Kapitel 12

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Als ich auf den Hof laufe, sehe ich Elena schon vom weiten dastehen. Natürlich rauchend, was absolut nicht verwunderlich ist.

Sie ist eine der wenigen Personen, die ich kenne, die genauso viel rauchen wie ich.

Als ich fast bei ihr bin, bemerkt sie mich und kommt sofort auf mich zu.

“Hallo Schatz, wie lief's?“, ruft sie mir gefühlt zu, während sie mir entgegen kommt.
“Ganz gut eigentlich. Er war anfangs sehr gelangweilt, aber das hat sich im Laufe des Gesprächs gelegt.“
“Und meinst du er hat dich erkannt?“
“Ich bin mir nicht sicher.“

Ich tue es Elena gleich und zünde mir ebenfalls eine Zigarette an.

Dann laufen wir zu einem kleinen italienischen Restaurant direkt hier um die Ecke. Wir verbringen unsere Mittagspause dort sehr oft zusammen.

Es ist klein, nicht so viel Betrieb, aber das essen schmeckt köstlich und die Besitzer, ein recht altes italienisches Ehepaar, sind super nett.

Da der Laden nur vielleicht 300m von uns entferngt liegt, sind wir schon nach rund fünf Minuten da.

Drinnen werden sofort herzlich von Massimo, dem Besitzer begrüßt.

“Hallo, ihr zwei. Schön, dass ihr wieder mal da seid.“, meint er mit einem leichten italienischen Akzent.

Er schafft es echt immer wieder mir ein Lächeln in's Gesicht zu zaubern. Ich meine, wir gehen hier nur ab und zu zum Essen hin und er ist so nett zu uns.

Da der Laden abgesehen von einem älteren Paar komplett leer ist, setzen wir uns auf unseren Stammplatz.

Nach einigen Sekunden kommt Massimo wieder zu uns.

“Das übliche?“, fragt er knapp mit seinem typischen Lächeln im Gesicht.

Wir beide nicken. Daraufhin geht er wieder.

“Was machen wir heute?“, beginnt Elena das Gespräch.
“Keine Ahnung, hab nichts geplant.“
“Heute ist Freitag und du hast nichts geplant. Das Interview scheint dich ja noch mehr beschäftigt zu haben, als erwartet.“, meint sie in einer Mischung aus Schock und einem Lachen.

Ich zucke nur mit den Schultern.

“Wir gehen natürlich feiern.“, ergänzt sie in einem Befehlston.
“Ich weiß nicht, ob mir nach Feiern zumute ist.“, gestehe ich ihr.
“Natürlich gehen wir feiern. Auf so 'ne geheime Party, wo man nur hinkommt, wenn man eingeladen wird. Timo wird auflegen.“

Ich schaue sie nur fragend an. Der Name Timo sagt mir was, aber ich hab keine Ahnung wer das sein soll.

“Timo ist der Kollege, der sich nach dir erkundigt hat. Er würde dich gern kennenlernen.“

Seit Jahren versucht Elena vergeblich mich mit irgendwelchen Typen, die so von irgendwo her kennt zu verkuppeln.

Bisher immer erfolglos versteht sich. Mit manchen hatte ich zumindest ein paar Dates, aber der Großteil war von vornherein nicht mein Fall.

Da sie eigentlich immer irgendeinen Typen hat, kann sie meine ewige Abstinenz nicht verstehen.

“Du weißt doch, dass ich eigentlich keinen Typen kennenlernen will.“, meine ich.
“Ja, aber Timo ist besser als die anderen, wirklich. Er würde dir sehr gefallen, da bin ich mir zu 100% sicher.“
“Du warst dir auch die anderen Male immer zu 100% sicher.“
“Ja, die anderen Male habe ich übertrieben, aber dieses Mal ist es mein vollster ernst.“

Bevor ich weiter mit ihr diskutieren kann, bringt Massimo uns Gott sei Dank unser Essen.

Dem Blick, den er mir zuwirft zu urteilen nach, hat er mir grad bewusst aus der Diskussion mit Elena geholfen. Was eigentlich nicht möglich ist. Von der Küche aus kann er unser Gespräch unmöglich gehört haben.

Wer weiß, vielleicht hat er ja einen sechsten Sinn und hat es einfach gespürt. Oder es war einfach ein Zufall, was am wahrscheinlichsten ist.

Ich sollte wirklich aufhören hinter allem eine tiefere Bedeutung zu suchen.

“Bon appétit.“, meint Massimo, während uns unsere Teller hinstellt.

Er lächelt mich noch kurz an, dann verschwindet er wieder in der Küche.

“Wenn du nicht mit feiern kommst, bin ich sauer.“, führt Elena die Diskussion fort.
“Hab ich denn eine andere Wahl als mitzukommen?“
“Nein.“, schießt es sofort aus Elena.

Ohne noch etwas dazu zu sagen, widme ich mich meinem Essen.

Nachdem wir beide fertig gegessen haben, kommt wenige Sekunden auch schon, Guilia, Massimo's Frau und somit ebenfalls Besitzerin des Restaurants zu unserem Platz.

Sie ist trotz ihres Alters eine schöne Frau. Ich will gar nicht wissen wie schön sie als noch jung war gewesen sein muss. Sie hätte damals wahrscheinlich jeden haben können.

Da Massimo mal erzählt hat, dass die beiden schon 40 Jahre verheiratet sind, müssen sie damals so um die 60 gewesen sein.

Ich hoffe, dass ich auch irgendwann mal einen Mann finde mit dem ich so lange verheiratet sein kann und ihn nach all der Zeit trotzdem noch liebe.

“Hallo, ihr zwei begrüßt sie uns freundlich.“, genau wie ihr Mann hat auch sie einen leichten italienischen Akzent.

“Ich übernehme die Rechnung.“, kommt es von Elena, noch bevor Giulia die Rechnung überhaupt in der Hand hatte.

Sie reicht ihr den Zettel. Elena kramt 30€ aus ihrem Portemonnaie und legt es auf den Tisch.

“Schönen Tag euch beiden noch.“, verabschiedet Giulia uns beide.

“Ich zähl heute auf dich. Ich schreib dir dann nochmal, ok?“, meint Elena als wir wieder vor dem Bürogebäude stehen.

Ich nicke nur. Sie umarmt mich noch zum Abschied, dann geht sie schon rein.

Ob es eine gute Idee ist, heute feiern zu gehen? Klar, ich will eigentlich keinen neuen kennenlernen, aber vielleicht könnte es mich ja auf andere Gedanken bringen?

Hoffen wir's...
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Jajajaja neues Kapitel, hoffe es gefällt euch.

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