7.

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POV. L.M.

Ein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase, weshalb ich langsam meine Augen aufschlage. Das dunkelgrüne Licht vom See hinter der großen Glaswand und die brennenden schwarzen Kerzen sorgte für, etwas, Helligkeit im Raum. Mein Blick gleitet durch diesen und bleibt an dem Sessel, vor dem Glas, hängen, von welchem eine Rauchwolke zur Zimmerdecke schwebt. Müde versuche ich aufzustehen, was allerdings schwieriger ist als erwartet, da jemand halb auf mir drauf zu liegen scheint. Kein Wunder, dass ich das nicht sofort bemerkt habe, aufstehen ist nicht wirklich meine Sache. Ich schaue mir den Kopf des schweren Etwas', welcher auf meinem Bauch gebettet ist, genauer an. Behutsam streiche ich die längeren braun-orangenen Haare aus seinem Gesicht. Er sieht echt goldig aus, wie ein unschuldiger kleiner Junge, mit seinen verwuschelten Haaren, welche ihm die Sicht versperren, was auch der Grund ist, warum er sie immer mit einem Stirnband zurück hält. Ein tiefes Schnaufen ist zu hören, der Kopf hebt sich leicht und zwei müde smaragdgrüne Augen schauen mich, zwischen mehreren Haarsträhnen hindurch, schläfrig an. „Morgen", japst er und legt seinen Kopf wieder auf meinen Bauch. „Morgen Sunny, bin ich so bequem?" Joshua nickt nur leicht als Antwort, offensichtlich wollte er gerade nicht aufstehen. Inzwischen munterer schaue ich mich nochmal um und bemerke auch den Rest von uns. Scott, welcher, ebenfalls auf der Couch, dicht an Joshua ran gekuschelt liegt und seinen Kopf auf dessen Rücken abgelegt hat.
Jake, der eingekugelt unter dem Tisch schläft.
Liam und Andy, die beiden sind gleich auf den Stühlen, die um den Tisch stehen, eingepennt.
Und Steve und Charles welche, alle viere von sich gestreckt, einfach am Boden liegen.
"Sie wissen nie wann es genug ist", erklingt die Stimme von Samuel aus dem rot-blau karierten Sessel. "Aber sie hatten, offensichtlich, noch Spaß. Ist doch schön", antworte ich und mein Blick wandert vom Sessel zum See hinter dem Glasfenster.

Wir waren in einem bestimmten Raum, in einem geheimen Raum, um es genauer zu sagen. Es war nämlich einer, den wir selbst vor zwei Jahren genau erschaffen haben, für unsere Sitzungen, oder besser gesagt Nachtpläne, welche auch unter ‚Abendplänen' bekannt sind. Hier kommen wir regelmäßig her und naja, hängen ab, trinken, spielen, reden, was man halt so macht unter Freunden. In diesem Raum, vor der durchsichtigen Scheibe, steht ein kleiner Beistelltisch, auf welchem zwei schwarze Kerzen platziert sind, und der karierte Sessel, welchen wir von Liam's Oma bekommen haben. Einer meiner Lieblingsplätze, von dort kann man nämlich das Wasser des Sees beobachten, das beruhigt unheimlich. An der linken Wand, von der Tür aus, steht unser aufklappbares rotes Sofa mit den schwarzen Kissen und den ebenfalls schwarzen und dunkelroten Decken darauf, dieses haben wir, samt Decken und Kissen, auch von Liam's Oma bekommen. Also es hat auch einen leichten Oma Stich, wie der Sessel, aber es ist dafür total weich und gemütlich. Rechts an der Wand steht ein großes Bücherregal, ja manche von uns nutzen diesen Raum auch zum lesen und lernen. Neben diesem Regal ist noch eine Tür welche in ein weiteres Zimmer führt mit Dusche, Klo, Waschbecken, Abfalleimer und einer Kommode mit Handtüchern und ein paar Kleidungsstücken von uns allen.
Das Hauptzimmer wird von einem großen grünen Teppich eingenommen auf diesem steht 3 Meter von der Tür entfernt unser großer Holztisch mit den Stühlen. Ungefähr in der Mitte des Raumes haben wir Platz gelassen, da manche Spiele auch auf dem Boden gespielt werden. Auf dem Tisch und in einem größeren Fach im Schrank mit den Büchern, stehen ebenfalls noch mal schwarze Kerzen.

"So viel Spaß, dass sie offensichtlich erst heute Nachmittag aufwachen werden", Chris kommt schmunzelnd mit einem großen Tablet ins Zimmer, "Ich habe einen riesengroßen Hunger. Ihr auch? Die Portion sollte zumindest für uns drei reichen." Leicht lache ich auf: "Erstmal guten Morgen Chris, zum zweiten, ja! Ich habe Hunger." Samuel erhebt sich aus dem Sessel und steigt, beim Weg zum Tisch, gekonnt über Steve drüber: "Ich schließe mich liebend gerne der Frühstücksgesellschaft an." Chris blickt zu mir, dann zu Joshua und Scott und plötzlich umspielt ein Schmunzeln seine Lippen: "Wie kommst du eigentlich an dein Essen ran? Immerhin ist der Tisch hier vorne." "Wie? Ich dachte jetz schon, dass du mir mein Essen solange hältst bis ich fertig bin", gespielt empört schaue ich ihn an. Chris blickt mich immer noch schmunzelnd an: "Des schaffst du schon, mach aber schnell, sonst ist dein Essen weg." "Ich bin ja schon dabei." Ich greife nach dem Kissen, welches unter meinem Kopf liegt und versuche vorsichtig meinen Bauch, durch ein echtes Kissen für Joshua auszutauschen. Sachte hebe ich seinen Kopf an, rutsche schnell mit meinem Körper weg und lege den Ersatz hin und bette seinen Kopf darauf. Puh, alles gut gegangen. Vorsichtig stehe ich auf und geselle mich zu den anderen.

„Was habt ihr heut noch vor?", fragend schaue ich zu den anderen beiden. Samuel zuckt mit den Schultern: „Ich denk mal ich werd Julie aus dem Weg gehen. Charles und sie wollten heute in der Früh trainieren. Wie man aber sieht, hat der werte Herr es nicht geschafft, bedeutet sie wird ihn suchen und jedem auf die Nerven gehen." „Du hast sie ja richtig gern", ich grinse ihn schelmisch an. Chris fängt auch an zu schmunzeln: „An deiner Stelle würd ich das Selbe tun. Wenn Sean wütend ist, ist sie ja schon unerträglich. Aber wenn es um Charles geht, ist sie wie eine tickende Bombe." „Ein sehr guter Vergleich, mich würde es wirklich nicht wundern, wenn wir ihn einmal tot auffinden würden, nach einem ihrer Diskussionen", Samuel beißt schulterzuckend in seinen Toast hinein, „Ich mein nur, wenn er jemals ermordet aufgefunden wird, sie ist die erste Verdächtige." Leicht schmunzelnd nehme ich einen Schluck von meinem Tee. Er hat vermutlich recht. Die beiden waren wie ein verheiratetes Ehepaar. Charles machte immer irgendetwas falsch in Julie's Augen, sei es, weil er etwas vergaß, etwas tat oder einfach etwas sagte. Sie fand über all etwas, was sie aufregte. Charles hingegen sucht immer einen Weg um sie zu ärgern und nimmt immer die Möglichkeit die ihr am meisten auf die Nerven gehen würde. Und trotz allem, den ganzen Streitereien, den Diskussionen die Schimpfereien und des Geschreis. Die beiden vertragen sich immer wieder. „Irgendwie wären sie ja schon ganz süß zusammen", Chris schaut verträumt auf seinen Joghurt. „Bitte was?", verwundert schaut Samuel ihn an. Auch ich war nicht überzeugt von seiner Aussage: „Die zwei als Paar? Chris, ganz ehrlich, die würden sich am Ende noch vergiften." Chris schaute zu uns hoch und zuckte mit den Schultern: „Mag sein, dass es nicht perfekt wäre und es oft zu Streitereien kommen würde. Aber habt ihr schon mal die Beiden zusammen genau angesehen? Wenn sie in einer hitzigen Diskussion sind? Es ist so viel Anziehung zwischen den beiden, du siehst Leidenschaft in ihren Augen." „Ich glaub du liest echt die falschen Bücher Warrington", Samuel schaut schmunzelnd zu Chris. „Das is wieder dieses typische Romanzen Gerede, können wir des Thema wechseln, bevor Romeo noch aus dir heraus bricht und über Liebe singt?", gespielt genervt stöhne ich auf und schaue ihn mit Hundeaugen an. Chris hebt abwehrend die Hände vor seinen Körper: „Is ja gut. Bei Salazars Wille, ihr zwei seid echt furchtbar. Ich hab's ja nur kurz mal erwähnt, dass war noch nicht mal romantisch, aber gut, wechseln wir das Thema. Ich hab heut nichts vor außer vermutlich zu lernen. Und Jake dazu zu bekommen mit zu machen." Bei dem letzten Satz schaut er unter den Tisch und auf die Kugel namens Jake, welcher friedlich schläft. „Vorausgesetzt er wird heut noch wach", fügt Samuel hinzu und schaut am Ende zu mir, „Lysan, wie geht es eigentlich deiner Mutter?" Kurz überfordert von der Frage und dem plötzlichen Themenwechsel, schau ich ihn verdattert an. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht überrumpeln, hätte nicht fragen sollen", Samuel schaut verlegen zu mir. Schnell versuche ich es zu überspielen und mich wieder zu fangen: „Nein, nein, alles gut. Ich war nur kurz mit dem Themenwechsel überfordert. Ihr geht es soweit ganz gut, der Sommer und die Sonne tut ihr immer gut. Danke der Nachfrage, du kannst übrigens gerne in den Ferien vorbei kommen. Dad hat nach dir gefragt." Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich verwundert an: „Dein Dad erinnert sich an mich? Ich war erst einmal bei euch, zwar für n paar Tage, aber es waren jede Menge andere da." Chris fängt an zu lachen: „Rax vergisst nie ein Gesicht oder einen Namen. Ich hab einmal meine kleine Schwester mitgebracht und seitdem fragt er jedesmal, wann sie wieder kommt." „Jap, weshalb du quasi verpflichtet bist wieder zu kommen, er hat sich sogar gemerkt, was du nicht zum Essen magst. Den das is das Wichtigste: Durch Essen machst du dir Freunde. Sein Leitspruch", lächelnd zitiere ich das Motto meines Vaters. Er ist ein Starkoch in der Muggel Welt und liebt Essen. Am liebsten, neben seinen Tieren und magischen Tierwesen, bereitet er Essen zu. Seine Lieblingsweise um seine Liebe auszudrücken. „Steht der Spruch sonst noch wo außer in eurer Küche?", Chris schaut mit fragend an. Ich schmunzle leicht: „Im Schlafzimmer hängt er auch, Mum hat ihm davon ein Bild anfertigen lassen und es als Überraschung zum Hochzeitstag über ihrem Bett aufgehängt." Samuel grinst mich breit an: „Deine Eltern sind schon n bisschen verrückt." „Aber nur ein bisschen, von wo sollte ich es den sonst haben", ich zwinkere ihm zu, „Ich geh mir jetzt auf jeden Fall noch einen Tee holen, wir sehen uns später." „Jo, bis dann und grüß Hisby von mir", verabschiedet sich Chris von mir. Ich sehe noch wie Samuel mir zunickt bevor ich unseren Raum verlasse und mich auf den Weg Richtung Küche begebe.

Can you love me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt