Kapitel 16

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Kapitel 16

Die folgenden Tage verbrachten wir fast ausschließlich miteinander. Damon lagerte einige Klamotten und seine Zahnbürste bei mir ein, und weigerte sich das Haus, geschweige denn mich auch nur für kurze Zeit zu verlassen. Nur unter größtem Protest konnte ich ihn einmal dazu bewegen, auf eine Versammlung des Gründerrates zu gehen, mit dem Ergebnis, dass er nur eine halbe Stunde später wieder hinter mir in der Küche auftauchte, und mich auf die Arbeitsplatte hob, um mich zu nageln als gäbe es kein Morgen mehr.

Essen ließen wir uns meistens kommen. Ich hatte einmal versucht für uns zu kochen, mit dem Selben Resultat wie bei seinem Versuch auf die Versammlung zu gehen: Mein Hintern – Arbeitsplatte – Sex…

Er erzählte mir in dieser Zeit nahezu lückenlos alles aus seinem Leben. Vor und nach der Wandlung. Ich wusste von Katherine und Elena, den Urvampiren und Wölfen. Von den guten und den schlechten Dingen, die er getan hatte. 

Ich war wahnsinnig glücklich. Und wahnsinnig verliebt.

Doch irgendwann war der Tag, an dem mein Vater noch Mystic Falls kommen sollte, da. Er hatte mir per Mail die genauen Daten zukommen lassen, und somit wusste ich ungefähr, wann er bei mir eintreffen würde.

Ich bat Damon, mich zuerst alleine mit ihm reden zu lassen, aber in meiner Nähe zu bleiben.

„Als würde ich irgendwo anders hingehen“, versicherte er mir mit einem Kuss auf die Nasenspitze.

Ich wusste, dass der Moment gekommen war, als Damon mich fest an sich zog und fest küsste. Seine Worte waren sehr eindringlich und tröstend als er sprach. „Ich bin nebenan. Ich werde sofort da sein wenn du mich brauchst. Du hast mich Aimeé. Ich gehe nicht weg.“ Er zwinkerte mir noch einmal aufmunternd zu und ging dann in die angrenzende Küche, als es an meiner Tür klingelte.

Als ich in den Flur trat, und meine Hand auf die Türklinke legte, hämmerte mein Herz wie ein Presslufthammer auf Speed. Ich ermahnte mich zur Ruhe. Schließlich war es doch nur mein Dad, der mich besuchen kam. Der Dad, den ich über alles liebte, dessen kleiner Schatz ich war. Der, der mich mein Leben lang belogen hatte… Shit!

Es half ja nix – ich atmete aus und drückte die Klinke. Es war seltsam ihn jetzt zu sehen und mich diesem vertrauten Gesicht gegenüber so fremd zu fühlen. Ich konnte ihn nicht umarmen und bat ihn nur ohne große Geste herein in mein Wohnzimmer. Dad stammelte etwas von: ,Nett hast du’s hier’; ich fand die Situation einfach nur ätzend. 

Das war der selbe Mann auf meinem Sofa, mit dem ich unzählige Abende zusammen auf der Couch verbracht hatte, Pizza gemampft, und uns über uralte Filme ausgelassen, oder uns gegenseitig wegen irgendwelcher kitschigen Soups in einen Lachanfall nach dem anderen befördert hatten. Und jetzt mochte ich ihn nichtmal ansehen!

„Du siehst…gut aus“, meinte er schließlich, als ich mich ihm gegenüber auf einem bequem gepolsterten Sessel einringelte, und die Beine unter meinen Körper zog. Noch vor wenigen Tagen wäre ich ihm auf den Schoß gekrabbelt, und hätte ihm haarklein erzählt, dass die gesunde Röte auf meinen Wangen, das Strahlen meiner Haut, und der Glanz in meinen Augen einen Namen hatte. Ich hätte ihm alles über Damon erzählt, und wie verliebt ich war. Stattdessen stotterte ich unbeholfen ein „Danke“, und wappnete mich für DAS Gespräch.

„Dad, könntest du mir bitte endlich erzählen, warum ich bin was ich bin!?“ Auch wenn ich mich keineswegs so fühlte, klang meine Stimme doch erstaunlich fest. „Und bitte keine Lügen mehr! Ich weiß, dass ich zur Hälfte ein Vampir bin und auch von den damit verbundenen Fähigkeiten. Ich werde nicht zögern, dich eine Weile ohne Eisenkraut festzuhalten und dich dann einfach um die Wahrheit bitten.“ 

I feel YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt