Kapitel 3: Die letzten Ferientage

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Trotz des unangenehmen Vorfalls in der Winkelgasse, kehrte das Leben im Fuchsbau recht schnell zur Normalität zurück. Die Tage flogen geradezu vorbei und waren ausgefüllt mit heimlichen Quidditchspielen, Mrs. Weasleys köstlichem Essen und dem üblichen bunten Treiben einer großen Zaubererfamilie.
Je öfter sie zwischen Obstbäumen Quidditch spielten, wobei der provisorische Quaffel nur aus Äpfeln bestand, desto besser wurden Ginny und Veronica. Sie blieben bei der bewährten Aufteilung Harry, Ron und Ginny gegen Fred, George und Ronnie. Sehr zu Ginnys Missfallen, denn diese begann langsam aber sicher anzunehmen, dass Ronnie bald schon besser mit ihren Brüdern befreundet wäre, als mit ihr selbst. Damit hatte sie auch nicht ganz Unrecht, denn die drei steckten immer öfter die Köpfe zusammen und die Zwillinge taten ihr bestes, um Ronnie in das Handwerk des Streichelegens einzuweisen.
Neben einer To-Do-Liste fürs erste Jahr, gaben sie ihr allerhand nützliche Infos, vor allem über den Hausmeister Filch und seine spionierende Katze. Am meisten interessierte sich Ronnie aber für die verschiedenen Häuser und den sprechenden Hut. Gemeinsam mit Ginny quetschte sie die Zwillinge aus.
"Also wir setzen den Hut einfach auf, er stellt uns keine Fragen oder so?", fragte sie gerade, als sie zu viert im Garten saßen und mit kalten Getränken in der Sonne ein wenig faulenzten. 
Fred und George verdrehten genervt die Augen, Ginny drehte gelangweilt einen Apfel in ihren Händen hin und her.
"Nein, keine Fragen"
"Und wir müssen auch gar nicht unser Können beweisen? Keine Zaubersprüche, Verwandlungen oder so?"
"Nein, Ronnie"
"Aber wieso heißt es denn dann 'Prüfung'?", beharrte das dunkelhaarige Mädchen auf ihren Zweifeln und Fred klaute den Apfel seiner Schwester aus deren Händen, nur um ihn Ronnie kurz darauf in den Mund zu stopfen. Trotzig nahm sie einen Bissen und legte den Apfel beiseite.
"Es interessiert mich halt", verteidigte sie ihre Neugier und George stöhnte: "Jetzt weiß ich, wie es Ron mit Hermine immer ergehen muss"
"Haha"
Sie hatte Hermine bis jetzt zwar nur einmal gesehen, aber dank den Erzählungen der Weasleys und Harry hatte sie ein recht genaues Bild von ihr bekommen. 
"So schlimm bin ich auch wieder nicht, ich gehe euch ja nicht mit irgendwelchen Fakten auf die Nerven"
"Hast recht, immerhin weißt du ja nichts, sonst müsstest du uns nicht ständig löchern", sagte Fred und knuffte sie neckisch in die Seite. 
"In deinem Alter hatte Hermine längst all ihre Schulbücher auswendig gelernt", ergänzte George grinsend.
"Das muss ich nicht mehr", erwiderte Ronnie todernst. "Ich hab schon ziemlich früh die alten meines Vaters gelesen, jedenfalls bis zur dritten Klasse. Aber die sind inzwischen so zerfleddert, dass ich mir lieber neue besorgt habe"
Ginny schüttelte den Kopf.
"Du bist echt nicht normal, Vica"
Lässig legte Veronica ihr den Arm um die Schultern. "Ich bin eben einzigartig"
In dem Moment kamen Harry und Ron aus dem Haus und setzten sich zu ihnen. Ron war etwas zögerlich und tastete mit den Fingern vorsichtig das Gras um ihn herum ab.
"Was tust du da?", fragte Ronnie ihn neugierig.
"Ich will mich nicht auf irgendwelche Gnome setzen. Die verdammten Viecher haben echt scharfe Zähne"
"Worüber habt ihr gesprochen?", fragte Harry Ginny. Fast augenblicklich wurde sie rot und wollte sich mit dem Arm lässig am Boden abstützen, fasste aber versehentlich ausgerechnet in den angebissenen Apfel, den Ronnie achtlos beiseite gelegt hatte. Als er unter ihren Händen davon rollte, verlor sie das Gleichgewicht und landete unsanft auf ihrem Rücken. Harry überging ihre Tollpatschigkeit gnädigerweise, wie immer, aber Veronica konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
"Mensch Ginny..."
Ihre Freundin warf ihr einen zornigen Blick zu, aber sie konnte nicht aufhören zu glucksen. Ginnys Schwärmerei für Harry war einfach zu niedlich. Jedes Mal, wenn er in der Nähe war, blamierte sie sich. Erst gestern hatte sie versehentlich ihren Ellenbogen in die Butter gesetzt, nur weil er ihr einen guten Morgen gewünscht hatte. 
Als Ginny wieder aufrecht saß, schaffte sie es sogar, Harry zu antworten, jedoch ohne ihm dabei in die Augen zu sehen.
"Über Hogwarts.Wir haben über Hogwarts und die Hauseinteilung geredet"
"Ach so", meinte Harry und lächelte freundlich, wodurch sich die Röte ihrer Wangen noch vertiefte.  Ron wandte sich ernst an Veronica.
"Glaub ja kein Wort von dem, was Fred und George dir erzählen! Es stimmt nicht"
"Unterstellst du uns jetzt tatsächlich, dass wir Ronnie anlügen würden?", entrüsteten sich die Zwillinge. "Das würden wir NIEMALS wagen"
Veronica warf ihnen einen verschmitzten Blick zu. 
"Das war die richtige Antwort"
Ron hatte daran noch seine Zweifel und betonte nachdrücklich:" Bist du dir da sicher? Egal was sie sagen, es gibt keine Ringkämpfe mit Trollen und es tut auch wirklich nicht weh, man muss nur einen Hut aufsetzen"
Veronica lachte auf und bedachte Ron dann mit einem Lächeln, das auch passend für einen kleinen Welpen wäre oder ein kleines Kind. 
"Das hast du ihnen geglaubt? Du armer, du bist einfach zu naiv und gutgläubig für diese fiesen Brüder"
Mitleidig tätschelte sie ihm die Wange und bald schon war sein Gesicht genauso rot wie Ginnys.
"Du bist echt ganz schön frech für eine noch-nicht-einmal-Erstklässlerin", meinte George grinsend und zog sie an ihrem Shirt von Ron weg.
"Vor allem dafür, dass du eigentlich auf unsere Gastfreundschaft angewiesen bist. Mach weiter so und wir werfen dich hochkant raus!", stimmte ihm Fred zwinkernd zu.
"Ihr seid es nur nicht gewohnt, dass jemand mal genauso frech ist, wie ihr selbst", meinte Ronnie und streckte den beiden scherzhaft die Zunge raus. "Komm, Ginny! Lass uns reingehen und ein paar Mädchensachen machen"
Sie setzte sich auf und streckte ihrer Freundin die Hand hin, damit diese sich daran hochziehen konnte.
"Wo geht ihr hin?", fragten die Zwillinge.
"Geht euch nichts an", erklärte Ronnie ihnen und zwinkerte belustigt. "Wir brauchen auch mal etwas Zeit für uns"
Als die beiden ins Hausinnere verschwanden, brummte George leise:
"Übersetzt heißt das dann: Wir gehen jetzt in Ginnys Zimmer und reden über Jungs, beziehungsweise Harry, flechten uns Zöpfe, kichern albern und singen zu irgendwelchen schnulzigen Songs"
"Du kennst dich ja bestens damit aus", sagte Ron und sein Bruder zuckte mit den Schultern.
"Wir haben vielleicht ein, zwei Mal an der Tür gelauscht"
"Zu schade, dass wir noch nicht 17 sind, mit ein paar Zaubersprüchen wäre das Lauschen so viel einfacher..." Fred seufzte theatralisch.

Harry Potter und das Erbe Slytherins (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt