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Auf dem Weg dorthin schlendere ich durch die Gänge. Es ist ziemlich ruhig und leer, die meisten Schüler sind wohl draußen unterwegs oder lernen für morgen. Wir haben gerade mal 13:30 Uhr an einem Sonntag, praktisch wenn die Schule am Wochenende anfängt, dann haben wir immer erst mal frei. So können wir entspannt starten und andere können den Tag noch verschlafen bevor der Stress wieder beginnt.

„Der wird schon irgendwo auftauchen. Beruhig dich Julie", höre ich eine Stimme aus einem Gang weiter vorne. „Mich beruhigen? Ich bin ganz ruhig!" Julie Sean und ihre Freundinnen. Interessiert, über was genau sie reden, lehne ich mich lässig an die Mauer und warte auf sie. „Also als ruhig würde ich das nicht bezeichnen, du wirkst ziemlich...", unterbricht sich Jane Potter selbst, als sie zusammen mit Julie Sean und Tina Fawk, um die Ecke biegt und mich sieht. Was mich ehrlich gesagt leicht, nur ganz leicht, zum grinsen bringt. „Na Potter, bin ich so atemberaubend, dass es dir glatt die Sprache verschlägt?", frage ich sie kokett grinsend, welches sogar noch breiter wird, als ich sehe wie sie rot anläuft. Die Jägerin der Löwen verdreht sichtlich genervt die Augen: „Was willst du Malfoy?" „Ich? Ach, ich habe nur per Zufall etwas von eurem Gespräch mit bekommen, Sean. Und, da frag ich mich selbstverständlich, ob ich den edlen Damen helfen könnte. Es wäre mir nämlich eine Freude", erwidere ich charmant und verbeuge mich am Ende leicht. Meine Worte haben Wirkung gezeigt, Jane wurde noch röter als eh schon und sogar bei Fawk und Sean war eine leichte Röte zu sehen. Letztere räuspert sich sichtlich nervös und versuchend normal zu antworten: „Ähm, ich suche Waslon...ich meine Walson. Hast du ihn gesehen?" Ihre Stimme war höher als sonst, was mich sichtlich amüsiert. „Es tut mir wirklich leid euch dies mitteilen zu müssen, aber Charles ist momentan...verhindert. Ich werde ihm aber ausrichten, dass die werte Dame ihn sucht", damit verbeuge ich mich, gehe an ihnen vorbei und drehe mich aber dann doch nochmal kurz um, „Ach und vielen Dank für den tollen neuen Spitznamen für Waslon. Einen schönen Tag noch Ladies." Ich zwinkere ihnen zu und biege in den nächsten Gang. Damit wär das Morgen-Flirten auch schon erledigt.

Während ich in der Schulküche auf mein Getränk warte, grinse ich vor mich hin, ich finde es immer noch amüsant, dass die drei rot wurden. Es war selten, dass Fawk rot wurde oder das du Sean so nervös siehst, ich bin wirklich gut und bei dem Gedanken schleicht sich ein selbstsicheres Lächeln auf mein Gesicht. Besonders schön an zu sehen war Potter's Gesicht, man hätte es wirklich mit ihren Hausfarben vergleichen können, diese Röte steht ihr wirklich gut, sie sieht damit wirklich süß aus. „Ihr Tee, Miss Lysan", spricht mich einer der Hauselfen an und reicht mir die Tasse. „Vielen Dank Hisby. Ich werde später vermutlich noch mal kommen. Und ich soll dir schöne Grüße von Chris sagen", bedanke ich mich bei ihm und nehme mein Getränk entgegen. „Oh, vielen Dank, sagen sie schöne Grüße an Mister Christian", Hisby schaut mich verwundert, aber fröhlich lächelnd an. „Richt ich ihm aus", erwidere ich und begebe mich aus der Küche. Schon seit Anfang meines ersten Jahres bin ich sehr oft hier gewesen. Hab mir Trinken geholt oder Essen. Da ich ziemlich oft hier war, kannten die Hauselfen mich beim Namen, sowie ich einige von ihren. Auch wenn viele nicht nachvollziehen können, warum ich so nett zu ihnen bin, wie zum Beispiel Jake und Scott, man kann jetzt nicht sagen, dass wir deswegen oft streiten, nein wir diskutieren nur. Beziehungsweise mit Jake meide ich dieses Thema. Es ist eins von denen, worüber wir nicht mit ihm reden, da wir wissen, wie seine Meinung dazu ist und dass er sie nicht ändern wird. Scott hingegen ist dem Ganzen gegenüber schon offener geworden. Er kommt aus einer Reinblütigen Familie bei welcher Hauselfen sämtliche Arbeiten verrichten und diese nicht als gleich angesehen werden. Durch unsere Diskussionen behandelt er sie inzwischen zum Glück besser.

Mittlerweile bin ich draußen angekommen und begebe mich zu der Bank, auf welcher Samuel und ich immer sitzen. Ich schließe meine Augen und genieße die Sonne auf meiner Haut. Es war ein angenehmer September Tag. Nicht mehr so warm, wie noch eine Woche zuvor. Ich spürte wie ein leichter Wind durch die Blätter des nahegelegenen Baumes wehte und sie zum Rascheln bringt. Ein Vogel zwitscherte vergnügt vor sich hin, es klang wie ein Lied. Als ob er ein Konzert für sein Umfeld geben möchte. Ich öffne meine Augen und suche den kleinen Musikanten. Er sitzt auf einem kleinen Ast im Baum und bläht seine Brust auf. Seine Augen funkeln vergnügt und er sperrt seinen Schnabel ganz weit auf. Aus diesem kommen immer  noch diese schönen Melodien, die nach Aufmerksamkeit seiner Freunde rufen. Doch kein anderer Vogel ist in Sicht. Dafür eine kleine Spinne. Sie krabbelt einen Ast weiter hektisch hin und her. Lässt sich an ihrem Faden hinunter und zieht sich wieder hoch. Die Kleine spinnt und spinnt Faden für Faden, um sie an den Ästen zu platzieren um ihr Nest fertig zu stellen. Entspannt schließe ich meine Augen und seufze entspannt auf. Wenn ich mich nur auf diese kleinen Dingen konzentriere, scheint alles andere so unwichtig. Es scheint alles so unbedeutend. Und als ob ich immer noch bei uns zuhause wäre, als ob ich immer noch bei uns im Garten sitzen würde. Ich vermisse es sehr. Das kleine Häuschen, welches immer nach dem himmlischen Essen meines Vaters duftet. Den Garten mit den selbst gepflanzten Blumen meiner  Mutter, welche sie stets hegt und pflegt. Die schönen, grünen Wiesen, welche ewig reichen und das Häuschen umgeben. Der Wald hinter den Wiesen, welcher geheimnisvoll schimmert und viele gemütliche Plätze besitzt. Und was diese ganze Idylle noch toppt sind die magischen Geschöpfe und Tiere, welche dort über all hausen. Ich vermisse sie sehr. Die Länder von Hogwarts sind zwar sehr schön und man kann hier viel unternehmen. Jedoch kann nichts an unser Territorium heran kommen. Den was bringt ein Ort wenn er nicht belebt ist. Unsere ganzen Wiesen, unser Wald, der Garten und auch das Haus, nichts davon wäre so schön wie es ist, wenn wir keine magischen Geschöpfe oder Tiere hätten. Ich seufze leise auf und nehme einen Schluck von meinem Tee. Die Wärme erfüllt mich und ich sehe wieder zum kleinen Vogel im Baum hinauf. Alles wirkt so friedlich, sodass man fasst die Welt um sich herum vergisst. Leider hört diese sich nicht auf zu drehen und die Zeit bleibt nicht stehen. Ich seufze auf. Morgen ist wieder Montag und somit beginnt der erste Schultag in meinem fünften Jahr. Leider damit auch der Lernstress. Erneut aufseufzend trinke ich den letzten Schluck aus meiner Tasse und erhebe mich. Mein Blick wandert noch einmal zum Baum hinauf bevor ich mich auf den Weg zur Küche mache.

Nachdem ich mir meine Tasse in der Küche auffüllen lies, wandere ich nun durch die engen Gänge von Hogwarts auf der Suche nach einem ruhigen Ort. Ab und an treffe ich auf ein paar vereinzelte Schüler. Die meisten sind bei diesem schönen Wetter draußen auf dem Gelände von Hogwarts. Kein Wunder, sie genießen die Ruhe vor morgen. Leicht schmunzelnd, wegen ein paar aufgeregt vorbei huschenden Erstklässlern, biege ich um die Ecke und bleibe abrupt stehen. In einem der Bögen zum Schulhof hin, sitzt Jane Potter auf einer Mauer und weint. Verwirrt und überfordert blicke ich zu ihr. Was soll ich machen? Nervös kratze ich mich am Hinterkopf. Dies ist wirklich eine äußerst unangenehme Situation. Ich bin ziemlich schlecht im Trösten und habe ja eigentlich kaum engen Kontakt mit ihr. Jedoch kann ich sie auch schlecht hier alleine und verloren sitzen lassen.

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