Kapitel 2

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Kapitel 1

Ich saß an jenem Abend an einem der Tische in einer Nische und konnte den gesamten „Grill“ gut überblicken. Zwar konnte ich die eintretenden Gäste nicht sehen, da mein Rücken zur Tür gewandt war, aber in den Raum hinein sah ich umso besser. 

Vielleicht war ich an dem Tag ein wenig voyeuristisch angehaucht, denn ich hatte eine nette Beschäftigung darin gefunden, die Leute zu beobachten. Es waren oft die selben Gäste da, und die meisten kannte ich mittlerweile flüchtig. 

Die hübsche blonde hieß Caroline und sie spielte mit ihrem Freund eine Runde Darts. Sein Name war Tyler so weit ich mich erinnerte, und ein echter Hingucker. Es machte Spaß die beiden aus der Ferne zu beobachten, mit ihnen zu lachen und zu schmunzeln wenn sie sich verliebt küssten. 

An einem anderen Tisch saßen Freunde von ihnen, Bonnie und deren Freund Jeremie. Immer wieder wechselten sie ihre Plätze. Der eine stand auf und spielte mit, die zwei Mädels flüsterten verschwörerisch, die zwei Jungs versuchten sich gegenseitig mit Sprüchen und Taten zu übertrumpfen… 

So ging das eine ganze Weile bis die Gruppe gemeinsam das Lokal verließ, und ich mich anderen Dingen zuwenden konnte. Ich hatte mein Laptop dabei und machte mich mal wieder ans Schreiben. Mittlerweile hatte ich mein Essen auch serviert bekommen, und ich schob mir die Fritten abwesend in den Mund während ich schrieb. Ich kam gut voran und war richtig gefangen von meiner neuesten Story. Ich war schon immer gefesselt von Vampirsagen und konnte stundenlang in Dokumentationen über diese Wesen versinken. Es war also kein Wunder, dass ich auch über sie schrieb, und sich meine Bücher ausschließlich mit den Frankensteins und Konsorten beschäftigten. Ich schwamm auf der „Twilight- Welle“ mit. Ich war ja so im Trend! Yeah…!

Ich war so ins Schreiben vertieft, dass ich kurz erschrak, als mir der junge Kellner leicht auf die Schulter tippte und mich ansprach.

„…jemand Zuhause?“ Er grinste mich leicht an. 

„Oh sorry, ich hab dich nicht gehört…oder gesehen. Die Arbeit…, “ scherzte ich und verdrehte die Augen.

„Is ja nich schlimm“, fuhr er fort. „Ich wollte dich nur fragen ob ich dir noch was bringen kann?“ Seine Augen wanderten neugierig auf meinen Monitor.

„Ja gerne. Bring mir doch noch ein Glas von eurem Grey Goose… Brauchst du wieder nen Ausweis?“ Die ersten paar Wochen musste ich mich überall ausweisen. Niemand hätte mir einfach so geglaubt dass ich 21 war. 

Wieder grinste der Kerl, -Matt- winkte aber lässig ab. „Nee danke, irgendwann kennen wir unsere Gäste. Ich bring dir deinen geliebten Goose und dann erzählst du mir was du da tippst?!“ Ich nickte und er machte sich auf den Weg. 

Schnell war er zurück und ich erzählte ihm im Groben die Umrisse meiner Schreiberei. Er schien sich ehrlich dafür zu interessieren und hörte entspannt zu. Lange konnte Matt allerdings nicht sitzen bleiben, er war schließlich bei der Arbeit. Also verabschiedeten wir uns irgendwann, und scherzten, dass wir uns wieder mal hier über den Weg laufen würden wenn das Schicksal, oder meine Sucht nach Goose es wollte. 

Man sollte nicht so leichtsinnig über das Schicksal reden, das weiß ich jetzt auch…

Meines betrat das Lokal in dem Moment als Matt sich wieder an die Arbeit machte. 

Ich spürte seine Präsenz noch bevor ich ihn sah, nahm ihn auf einer unbekannten Bewusstseinsebene wahr. Sein Geruch flutete meine Sinneszellen und mein ganzer Körper richtete sich nach ihm aus. Jede einzelne Zelle, jedes noch so feine Haar wurde von ihm angezogen wie eine Motte von der tödlichen Flamme. 

Ich kannte ihn, wusste in dem Moment als ich ihn sah, was er war. Es fühlte sich an als wäre das verloren gegangene, uralte Wissen mit ihm in mein Leben getreten.

Er setzte sich nach kurzem Zögern in Bewegung und nahm an der langen Bar platz, bestellte sich Bourbon, und drehte sich dann auf seinem Stuhl in den Raum um. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Noch niemals war ich von etwas, oder jemandem, so angezogen wie von ihm. 

Er ließ seinen Blick lasziv durch die Räumlichkeiten schweifen und ich hörte auf zu atmen als er bei mir hängen blieb. Meine gute Kinderstube sagte mir, dass jetzt der Zeitpunkt wäre höflich den Blick abzuwenden. Ich versuchte es nicht einmal… 

Auch nicht als er sich erhob und mit geschmeidigen Schritten auf mich zukam. Seine Augen leuchteten im schummrigen Licht der Bar und sein Blick war fragend. Seine Lippen hatte er leicht geöffnet und die Augenbrauen sachte zusammengezogen. 

Auch wenn mein Körper alle lebenswichtigen Funktionen eingestellt hatte, oder zumindest wild durcheinander würfelte, konnte ich doch mit schmerzlicher Klarheit erkennen, dass er in jeder Hinsicht perfekt war.

Er hielt an meinem Tisch an und sprach ohne das leiseste Zögern aus was ich fühlte.

„Warum zur Hölle kenne ich dich…?“

„Oh gut“, ich atmete erleichtert aus. „Du fühlst es auch…!“

I feel YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt