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POV T.F.

„Wo zur Hölle ist dieser Idiot! Wir wollten um 14:00 Uhr mit dem Training anfangen! Um 14:00 Uhr!", schreiend und mit verschwitzten Quidditch-Klamotten kommt Julie in unseren Schlafsaal gestürmt. Ruhig schaue ich von meinem Buch auf zu dem braunhaarigen Störenfried, welcher gerade seinen Besen gegen die Wand geschmissen hat. „Du weckst sie noch auf", unterbreche ich die Schimpftirade von Julie, welche heftig zusammen zuckt, „Unteranderem ist es inzwischen 16:30 Uhr." Mein Gegenüber schaut mich erschrocken, fast schon verstört an: „Seit wann seit ihr denn da?" „Seit gut zwei Stunden", antworte ich und schaue sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Du glaubst doch wohl nicht, bloß weil die Pfeife von Captain nicht pünktlich kommt, dass wir nicht trainieren würden. Glaub mir wenn ich den finde, dann kann er was erleben dieser eingebildete, selbstverliebte, saufende Idiot!", ihre Augen funkelten wütend, als sie diese Worte ausstieß, „Apropos Uhrzeit, wieso schläft sie schon wieder?" Sie nickte Richtung Bett, wo Jane lag und seelenruhig schlief. Mein Blick wanderte zu ihr. Es überraschte mich, dass sie bei diesem Lärm noch schlafen konnte, jedoch brauchte sie wohl diese Ruhe dringend, um alles für einen Moment mal vergessen zu können. „Komm wir gehen runter, sie soll in Ruhe schlafen", ich lege mein Buch weg und ziehe, auf dem Weg nach unten Richtung Gemeinschaftsraum, Julie einfach mit mir mit.

*zuvor um 14:00*

„Wie hat dir das 9. Kapitel gefallen? Wo die Beiden sich ihre Liebe gestehen? Ich muss zugeben, sogar ich war gerührt bei dieser Stelle", fragt Laura mich ganz begeistert, wie immer wenn es um Bücher ging. Ich lächele sie an und erwidere: „Ja die Stelle hat mir auch gut gefallen, ich fand auch, dass sie sehr gut geschildert wurde. Jedoch habe ich das Gefühl, dass sie nicht sehr lange zusammen bleiben werden." „Was? Sowas kannst du doch nicht sagen, dies ist immerhin die erste Romanze die mir zusagt. Da kannst du doch nicht meine inzwischen gewonnene Hoffnung, dass es wahre Liebe gibt, einfach zerstören", die Ravenclaw sieht mich entsetzt an und greift sich dramatisch an die Brust. „Du verbringst zu viel Zeit mit Julie, du übernimmst langsam Angewohnheiten von ihr", kommentierte ich ihr Verhalten und biege in Richtung Torbogen ab, „wir sehen uns später, ich muss noch zum Eulenturm." Mit diesen Worten verschwinde ich aus ihrem Blickfeld.

Als ich ankomme ist schon das Gezwitscher der Eulen zu hören. Ich betrete den Turm und binde meinen Zettel an den Fuß einer kleinen Schleiereule welche zu mir her geflogen kommt: „Hier kleine, bring diese Nachricht bitte schnell zu meinen Eltern. Danke dir" Zum Dank gebe ich ihr noch einen Keks und beobachte wie sie weg fliegt, bis ich sie nicht mehr sehen kann. Leise seufzend drehe ich mich um und erblicke Jane vor mir, welche entsetzt auf einen Brief starrt. Bedacht gehe ich mit vorsichtigen Schritten auf sie zu: „Jane? Willst du mir erzählen was passiert ist?" Sie schaut mich verschreckt an und rennt aus dem Eulenturm hinaus, der Brief segelt langsam zu Boden. Hab ich mich getäuscht oder hatte sie Tränen in den Augen? Grübelnd schaue ich auf die Seite welche auf dem Steinboden liegt. Wenn ich sie liegen lasse, könnte jemand anderes sie finden und nach dem Jane so reagiert hat, sollte es wohl niemand sonst lesen. Entschlossen hebe ich den Brief auf und stecke ihn ein. Jetzt muss ich sie dringend finden.

Eine gefühlte Ewigkeit wandere ich schon durch die Gänge Hogwarts auf der Suche nach Jane. In Gedanken bin ich bereits mehrmals durch gegangen wo sie sein könnte. Als ich um eine Ecke bog und am Ende des Korridors zwei Personen sehe, verlangsame ich meine Schritte und gehe langsam auf die beiden zu. Von weitem kann ich einen Gryffindor Umhang erkennen, dessen Träger braunschwarze Haare hat und offensichtlich von einer blondhaarigen Person im Arm gehalten wird. Mehr als merkwürdig.

Mit immer näher kommenden Schritten, erkenne ich so langsam wer da zusammen sitzt: eine schlafende Jane und eine sie im Arm haltende Lysan Malfoy. Ein leichtes Lächeln, über dieses Bild, schleicht sich auf meine Lippen. „Hallo Lysan", mache ich mich bemerkbar, woraufhin die Blonde leicht hochschreckt, mich entsetzt anschaut und offensichtlich nach einer Erklärung sucht. Ich lächele sie freundlich an: „Würdest du mir verraten wie es dazu gekommen ist, ich möchte nur ausschließen, dass Jane etwas passiert ist." Ich sehe wie ihr eine kleine Schweißperle die Stirn hinunterläuft. Ihre Mimik wirkt verwirrt, ratlos und überfordert. "Also, zuerst mal, ich hab sie nicht belästigt oder sonst irgendwas getan, oder versucht. Ich hab, ich hab bloß...", ringt sie nach einer Erklärung.

Sie ist wirklich von sich selbst verwirrt, ich sollte ihr wohl unter die Arme greifen: „Schon gut, du kannst wohl grad nicht darüber reden. Wäre es dir dann aber möglich, mir zu helfen und sie hoch in unseren Gemeinschaftsraum zu bringen?" Verblüfft sieht sie mich an. So als ob sie nicht glauben könnte, was ich gesagt hab. „Äh, na klar, kein Problem", anscheinend hat sie sich wieder gefangen, also gehe ich schon mal vor, Wobei sich mir ein leichtes grinsen auf die Lippen schlich, als ich über meine Schulter blicke und sehe wie Jane von Lysan im Brautstyle getragen wird.

Beim Gryffindorturm angekommen, bestätige ich das Passwort und nicke der Slytherin zu mir zu folgen. Leicht angespannt geht sie dieser Aufforderung nach. „Du hast Glück, Julie ist im Moment nicht da", versuche ich sie zu beruhigen, was zu funktionieren scheint. Sie beginnt ebenfalls zu grinsen und lacht leicht auf: „Ja, ich habe wirklich keine Lust mir von der irgendwelche Sachen an den Kopf werfen zu lassen, wortwörtlich." Diese Aussage ist wahr und amüsant, weswegen ich lache und schließlich in Richtung eines Sofas, welches vor einem Kamin steht, zeige. „Du kannst sie dort hinlegen und danke, dass du sie hergebracht hast", zwinkere ich ihr sanft lächelnd zu, „und auch, dass du dich um sie gekümmert hast. Du weißt wahrscheinlich selbst nicht, warum du zu ihr gegangen bist. Aber ich persönlich denke, dass du doch nicht so kühl und herzlos gegenüber Frauen bist, wie du es immer vorgibst. Vielleicht hast du sie auch beneidet, dass sie so offen Gefühle zeigen kann." „Äh, ja genau, ist klar. Also, gern geschehen und danke für's nicht nachfragen, ich sollte jetzt besser los, bis dann oder so", damit verabschiedet sich Lysan von mir und verlässt schnellen Schrittes den Gryffindor-Raum.

Es schleicht sich wieder ein amüsiertes Lächeln auf meine Lippen, sie scheint wirklich ein Problem damit zu haben, alles offen frei zu legen und ist mir sichtlich ausgewichen. Interessant. Mein Blick wandert wieder Richtung Jane, welche so friedlich auf dem roten Sofa liegt. Bedacht leise setze ich mich neben einen Sessel, lese und warte bis sie aufwacht. Jemand sollte bei ihr sein. Nachdem was im Eulenturm passiert ist, muss es eine schlimme Nachricht gewesen sein. Hoffentlich nichts allzu schlimmes.

Can you love me?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt