Kapitel 28

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Mein letztes Aufeinandertreffen mit Ufuk liegt jetzt schon knapp zwei Wochen zurück.

Seit dem habe ich nicht nochmal was von ihm gehört. Was er bezüglich Dennis gesagt hat, ist genau so eingetroffen. Nach einer Woche in der es überhaupt gar kein Lebenszeichen von ihm gab, kam dann Pablo in der nächsten Woche auf mich zu und meinte, dass er ihm eine Nachricht geschrieben hat, von wegen er wird in Zukunft nicht länger auf Arbeit erscheinen und es sinnlos wäre zu versuchen ihn nochmal zu erreichen.

Dass Ufuk nicht einfach mit ein paar Freunden bei Dennis aufgetaucht ist und ihm das höflich erklärt hat ist mir klar. Darüber wie diese Begegnung wohl wirklich von statten gegangen sein muss, denke ich lieber nicht nach.

Ehrlich gesagt ist es mir auch egal. Selbst wenn Ufuk ihm mit dem Tod gedroht hat. Es wäre mir egal. Besser gesagt, er hätte es verdient. Ich bin normalerweise kein Mensch, der anderen den Tod wünscht, aber in diesem Fall ist mir alles egal. Er hat es verdient.

In erster Linie bin ich Ufuk einfach dankbar, dass er das für mich getan hat. Vor allem aus freien Stücken. Nach all dem was zwischen ihm und mir vorgefallen ist, ist das nicht selbstverständlich.

Nachdem ich mich fertig geschminkt und angezogen habe, wage ich einen Blick auf die Uhr. Wenn ich rechzeitig da sein will, muss ich in zehn Minuten los.

Ich treffe mich heute wie fast jeden Tag in den letzten zwei Wochen mit Timo. Wir haben uns fast jeden Tag nach der Arbeit getroffen und sind zusammen spazieren gegangen.

Heute ist zum Glück Samstag, weswegen wir uns ausnahmsweise Mal nicht nach der Arbeit treffen.

Als ich endlich vor unserem Treffpunkt, einem kleinen chinesischen Restaurant nahe Timo's Wohnung ankomme, checke ich die Uhrzeit. Genau in dem Moment als ich auf die Uhr schaue, wechselt es von 13:59Uhr auf 14:00Uhr. Genau pünktlich.

Stolz darüber, dass ich quasi auf die Sekunde genau da war, stecke ich mein Handy wieder ein. Gerade als ich mich kurz umschauen wollte, wo Timo denn bleibt, werde ich plötzlich von hinten angetippt, weswegen ich erschrecke.

Immer noch in Schock drehe ich mich um, um einen Timo, der sich vor Lachen kaum noch halten kann zu sehen.

“Was soll das?“, frage ich gespielt beleidigt.
“Sorry, ich konnte ja nicht ahnen, dass du so schreckhaft bist.“, meint er immer noch lachend.

Nachdem er sich kurz darauf wieder halbwegs beruhigt hat, umarmt er mich zur Begrüßung.

Eine Sache die ich in den letzten zwei Wochen über Timo gelernt habe, er gibt die besten Umarmungen.

Auch wenn man nur eine Sekunde in seinen Arm ist, schafft er es irgendwie dieses wohlige Gefühl, dass er sowieso schon ausstrahlt auf einen zu übertragen. Man fühlt sich wirklich geborgen in seinen Armen.

Nach dem Essen, beschließen wir noch ein wenig durch die Gegend zu spazieren.

Eine Sache die ich durch Timo über mich gelernt habe, es ist nicht das spazieren, welches mir keinen Spaß macht. Es kommt auf die Menschen an mit denen spazieren geht. Früher hatte ich nie Lust darauf gehabt, auch weil ich wirklich der faulste Mensch auf Erden bin. Mittlerweile mache ich gefühlt nichts lieber als einfach ein wenig durch die Gegend zu laufen.

Nachdem wir nun ungefähr schon wieder eine halbe Stunde unterwegs sind, hab ich wirklich nicht mal den Hauch einer Ahnung wo wir uns gerade befinden.

Zwar kenne ich Timo's Gegend mittlerweile recht gut, da wir in letzter Zeit öfter hier waren, aber wo wir uns im Moment aufhalten... ich habe keinen blassen Schimmer.

Ein kurzer Blick zu Timo, der mal wieder sehr vertieft über irgendein Thema verrät mir, dass zumindest er weiß wo wir hier sind.

Ich muss unwillkürlich lächeln, nachdem ich Timo angesehen habe. Es begeistert mich wirklich wie er sich für ein Thema begeistern und ewig darüber kann.

Das ist wirklich das erste Mal, dass ich froh bin, dass Elena mir einen Typen vorgestellt hat. Er ist anders als die anderen. Weniger schleimig und nervig als die anderen.

Aus der Ferne sehe ich einen Park und weiß nun endlich auch wo wir sind. Das ist der Park wo wir in letzter Zeit schon öfter waren.

Wir saßen locker drei Stunden auf der selben Bank wie immer, haben über die verschiedensten Themen geredet. Mittlerweile ist es schon stockdunkel draußen, weswegen Timo mich jetzt nach Hause bringen wird.

Mittlerweile diskutiere ich auch nicht mehr ewig mit ihm rum, ob er mich nun nach Hause bringen sollte oder nicht. Zwar bin ich immer noch der Meinung, dass er den extra Weg nicht auf sich nehmen muss, allerdings bin ich auch froh, da das bedeutet, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen können.

Vor meiner Haustür angekommen, bleiben wir stehen.

Keiner sagt etwas, wir stehen einfach da und sehen uns an. Die Stille, die hier und da immer mal da war stört mich mittlerweile auch nicht mehr.

Ich habe beschlossen die Schuldgefühle einfach abzulegen und in Zukunft nur noch ehrlich zu Timo sein. Sodass ich auch keinen Grund mehr habe mich schuldig zu fühlen.

Gefühlt stehen wir jetzt schon stundenlang hier und sehen uns an. Wahrscheinlich ist es erst eine Minute, wenn überhaupt, aber es kommt mir länger vor. Nicht dass das schlimm ist, im Gegenteil.

Als ich sehe, dass Timo sein Gesicht langsam in meine Richtung beugt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich merke wie mein Herz anfängt schneller und stärker zu schlagen.

Ohne zu zögern tue ich es Timo gleich und beuge mein Gesicht ebenfalls in seine Richtung, bis unsere Lippen schließlich aufeinander liegen.

Der Kuss ist sehr zaghaft und kurz, aber dennoch atemberaubend. Nachdem wir uns wieder voneinander lösen, hat Timo das breiteste Grinsen, das ich je an ihm gesehen habe. Ich bin mir sicher, dass es bei mir im Moment nicht anders ist.

“Tschüss, wir sehen uns.“, sagt er, immer noch dieses Grinsen im Gesicht.
“Tschüss, gute Nacht.“, erwidere ich.

Es dauert noch ein paar Sekunden, bevor er geht. Ich bleibe noch kurz stehen und sehe zu wie Timo langsam aber sich im dunkeln verschwindet.

Immer noch über beide Ohren grinsend, öffne ich meine Haustür und laufe durch das Treppenhaus, bis ich vor meiner Wohnung ankomme.

Als ich sehe, dass da jemand vor meiner Tür steht und auf mich zu warten scheint, erschrecke ich kurz.
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Neue alte Zeit| Ufo361 FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt