Kapitel 3

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• Kathi's P.O.V •

"Meine Güte Alex! Konzentrier dich mal!", schrie ich widerwillig meine Freundin durch das Telefon an, während ich elegant über meine Sneaker hüpfte, die ich nach meiner Ankunft achtlos in den Flur geschmissen hatte.

Doch als ich ein bedröppeltes "Sorry..." am anderen Ende der Leitung hörte, tat es mir sofort leid. "Es tut mir leid, es ist nur... aghhh! Ich hab zu viele Klamotten! Wie warm ist es draussen?" "So ca. 25°C würde ich sagen." "Denkst du ein Kleid ist zu aufreizend?"

"Nein. Oh mein Gott! Du musst das Blaue anziehen mit den pinken Blümchen drauf. Das passt super zu deinen Augen. Und bleib mal ruhig, es ist ja schließlich nur ein Eis. ", sagte sie. "Nur ein Eis...", murmelte ich spöttisch.

"Sag mal Kathi... ist es nicht ein wenig spät für ein Eis?", fragte sie skeptisch. "Hm... Hat jemand gesagt, dass man Eis nur Mittags essen durfte?" Ich hörte Alex schmunzeln. Aber sie hatte recht. Wer geht schon Abends um sieben ein Eis essen?

"Alex du, ich muss Schluss machen tut mir leid, aber zieh dir mal mit einer Hand einen Lidstrich. Momentan ähnel' ich Lady Gaga.", sagte ich zu ihr mit einem prüfenden Blick in mein Spiegelbild. Keine Chance. Der musste ab. Dieser Lidstrich war nicht mehr zu retten.

"Okay klar, sag mir wie es gelaufen ist und viel Glück.", ich hörte ein ansteckendes Lachen. "Danke", sagte ich, während ich mitlachte.

Ich beendete den Anruf und warf mein Handy mit Schwung auf mein Bett.

Ich schaute mein Spiegelbild an. Nachdem ich den Lidstrich wieder abgemacht hatte, trug ich nur ein bischen Wimperntusche auf. Den Lidstrich ließ ich einfach weg. Es sollte ja nicht so aussehen als ob ich eine Stunde im Bad gestanden hätte.

Ich strich mir eine noch nasse Strähne hinter das Ohr.

Plötzlich ertönte ein Brummen aus meinem Zimmer und ich erschrak so sehr, dass ich mir auch noch den Lipgloss über die Wange schmierte.

"Hhhh", stöhnte ich. Ich gabs auf. Die Wimperntusche musste reichen.

Während ich mir den Lipgloss abwischte, ließ ich mich auf mein Bett fallen und nahm mein Handy in die Hand.

Ziehst du bitte bitte das blaue Kleid an?

Ach Alex... Ich kannte Alex schon aus Kindertagen. Eigentlich hieß sie Alexandra. Wir kamen zusammen in die 5. Klasse und nach einigen Hoch und Tiefs sind wir jetzt unzertrennlich.

"Die beste Freundschaft beginnt mit einem 'Ich hasse dich' " , hatte meine Mutter immer gesagt. Vermutlich hatte sie Recht.

Nur für dich ;)

Tippte ich schnell und machte mich wieder auf den Weg ins Bad. Als ich in den Spiegel schaute, sah mir ein Mädchen mit blonden Locken und blauen Augen entgegen. Ich zwang mich zu einem Lächeln.

Ich hatte mein Lächeln noch nie gemocht. Es war schief und irgendwie fand ich es gruselig.

Schnell föhnte ich mir die Haare trocken und streifte mir dann das blaue Kleid über den Körper, der, leider Gottes, nicht so perfekt war wie der von Alex.

Doch das Kleid schmeichelte mir.

Wahllos schnappte ich mir eine Handtasche und befüllte sie mit meinem Portemonai, meinem Handy und meinem Schlüssel.

Gerade Rechtzeitig wie sich herrausstellte, denn wenige Sekunden nachdem ich mich wartend auf mein Bett gesetzt hatte, klopfte es zaghaft.

Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch als ich die Tür öffnete. Es wurde auch nicht besser, als ich von einem Paar skeptisch dreinblickenden, grünen Augen gemustert wurde.

Wieder einmal bekam ich seine Grübchen zu Gesicht, als er seinen Mund zu einem amüsierten Lächeln formte. "Süßes Kleid", sagte er zur Begrüßung.

Ich rollte mit den Augen. "Danke", erwiderte ich.

Das Kleid war etwas Besonderes für mich. Ich besaß nur 2 Stück und die zog ich so gut wie nie an. Das eine war schwarz und hatte weisse Highlights, das Andere war dunkelblau und in der Taille eng geschnitten, um dann in sanften Falten zu fallen, bis es kurz vor meinen Knien endete.

Und das trug ich jetzt. Ich kann gar nicht beschreiben wie froh ich war, dass ich mich doch noch für eine leicht durchsichtige, schwarze Strumpfhose entschieden hatte, denn sein skeptischer Blick harrte eine Weile an meinen Beinen aus, bis er zu meinen Haaren wanderte. Ich hatte sie mir nicht geglättet und so kringelten sich nun Locken um meinen Kopf.

Es muss komisch sein für ihn. Vor 2 Stunden hatte ich noch glatte Haare und jetzt sowas. Tja, dachte ich und musste anfangen zu schmunzeln, ich bin halt immer für eine Überraschung gut.

Nun musterte ich ihn. Er hatte eine Jeans an, die der von heute Mittag sehr ähnelte. Nur in der Farbe unterschieden sie sich. Diese war tief schwarz und bildete einen Kontrast zu dem dunkel roten T-Shirt, welches sich über seiner Brust spannte. Zu meinem Bedauern war es nicht so dursichtig wie das weisse und dadurch sah man auch leider nicht seine sexy Tatoos.

Ja, ich konnte es nicht leugnen. Ich fand sie sexy, auch wenn ich vorher nie ein großer Fan von Tatoos gewesen war.

Sie sind für mich wie Kritzeleien die man nicht mehr los wird gewesen.

"Süßes Shirt", entgegnete ich und versuchte sarkastisch zu klingen, während ich mit meinem Kopf in die Richtung seines T-Shirts nickte.

"Danke", sagte er und sein Lächeln wurde noch breiter, als es ohnehin schon war.

Unpredictable |hs|Where stories live. Discover now