Kapitel 6

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So gut es geht versuche ich mir die Fragen, die ich vorbereitet habe, einzuprägen.

Doch die guten Vorsätze in die Realität umzuwandeln, ist jetzt, wo es immer ernster wird schwieriger als gedacht.

Aber nach dem ich mir meinen Plan noch einmal vor Augen halte, bekomme ich es dann doch relativ gut hin.

Ich werde das schon schaffen. Wieso auch nicht? Ich meine, ich bin professionell genug um privates und berufliches zu trennen.

Und bisher habe ich immer von allen Interview-Partnern positive Resonanzen erhalten.

Außerdem wurde mir schon immer nachgesagt, dass ich sehr schlagfertig bin und souverän mit Stresssituationen umgehen kann.

Ich lege die vielen Zettel mit Fragen beiseite. Ich hab eigentlich alles halbwegs drauf und innerhalb des Gesprächs werden sich eh noch viele andere Fragen ergeben, so dass ich sowieso nicht alles, was auf diesem Zettel steht fragen kann.

Ich taste meine Hosentaschen ab, da ich mein Handy suche. Doch es ist in keiner meiner Taschen. Habe ich es vergessen?

Während des Interviews kann ich es zwar eh nicht benutzen, aber ich fühle mich immer wohler wenn ich weiß, dass es in der Nähe ist.

So komisch das auch klingt, ich habe das Gefühl, dass es mir Halt gibt.

Ich stehe auf und laufe zu einer kleinen Glasvitrine am anderen Ende des Raums. Ich nehme mir ein Glas raus und gehe zurück zum Sofa.

Und zum Glück liegt darauf mein Handy. Es muss aus einer meiner Hosentaschen gefallen sein.

Erleichtert setze ich mich wieder hin und schenke mir ein Glas Wasser ein.

Erst als ich die Wasserflasche anhebe, merke ich wie zittrig meine Hände sind.

Ich hoffe, dass ich meine Aufregung abgesehen davon nicht allzu sehr nach außen hin zeige.

Ich will schließlich nicht so wirken als wäre ich sein größter Fan, der gerade sein Idol zum ersten Mal trifft.

Ich nehme mein Handy und checke die Uhrzeit. Eigentlich sollte er schon seit 10 Minuten hier sein.

Auf der einen Seite steigt die Anspannung mit jeder Sekunde Verspätung, auf der anderen bin ich auch dankbar für jede Sekunde, die ich länger Zeit habe, mich vorzubereiten.

Ich öffne meine Frontkamera und checke mein Aussehen. Ich bin eigentlich niemand, der mit seinem Äußeren unzufrieden ist. Im Gegenteil... ich bin eigentlich mit allem zufrieden, aber im Moment fühle ich mich wie das hässliche Entlein.

Ich zupfe noch ein wenig an meinem Oberteil und meiner Hose herum, dann bin ich den Umständen entsprechend so halbwegs zufrieden.

Nun sind es schon 15 Minuten, die er Verspätung hat.

Es wundert mich eigentlich nicht. Er kam schon damals zu allen Verabredungen zu  spät.

Doch so langsam finde ich nichts mehr womit ich mich ablenken kann.

Und das bedeutet, dass ich die Zeit nutze, um mir unendlich viele Gedanken zu machen.

Und wenn es dazu kommt, ist das schon so geringe Selbstvertrauen, das ich getankt habe, wieder wie in Luft aufgelöst.

Aber dazu kommt es hoffentlich nicht. Was könnte man noch tun, um sich abzulenken? Natürlich! Ich gehe auf Whatsapp.

Elena hat mir geschrieben. Ich bin wirklich froh, dass ich sie in meinem Leben habe.

In aussichtslosen Situationen ist sie meistens mein einziger Lichtblick.

»Melde dich, wenn du fertig bist und sag wie's lief. 😘« schreibt sie.
»Er ist noch gar nicht da. Schon 20 Minuten Verspätung 😭❤«
»Er wird schon gleich da sein. Mach dir keine Sorgen. Du schaffst das, Maus💖«
»Hoffentlich...😐❤«
»Na klar 😘💖«

Hoffen wir mal, dass sie recht hat. Ich lege mein Handy wieder beiseite. Und lege meinen Kopf wieder auf die Lehne der Couch.

“Du schaffst das.“, flüstere ich vor mich hin.

Ich werde das schaffen, das weiß ich. Wäre ich nicht die beste für den Job, hätte Pablo mich nicht ausgewählt.

Aber ob er das auch getan hätte, wenn er von meiner Hintergrundgeschichte mit Ufuk wüsste?

Notiz an mich selbst: Mir Mut zuzusprechen gehört definitiv nicht unbedingt zu meinen Stärken.

Gerade als ich mich wieder aufrichten will, passiert es. Es klopft an der Tür. Das muss er sein.

Ich schaff das. Wie in Zeitlupe öffnet sich die Tür. Als erstes betritt Dennis den Raum.

Er lächelt mich mit seinem selbstgefälligen Grinsen an und zwinkert mir zu, woraufhin ich nur mit den Augen rollen kann.

Je öfter ich ihn mir ansehe, desto mehr frage ich mich, wie ich mich auf ihn einlassen konnte.

Er ist so ein widerlicher, ekelhafter Typ, der wahrscheinlich schon jeder anderen hier schöne Augen gemacht hat und ich Idiotin war wohl die erste, die darauf angesprungen ist. Und jetzt hab ich ihn an der Backe.

Danach kommt Erfan, Ufuk's Manager. Er sieht genauso aus wie ich ihn mir vorgestellt habe.

Er ist ungefähr so groß wie Dennis, etwas dicklich und vielleicht Mitte bis Ende 30.

Dann zu allerletzt betritt er den Raum. Und sofort fühle ich mich wie damals, als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe.
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Jajajajaja das wird definitiv nicht das letzte Kapitel für heute sein. Hoffe es gefällt euch.💝

Neue alte Zeit| Ufo361 FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt