Kapitel 35

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Leo. Der Leo, den ich eben noch neben Ufuk stehen sehen habe, kommt mit schnellem Schritt auf mich zugelaufen.

Ich drehe mich kurz um, um zu sehen, ob eventuell hinter mir eine Frau steht, die er meinen könnte.

“Wo willst du hin?“, fragt er außer Atem, als er vor mir stehen bleibt.

Scheint als wolle er wirklich zu mir.

“Nach Hause.“, antworte ich verwirrt.

Wieso rennt er mir hinterher? 

“Wieso willst du schon gehen?“, fragt er.

Ich seufze, als ich über den Grund, welcher sich noch im Club befindet, nachdenke.

“Einer der Gründe steht gerade vor mir.“, antworte ich. Meine Stimme versagt, als die Worte meinen Mund verlassen.

Er sendet mir ein trauriges Lächeln, bevor er wieder das Wort ergreift.

“Wie kommst du nach Hause?“, fragt er, was mich zum nachdenken bringt.

Wie ich nach Hause komme, habe ich mir ehrlich gesagt noch gar nicht überlegt. Es ging gerade alles so schnell, dass ich mir über das Wesentliche noch gar keine Gedanken gemacht habe.

“Zu Fuß oder mit der Bahn, schätze ich.“, antworte ich ihm nach einer kurzen Denkpause.
“Du kannst doch nicht so spät noch alleine nach Hause gehen.“, sagt er. Seine Stimme hat eine Art väterlichen Ton angenommen, was mich noch mehr verwirrt.

Ich sage nichts, warte nur darauf, dass er noch irgendetwas sagt. Momentan bin ich auch viel zu verwirrt von dieser Situation, als dass ich überhaupt in der Lage bin, etwas zu sagen.

“Ich fahr dich.“, meint er schließlich.

Ich sende ihm einen verwirren Blick, bevor er weiter redet.

“Ich lass dich jetzt sicherlich nicht alleine nach Hause fahren, geschweige denn laufen.“, meint er und läuft los, weswegen ich ihm folge.

“Wieso bist du mir gefolgt?“, stelle ich ihm nun endlich die Frage, die mich seit ich ihn den Club verlassen sehen habe, beschäftigt.
“Ich hab gesehen, dass du einfach heraus gestürmt bist, also wollte ich nachsehen, ob es dir gut geht.“, erklärt er. Während er redet, sieht er kurz zu mir, bevor er seinen Blick auf den aufgrund der Dunkelheit kaum noch erkennbaren Fußweg richtet.

“Hat Ufuk mich auch gesehen?“, frage ich vorsichtig, nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich wissen möchte oder nicht.

“Glaub mir, hätte er dich gesehen, würde er jetzt an meiner Stelle hier sein.“, antwortet er.

“Das glaube ich nicht.“, meine ich seufzend.
“Wieso?“
“Er schien mir sehr beschäftigt mit den Frauen zu sein.“, antworte ich ihm. Meine Stimme wird mit jedem Wort, das ich sage leiser, weshalb ich nicht sicher bin, ob er mich verstanden hat.

Er bleibt plötzlich stehen und starrt mir eindringlich in die Augen.

“Glaubst du das wirklich?“, fragt er ernst.
“Ja.“, antworte ich und richte meinen Blick auf den Boden.
“Sieh mich an!“, fordert er.

Ich komme seine Forderung nach. Er sieht mich ernst an.

“Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ihm diese Mädchen irgendwas bedeuten. Hätte Ufuk dich gesehen, hätte er ohne zu zögern alles stehen und liegen gelassen. Seit dem Tag, wo du ihn interviewt hast, hat er andauernd über dich geredet. Er hat mir tagelang die Ohren vollgeheut, weil er nach dem Interview nicht die Eier hatte, dich anzusprechen. Ufuk bedeuten diese Frauen nichts, er will es sich nur nicht eingestehen. Er denkt, dass sie irgendeine Leere in ihm füllen können. Seit ihr euch damals getrennt habt, ist er leer, Julia. Er hatte seit eurer Trennung einige wirklich nette Freundinnen, aber keine von ihnen konnte ihn glücklich machen. Früher oder später realisiert er das immer wieder. Irgendwann im Laufe des Abends, schickt er diese Mädchen immer Heim, weil er merkt, dass es nicht das ist, was ihn erfüllt. Er war so froh, dass ihr wieder in Kontakt standet. Dann war es einfach vorbei. Er hat nie ein Wort darüber verloren, aber ich wusste es, weil er aufgehört hat, über dich zu reden.“, erklärt er.

Neue alte Zeit| Ufo361 FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt