Die letzte Verwandlung

6.5K 326 149
                                    

Draco bewegte sich leicht und Hermine zuckte zusammen. Sie steckte den Brief zurück in den Umschlag und versiegelte ihn, so gut es ihr möglich war. Dann legte sie den Umschlag samt Brief neben Dracos Bett und erhob sich.

Sie fuhr sich nervös durch die Haare und blickte in Dracos schlafende Gesicht. Hermine seufzte, biss sich auf die Lippe und verschwand dann aus dem Krankenflügel.

Harry seufzte ebenfalls und öffnete eine andere Tür, die die ganze Zeit nur einen Spaltbreit offen gewesen war.

Er wusste ungefähr was in dem Brief stand, da er Misses Granger kannte und auch darüber Bescheid wusste, dass Draco ihr und ihrem Mann Briefe geschickt hatte.

Harry gefiel Hermines Reaktion nicht sehr. Aber, was hatte er auch erwartet? Natürlich mochte die kleine Hermine Draco. Groß, süß und hat sich viel mit ihr beschäftigt. Aber die große?

Der Schwarzhaarige seufzte erneut. Er würde Hermine wohl irgendwie zu ihrem Glück zwingen müssen.

*

Die Schüler versammelten sich langsam in der großen Halle für die letzte Verwandlung.
Harry stellte sich in die Reihe der zu Verwandelnden Schüler und ließ Draco und Hermine alleine stehen, die beide nicht wussten, wie sie die zwei Wochen überleben sollten.

Draco schwieg und kaute nervös auf seiner Unterlippe herum; Hermine schwieg und starrte Löcher in die Luft. Es war eine Stille von der Sorte bedrückend unangenehm.

Schließlich raufte Draco sich zusammen und meinte mit rauer Stimme: „Danke nochmal für die Nachhilfe, das hat sehr geholfen." Er räusperte sich sofort verlegen und Hermine grinste schief und genau so verlegen wie er. „Kein Problem. Falls du - Falls du wieder Hilfe brauchen solltest, sags mir einfach. Wir hätten jetzt ja auch genug Zeit dafür - wenn Harry uns lässt, meine ich."

Draco konnte den kleinen Hoffnungsschimmer, der in ihm aufkeimte, nicht unterdrücken. „Danke.", lächelte er und Hermine hätte sich am liebsten selbst in den Bauch getreten. Seine Gefühle und Hoffnungen spiegelten sich so klar in seinem Lächeln ab, dass sie Mitleid bekam.

Sie wollte doch nichts von ihm und steckte deshalb in einer Zwickmühle: Sie wollte gerne mit ihm befreundet sein und sich auch so verhalten, wenn sie das aber tat würde er es falsch verstehen und sich weiter Hoffnungen machen - was Hermine wiederum nicht wollte.

Ein unsicheres „Alles okay?" riss sie dann aus ihren Gedanken und sie starrte ertappt in Dracos Augen. „J-ja. Ich bin nur aufgeregt wegen Harry. Seine Kindheit war nicht ganz einfach, aber ich weiß ja, dass du gut mit Kindern umgehen kannst."

Wieder hätte Hermine sich gerne verflucht. Das war doch viel zu ... Liebevoll! Tatsächlich bedeckte ein leichter Rotton seine Wangen. „Was meinst du eigentlich mit 'nicht ganz einfach'?"

Hermine seufzte und dachte an die Geschichten, die sie von Harry gehört hatte. „Seit seine Eltern tot sind hat er bei den einzig anderen Verwandten gelebt - seinem Onkel und seiner Tante. Zwei Muggel, die ihn wegen seiner Magie fast verabscheut und weggesperrt haben."

Draco sah mitleidig zu Harry, der immer noch anstand. „Meine Kindheit war ja auch nicht gerade rosig, aber ich hatte wenigstens meine Mutter."

Hermine, die beide Eltern immer bei sich gehabt hatte nickte. Dann überraschte Draco sie jedoch: „Wir werden ihm eine schöne Zeit machen."

Sie konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen und nickte erneut, diesmal enthusiastischer.

Dann kam Harry an die Reihe. Er atmete tief durch und stellte sich vor Mcgonagall. Sie sprach den Zauber und plötzlich sah sich ein kleiner, schwarzhaariger Junge mit viel zu großer Brille verängstigt in der Halle um.

Hermine ging zu ihm und nahm ihn an der Hand. „Hallo, Harry."

Harry sah sie misstrauisch an. „Wo - wo sind Onkel und Tante?"

„Die sind nicht hier. Sie haben uns gesagt, wir sollen für eine Zeit lang auf dich aufpassen, Kumpel. Das ist doch kein Problem für dich, oder? Du bist doch ein großer Junge.", fiel Draco Hermine ins Wort und Harry lächelte leicht.

Dann sah er wieder vorsichtig zu Hermine. „Sind sie wieder verreist? Normalerweise komme ich dann nämlich zu der Nachbarin."

Draco sah Hermine fragend an, die mit den Schultern zuckte. „Ja, die ... Die hat keine Zeit. Wir sind also da für dich, wenn du jemanden brauchst, ja?"

Harry schien es zu gefallen, weder bei der Nachbarin noch bei seinen unausstehlichen Verwandten zu wohnen, weshalb er nickte.

*

Als die drei endlich der Hütte in Hogsville ankommen, schläft Harry bereits tief und fest in Dracos Armen. „Ooouuuh, bitte, darf ich bitte ein Foto machen?!", quietschte Hermine aufgeregt und wartete Dracos Antwort gar nicht erst ab. Sie huschte ins Schlafzimmer und kam mit ihrer Kamera zurück. Draco ließ das kurze Shooting über sich ergehen und schleppte Harry dann in sein Bett.

Dann macht er ein paar Schritte ins andere Schlafzimmer hinüber und lässt sich ins Bett fallen. „Ach du meine Güte. Ich kann mich erinnern, dass du leichter warst als Harry." Er stutzt kurz und schüttelt dann seinen Kopf. „Ich habs schon wieder getan."

Hermine lächelte leicht als sie das hörte und zog sich im Bad um. „Schon gut. Ich finds süß", klang ihre Stimme gedämpft durch die Tür und Draco seufzte unhörbar leise.

Er dachte viel zu viel nach. Noch immer (und schon wieder) schwirrten schier tausende von Fragen in seinem Kopf herum: Fand sie ihn denn auch süß? Sollte er sich Hoffnung machen? Oder lieber versuchen, die Freundschaft zwischen ihnen nicht zu zerstören? Wenn er sie aber aufgab, würde er nie wieder jemand anderen finden. Er müsste ihr zusehen, wie sie sich verliebte, verlobte, heiratete ... Und er würde immer alleine daneben stehen, ein Lächeln aufsetzen und höflich gratulieren.

Nein, das wollte er nicht. Er würde nicht den selben Fehler begehen, den schon Snape begangen hatte. Hermine war Dracos Prinzessin, und sonst niemandes!

Dumbledores grandiose IdeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt