es eingehend.
"Veronica Harrison, wie ich hörte?" Sie nickte zögerlich. "Dann musst du also Eilins Tochter sein. Es tut mir leid, falls mein Sohn sich etwas unschicklich aufgeführt hat. Es freut mich sehr, dich endlich kennen zu lernen, ich bin Lucius Malfoy"
Mr. Malfoy reichte ihr seine behandschuhte Hand, die sie vorsichtig ergriff, und schüttelte sie kurz. Aus den Augenwinkeln bemerkte Veronica, wie inzwischen auch die restlichen Weasleys und die Grangers zu ihnen gestoßen waren und die Szene fasziniert beobachteten. 
Auch Draco war verdutzt und bemühte sich dann eilig, Veronica freundlich anzulächeln um seinem Vater zu gefallen. Es missglückte kläglich.
Schließlich ließ Mr. Malfoy ihre Hand wieder los und versuchte es mit einem gezwungenen Lächeln.
"Wie geht es deiner Mutter? Ich habe seit ihrem Schulabschluss nichts mehr von ihr gehört, bis auf dass sie diesen Harrison geheiratet hat und natürlich habe ich von deiner Geburt gehört. Du siehst ihr sehr ähnlich"
"Danke", meinte Veronica knapp. Es war ihr unangenehm, dass alle sie beobachteten und sie wollte diese Konversation so schnell es ging, beenden. Doch Mr. Malfoy dachte offenbar nicht einmal daran, denn mit einem Blick auf die versammelte Weasleyschaar, zuckten seine Mundwinkel herablassend, ehe er das Wort wieder an sie richtete.
"Deine Mutter und du seid natürlich immer auf unserem Anwesen willkommen. Es würde dir sicherlich nicht schaden, dich etwas mehr mit Zauberern abzugeben die, wie soll ich sagen, eher deinem Niveau entsprechen"
Wie um seine Worte zu bekräftigen fasste er an Veronica vorbei in Ginnys Kessel und zog ein paar gebrauchte Bücher hervor.
"Der Job im Zaubereiministerium scheint sich für Sie ja nicht sonderlich zu lohnen, Weasley", meinte er jetzt zu Mr. Weasley, der ihn mit versteinerter Miene anstarrte. 
In diesem Moment wäre es Veronica lieber gewesen, Mr. Malfoy hätte sie ebenfalls beleidigt, statt aller Welt bekannt zu geben, dass er ihre Mutter kannte. Es war ihr peinlich, dass die Weasleys nun denken mussten, dass ihre Familie mit solchen Leuten befreundet war, Leuten, die auf andere hinabblickten wie auf Abschaum. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie in den Erdboden versunken. Aber da dies keine Option war, riss sie sich zusammen und straffte die Schultern.
"Geben Sie ihr das Buch bitte wieder zurück", forderte Veronica kühl, aber niemand  hörte mehr auf sie. Vielmehr sah es nun so aus, als würden Mr. Malfoy und Mr. Weasley jeden Augenblick aneinander geraten. Sie musterten einander wie zwei Raubkatzen vor dem Kampf, obwohl sich Veronica wirklich nicht vorstellen konnte, dass dieser so vornehm tuende Malfoy mit jemandem kämpfen würde.
Als Mr. Malfoy dann aber die Grangers entdeckte und sie mit seinem nächsten Kommentar auch noch beleidigte, sprang der rothaarige Vater ihm an die Gurgel. 
Ginnys Kessel, von dem Sturz getroffen, flog durch die Luft und die Bücher verteilten sich auf dem Boden. Ginny bückte sich, um sie aufzusammeln und Veronica tat es ihr eilig gleich.
Fred und George feuerten ihren Vater tatkräftig an, der Mr. Malfoy gerade gegen ein Buchregal drückte.
"Pack ihn, Dad!"
"Mach ihn fertig!"
Mrs. Wealsey war außer sich vor Zorn und Entsetzten, sie kreischte immer nur "Arthur, nicht, nicht!", aber es brachte nichts, stattdessen flogen nur mehr und mehr Bücher aus ihren Regalen und prasselten auf die Köpfe der Kunden nieder. Harry fing ein Buch ab, das Ginny beinahe getroffen hätte und legte es ins Regal zurück. Ron hatte die Hände über den Kopf gelegt, wie einen Schutzschild während Hermine beruhigend die Arme ihrer Eltern drückte.
Der arme Verkäufer versuchte verzweifelt, die beiden Streihähne zu trennen, aber mit seiner kleinen Statur konnte er nicht viel ausrichten.
Erst als Hagrid, wohl von dem Tumult auf den Kampf aufmerksam geworden, gemächlich heranschritt und mit seinen riesigen Pranken die beiden im Handumdrehen trennte, hatte das Theater ein Ende.
Sowohl Mr. Weasley, als auch Mr. Malfoy sahen ganz schön ramponiert aus. Der eine hatte eine aufgeplatzte Lippe, aus der sich ein dünnes, rotes Rinnsal über das Kinn zog und das Auge des anderen war bereits geschwollen und würde wohl bald in einem richtig schönen Violett erstrahlen.
Mr. Malfoy, der noch immer Ginnys alte Bücher in der Hand hielt, warf sie ihr mit wütendem Blick zu und schüttelte Hagrids Hand ab ehe er seinen Sohn am Arm packte und mit ihm aus dem Laden stolzierte.
An der Tür machte er noch einmal Halt und warf über die Schulter zurück:
"Ich frage mich, was sich deine Mutter dabei dachte, als sie dir erlaubte, dich mit so einem Gesindel abzugeben. Ich bin sehr enttäuscht von Eilin, das kannst du ihr ausrichten, Mädchen"
Zischend holte Veronica Luft und ihre Augen verengten sich.
"Das können Sie ihr selbst ausrichten. Ich sag Ihnen bei Gelegenheit mal, wo sich das Grab befindet. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich ebenso enttäuscht von ihr bin. Nie hätte ich gedacht, dass sie früher auch nur einen Knut auf Leute wie Sie gegeben hat"
Abfällig schnaubend ließ Mr. Malfoy die Ladentür endlich hinter sich zufallen und Veronica atmete erleichtert auf.
Hagrid klopfte Mr. Weasley aufmunternt auf die Schulter und meinte, dass er in Zukunft Malfoy einfach ignorieren sollte und dass es wohl am besten wäre, wenn sie jetzt ebenfalls gingen.
Mrs. Weasley stimmte dem zu und wetterte auch schon im Hinausgehen, wie enttäuscht sie von dem Verhalten ihres Gatten war.
"Was soll Gilderoy Lockhart denn nun von uns denken?", schloss sie ihre Schimpftirade, aber Fred und George konnten ihr diese Sorge nehmen, immerhin war Lockhart ganz begeistert von dem kleinen Kampf gewesen, da er sich ganz super in dem Bericht über ihn machen würde. Veronica bezweifelte im Stillen jedoch stark, dass sich dieser Bericht an die Tatsachen halten würde. 
Sie fühlte sich immer noch mies wegen der ganzen Sache, als wäre es ihre eigenen Schuld, dass es soweit kommen konnte.
Die Weasleys steuerten den Tropfenden Kessel an und zögerlich merkte Veronica an, dass sie immer noch einen Zauberstab bräuchte. Mrs. Weasley unterdrückte einen Seufzer.
"Ich komme dann nach, ich weiß ja jetzt, wie das Flohpulver funktioniert", fügte Veronica betreten hinzu. Sie konnte es schließlich verstehen, dass alle im Moment einfach nur noch nach Hause wollten. Zu ihrer Verwunderung, bot Ginny sich sofort an, mit ihr zu kommen, obwohl sie ihren Zauberstab schon gekauft hatte. 
Nach einem kurzen Zögern stimmte Mrs. Weasley zu, beauftragte aber ihren Sohn Percy, auf die beiden aufzupassen.
Die Grangers samt Hermine verließen die Winkelgasse in Richtung Muggelstraße, nachdem sie sich von den Weasleys verabschiedet hatten. Fred und George bettelten darum, ebenfalls in der Winkelgasse bleiben zu dürfen, aber Mrs. Weasley war immer noch so gereizt, dass ein einziger tödlicher Blick in ihre Richtung sie verstummen ließen.
Percy, ganz der Vertrauensschüler, führte die Mädchen schließlich ohne weitere Verzögerung zu Ollivander
Als sie eintraten musste Veronica einen Hustenreiz unterdrücken, so staubig war es in dem Laden. Alles war dunkel und etwas eng, es war ihr ein Rätsel, wie Mr. Ollivander es schaffte, all die Zauberstäbe in diesem kleinen Raum unterzubringen. Vermutlich war auch hier Magie im Spiel. 
Als der besagte Mann aus seinem Hinterzimmer auftauchte und Veronica sich ihm vorstellte, ging er flott ans Werk, natürlich nicht ohne nebenher zu erzählen, wie damals ihr Vater und ihre Mutter ihre Zauberstäbe bei ihm kauften.
Percy schien sich bereits jetzt zu langweilen, er verkrümelte sich in eine Ecke nahe des Fensters und zog ein Buch aus seinen Taschen, in das er sich kurz darauf vertiefte. 
Der Zauberstabmacher zückte sein Maßband und begann, die merkwürdigsten Stellen bei Veronica auszumessen, angefangen von einem Ohr zum anderen, über das Handgelenk ihrer Zauberhand, bis hin zu dem Abstand zwischen ihren beiden Nasenlöchern.
"Ich bin wirklich gespannt, für welchen Zauberstab Sie nun bestimmt sind, Miss Harrison. Ihr Vater hatte Walnuss, mit einen Kern aus Einhornhaar, ziemlich typisch für einen Ravenclaw, wenn Sie mich fragen. Leistet solide Arbeit, ergibt aber leider nicht gerade die mächtigsten Stäbe"
"Und meine Mutter?", fragte Veronica neugierig.
"Ihre Mutter wurde von einem wesentlich temperamentvolleren Stab ausgewählt. Ulme, elfeinhalb Zoll und Drachenherzfaser war der Kern. Mit ihm werden die mächtigsten Stäbe gefertigt, eignet sich gut für besonders spektakuläre Zauber, arbeitet aber auch am unzuverlässigsten. Stäbe dieser Art sind daher ganz schon unfallträchtig"
"Was gibt es noch für verschiedene Kerne?"
Mr. Ollivander ging zu den Regalen, um sich ein paar Schachteln zusammen zu suchen, während er erzählte.
"Im Grunde genommen gibt es sehr viele unterschiedliche Kerne, ich jedoch arbeite in meinem Laden nur mit den drei edelsten Kernmaterialien: Einhornhaar, Drachenherzfasern und Phönixfedern. Natürlich spielen für die Eigenschaften eines Stabes auch immer das Holz und sein endgültiger Besitzer eine große Rolle, weshalb nie ein Stab vollkommen dem anderen gleicht, auch wenn er aus denselben Materialien bestehen mag"
Er kam mit einigen, stark verstaubten Schachteln im Arm zurück, die er vor Veronica auf der Theke aufstapelte. Langsam öffnete er eine von ihnen und präsentierte Veronica den darin enthaltenen Zauberstab mit leuchtenden Augen.
"Wie wäre es mit diesem hier?"
Der Zauberstab war aus sehr hellem Holz gefertigt und Veronica nahm ihn vorsichtig in die Hand.
"Aus welchem Holz ist er gemacht?"
"Platane, ein sehr unternehmungslustiger Zauberstab also. Ideal für neugierige und lebensfrohe Besitzer. Der Kern ist aus Einhornhaar, neuneinhalb Zoll, sehr biegsam"
Veronica schwang den Zauberstab, aber nichts geschah. Etwas enttäuscht legte sie ihn in die Schachtel zurück.
"Es sollte wohl nicht sein"
"Dann versuchen Sie einmal diesen hier. Lärche und Drachenherzfaser. Zehn Zoll"
Veronica schwang auch diesen Stab, doch auch hier geschah nichts. Von einem plötzlichen Impuls getrieben suchte sie sich selbst den nächsten Stab aus, den sie probieren wollte.
"Darf ich?", fragte sie dennoch höflich.
"Nur zu", antwortete Mr. Ollivander. "Erlenholz und Phönixfeder, zehndreiviertel Zoll. Saust überraschend gut. Lassen Sie sich nicht von seiner schlichten Aufmachung täuschen, dieser Zauberstab ist nur für fähige Hände geeignet"
Veronica warf Ginny einen begeisterten Blick zu, ehe sie den Zauberstab in die Hand nahm. Kaum dass sich ihre Finger um den Griff schlossen, wurde das Holz unter ihnen warm und die Spitze schien kurz aufzuleuchten. Als sie ihn elegant durch die Luft schwang, rieselte ein weißer Funkenregen aus seiner Spitze und verglühte, ehe er die Theke erreichte. 
Ginny klatschte anerkennend und auch Percy hatte es interessiert verfolgt.
"Es ist immer schön, einen neuen Partner für meine Stäbe zu finden. Dieser hier hat lange gewartet", verkündete Mr. Ollivander begeistert.
Veronica betrachtete glücklich ihren neuen Zauberstab. Er war recht schmucklos, bis auf eine hauchfeine Schnitzerei am Ende des Griffes, doch in ihren Augen war selbst das unscheinbare Braun des Holzes eine außergewöhnliche Farbe.
"Und was bedeutet das jetzt, Mr. Ollivander? Wofür stehen Erlenholz und Phönixfeder?", fragte sie interessiert, den Zauberstab immer noch nicht aus der Hand legend.
Der Zauberstabmacher schenkte ihr ein etwas schiefes Lächeln. 
"Da habe ich mir wohl eine sehr neugierige Kundin angelacht. Nun gut, wenn Sie es wünschen erzähle ich Ihnen gerne mehr. Die Erle ist ein recht unbiegsames Holz, das keiner Witterung nach gibt, aber ich habe festgestellt, dass es sich besonders zu den Zauberern hingezogen fühlt, die genau dem Gegenteil seines Charakters entsprechen, ihre Partner sind meist liebenswürdig, hilfsbereit und rücksichtsvoll. Von allen Holzarten eignet sie sich außerdem am besten für die stumme Zauberarbeit, die nur von den erfahrensten Hexen und Zauberern vollbracht werden kann"
"Das klingt ja toll", meinte Veronica und Mr. Ollivander fuhr fort:
"Der Phönixkern, ist von allen Kernen der seltenste, denn Zauberstäbe mit Phönixfedern neigen oft zu initiativen Handlungen, eine Eigenschaft, die den wenigsten Hexen und Zauberern gefällt.  Sie sind außerdem immer besonders wählerisch, wenn es um ihre Partner geht. Zauberstäbe ihres Kerns sind schwer zu bändigen, aber wenn man es erst einmal geschafft hat, ist einem ihre Treue gewiss"
"Es muss ganz schön lange gedauert haben, sich so ein Wissen zu erarbeiten", meinte Veronica bewundernd und Mr. Ollivander zuckte geschmeichelt mit den Achseln. 
"Es ist einfach meine große Leidenschaft. Außerdem hat bereits mein Vater als Zauberstabmacher gearbeitet..."
Er hätte Veronica vermutlich noch viel mehr erzählt, immerhin hatte er in ihr endlich eine interessierte Zuhörerin gefunden, doch Percy drängte zum Aufbruch. Also zahlte Veronica schnell ihren Stab und wurde dann auch schon von Percy geradezu aus der Tür geschubst.
"Hey!", beschwerte sie sich und auch Ginny verzog das Gesicht.
"Etwas zügiger, los jetzt! Wir sollten so schnell es geht zu Hause sein, sonst macht Mum sich noch Sorgen"
"Ich hab ja nun wirklich nicht lange gebraucht", feixte Veronica. "Harry hat  mir gestern erzählt, dass es bei ihm ewig gedauert hat, bis er seinen Zauberstab gefunden hat"
"Aber hätte Percy uns nicht aus dem Laden gehetzt würdest du sicher immer noch rumstehen und dir Ollivanders Lebensgeschichte anhören", meinte Ginny kichernd und harkte sich bei ihrer Freundin unter.
"Hm...Vielleicht"
Ihre Einkäufe fest umklammernd liefen sie mit zügigem Schritt auf den Tropfenden Kessel zu, um mit Flohpulver zurück zu reisen. Veronica war durch diesen Kauf bereits wieder blendender Laune und hatte den Tumult im Buchladen schon vollkommen vergessen, als sie endlich in dem Kamin stand und von Percy eine handvoll des grünen Pulvers gereicht bekam.
"Nicht nuscheln", ermahnte er sie mit strenger Miene noch einmal und Veronica winkte ungeduldig ab. "Ja ja, weiß ich doch"
Sie überprüfte noch einmal, ob sie alles beisammen hatte ehe sie klar und deutlich sagte:
"Fuchsbau der Weasleys!"

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