13. Kapitel: Nachhilfe

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Ich streckte mich, als ich die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht spürte. Ich hab wohl gestern vergessen noch die Vorhänge zu schließen. Bin ich die einzige, die ihren Körper beim Strecken immer so komisch verdrehte? Ich hoffe nicht. Da mein Handy auf dem Schreibtisch lag musste ich aufstehen um danach zu greifen.

Sport am Morgen. Ugh.

"FUCK!", schrie ich auf. Es war schon 15:50 und ich sollte in 10 Minuten bei Zane sein. Gott ich hasse mein Leben, ich bin normalerweise nie unpünktlich. Wirklich nie.

Mason stürmte ins Zimmer da man mich höchstwahrscheinlich im ganzen Haus hören konnte.

"Was zur Hölle ist denn in dich gefahren?!"

"Ich hab in 10 Minuten Nachhilfe in Spanisch bei Zane drüben.", antwortete ich ihm verzweifelt.

"Ich hoffe, dass es nur bei Spanisch bleibt meine Liebe und an deiner Stelle würde ich mich beeilen.", bevor ich ihn wegen seiner zweideutigen Bemerkung mit einem nächstgelegenen Gegenstand abwerfen konnte, verschwand er schon wieder.

In Rekord-Geschwindigkeit zog ich mich an, machte mir einen Dutt und stürmte die Treppen runter in die Küche. Dort angekommen hielt mir mein Bruder schon eine Tasse Kaffee hin. Ich bedankte mich mit einem Lächeln, trank ihn schnell aus und verließ gleich darauf das Haus. Es war heute schon ziemlich kühl. Ich trug eine einfache schwarze Leggins und einen dunkelblauen oversized Hoodie von Adidas.

Ich klingelte und ein genervter Zane öffnete die Tür.

"Du bist 10 Minuten zu spät."

"Dir auch guten Morgen.", meinte ich und ging an ihm vorbei in das Haus.

"Hast du mal auf die Uhr gesehen?", er nahm meine Hand und zog mich hinauf in sein Zimmer.

Zu viel Körperkontakt.

"Ich bin grade mal vor 20 Minuten aufgestanden, Zane.", er sah mich mit einem ungläubigen Blick an.

"Das Wochenende muss ausgenutzt werden.", quittierte ich mit einem Schulterzucken, was nur ein Kopfschütteln seinerseits auslöste.

Er räumte gerade seine Spanischsachen aus als ich seine Aufmerksamkeit wieder auf mich lenkte.

"Zaneee, kannst du mir bitte einen Kaffee machen? Ich kann mich sonst nicht konzentrieren.", ich sah ihn mit einem Schmollmund an.

"Nur wenn du aufhörst meinen Namen englisch auszusprechen."

Ich sah ihn fragend an.

"Erste Ausspracheregel: Das 'z' im spanischen spricht man wie das 'th' im englischen aus. Ich weiß, dass die Meisten meinen Namen falsch aussprechen aber bitte in Zukunft 'Thane' und nicht 'Sane'."

"Ohh..t..tut mir leid", das wusste ich gar nicht. Und warum zur Hölle stotterte ich wieder?!

Er bemerkte das natürlich und musste daraufhin grinsen.

"Gut zu wissen wie nervös du in meiner Gegenwart wirst.", flüsterte er mir beim Vorbeigehen ins Ohr und ging runter.

Warum immer ich? Ich hatte mir doch vorgenommen selbstsicherer zu werden aber bei ihm funktioniert das irgendwie nicht. Okay, neuer Plan. Mason muss mich wieder zum Boxen mitnehmen. Vielleicht hilft das ja. Ich meine, wenn ich mich verteidigen kann und stärker werde steigert sich doch auch mein Selbstbewusstsein oder? Das musste funktionieren! Ich schrak kurz auf als Zane eine Tasse vor mir auf den Tisch stellte.

"Danke.", meine Stimme war leiser als gewollt.

"Fangen wir mal an, ich habe heute nicht ewig Zeit."

Ich glaube wir saßen jetzt schon zwei Stunden dabei und man merkte das Zane langsam verzweifelt.

"So die Fragewörter hast du endlich verstanden, bleibt noch das Konjugieren. Übersetze mir mal diesen Satz: Darf ich dich küssen?", sagte er mit einem breiten Grinsen. Muss er genau so einen Satz wählen? War ja irgendwie klar, typisch Fuckboy nh.

"Ähhm..ich..äh..¿Pueda besarto?", fing ich zögerlich an.

"No, incorrecta."

Ich überlegte eine Weile. Jetzt hab ich es!

"¿Puedo besarte?", grinste ich da ich mir sicher war, dass es diesmal stimmte.

"Si, du darfst.", meinte er während seine Mundwinkel nach oben gingen und er sich langsam über die Lippen leckte.

Warte. WAS?

Er kam mir langsam näher und ich konnte mich irgendwie nicht bewegen.

"W..was..nein.so..so habe ich d-das nicht gem..meint..", ich fing an zu zittern als er mittlerweile nur mehr wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war.

"Tan movediza..", er legte vorsichtig seine Hand an meine Wange und seine Augen musterten mich neugierig.

"Ich bi-bin ni-nicht..unsicher..", ich muss hier so schnell wie möglich weg.

Wie vom Blitz getroffen hüpfte ich auf und ging rückwärts Richtung Tür.

"Das war..ich hab genug gelernt, danke.", ich dreht mich etwas zu schnell um als ich hinaus gehen wollte und stoß meinen Kopf an den Türrahmen.

"Ach fick dich doch du scheiß Türrahmen, wer zur Hölle hat dieses Drecksteil überhaupt erfunden?!", ich rieb mir wütend meinen Kopf während Zane hinter mir nur vor sich hin lachte.

"Der Türrahmen ist ein normaler Bestandteil jedes Hauses, mi corazón.", er musste sich wirklich zusammenreißen.

"Halt deine Klappe!", ich stampfte hinunter und ging nach Hause.

"Was ist den dir über die Leber gelaufen?", fragte mich meine Mutter als ich mich auf die Couch fallen ließ.

"Ich bin gegen den Türrahmen gelaufen und Zane hat mich ausgelacht."

"Hat es wenigstens etwas geholfen, also die Nachhilfe?", sie schmunzelte.

"Ja...", gab ich kleinlaut zu und ging wenig später mit einer Tasse Grüntee nach oben in mein Zimmer. Ich musste die letzten zwei Stunden erstmal verarbeiten. Und das mit ein paar Folgen Haus des Geldes. Manchmal möchte ich auch so schlau wie der Professor sein. Naja, eigentlich immer. Ich meine, wer kommt auf die Idee eine Gelddruckerei zu übernehmen und sein eigenes Geld zu drucken. Vielleicht sollte ich das auch mal probieren... dann hätte ich genug Geld um auszuwandern. Kanada wär mir im Winter zu kalt und Mexiko ist ein Drogenland. Südamerika schon gar nicht, ich hab kein Bock Portugiesisch oder Brasilianisch zu lernen. Bleibt noch irgendwo in Europa. Asien wär sowieso nichts für mich. Gut jetzt brauch ich nur noch einen Plan.

"MASON!"

"Was?!", er wirkte etwas genervt.

"Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einem Überfall der Gelddruckerei geschnappt werde?"

"100,01%"

"Schlecht.", hmm..irgendwas wollte ich noch von ihm. Ach ja!

"Mason, mein allerliebster Lieblingsbruder. Du nimmst mich Montag wieder zum Boxtraining mit.", sagte ich mit überzeugter Stimme.

"Ganz sicher nicht! Ich hab dir schon oft genug gesagt warum und außerdem hast du Montagnachmittag Sport."

So schnell wirst du mich nicht los mein Lieber.

"Du gehst sowieso immer erst am Abend zum Training, ich bin keine 10 mehr und kann auf mich selbst aufpassen und du bist ja auch dabei.", versuchte ich ihn zu überzeugen.

"Nein. Ende der Diskussion.", und schon war er weg.

Dann müsste ich mir etwas überlegen. Masons Freunde würden mich bestimmt nicht mitnehmen, sie würden keinen Stress mit ihm anfangen wollen und mich sofort verpetzen. Ich meine ich könnte auch alleine hinfahren, nur ist da das Problem, dass ich das letzte Mal vor zwei Jahren dort war. Wer weiß ob ich mich noch an den exakten Weg erinnern kann, oder besser noch, was wenn das Studio den Standort gewechselt hat? Ich muss eindeutig Ally um Hilfe fragen.

Die weiß immer was zu tun ist.

May I?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt