Woche 3, Tag 4 - Der verbotene Wald [2/2]

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Draco Pov.:

Es tat wahrscheinlich meiner eigenen Sicherheit und meiner physikalischen Gesundheit gut, dass ich nichts auf Harrys Frage antwortete, obwohl er voll ins Schwarze getroffen hatte.

Ich ging also einfach weiter. Doch außer meinen Schritten, die auf dem Kies knirschten, konnte ich auf einmal keine weiteren mehr vernehmen. "Harry? Nun kommt schon, das wird lustig!" rief ich über meine Schulter nach hinten, und bemerkte dadurch, dass Harry und Hermine stehengeblieben waren. Verdutzt sah ich die beiden an. "Alles in Ordnung?"

Harrys Hand zitterte, als er auf irgendetwas hinter mir zeigte, und Hermine war wie zur Salzsäule erstarrt. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Langsam, als könnte ich so eine Katastrophe verhindern, drehte ich mich um. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen starrte ich auf das, was vor mir lag - Bäume.

Bäume, Sträucher, teilweise kahle Flecken im Gras, und hie und da auch Vögel, die in den Ästen der Tannen saßen. Sonst nichts. "Wollt ihr mich eigentlich -" stieß ich hervor, und drehte mich abermals zu Harry und Hermine um. Meine Kinnlade klappte hinunter, als ich sah, dass die beiden mich ansahen, und sich ein Lachen verkneifen mussten. Vorwurfsvoll und wütend starrte ich Harry an (der es daraufhin nicht mehr aushielt und loslachte), und sogar Hermine kicherte, diese vermaledeite Schauspielerin! Dann konnte auch ich meine Maske nicht mehr aufrecht halten, und brach ebenfalls in so lautes Gelächter aus, dass einige Vögel verschreckt aus den Baumkronen aufflatterten, und in Richtung Himmel davonschwebten.

Als wir uns wieder beruhigt hatten, grinste Harry mich an und hob seine Augenbrauen. "Der Streich ist aber gelungen! Du bist immer noch der selbe Angsthase wie in der ersten. Wie sagtest du vorhin auf dem Weg zum Unterricht, und vor einigen Jahren? 'Mein Vater wird davon hören!"

Komischerweise konnte ich diesen Seitenhieb nur belächeln, da ich mich natürlich daran erinnerte, was für ein Muttersöhnchen ich gewesen war - naja, eher ein Vatersöhnchen.

Aber das war nun vorbei. Durch den Krieg wurde ich unglaublich abgestumpft, auch, wenn ich natürlich immer Angst vor dem dunklen Lord gehabt hatte. Als ich dann jedoch nach der Schlacht um Hogwarts nicht nach Askaban gebracht wurde, hatte ich auf einmal so viel Selbstvertrauen in mich, dass ich meine Angst vor so ziemlich allem verloren hatte.

Wahrscheinlich würde ich nicht einmal mehr ängstlich werden, wenn plötzlich ein großer, wütend aussehender Zentaur hinter mir stehen wurde, der uns alle bedrohen würde. Wobei, um Hermine würde ich mir schon Sorgen machen -

"DRACO! PASS AUF!"

Erschrocken starrte ich Harry an, der panisch mit seinem Finger auf etwas hinter mir zeigte. Dann grinste ich. "Komm schon, zwei Mal auf den selben Witz fall ich nicht rein."

"A-aber Draco!" zitterte Hermine, und klammerte sich an Harrys Hosenbein. Wirklich, die Kleine hatte ein krasses Schauspieltalent.

Als dann jedoch ein Schnauben hinter mir vernahm, setzte mein Herz einen Schlag aus. Blitzschnell packte ich meinen Zauberstab, drehte mich um, und blickte direkt in die dunkelbraunen Augen eines wütend aussehenden Zentauren, der uns mit Pfeil und Bogen bedrohte. Welche Ironie.

"Ach ja? Er soll aufpassen? Warum denn? Etwa wegen mir?" knurrte der Zentaur bedrohlich, und ich hatte bereits einen einerseits guten, andererseita total behinderten Fluchtplan im Kopf - Ich musste mir bloß Hermine schnappen, und dann ... wegrennen. Harry würde das schon schaffen.

Bevor ich meinen Plan jedoch weiter hinterfragen oder ausbauen konnte, verklärte sich der Blick des magischen Wesens vor uns und er lächelte uns drei an.

"Hi! Ich bin Insanus, und ich wäre gerne ein Einhorn. Und wer seid ihr?"

Dieser Zentaur hatte nicht mehr alle Zutaten im Kessel, soviel war klar. Außerdem wandelte sich sein Gemüt anscheinend wie das einer schwangeren Frau - er konnte in dieser Sekunde also noch nett sein, und uns von seinen Hobbys oder seinen Lieblingspasteten-Arten erzählen, und im nächsten Moment trampelte er uns nieder wie ein Büschel Gras.
Also hieß es jetzt schleunigst das Weite suchen.

"Äh - ja, das ist sehr schön, Insanus. (Kurz fragte ich mich, ob sein Name tatsächlich verrückt bedeutete, doch ich hütete mich, ihn das zu fragen) Wir - wir lieben Einhörner, alle miteinander - (Hermine jubelte wie zur Bekräftigung meiner Aussage auf) aber wir, äh ... Wir müssen jetzt leider los, weil wir ... Noch etwas wichtiges zu erledigen haben."

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Harry lebhaft nickte, und ein Grinsen zustande brachte. Dann gingen wir rückwärts davon, nicht ohne weiterhin zu lächeln.

Hermine schlug sich prima, obwohl ich bemerkte, dass sie Angst vor dem großen Mischwesen hatte.

"Was?", lauerte Insane, "Ihr geht schon?" Ohne wirklich auf seine Frage zu antworten meinte ich rasch: "Wir kommen wieder"

Dann flohen wir drei schleunigst.

Irgendwann blieb Harry keuchend stehen, und ich tat es ihm gleich. Im rennen hatte ich Hermine auf den Arm genommen, da sie uns sonst niemals hinterhergekommen wäre. Dafür hatten wir den Zentauren entweder überrumpelt, oder abgehängt. Beides war ziemlich unlogisch, aber da weit und breit kein Insanus zu sehen war ...

"Oh!", stieß Hermine plötzlich erleichtert aus. "McGonagall! Weißt du was? Wir haben gerade einen verrückten Pferd-Menschen gesehen, McGonagall! Weil Draco und Harry in den Wald wollten!"

Ich würde ein Königreich dafür geben, diese Aussage rückgängig machen zu können, denn nun taxierte die wütende Schulleiterin Harry und mich mit ihrem bekannt- berüchtigtem Todesblick.

"Meinen Glückwunsch, Mister Potter und Mister Malfoy. Sie sind somit bis Montag von Unterricht suspendiert. Außerdem erwarte ich innerhalb von zwei Tagen einen Aufsatz über Zentauren und unseren verbotenen Wald."
Das Wort 'verboten' betonte sie dabei hart, was mich zum schlucken brachte. Was war das nur für eine bescheuerte Idee gewesen?

Damit zog McGonnagal ab, und ich konnte mich nicht einmal mehr fragen, was sie so nah an dem Wald zu tun gehabt hatte, denn nun war es Harry, der mich wütend ansah.

"Danke Draco!" zischte er bloß, und rauschte davon.

Hermine verstand nicht so wirklich, was gerade passiert war, und klammerte sich an meinen Hals. "Draco?" fragte sie schüchtern.

"Mhm?" murmelte ich, verlegen auf meiner Unterlippe kauend, und mein Blick schweifte in die Ferne, wo gerade die Sonne unterging.

"Was war da denn los? Hab ich was falsch gemacht?"

Erschrocken sah ich Hermine in die fragenden Rehaugen, und lächelte verzückt. Die Kleine war zu süß.
"Nein, hast du nicht Prinzessin. Weißt du was? Morgen machen wir uns einen schönen Tag, ja? Dann machen wir alles was du willst!"

Hermine Augen glitzerten freudig.

"Alles?"

"Alles."

Wahrscheinlich war das das dümmste Versprechen, das ich jemals jemandem gegeben hatte.

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