Unerwarteter Besuch

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Erst am nächsten Morgen wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben gemordet. Und es war nicht mal ein normales Tier. Nein, es war ein Elf mit Gefühlen,Bewusstsein und Intelligenz. Das erste Mal fragte ich mich, ob es richtig war, dies zu tun. Ich war doch noch so jung, gerade mal 11 Jahre ! Wäre es andererseits sonst sowieso irgendwann passiert ? Und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen ? Ich hatte keine Ahnung. Fakt war aber, dass es zwei Wege im Leben gab, zwischen denen man sich entscheiden musste, den richtigen oder den falschen Weg. Ich hatte mich definitiv für den Falschen entschieden. Aber war das so schlimm ? War dieser Weg wirklich so falsch, wie alle sagten ? Viele, die diesen Weg gegangen waren, hatten doch viel erreicht. Grindelwald, Voldemort, die Todesser...

Ich musste zugeben, dass es mir nicht leid tat, den Hauselfen getötet zu haben. Ganz und gar nicht. In dem Moment, als ich ihn umbrachte, hatte ich etwas gespürt. Die eisige Kälte in mir, vor der ich mich als ich kleiner war immer so gefürchtet hatte, war durch meinen ganzen Körper geströmt und hatte mir in dem Moment ein berauschendes Gefühl an Macht und Begierde gegeben. Ich wollte mehr davon. Aber ich wusste, dass ich mich mit meinen Taten auf gefährliches Terrain begab.

Da ich das Frühstück verschlafen hatte, machte ich mich auf den Weg zum Mittagessen. Davor zog ich noch schnell eine einfache Leggins und einen dunkelgrünen Pullover an, der mir viel zu groß war. Dann stieg ich langsam die Treppe hinunter und schlenderte in den Speisesaal. Dieser war eine große Halle mit einem großen, verzierten Tisch, an dem 12 Stühle standen. Ich fragte mich, wozu wir so einen großen Tisch mit so vielen Stühlen brauchten, wenn wir doch nur zu fünft waren. Als ich noch kleiner war, hatten meine Schwester und ich immer hier gespielt. Damals waren wir immer um die Stühle gerannt und hatten uns unter dem Tisch vor meinem kleinen Bruder versteckt. Dann waren wir immer hervor gesprungen und erschreckten ihn. Oder wir spielten zu dritt fangen, das war auch immer sehr lustig, weil immer einer hinfiel und irgendeine Vase mit herunter riss. Meine Eltern fanden das gar nicht witzig, haben die Vase dann aber immer wieder ganz gehext. Aber diese Zeiten waren vorbei ...

Als ich den Saal betrat, wurde mir von meiner Mutter ein missbilligender Blick zugeworfen, den ich aber gekonnt ignorierte. Ich war 5 Minuten zu spät erschienen und natürlich machte sie ein Drama daraus. Die Kopfseite des Tisches war noch leer, also war mein Vater auch noch nicht da. Meine Mutter saß zur Rechten von Vaters Platz und neben ihr meine Schwester. Auf der anderen Seite saß, gegenüber von meiner Mutter, Jason.

Das war auch so ein Ding von reinblütigen Familien. Der Vater, das Oberhaupt der Familie, saß am Kopf des Tisches. Daneben zu seiner Rechten saß seine Frau. Das sollte ausdrücken, dass diese immer hinter ihm stand, sozusagen seine "rechte Hand" war. Danach kamen die Kinder. Bei dem Sohn gab es jedoch eine andere Regel. Er war der Mutter ebenbürtig, da er der Familienerbe war. Er würde den Familiennamen weitertragen. Die Töchter wurden ja in andere Familien eingeheiratet, trugen dann also andere Nachnamen. Der Sohn aber sorgte dafür, dass der Familienname weiter existierte. Fragt mich nicht, ich finde diese Regeln auch dämlich. Als ob der Sohn mehr Wert war als die Tochter. Oder auch, dass der Vater das alles bestimmende "Familienoberhaupt" sein sollte. Diese Reinblüterregeln waren eigentlich echt sexistisch. Aber später würde ich das ändern.

Plötzlich hörten wir, wie die Haustür aufschwang und mit schweren Schritten mein Vater eintrat. Das Rascheln danach ließ vermuten, dass er seinen Umhang an der Garderobe aufhing. Dann kam er in den Speisesaal stolziert. Meine Mutter wagte es nicht, ihn darauf hinzuweisen, dass er zu spät war. Ich hatte mich inzwischen neben meinem Bruder niedergelassen und wartete auf das Essen. Mein Bruder war meinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte auch braune Haare und grünblaue Augen. Mein Vater trug einen teuren Anzug aus Samt mit gelben Akzenten. Ich persönlich hätte ja grün besser gefunden. Er umrundete den Tisch und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Stirn und strich ihr liebevoll durch's Haar, was sie leicht erröten ließ. Dann setzte er sich auf seinen Platz und schaute in die Runde. Mich ignorierte er so gut es ging.

Slytherin Proud  (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt