kapitel 22

2.2K 47 1
                                    

Kapitel 22

Klaus gab mir achtundvierzig Stunden Zeit, um mich auf den Weg zu ihm zu machen. Er befand es nicht für nötig, mir zu sagen, wohin ich mich wenden sollte, seine Handlanger für die Drecksarbeit würden mich schon finden. Ich bezweifelte nicht, dass viele von ihnen bereits in diesem Moment ihre Positionen eingenommen hatten, um mich zu beschatten. Und um keine Lücken in seinem Plan zu lassen, informierte mich Klaus darüber hinaus, dass ich meine Mutter nie kennen lernen würde, sollte ich nicht innerhalb der Frist bei ihm sein. Danach würde er einfach so weiter machen, und meinem Vater einen Besuch abstatten und danach…Damon. Er würde einfach so lange warten, bis er ihn in die Finger bekäme. Die Fröhlichkeit, mit der er in allen Einzelheiten beschrieb, was er mit Damon tun würde, sobald er ihn in seinen Händen hätte, war einfach Übelkeit erregend. Und dann, mit einem letzten fröhlichen „bis bald meine Hübsche!“, wandte er sich ab und verschwand. 

So wie die Tür hinter ihm zuschlug, kam wieder Leben in Stefan und Elena. 

„Ich rufe sofort Alaric an. Er muss auf der Stelle aufhören zu denken, und seinen Hintern hier her bewegen“, sagte Stefan.

„Gut, und ich versuche Bonnie zu erreichen. Sie kann versuchen, die Verbindung zwischen Klaus und Alaric zu trennen. Und ich rufe deinen Dad an Aimeé. Bonnie soll ihn mit hier her bringen, damit wir alle zusammen sind. Gemeinsam finden wir schon eine Lösung“, versuchte Elena mich zu trösten. 

Ich selbst war längst über Tränen hinaus. Was ich empfand, war pure Verzweiflung. Sie brannte sich durch meine Adern wie Säure und nur Damons Hand, die langsam und gleichmäßig über meinen Rücken strich, verhinderte, dass ich einfach auseinander fiel. Wie konnte mein Leben von einem Moment auf den nächsten so aus den Fugen geraten. Damon setzte sich mit mir zusammen auf eine der großen Couches, zog mich auf seinen Schoß, und flüsterte unablässig besänftigende Worte in mein Ohr, küsste immer wieder meine Stirn und war rührend um meine Fassung bemüht. Bestimmt hätten seine Berührungen auch die gewünschte Folge gehabt, wenn ich nicht hätte hinter seine Maske blicken können. Er war besorgt. Nicht das ein Damon Salvatore je Angst gehabt hätte, und schon gar nicht um sein eigenes Leben, aber das unablässige Zittern seiner Muskeln, und nicht zuletzt seine Gedanken, verrieten ihn.

Ich sah zu ihm auf und küsste ihn kurz und heftig. Er hielt mein Gesicht mit seinen Händen umrahmt, als sich unsere Lippen wieder trennten.

„Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert“, war alles, was ich ihm sagen konnte. Klar hatte ich auch Angst um die fremde Frau in Klaus’ Gewalt, die meine Mutter war, und ich würde sicherlich noch unzählige Tränen für das Leid, welches sie in diesen Stunden erleiden musste, vergießen. Und mein Dad…ich wollte nicht daran denken, was geschehen würde, sollte er Klaus in die Hände fallen. Aber Damon! Nein! 

Mum, Dad, alle anderen die ich liebte zu verlieren, wäre unbeschreiblich schmerzhaft, und ich würde das nicht in Kauf nehmen. Aber der Gedanke daran, Damon würde nicht weiter auf dieser Welt wandeln, sein übliches, schiefes Grinsen im Gesicht… Es wäre egal, ob ich sterben würde oder nicht. Mit Damons Tod würde sich meine Welt ohnehin aufhören zu drehen. Und so reifte der Entschluss in meinem Kopf.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit seit den Telefonaten von Stefan und Elena vergangen waren, aber als ich meinen Kopf hob, zog mich Dad gerade in seine Arme und auch Alaric und Bonnie waren da. Damon reichte meinem Vater zur Begrüßung tatsächlich die Hand, und auch wenn Dads Gesicht aus Wachs zu sein schien, ergriff er sie und bedankte sich kurz. 

Bald aber hatten alle Platz genommen, und Elena und Stefan weihten die Neuankömmlinge ein. Sie ließen die zu grausigen Details weg, um meinen Vater zu schonen. Der war auch so schon einer Ohnmacht nahe. Es tat mir im Herzen weh, zu sehen, wie sein Gesicht kurz aufleuchtete, als Stefan erzählte, dass meine Mum in die Sache verstrickt sei, und sie somit in Reichweite war. Das sie dennoch unerreichbar war, folgte im nächsten Satz, und der Glanz in den Augen meines Vaters erlosch umgehend. Das konnte ich nicht geschehen lassen…

I feel YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt