Kapitel 27

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Was macht Ufuk hier? Die Frage wiederholt sich in meinem Kopf.

“Wer war das?“, fragt er beiläufig.
“Ein Freund.“, antworte ich knapp.

Er nickt kurz bevor er näher auf mich zugelaufen kommt.

“Was machst du hier?“, frage ich ernsthaft verwirrt. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet Ufuk so schnell wiederzusehen. Nachdem wir uns Samstag voneinander verabschiedet hatten, hat es sich für mich so angefühlt als wäre das eine einmalige Sache gewesen.

Das war ok für mich. Nicht dass meine Gefühle, die ich immer noch für ihn habe von jetzt auf gleich einfach weg sind, aber dieses Mal sind wir zumindest im Guten auseinander gegangen sind.

“Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich um dein Problem gekümmert habe.“, fängt er an. Verwirrt starre ich ihn an, da ich nicht weiß was er mit dem 'Problem' meint.
“Der Typ von deiner Arbeit. Du weißt schon.“, ergänzt er. Während er die Worte sagt, sehe ich Zorn in seinen Augen. Dieser wandelt sich in ein leichtes Lächeln um als sich unsere Augen treffen.

“Was meinst du?“, frage ich nun eher geschockt als verwirrt. Ich wusste ja, dass Ufuk Kontakte zu zwielichtigen Menschen pflegt, aber er hat doch nicht..

“Ich hab ihn nicht umgebracht, beziehungsweise umbringen lassen.“, sagt er schnell und unterbricht meinen Gedankengang. Als wüsste er was ich gerade gedacht habe.

“Was hast du gemacht, Ufuk?“, frage ich ihn nun ernsthaft verwirrt. Ich hab echt keine Ahnung worauf er hinaus will.

“Ich hab meine Kontakte spielen lassen, diesen Typen ausfindig gemacht, bin mit ein paar Freunden zu ihm gefahren und habe ihm so höflich wie möglich klar gemacht, dass er sich zukünftig besser nicht mehr in deiner Nähe aufhalten sollte. Ansonsten kriegt er große Probleme.“, erklärt er, was dazu führt, dass meine Kinnlade runterklappt.

“Komm mir jetzt nicht mit, das wäre nicht nötig gewesen, das hättest du nicht machen müssen, bla bla bla.“, meint er weiter.
“Hätte ich nichts gemacht, hätte der mit Sicherheit versucht das, was er begonnen hat zu Ende zu bringen.“, er ballt seine Hände zu Fäusten während der Satz seine Lippen verlässt.

Wie angewurzelt und immer noch sprachlos stehe ich einfach da und starre Ufuk an.

“Danke.“, kommt es dann von mir nach einer gefühlten Ewigkeit die ich einfach nur da stand und ihn angestarrt habe.

Er schenkt mir ein leichtes Lächeln und nickt kurz.

Ich merke wie mein Herz plötzlich anfängt zu rasen, als sich unsere Augen treffen. Ich könnte noch ewig, bis an mein Lebensende so dastehen und einfach seine Augen ansehen.

“Ich hab die Klamotten die Klamotten gewaschen, die du mir gegeben hast. Wenn du willst kann ich sie schnell holen.“, unterbreche ich das Schweigen, ohne den Kontakt zwischen unseren Augen dabei zu unterbrechen.

Er nickt kurz, woraufhin ich los laufe. Zu meinem Erstaunen folgt er mir.

In meiner Wohnung angekommen, schließt er die Tür hinter sich und bleibt dann davor stehen. Er schaut sich einmal im gesamten Wohnzimmer um, bevor er wieder mich ansieht.

“Du hast hier wirklich nichts verändert seit ich zum letzten Mal hier war.“, meint er und muss ein wenig lachen, was dazu führt, dass ich auch lachen muss.
“Kann man so sagen.“, antworte ich ihm, woraufhin er wieder kurz kichern muss.

Während ich im Badezimmer verschwinde, um seine Klamotten zu holen, macht er es sich auf meinem Sofa/Bett bequem.

Als ich mit seinen Klamotten in der Hand wieder in's Wohnzimmer komme, sitzt er hochkonzentriert auf meiner Couch und ist gerade dabei einen Joint zu bauen.

Sein Blick wendet sich zu mir, als er merkt, dass ich wieder da bin.

“Kiffst du noch?“, fragt er mich.
Ich nicke kurz, bevor ich mich mit einem kleinen Abstand neben ihm auf die Couch setze.

Kann man überhaupt sagen, dass ich kiffe? Ich meine, als ich mit Ufuk zusammen war, hab ich andauernd mit ihm zusammen gekifft. Seit wir kein Paar mehr sind, bin ich eher eine Art Gelegenheits-Kiffer.

Ohne noch irgendwas zu sagen, zündet Ufuk den Joint an und zieht ein paar Mal dran, ehe er ihn mir reicht. Ich ziehe ebenfalls ein paar Mal an dem Joint, bevor ich ihn wieder Ufuk reiche.

Während das so weiter geht, fragt er mich ein wenig aus, was es so neues in meinem Leben gibt seit er und ich uns damals getrennt haben.

Ich erzähle ihm alles nennenswerte. Nachdem ich wirklich alles erzählte habe, was in den letzten Jahren so spannendes passiert ist, bemerke ich wie langweilig mein Leben eigentlich die letzten Jahre war seit Ufuk und ich getrennte Wege gegangen sind.

“Klingt als hättest du ein wirklich spannendes Leben.“, scherzt er, mit offensichtlicher Ironie in der Stimme.

Gerade als ich meinen Mund geöffnet habe, bereit mich für mein 'spannendes Leben' zu verteidigen, klingelt sein Handy.

Er hält das Telefon an sein Ohr. Sofort härtet sein Gesichtsausdruck ab, als die Person am anderen Ende der Leitung das Wort ergreift.

Dumpf höre ich eine Frauenstimme, die anhand von dem was ich verstehe, ziemlich wütend zu scheint.

“Beruhig dich doch mal.“, sagt Ufuk zu der Person am Telefon und hebt nun ebenfalls seine Stimme an.

Wieder eine lange Pause vor seinem nächsten Satz.

“Ja, ich komm jetzt.“, seufzt er und beendet das Telefonat im Anschluss sofort.

Mit einem entschuldigenden Blick sieht er zu mir rüber.

“Ich muss los.“, meint er, während er aufsteht.

Ich nicke kurz und stehe danach ebenfalls auf, um ihn noch zur Tür zu bringen.

Als Ufuk nun schon am anderen der Tür steht, sehen wir uns wieder schweigend in die Augen.

Er scheint sich genauso wenig wie ich zu wissen, wie wir uns jetzt voneinander verabschieden sollten.

“Ciao.“, sagt er dann nach einer gefühlten Ewigkeit mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, bevor er mich in eine kurze einarmige Umarmung zieht.
“Ciao.“, antworte ich.

Er lächelt mich noch einmal kurz an, dann geht er.

Ich schließe die Wohnungstür ab und setze mich wieder auf mein Sofa. Mein Blick fällt auf Ufuk's Klamotten die immer noch da liegen.

Ufuk hatte sie eigentlich die ganze Zeit auf seinem Schoß liegen, weswegen es quasi unmöglich ist, dass er sie vergessen hat.

Hat er sie absichtlich hier gelassen?
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