Kapitel 8

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"Danke", sagte ich und hielt Alex an, die schon fast aus unserem Haus verschwunden war.

"Wofür?", fragte sie. Ich sah sie an. Es konnte unmöglich sein, dass sie nicht wusste wovon ich sprach. Ich sprach davon, wie sie immer da war und auch jetzt einfach vorbeigekommen ist, um bei mir zu sein.

"Ich ehm...", fing ich an zu stottern, "Also dafür, dass du..." Sie unterbrach mich. "ICH hab zu danken, Kathi. So leckere Supermarkt-Kekse habe ich schon lange nicht mehr gegessen."

In dem Moment merkte ich, dass sie wusste wovon ich rede. "Stimmt, du hast fast die ganze Packung aufgefuttert.", sagte ich und sie fing an zu grinsen.

"Tschüss, schlaf gut.", sagte sie und machte sich auf den Weg. Als sie an der Ecke angekommen war, hob sie noch einmal die Hand zum Abschied und ich lächelte zurück.

Ich schloss die Tür und ging in die Küche, wo ich auf meine Schwester traf. Jen kochte gerne und machte viel besseres Essen als unsere Mutter, deswegen hielt sie sich auch öfter hier auf als sie.

Ich setzte mich an den Tisch. "Willst du auch ein Rührei?", fragte sie mich, als sie meinen Magen knurren hörte. "Ja, gerne.", sagte ich und fing an zu lachen. Ich sah ihr zu, wie sie die Eier aufschlug und mit Schwung in die Pfanne schleuderte. Dann nahm sie sich eine Gabel aus der Schublade und rührte mit soviel Kraft in der Pfanne herum, dass ich mir vorstellen konnte, woher die Kratzer kamen.

Mein Bauch knurrte schon wieder. Erst jetzt fiel mir auf, wie wenig ich heute gegessen hatte. Von drei Kekse konnte man echt nicht satt werden und ich war froh, als das noch dampfende Rührei endlich vor mir stand.

Meine Schwester nahm sich ihren Teller und setzte sich mir gegenüber.

"Und, wie war dein Tag?", fragte sie um mich abzulenken. "Sehr witzig, Jen, wirklich.", ich war nicht in der Stimmung um ihr von meinem Tag zu erzählen.

"Ey...", sagte meine Schwester und streichelte mir behutsam über den Arm. Ich zog ihn weg.

"Och Schnecke", wollte sie mich aufmuntern, "du weisst, dass du mit mir über alles reden kannst?" "Ja", grummelte ich und versuchte ihrem Blick auszuweichen, da ich merkte, wie mir schon wieder die Tränen in die Augen traten.

Sie nahm noch einen letzten Biss von ihrem Rührei, schob dann ihren Stuhl nach hinten und stand auf.

Jen kam um den Tisch herum und schlang ihre Arme von hinten um mich.Umständlich stand ich auf und versank in einer herzlichen Umarmung.

Jen strich mir sanft über den Rücken und es fühlte sich an, als machte das alles besser, als wäre meine kleine Welt wieder heil. Ich merkte, wie mir die Tränen aus den Augen tropften, aber ich versuchte nicht, sie zurück zu halten.

"Er ist ein Arschloch.", flüsterte sie mir ins Ohr. Woher wollte sie das wissen? "Woher willst du das wissen?" "Ganz einfach, wenn er meine kleine Schwester zum weinen bringt, ist er ein Arschloch." Ich musste lachen.

Ich hatte mein Zeitgefühl verloren, aber irgendwann setzten wir uns wieder hin. Ich strich mir die Haare hinter die Ohren und aß mein mittlerweile kaltes Rührei weiter.

"Wie war dein Tag so?", fragte ich, um von mir abzulenken. "Mein Tag war grandios", fing sie an zu schwärmen und ich wusste, was jetzt kommen würde. "Er ist einfach toll! Er behandelt mich wie sein Ein und Alles, er nimmt Rücksicht auf mich, er lässt mir immer den Vortritt und...", sie beisst sich auf die Lippe, "er ist ein verdammt guter Küsser. Mensch Kathi, jetzt weiss ich, was ich alles bei Nick vermisst habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell wieder jemand Neues finden werde, aber Liam ist einfach perfekt. Er lässt mich fühlen, als wäre ich seine Prinzessin."

Ich sah sie an. Jen sah so glücklich aus, ihre Augen strahlte, wenn sie von ihm erzählte und sie konnte nicht mehr aufhören zu lächeln. Ich zwang mich zurückzulächeln. Aber anscheinend war ich nicht so erfolgreich, denn Jen's Lächeln erlosch.

"Willst du morgen zu der Party kommen?", fragte sie. Was? Welche Party? Normalerweise ging ich nicht auf Partys. Ich hasste sie. Da waren immer so viele Menschen und alle waren früher oder später betrunken. Und dann knutschten die meisten mit irgendwelchen Leuten rum, die sie nicht kannten. Nein, Partys waren nicht so meins.

"Nein, aber danke für die Einladung." Ich lächelte sie an. "Was machst du morgen Abend?", fragte sie, ohne auf meine Frage einzugehen. "Ich ehm...", stotterte ich, "Nichts."

"Also bist du Zuhause?", fragte sie weiter. "Ja", entgegnete ich, auch wenn mir nicht ganz wohl bei der Sache war. "Super!", schrie sie mich an, "Dann kommst du ja doch zur Party." "Nein Jen, ich habe dir doch gerade gesagt" "Papperlapapp"; unterbrach sie mich. "Du kommst. Die Party findet nämlich hier statt. Du hast also gar keine andere Wahl."

O Gott. Sie hatte Recht, hatte ich wirklich nicht. Ich sah sie erschrocken an, aber sie grinste nur. Bei Alex Zuhause konnte ich momentan nicht sein, ihre Familie renovierte gerade das Haus.

Aber morgen werden ihre Eltern noch einmal auf sie verzichten müssen, weil morgen brauchte ich Alex hier. Bei mir.

Denn alleine, werde ich das nicht schaffen.

Unpredictable |hs|Where stories live. Discover now