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So dann setzt euch mal wieder hin und seid leise", Jane schaut lächelnd auf die versammelte Truppe, heute erfahren wir, was passierte als sich die Wege von Lysan und mir wieder gabelten und schauen hinter die Kulissen von einem trickreichen Plan eines Hufflepuff, welcher von einer Slytherin mit List ausgeführt wurde."

Es hatte einige Wochen gedauert, bis Lysan und ich wieder miteinander zu tun hatten. Seit sie mich getröstet hatte gingen wir uns beide aus dem Weg, so gut es ging. Was gut so war, immerhin war mir die Sache sehr unangenehm. Ich bin zwar nicht so emotionslos wie die Malfoys, jedoch weine ich nicht gern vor anderen und schon gar nicht vor ihr. Wie peinlich. Deswegen ist es gut, dass sie mich ignoriert, auch wenn das nur ich so sehe. "Zuerst macht ihr rum und jetzt ignoriert ihr euch. Unglaublich! Entscheidet euch endlich mal!", Julie schiebt sich empört einen weiteren Löffel ihres Müsli in den Mund, während sie aufgebracht zu mir schaut. Sie hat, seit dem sie von dem Zwischenfall mit Lysan und mir gehört hatte, eine ganze Woche lang, nicht mit mir geredet. Aus Protest, weil ich ihre erste wichtige Regel gebrochen hatte: Finger weg von Slytherins! Und nun ist sie zwischen sarkastischen Kommentaren und wütende Lektionen hin und her gerissen, da sie mich zum einem, als Freundin unterstützen möchte, auf ironische Weise, jedoch Lysan absolut nicht ausstehen kann. "Wie oft noch, sie hat mich nur getröstet, mehr war da nicht. Und bitte ruf es noch lauter, ich glaube die Ravenclaws und Slytherins haben dich noch nicht gehört", entgegnete ich zickig, weil mittlerweile auch die Jungs unserem Gespräch lauschten und ich weder darauf, noch auf das Thema "Lysan" Lust hatte. Als sich auch noch Stanley zu uns rüber lehnte und fragte, über was wir eigentlich so spannendes reden würden, reichte es mir endgültig. Weswegen ich mein Sandwich auf meinen Teller schmiss, aufstand und mit schnellen Schritten die große Halle verließ.

Ich wusste genau, dass Stanley mich später noch mehrmals fragen wird, was los war und dieses Wissen regt mich jetzt schon auf. Wieso mussten die sich immer über all einmischen. Diese super tollen Ratschläge, weil sie natürlich alles besser wussten. Ich mochte meine Freunde wirklich gerne, jedoch regten sie mich im Moment wirklich auf. Ich brauchte keine Hilfe von ihnen, nur weil sie in Sachen Liebe mehr Erfahrung haben als ich. Im Moment wollte ich einfach nur alleine sein. Mich beruhigen und über alles nachdenken. Die Sache mit John nimmt mich immer noch mit und mein Interesse an Lysan macht das ganze nicht einfacher. So viele Gedanken stürzen auf mich ein, als ob sie mich zu Boden reißen und es mir schwer machen zu atmen. Meine Schritte verschnellerten sich unbewusst und ich stürzte schon fast um die nächste Ecke, mit dem Ziel schnellstmöglich in meinen Schlafraum zu kommen. Jedoch kam ich nicht weit.

Ich spürte wie mich jemand an der Hand in einen Raum zog, die Tür mit einem lauten Knall geschlossen wurde und ich mit Wucht dagegen gedrückt wurde. Eine Gestalt hielt mich fest im Griff und wirkte durch das wenige Licht im Raum noch bedrohlicher. "Wie viel hast du gehört?", die Stimme war emotionslos und scharf. Es klang als könnte sie Papier schneiden, weswegen ich versuchte mich noch mehr gegen die Wand zu pressen, um so viel Abstand zwischen uns zu bringen, wie möglich war. Der Griff um meinen linken Oberarm verstärkte sich: "Ich habe dich was gefragt, wie viel hast du mitbekommen, Potter?" Wieder diese schneidende Stimme, welche die Stille zerriss und mich schwindlig werden lies. Sie kam mir bekannt vor und dennoch kannte ich sie nicht. Wer war das nur und was wollte er von mir? Ich wollte irgendwas sagen, meinem Gegenüber klar machen, dass ich nichts wusste und er mich gehen lassen soll. Ich wollte mich wehren, ihn schlagen, einfach etwas machen. Jedoch konnte ich nicht, die Angst war zu groß. Ich spürte wie ich anfing zu zittern und mir kälter wurde. "Ach verdammt!", mein Gegenüber fluchte leise und löste den Griff um meinen Arm, um Licht in diesem dunklen Raum zu machen.

Mein Mund öffnete sich vor lauter Entsetzen, als ich sah wer vor mir stand und mich immer noch gegen die Holztüre, eines leer stehenden Klassenzimmers presste: Lysan Malfoy. "Jetzt komm gefälligst runter und hör auf zu zittern Potter! Ich bin's nur, kein Typ der dich vergewaltigen will. Also beruhig dich endlich und antworte mir, verdammt nochmal! Wie kann man nur so anstrengend sein. Hör auf mich anzustarren, verflixt! Zum dritten Mal, wie viel hast du gehört?!", sie stand vor mir und starrte mich genervt an. Ihre schimmernden Sturmgrauen Augen fixierten mich und ihre linke Augenbraue war fragend hoch gezogen. Nun wand sich meine Angst in Nervosität um: "Ähm...also, ich, ich weiß nicht von was du redest." "Veraschen kann ich mich selbst Potter! Hör auf mich zum Narren zu halten und sag mir gefälligst die Wahrheit!", ihre Worte ließen mich zusammenzucken und sie wirkte nun sehr angepisst. Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter, die Angst war wieder da. "Bitte, du, du musst mir glauben. Ich war in Gedanken, ich habe nichts mitbekommen. Ich, ich habe dich nicht mal gesehen. Das ist die Wahrheit, bitte, ich verspreche es." Lysan schaute mich skeptisch an: "Du hast also nichts gehört?" Ich nickte schnell. "Hm, Samuel meinte, dass du öfters mal nicht ganz in der Realität bist...also werd ich deinen Worten mal Glaube schenken", ich atmete vor Erleichterung laut aus, jedoch verspannte ich mich wieder und schloss vor Schreck meine Augen, als Lysan mir näher kam. Zu nahe. Ich spürte ihren Atem in meinem Ohr und auf meiner Haut. Ihre Stimme hinterließ Gänsehaut, "Wenn du mich jedoch angelogen haben solltest, wirst du es bereuen. Dafür werde ich sorgen, Potter." Mit diesen Worten schob sie mich von der Tür weg und verlies den Raum, dass Licht welches diesen erhellt hatte, nahm sie mit und lies mich im dunklen zurück.

Es dauerte einige Minuten bis ich aus meiner Starre erwacht war und mich wieder bewegen konnte. Immer noch verwirrt, versuchte ich das Geschehene zu verarbeiten. Lysan war mir gerade sehr nahe gekommen, ich konnte sogar ihren Duft riechen. Sie roch so gut, nach Pfefferminze, Whisky und Rauch. Mein Herz schlug schneller. Es war eine angenehme Nähe gewesen, jedoch waren ihre Worte alles andere als angenehm. Als ich daran dachte und es mir nochmal durch den Kopf gehen ließ, lief mir eine Gänsehaut den Körper hinunter. Sie war wie ausgewechselt gewesen. Als ob ein anderer Mensch vor mir stand. Nicht die charmante, selbstsichere, verführende und freundliche Lysan. Diese war kaltherzig, wütend, arrogant, furchterregend und bestimmend. Ist das ihre natürliche Art? Oder lag es nur an der Tatsache, dass sie dachte, ich hätte etwas belauscht. Ich schloss meine Augen und dachte daran zurück wie bestimmend und aggressiv sie mich gegen die Tür gepresst hatte. Ich war ihr vollkommen ausgeliefert. Mir wurde ganz warm in meinem Gesicht und auf meiner Haut.

Hektisch öffnete ich sie wieder. Ich muss so schnell wie möglich aus diesem Raum heraus. Stürmisch öffnete ich die Tür und rannte weit weg von dem Ort des Geschehens.

Can you love me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt