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[Herr Webers Sicht]
Zusammen mit Leonie gehe ich zu Isabella ins Zimmer. Drei von Isabellas besten Freundinnen sind auch dabei, doch Amelie läuft gleich wieder weinend aus dem Zimmer, als sie Isabella sieht. Jetzt stehe ich da vor Isabella mit ihrer Biolehrerin und Hannah und Antonia, zwei Freundinnen. Sie sieht so hilflos aus mit den ganzen Kabeln und dem Beatmungschlauch. Ich überlege kurz, wie wir mit ihr wieder nach Hause kommen, doch ich verliere schnell die Hoffnung, dass sie so schnell wieder aus der Klinik kommt. ^Naja, fragen muss ich ja sowieso.^, mit dem Gedanken wende ich mich an die Ärztin, die uns hergebracht hat: "Wann wird Isabella denn wieder hier rauskommen? Wahrscheinlich nicht heute oder?" Die Ärztin schaut etwas traurig. "Heute auf jeden Fall nicht mehr, vermutlich in frühestens einer Woche." ^Wie sollen wir das machen? Wir müssen doch nach Hause.^, geht es mir durch den Kopf. Doch im nächsten Moment schreit Amelie von draußen: "Kann ich bitte bei ihr bleiben?!" Ich entgegne ihr schlechten Gewissens: "Aber Amelie, wir müssen doch nach Hause, deine Eltern warten sicher auf dich." "Also von uns aus kann sie gerne hierbleiben und einer der Lehrer auch.", erklärt Frau Engel daraufhin. ^Eigentlich möchte ich ja hierbleiben, aber wahrscheinlich ist es besser, wenn Frau Bauer hierbleibt.^ "Okey, also wenn du das mit deinen Eltern klärst Amelie, dann kannst du von mir aus hierbleiben, aber nur übers Wochenende, dann hast du noch 'ne Woche Schule.", schlage ich Amelie vor. Amelie holt hektisch ihr Handy raus und telefoniert mit ihren Eltern, sie hält mir das Handy hin und ich rede eine Weile mit ihrer Mama. "Amelie, du darfst hierbleiben, deine Eltern bezahlen dir einen Flug am Sonntag. Hannah, Toni, es tut mir leid, ihr müsst wieder mit nach Hause fahren." Die beiden nicken und sehen dabei ein bisschen traurig aus, aber ich denke, das legt sich während der Busfahrt schon wieder. "Leonie, ich dachte, dass du vielleicht bei Isabella bleibst, ich meine, ich würde auch sehr gerne, aber dann seid ihr unter Mädels und ich hab am Montag wieder Schule, du erst am Dienstag." Leonie sieht mich erst an als ich erneut "Leonie?" rufe, sie hat die ganze Zeit auf Isabella geschaut. "Ehm ja, ich kann gerne hier bleiben!" "Na dann, viel Spaß euch beiden! Und passt gut auf Isabella auf! Auch wenn es wahrscheinlich schwierig wird, ich schaue, dass ich Isabella nochmal besuchen komme irgendwann." Somit verabschieden meine beiden Schülerinnen und ich uns wieder, alle drei von uns umarmen Isabella noch kurz, "Isabella, du schaffst das, ich hab dich lieb", flüstere ich ihr zu, obwohl ich weiß, dass sie mich wahrscheinlich nicht hören kann. Mit einer abschließenden Umarmung verabschiede ich mich von Leonie. Ich gebe der Ärztin die Hand und bedanke mich bei ihr für alles, was sie gemacht hat. "Da müssen sie sich nicht bei mir bedanken, sondern beim Herr Seehauser. Frederik, komm mal kurz!" ^Frederik Seehauser? Den kannte ich doch. Aber woher?^ Kurz darauf kommt er auch schon angelaufen, er hat ganz rote Augen, vermutlich hat er geweint. Er hat eine Brille und ist ungefähr in meinem Alter. "Hey, Henry. Lehrer bist du jetzt also geworden?" ,wendet er sich gleich an mich. ^Ah, es ist der Frederik neben dem ich in der Uni saß.^ Eigentlich wollte ich ja Medizin studieren, doch es war mir zu schwer und ich habe das Studium abgebrochen. Dann habe ich an einer anderen Uni in Bonn Lehramt studiert und ein paar Jahre später wurde ich versetzt an die Schule, an der eben auch Isabella ist. Ich war sehr gut befreundet mit Frederik in unserer Unizeit, doch wir hatten seitdem keinen Kontakt mehr. Irgendwie ist es schön, ihn wieder zu sehen. "Hallo, Frederik, ja ich bin jetzt Lehrer geworden und ich muss sagen, mit Schülerinnen wie Isabella macht es mir auch echt Spaß! Und du hast es wirklich geschafft, Arzt zu werden?" Frederik grinst schon wieder ein wenig, "Ja, das glaub ich dir gerne! Ja, ich bin jetzt Arzt, so wie es aussieht." Er zwinkert mir leicht zu, ich glaube es hat ihm gut getan, ein bisschen zu reden. Frau Engel flüstert Frederik zu: "Du Freddy, ich muss jetzt wieder runter in die Notaufnahme, melde dich, wenn was ist, okey? Ciao." Frederik umarmt die Ärztin kurz und sie geht nach unten. "Das war Charlotte, sie ist eine der besten Anästhesistinnen hier. Und hübsch und sehr lieb ist sie auch noch.", teilt mir Frederik mit. Natürlich hab ich es im Gefühl, dass Frederik sie sehr toll findet und da vielleicht auch mehr läuft, aber ich will ihn jetzt nicht überfordern mit der Frage, er hat grade genug hinter sich. Also stimme ich ihm einfach zu. Eigentlich hat die Ärztin Frederik ja geholt, weil er Isabella behandelt hat. Deswegen frage ich jetzt auch: "Frederik, wie geht's denn Isabella? Und was habt ihr alles mit ihr gemacht?" Frederik schluckt kurz und ich habe das Gefühl, er muss seine Tränen zurückhalten. "Freddy, was ist los? Du musst es auch nicht erzählen, wenn es dir so schwerfällt." Doch Frederik fängt trotzdem an zu reden "Doch, doch, ich erzähl es euch beiden schon, ihr habt ein Recht darauf es zu erfahren. Bei mir ist alles gut. Also, Isabella wollte nicht sehr viel von ihr erzählen und sie wollte sich auch nicht untersuchen lassen. Dann ist sie natürlich weggelaufen, zusammengebrochen und auf den Boden gefallen. Daraufhin hat sie erbrochen und ich habe ein CCT angeordnet. Dort hat sich ergeben, dass sie eine Hirnblutung hatte und wir mussten sie sofort operieren. In der OP hat sie sehr viel Blut verloren und ihr Zustand war instabil. Nach der OP hat sie dann sehr schwach geatmet, deswegen mussten wir sie schutzintubieren. Jetzt ist ihr Zustand wieder stabil und wir können sie bestimmt auch bald wieder extubieren. Aber ich will nicht zu viel versprechen."  Natürlich mach ich mir jetzt Sorgen um Isabella, ich streiche ihr zum letzten mal über den Kopf und flüstere ihr zu: "Du schaffst das, Isi." Dann verabschiede ich mich von allen und weise Isabellas Biolehrerin an, dass sie mich anrufen soll wenn etwas ist und dass sie gut auf Isabella aufpassen soll. "Ich muss dann auch weg, die warten auf mich, Leonie du müsstest eh noch mitkommen und Isabellas und deine Tasche holen.", fällt mir ein.

Mein Leben mit der KrankheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt