Kapitel 5: Wingardium Leviosa

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Hallo zusammen!
Hat doch etwas länger gedauert, als geplant, aber hier kommt der Lesenachschub! Danke für die vielen Votes und Kommentare, ich freue mich jedes Mal riesig.

In diesem Kapitel werden viele neue Bekanntschaften vorgestellt, die Veronica im Laufe ihrer ersten Schulwoche macht, daher könnte es sein, dass alles etwas überladen wirkt. Trotzdem viel Spaß beim Lesen!
P.S. Die Widmung ist für Aly, weil es sie sicher nicht stört, dass ich zuerst meine FF update, anstatt endlich an dem neuen Kapitel für unsere gemeinsame Story 'Wolfsisters' zu schreiben.  ;-) 

***

Am nächsten Morgen wachte Veronica völlig verschlafen auf. Ein unruhiger Traum hatte sie geweckt. Etwas orientierungslos setzte sie sich in ihrem Bett auf und stellte kurz darauf verwundert fest, dass sie das Bett gar nicht kannte. Verwirrt sah sie sich in dem Raum um und erkannte neben sich in einem der Betten ein vertrautes Büschel wirrer blonder Locken, die unter der Bettdecke hervor lugten. Allmählich begann sich Veronica wieder an den vergangenen Tag zu erinnern. Sie war in Hogwarts und nicht nur das, sie war im Ravenclawschlafsaal.
Immer noch müde, gähnte sie ausgiebig und streckte sich erst einmal, ehe sie ihre Füße aus dem Bett schwang um nach der Uhrzeit zu sehen.
Als sie gerade nach dem Wecker auf ihrem Nachttisch greifen wollte, flog dieser mit einem lauten Scheppern zu Boden und sie zuckte erschrocken zusammen. Vorsichtig und so leise wie möglich hob sie ihn wieder auf, doch das Geräusch von eben ließ sich dadurch nicht wieder ungeschehen machen. In einem der Betten regte sich jemand und stöhnte mürrisch. Eine Bettdecke wurde beiseite geschlagen und ein goldroter Haarschopf tauchte auf. Ebenso verwirrt wie es Veronica wenige Minuten zuvor war, sah sich das Mächen in dem Zimmer um und blinzelte träge.
"Was ist denn los?", fragte sie mit rauer Stimme. 
"Mir ist mein Wecker runtergefallen", gab Veronica ein wenig schuldbewusst zu. Das Mädchen musterte sie mit gerunzelter Stirn, zuckte dann mit den Achseln und streckte sich.
"Wenn ich schon einmal wach bin, dann kann ich auch direkt aufstehen" Mit Schwung sprang sie aus dem Bett und lief auf Veronica zu. "Ich bin übrigens Pixie-Marie, aber nenn mich ruhig Pixie, das tut jeder"
"Veronica. Oder Vica", stellte sie sich ebenfalls vor. Pixie lächelte und ihre großen, hellen, graugrünen Augen lächelten mit. In Veronicas Augen hatte sie wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit einer Fee. 
Von ihrem Gespräch nun endgültig geweckt, wachte auch der Rest der Mädchen auf, inklusive Luna. Wie sich herausstellte, teilten sich Veronica, Luna und Pixie den Schlafsaal mit Cammie Millstone und Joceylin Petersen. Beide waren jedoch äußerst schlecht gelaunt, was unter anderem dem Umstand zu schulden war, um halb sieben geweckt worden zu sein.
"Frühstück gibt es doch frühestens um sieben!", beschwerte sich Cammie lautstark während sie sich anzog. "Wie kann man da schon vorher wach sein!"
Veronica ignorierte sie, während sie sich die Krawatte band. Pixie schien von dem Gejammer jedoch genervt zu sein, denn sie verdrehte die Augen und stöhnte.
"Sei doch froh, Cam. Immerhin kommst du so nicht gleich am ersten Tag zuspät"
"Ich wäre auch so nicht zuspät gekommen!", gab Cammie bissig zurück und warf Pixie einen hasserfüllten Blick zu, den diese mit einem Grinsen zur Kenntnis nahm.
Verwirrt sah Veronica zwischen den beiden hin und her.
"Ihr kennt euch nicht zufällig schon länger, oder?"
Die beiden Mädchen nickten und Pixie antwortete: "Ihre Mum ist die beste Freundin meiner Mum und meine Patentante. Wir kennen uns also schon unser ganzes Leben lang"
"Das klingt ja so schön dramatisch, Pix", feixte Cammie und schloss den letzten Knopf ihrer Bluse. Sie fischte ein blaues Haarband aus ihrem Koffer und band sich ihre hellbraunen Haare zurück, ehe sie sich im Spiegel kritisch musterte. "Die Schuluniform nervt mich jetzt schon. Wir sehen darin alle aus wie in Kartoffelsäcken"
"Ok, das nächste Mal achte ich darauf, morgens keinen Lärm zu machen. Du bist ja wirklich wahnsinnig mies drauf", scherzte Veronica und sah zu Luna. Sie war schon lange fertig und legte sich nun nur noch eine Art Kette um, bestehend aus einem hellblauen Band und einigen Butterbierkorken.
"Wofür ist das gut?", fragte sie verwundert und deutete auf Lunas Schmuck. Das blonde Mädchen sah sie aus ihren großen Augen unverwandt an und öffnete schon den Mund um zu antworten, als ihr Cammie dazwischen fuhr.
"Für nichts ist das gut. Sie ist einfach nur verrückt, genau wie ihr Vater"
"Mein Vater ist nicht verrückt", erklärte Luna beleidigt, nahm ihre Tasche und verließ den Schlafsaal. Veronica sah ihr mit gerunzelter Stirn hinterher und beeilte sich, selbst fertig zu werden. Während sie die Schreibfeder in ihre Schultasche packte, hörte sie, wie die fünfte im Bunde, Jocelyn, einen tiefen Seufzer ausstieß.
"Und ich hatte so gehofft, dass die Lovegood nicht in unseren Schlafsaal kommen würde"
Pixie stimmte ihr sofort zu. "Aber da müssen wir wohl durch, es bleibt nichts anderes übrig"
"Solange sie mir nicht in die Quere kommt... Ist Wahnsinn eigentlich ansteckend?", fragte Cammie und Veronica drehte sich mit wütendem Blick zu ihnen um.
"Haltet die Klappe! Ihr kennt sie doch gar nicht", rief sie zornig und ballte die Fäuste.
Überrascht von ihrem Ausbruch sahen sich die drei Mädchen an. Schließlich war es die zierliche Pixie, die zögerlich fragte: "Ihr seid also befreundet?"
"Na ja... Ich habe sie ja gestern erst getroffen", gab Veronica zu und versuchte es mit einer diplomatischen Antwort. "Aber ich hatte nichts gegen sie. Luna ist vielleicht etwas anders, aber ich finde sie bisher ganz nett und interessant"
"Das wird dir noch vergehen, glaub mir!", meinte Cammie warnend. "Ihr Vater ist der Herausgeber des Klitterer. Ein Magazin voller blödsinniger Verschwörungstheorien und erfundenen Geschöpfen. Leute wie die leben echt in ihrer eigenen Welt"
Jocelyn nickte zustimmend und schob sich ihre Brille zurück auf ihre Nase. "Das weiß wirklich jeder in der Zaubererwelt"
"Ich nicht", meinte Veronica, wandte sich ab und kontrollierte, ob sie auch wirklich alles hatte, ehe sie zur Tür schritt. "Allerdings lege ich auch keinen Wert auf dummes Geschwätz"
Mit einem dumpfen Gefühl im Magen ließ sie den Schlafsaal hinter sich und zog die Tür ein wenig zu heftig hinter sich zu. Zu ihrer Verwunderung war der Gemeinschaftsraum zu dieser Uhrzeit bereits gut gefüllt, viele Ravenclaws saßen in einem der Sessel und lasen oder unterhielten sich. Der ein oder andere bereitete sich auch auf den Unterricht vor. 
Das leise Gemurmel und das Rascheln von Pergament und umgeblätterten Buchseiten beruhigte Veronica ein wenig und ihr wurde bewusst, wie glücklich sie eigentlich darüber war, in Ravenclaw gelandet zu sein, trotz ihres etwas schlechten Start ins neue Schulleben gerade eben.
Sie ging auf die Tür zu, als ein blonder Junge sie zurückhielt.
"Hey, du bist doch eine von den Erstklässlern, oder?", fragte er sie freundlich und sie nickte. "Ja, stimmt"
Er deutete auf ihre Schultasche. "Bist du sicher, dass du alles dabei hast? Ich würde lieber drei Mal kontrollieren. In meinem ersten Jahr hatte ich mein Zaubertränkebuch versehentlich im Gemeinschaftsraum gelassen und als ich es holen wollte, kam ich nicht wieder rein, weil ich das Rätsel des Adlers nicht lösen konnte" Er lachte bei der Erinnerung daran. "Ich kam nicht nur zuspät zu Zaubertränke, sondern auch ohne Buch. Aber zum Glück war ich damals nicht der Einzige, dem so was passierte. Mal sehen, ob dieses Jahr alles besser klappt"
"Dann bist du also eine Stufe über mir", stellte Veronica fest. "Danke auf jeden Fall für den Tipp... ähm..."
"Anthony Goldstein", stellte sich der Junge vor und Veronica tat es ihm gleich, auch wenn sie es sich nicht verkneifen konnte, anzumerken, dass sie sich seinen Namen bestimmt gut merken würde. Ihr Vater trug schließlich den selben.
Schließlich verabschiedete sie sich von Anthony und machte sich auf den Weg in Richtung große Halle. Sie hoffte, Luna auf dem Weg dahin zu finden, denn sie fürchtete, dass das Gerede der Mädchen sie verletzt hatte. Vor allem hatte sie aber ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Mitschülerin nicht eher verteidigte.
Während sie die Korridore entlang lief, überkam sie plötzlich das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Mehrmals drehte sie sich um, aber bis auf die Gemälder schien niemand da zu sein und dass diese ihr nachsahen, war sie ja fast schon gewohnt. Sie hörte genau hin, aber es waren nur ihre eigenen Schritte, die laut im nahezu leeren Korridor widerhallten. Dennoch, das ungute Gefühl blieb. 
Ihr Instinkt riet ihr dazu, schneller zu gehen, aber ihr Verstand lehnte diesen Unsinn ab. Wer sollte sie schon in einer Zauberschule verfolgen? Ein paar Geister? Selbst die hatten wahrscheinlich etwas Besseres zu tun.
Sie bog gerade um die Ecke und konnte bereits eine der sich bewegenden Treppen ausmachen, als sie von hinten gepackt wurde. Zwei Arme schlangen sich fest wie Schraubzwängen um ihren Oberkörper und hoben sie mühelos hoch, während eine weitere Hand ihr den Mund zu- und ihre Beine festhielt. Obwohl sie um sich trat und wie wild strampelte, ließen ihre Angreifer nicht von ihr ab. Veronica verfluchte es, ihren Zauberstab in ihre Schultasche gepackt zu haben, statt ihn griffbereit in ihren Gürtel zu stecken. 
"Bei Merlins Bart, bist du widerspenstig!", keuchte da eine bekannte Stimme an ihrem Ohr und mit einem Schlag gab Veronica sämtlichen Widerstand auf. Ihre Kapitulation kam für ihre Träger so überraschend, dass sie kurz ins Straucheln kamen und sie beinahe fallen ließen.
"Verdammt, Veronica!", fluchte Fred, der immer noch ihre Beine umklammert hielt. "Was sollte das eben? Du hättest mich beinahe ins Gesicht getreten"
Er ließ sie los und auch George löste seinen Griff. Grinsend standen sie beide vor ihr aufgebaut und verschränkten die Arme vor der Brust.
"Ihr zwei habt wirklich ein verflucht großes Problem. Was stimmt nicht mit euch?", schimpfte jetzt Veronica los. "Ihr seid solche Hohlköpfe! Wie konntet ihr mich so erschrecken?!"
Sie strich über ihre Kleidung und zupfte ihren Rock wieder auf seine ursprüngliche Länge zurück. Das war einer der Gründe, weshalb sie Hosen bevorzugte. Röcke waren so verdammt unpraktisch. Aber sie gehörten nun mal zur Schulunfiorm. Die Zwillinge sahen sich an und legten wie aufs Stichwort beide anklagende Mienen auf.
"Drastische Situationen erfordern drastische Maßnahmen", rechtfertigte sich George. 
"Wir verlangen eine Entschuldigung von dir", forderte Fred.
"Wie bitte?"
George zog einen zerknitterten Zettel aus seiner Hosentasche. "Kommt dir der hier bekannt vor?"
Veronica musste nicht erst hinsehen um zu wissen, um welchen Zettel es sich handelte. Es war der, den Fred ihr am vorherigen Abend in der Großen Halle zugeworfen hatte. Sie musste ihn dort liegen gelassen und vergessen haben. Schuldbewusst biss sie sich auf die Unterlippe und sah zerknirscht zu den Jungs hoch. "Den hab ich wohl völlig vergessen"
"Spar dir deinen Welpenblick, Harrison. Ginny hat uns dagegen abgehärtet, wir sind jetzt immun", meinte Fred und zog eine Augenbraue hoch. "Weißt du eigentlich wie enttäuschend das war festzustellen, dass du friedlich schläfst während wir schon mitten auf dem Weg zu unserem Treffpunkt waren?"
"Kaum bist du eine Ravenclaw scheinen wir dir egal zu sein", fügte George klagend hinzu.
"Ich...", wollte sich Veronica schon verteidigen, stutzte dann aber nachdenklich. "Woher wusstet ihr, dass ich nicht auftauchen würde, bevor ihr überhaupt am Treffpunkt wart?"
"Das wüsstest du, wärst du am Treffpunkt gewesen", antworteten die Zwillinge rätselhaft und Veronica schüttelte den Kopf. 
"Also dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit. Ich wollte zur Großen Halle, ihr könnt mitkommen und mir auf dem Weg alles erklären, oder ihr bleibt hier und sucht euch einen anderen Erstklässler zum Erschrecken"
Sie drehte sich auf dem Absatz um, hob ihre Schultasche vom Boden auf und warf sie sich über die Schulter. Dieses Mal merkte sie, dass die Zwillinge ihr folgten und bald schon hatten sie das Mädchen eingeholt.
"Du bist heute aber schlecht gelaunt" "Hat dich unser Anblick etwa noch nicht aufgeheitert?"
Veronica verdrehte die Augen. 
"Mein erster Schultag ist bisher nur noch nicht ganz so abgelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber das wird schon noch, wenn ich endlich etwas Essbares zwischen den Zähnen habe"
"Was hast du denn in den weniger als 24 Stunden, die du nun hier bist, angestellt?"
"Hm...", machte Veronica nachdenklich ohne die Zwillinge anzusehen. "Ich habe vor allen Erstklässlern mit einer jetzigen Slytherin gestritten, habe zugelassen, dass meine Zimmergenossen Luna beleidigen und mich danach auch noch selbst mit ihnen angelegt. Dafür, dass ich hier eigentlich neue Freundschaften schließen wollte, schlage ich mich reichlich schlecht"
Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte. Nur noch ein Stockwerk, dann könnten sie endlich frühstücken. 
"Ach komm schon, niemand hat es von Anfang an einfach", versuchte es George mitfühlend. "Sonst wäre es doch langweilig"
"Außerdem hast du doch uns. Und Ginny. Und Harry, Ron, Hermine...", fügte Fred hinzu. "So schlimm ist es also gar nicht. Du stellst dich nur ein bisschen an"
"Hey!", sagte Veronica mahnend zu ihm, schmunzelte aber. Eigentlich hatte er sogar Recht, doch sie würde lieber Schnecken schlucken als das zuzugeben.
Als sie endlich in der Großen Halle ankamen, knurrte ihr Magen bereits so laut, dass man meinen könnte, sie hätte einen Kniesel unter dem Schulpullover versteckt.
Obwohl sich die Anzahl der Schüler stark in Grenzen hielt, immerhin war es noch recht früh, überzeugte sich Veronica zwei Mal, dass Luna nicht an einem der Haustische saß. Dumm nur, dass am Ravenclawtisch generell überhaupt niemand saß, den sie kannte. Fred und George stießen sie an.
"Komm doch zu uns"
"Geht das denn?", fragte sie skeptisch. 
"Es ist nur das Frühstück, dir wird schon niemand den Kopf abreißen"
Sichtlich erleichtert ließ sich Veronica also zwischen die Zwillinge fallen und lud sich sofort den Teller voll. Mit zufriedener Miene begann sie köstliches Rührei und gedünstete Tomaten in sich reinzuschaufeln, während sie aufmerksam den Witzen und Geschichten der Weasleys lauschte und gelegentlich in Gelächter ausbrach, wenn eine besonders lustige Stelle auftauchte. Es dauerte nicht lange und Veronica fühlte sich wieder wie im Fuchsbau. 
"Vica? Was machst du am Gryffindortisch?", fragte da eine weibliche Stimme von hinten und sofort drehte sich das Mädchen zu dieser um. 
"Ginny!" Veronica sprang von der Bank auf und umarmte ihre Freundin stürmisch, als hätten sie sich Jahre nicht gesehen. "Wie gefällt es dir in Gryffindor? Vermisst du mich schon?"
"Ich. Vermisse. Luft. Zum. Atmen"
"Oh, entschuldige"
Sofort ließ Veronica von dem rothaarigen Mädchen ab und setzte sich gemeinsam mit ihr wieder auf die Bank. George rutschte freiwillig einen Platz beiseite, damit sie nebeneinander essen konnten. 
"Also?", fragte Veronica noch einmal und Ginny verdrehte grinsend die Augen. "Ich bin nicht einmal einen ganzen Tag eine Gryffindor! Ich weiß noch nicht, wie es ist, aber bisher waren alle eigentlich ganz nett"
"Du hast die Heldenfeier für Harry und Ron verpasst", mischte Fred sich, an Veronica gewandt, ein. 
"Sie sind nämlich mit Dads fliegendem Auto..."
"Ich weiß, ich weiß! Sie sind damit in die Peitschende Weide gefahren. Hab ich schon gestern Abend mitgekriegt", wehrte Veronica ab.
"Top informiert, die Kleine", meinte George schmunzelnd und die Mädchen verdrehten gleichzeitig die Augen.
Nun kam auch Hermine zu ihnen an den Tisch, eines der Pflichtlektüren für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Abstecher mit Vampiren, unter den Arm geklemmt. Sie grüßte sie alle freundlich und erkundigte sich anschließend, wie es Veronica in Ravenclaw gefalle und ob sie sich sicher sei, dass es erlaubt wäre am Gryffindortisch zu sitzen und das gleich an ihrem ersten Tag. Als diese zur Antwort ziemlich nichtssagend mit den Schultern zuckte, deutete Hermine auf die Zwillinge.
"Die beiden waren im Übrigen ziemlich enttäuscht darüber, dass du nicht nach Gryffindor kamst. Du hast damit ihre gesamten Pläne auf den Kopf gestellt. Den halben Abend haben sie darüber gejammert. Du kannst dem sprechenden Hut wahrscheinlich danken, dass dir diese Pläne erspart geblieben sind"
"Nichts bleibt ihr erspart, Hermine. Sie verpasst nur viel", korrigierten die Zwillinge sie fröhlich.
So langsam füllte sich der Gryffindortisch. Neben Neville Longbottom, einem rundgesichtigen und etwas tollpatschigen Jungen in Hermines Jahrgang und Colin Creeve, der Veronica zur Begrüßung gleich einmal fotographierte, erschienen dann auch Harry und Ron. Hermine begrüßte die beiden merklich unterkühlt, es war ihr praktisch anzusehen, wie sehr es ihr missfiel, dass die beiden die Regeln brachen, indem sie auf ihre ganz spezielle Art nach Hogwarts gereist waren. 
Erst, als die Jungs neben ihr Platz genommen hatten, bemerkten sie Veronica, oder vielmehr die blaue Krawatte um ihren Hals.
"Du bist eine Ravenclaw?" fragte Ron sie erstaunt und mit dem Mund voller Essen. 
Erstaunt sah Veronica auf ihre Krawatte hinab.
"Oh, bei Merlin! Ron, du hast Recht!", stieß sie aus und schlug sich auf den Mund. "Ich bin tatsächlich in Ravenclaw"
Ginny neben ihr begann zu lachen und die anderen stimmten mit ein, alle bis auf Hermine und Ron. Hermine, weil sie viel zu vertieft in ihr Buch war und Ron, weil er die Sache absolut nicht lustig fand. Beleidigt löffelte er seinen Haferbrei. Erst als die Eulen in die Halle geflogen kamen, blickte er wieder von seiner Schüssel auf.
Ein graues Etwas flog oder eher fiel mit lautem Knall auf ihren Tisch hinab. Milch, Brei und Federn flogen durch die Gegend, ehe ein goldener Krug das Etwas stoppte.
"Errol!", rief Ron und packte seine Eule. Er schüttelte das arme Tier zwei Mal, um die Essensreste aus seinen Federn zu bekommen, ehe er es unsanft zurück auf den Tisch legte. Errol blieb dort auf dem Rücken liegen, die Beine in die Luft gestreckt und die zwei Flügel schlapp ausgebreitet. 
"Oh nein, ist er tot?", fragte Veronica besorgt und Hermine schüttelte den Kopf, während sie ihn vorsichtig streichelte. 
"Keine Sorge, er lebt noch"
"Dieses dumme Vieh...", setzte Ron schon an, verstummte aber schlagartig, als er den kleinen roten Umschlag in Errols Schnabel entdeckte. "Oh nein!"
Veronica war klar, was dieser eigentlich harmlos aussehende Umschlag zu bedeuten hatte. Ron machte eine ängstliche Miene, die Zwillinge wirkten schadenfroh und Neville drängte Ron dazu, den Heuler lieber sofort zu öffnen, ehe er explodieren würde.
In weiser Voraussicht bedeckte Veronica unauffällig ihre Ohren und das keine Sekunde zu früh. 
Sobald Ron mit zittrigen Fingern den Heuler öffnete, schallte auch schon die extrem wütende Stimme von Mrs. Weasley durch die gesamte Große Halle.
Sie alle taten, als würde nichts geschehen nur Ron konnte den Blick von dem Heuler gar nicht abwenden und stieß gelegentlich ein leises Wimmern aus. Die Schüler vom Slytherintisch fanden das Schauspiel offenbar besonders amüsant, denn von ihrer Seite her ertönte lautes Gelächter.
Als der Heuler schließlich verstummte meinte Fred:
"Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass Mum dich ungeschoren davon kommen lässt?"
Ron war noch immer kalkweiß. Mitleidig tätschelte Veronica seine Hand.
"Keine Sorge, Ron. Du hast es ja überstanden"
Hermine warf ihr einen finsteren Blick zu.
"Du brauchst gar kein Mitleid mit ihm zu haben. Er und Harry haben die Schulregeln schließlich gebrochen, es ist ein Wunder, dass McGonagall sie nicht gleich der Schule verwiesen hat!"
Wie aufs Stichwort näherte sich die dunkelhaarige Professorin ihnen und verteilte die Stundenpläne an all ihre Schüler. Als sie Veronica bemerkte, stutzte sie.
"Miss Harrison?"
"Ja, Professor?", fragte Veronica mit bester Unschuldsmiene zurück.
"Wenn Sie nicht schon an Ihrem ersten Tag unangenehm auffallen wollen, würde ich Ihnen raten, sich schleunigst an Ihren eigenen Tisch zu setzen", befahl ihr McGonagall streng. "Professor Flitwick wartet mit Sicherheit bereits sehnsüchtig darauf, Ihnen den Stundenplan auszuhändigen"
Ein wenig geknickt stand Veronica mit einem gemurmelten 'Ja, Professor' auf und schlich zurück zum Ravenclawtisch. Inzwischen war dieser vollständig gefüllt und es dauerte äußerst lange, bis sie einen Platz für sich fand.
Es war Luna, die wohl Erbarmen mit ihr hatte und sie zu sich rief. Eilig ließ sich Veronica neben dem blonden Mädchen fallen.
"Du warst bei den Gryffindors", sagte Luna. "Du sahst sehr zufrieden aus"
Obwohl es keine Frage war und Luna es alles andere als anklagend oder vorwurfsvoll gesagt hatte, fühlte sich Veronica ein klein wenig von ihren Worten angegriffen.
"All meine Freunde sind eben dort. Und als ich kam, war kaum jemand hier, also habe ich mich zu ihnen gesetzt", verteidigte sie sich mit einem schlechten Gewissen.
"Das ist nur verständlich. Ich würde mich auch zu meinen Freunden setzen, wenn ich welche hätte" Ihre großen Augen sahen Veronica ohne zu blinzeln an, aber auch ohne einen Hauch von Traurigkeit. Es war vielmehr so, als hätte sie sich schon vor langer Zeit damit abgefunden, keine Freunde zu haben. 
"Wir sollten Freundinnen werden, Luna", schlug Veronica bemüht fröhlich vor. "Immerhin teilen wir uns einen Schlafsaal. Wir könnten gemeinsam lernen, zusammen zum Essen gehen und bis spät nachts einfach nur reden"
"Du musst kein Mitleid mit mir haben"
"Ich sage das nicht nur aus Mitleid!", versicherte sie ihr. "Ich hab dich schon von Anfang an interessant gefunden. Wirklich"
Luna lächelte leicht. "Wie schön. Also Freunde", sagte sie nur und tauchte ihren Löffel in den Haferbrei auf ihrem Teller.
In diesem Moment kam Professor Flitwick, ihr Hauslehrer, zu ihnen. Er war so klein, dass Veronica ihn beinahe übersehen hätte. Gut gelaunt hielt er ihre Stundenpläne in der Hand und wedelte mit ihnen vor ihren Nasen herum.
"Miss Lovegood, Miss Harrison, Ihre Stundenpläne. Wir sehen uns dann nach dem Essen im Klassenzimmer"
"Danke, Professor", erwiderten die Mädchen synchron und nahmen die Pläne entgegen, während der Professor weiter den Ravenclawtisch entlang lief.
Neugierig musterte Veornica ihren Plan und jubilierte jedes Mal wenn sie ein Fach sah, das sie gemeinsam mit den Gryffindors hatten. Luna beobachte sie mit starrem Blick und blinzelte einmal. 
"Du freust dich"
"Ja, wir haben als erstes Zauberkunst mit den Gryffindors", erklärte sie ihre Freude. "Wir können uns zu Ginny und Colin setzen, das wird sicher lustig"
Sie sah rüber zu Ginny, die ihr fröhlich zuwinkte. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden, in getrennten Häusern zu leben...

Harry Potter und das Erbe Slytherins (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt